Weltverfolgungsindex 2024

Ägypten

Christenverfolgung in Ägypten

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023

Überblick

Die meisten Verstöße gegen die Religionsfreiheit finden auf sozialer und gesellschaftlicher Ebene statt. Beispielsweise werden Christinnen auf offener Straße belästigt oder Christen werden zum Wegzug gezwungen, weil aufgebrachte Menschenmengen ihnen angebliche Blasphemie vorwerfen. Diese Vorfälle ereignen sich vor allem in den ländlichen Gebieten Oberägyptens und in bestimmten städtischen Gebieten, in denen salafistische Gruppen aktiv sind. Präsident Abd al-Fattah al-Sisi äußert sich positiv über die traditionsreiche christliche Gemeinschaft in Ägypten. Trotzdem sind Christen schutzlos und werden immer wieder Opfer von Anschlägen und Übergriffen, weil die Strafverfolgung unzureichend bleibt und Sicherheitsbehörden bei manchen Angriffen auch Mittäter sind.

Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft stehen seitens ihrer Familien unter enormem Druck, zum Islam zurückzukehren. Der Großimam der ägyptischen Azhar-Universität, einer der einflussreichsten islamischen Universitäten der Welt, erklärte, dass Muslime nicht den christlichen Glauben annehmen dürften. Der Staat macht es außerdem unmöglich, einen Glaubenswechsel offiziell anerkennen zu lassen, und die Sicherheitsbehörden nehmen regelmäßig christliche Konvertiten muslimischer Herkunft fest.

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Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

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1. Hintergrund

Obwohl Ägypten formal eine Demokratie ist, sind in der Praxis die Befugnisse des Parlaments seit jeher schwach und de facto regiert der Präsident allein. Die Unabhängigkeit der Justiz ist begrenzt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Regierung Gerichtsurteile einfach ignoriert. Mit der Vereidigung von Präsident al-Sisi im Jahr 2014 hat sich die politische Lage in Ägypten stabilisiert, aber die Situation der Menschenrechte befindet sich in einer Krise. Al-Sisi geht hart gegen oppositionelle Gruppen vor: Tausende seiner Kritiker wurden verhaftet, gefoltert, entführt und vor Militärgerichte gestellt. Im Jahr 2018 genehmigte der Präsident das „Gesetz zur Bekämpfung von Cyber- und Informationstechnologiedelikten“, das angeblich Extremismus und Terrorismus bekämpfen soll. In Wirklichkeit aber gibt dieses Gesetz den Behörden die Befugnis, Inhalte zu blockieren. Die sozialen Medien werden überwacht, Kritik an der Regierung oder am Islam wird nicht geduldet.

Ägypten ist kulturell konservativ geprägt. Das Land strebt danach, ein bedeutendes Zentrum des sunnitischen Islam zu sein. Vor allem in ländlichen und verarmten Gebieten, in denen viele Christen leben, haben extremistische Imame großen Einfluss. Im ganzen Land ist die Kluft zwischen Christen und Muslimen groß. Die Diskriminierung von Christen in der Arbeitswelt ist nach wie vor offensichtlich, insbesondere in staatlichen Einrichtungen. Läden und Geschäfte von Christen werden mitunter boykottiert. Christen sind Angriffen von wütenden Menschenmengen ausgesetzt, die sich durch Gerüchte über angebliche Blasphemie oder die Eröffnung einer neuen Kirche aufwiegeln lassen. In der Regel nutzen die lokalen Behörden sogenannte „Schlichtungstreffen“, um einen Konflikt zu lösen. Dies führt häufig dazu, dass muslimische Angreifer unbestraft bleiben und eine Kultur der Straffreiheit für Gewalt gegenüber Christen entsteht.

Nach Angaben der World Christian Database sind 90 Prozent der Ägypter Muslime, die meisten von ihnen Sunniten. Christen sind vor allem in Oberägypten und in den großen Städten zu finden. Mehr als 90 Prozent von ihnen gehören der koptisch-orthodoxen Kirche an.

Laut der christlichen Hilfsorganisation „Middle East Concern“ legt „Ägyptens Verfassung von 2014 [...] den Islam als Staatsreligion fest, und die Grundsätze des islamischen Rechts werden als die Hauptquelle der Gesetzgebung etabliert. [...] Die Verfassung besagt, dass die Religionsfreiheit uneingeschränkt gilt, und sie garantiert die freie Religionsausübung, sofern sie mit den Vorschriften übereinstimmt und durch Anhänger der abrahamitischen Religionen (das heißt des Judentums, Islam oder christlichen Glaubens) vollzogen wird. Obwohl ein Glaubenswechsel in der kodifizierten Rechtsordnung nicht verboten ist, bleibt in der Praxis die Abkehr vom Islam nicht erlaubt.“

Weltanschauungen Anhänger %
Christen 9.797.000 9,1
Muslime 97.533.000 90,3
Hindus 1.800 < 0,1
Buddhisten 1.000 < 0,1
Juden 100 < 0,1
Bahai 2.500 < 0,1
Atheisten 96.900 0,1
Agnostiker 597.000 0,6
Andere 2.100 < 0,1

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Oberägypten, der südliche Teil des Landes, ist dafür bekannt, islamisch konservativer und extremistischer zu sein als der Norden. In dieser Region ereignen sich die meisten Vorfälle und Angriffe von aufgebrachten Menschenmengen gegen Christen; im Gouvernement al-Minya in Oberägypten wird die höchste Zahl solcher Angriffe pro Einwohner verübt. Angriffe durch extremistische Muslime geschehen insbesondere in den Dörfern und Städten des Nildeltas im Norden. Islamisch-extremistische Gruppen wie die Muslimbruderschaft haben Unterstützer im ganzen Land. Dagegen sind gewalttätige islamistische Milizen nur im Nordosten der Sinai-Halbinsel sichtbar aktiv. Präsident al-Sisi behauptete Nachrichtenberichten zufolge indes Ende Februar 2023, dass der Terrorismus in der Sinai-Region besiegt worden sei.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Christen fühlen sich oft als Bürger zweiter Klasse. Im Umgang mit staatlichen Behörden werden sie diskriminiert; der Staat ist nicht bereit, die Grundrechte der Christen anzuerkennen und durchzusetzen. In der Vergangenheit gab es mehrere große Angriffe und Anschläge islamistischer Milizen, die auf Christen abzielten. Solche großen Anschläge (z. B. auf Kirchen) wurden in den vergangenen fünf Jahren zwar nicht mehr verübt, stattdessen wurden einzelne Christen von islamischen Extremisten ins Visier genommen, angegriffen und getötet.

Diktatorische Paranoia

Ägypten hat eine lange Tradition autoritärer Herrschaft. Gegenwärtig wird das Land von einer Zivilregierung unter der Führung des früheren Generals Abd al-Fattah al-Sisi regiert. Angesichts der enormen aktuellen wirtschaftlichen, politischen, sicherheitstechnischen und sozialen Herausforderungen scheint diese Regierung den grundlegenden Menschenrechten und dem demokratischen Pluralismus nur geringe Priorität einzuräumen. In diesem Kontext ist Religionsfreiheit für Christen nicht vollständig gewährleistet.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

90 Prozent der Christen in Ägypten gehören der koptisch-orthodoxen Kirche an. Außerdem gibt es auch traditionelle protestantische und katholische Kirchen und Gemeinden. Entgegen des offiziell im Land vermittelten Bildes werden koptische Christen im Bildungswesen und durch staatliche Gesetze in wesentlichen Aspekten ihres kirchlichen Lebens einschränkt. Im Allgemeinen werden koptische Christen aber vom Staat und von der muslimischen Mehrheit toleriert, weil sie auf eine beträchtliche Größe von mehreren Millionen Menschen und auf eine historische Präsenz verweisen können. Christen aus anderen traditionellen Kirchen werden regelmäßig von den umliegenden Nachbarschaften angegriffen. Gerüchte, ein Gebäude würde in eine Kirche umgewandelt, ein Vorwurf der Blasphemie (in den sozialen Medien) oder eine Beziehung zwischen einem Christen und einer Muslima reichen aus, um Gewalt auszulösen, etwa durch eine aufgestachelte Menschenmenge. In Fällen von Gewalt werden christliche Opfer oft gezwungen, an traditionellen Schlichtungstreffen teilzunehmen, aus denen die muslimischen Täter weitgehend straffrei hervorgehen. Unterdessen bleiben gewalttätige islamistische Milizen eine Gefahr.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Es gibt eine kleine, aber wachsende Zahl von christlichen Konvertiten muslimischer Herkunft, die schwerwiegende Verfolgung erfahren, meist durch Familienangehörige. Sie werden für ihre Abwendung vom Islam durch Verwandte bestraft, oft mit Schlägen oder der Vertreibung aus dem Haus. Außerdem werden sie vom ägyptischen Geheimdienst streng überwacht, der regelmäßig christliche Konvertiten festnimmt.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Es gibt mehrere evangelikale und pfingstkirchliche Gruppen im Land. Manche dieser Christen sind Konvertiten muslimischer Herkunft in der zweiten oder dritten Generation, andere haben einen orthodoxen Hintergrund. Sie erleben Druck sowohl durch die muslimische Gesellschaft als auch – in einem geringeren Maße – durch die koptisch-orthodoxe Kirche.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 12.5
Familienleben 13.7
Gesellschaftliches Leben 11.4
Leben im Staat 11.9
Kirchliches Leben 10.9
Auftreten von Gewalt 7.8

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Ein Beschluss des Kairoer Verwaltungsgerichts aus dem Jahr 2008 besagt, dass die freie Religionsausübung gewissen Einschränkungen unterliege und dass der Glaubenswechsel vom Islam zu einem anderen Glauben eine Verletzung der Prinzipien des Islam darstelle und deshalb verboten sei. Mehrere Christen wurden verhaftet oder durch eine aufgebrachte Menschenmenge angegriffen, nachdem sie angeblich in den sozialen Medien den Islam beleidigt hatten. Der Vorwurf der Blasphemie ist leicht zu erheben, weshalb die meisten Christen es vermeiden, über ihren Glauben mit Menschen zu sprechen, die sie nicht kennen oder denen sie nicht vertrauen. Die Feindseligkeit innerhalb der Gesellschaft gegenüber christlichen Konvertiten ist sehr hoch. Bloße Gerüchte eines Glaubenswechsels können zu Gewalt durch eine wütende Menge führen, insbesondere in ländlichen Gegenden. Der Glaubenswechsel wird als große Schande für die Familienehre gesehen. Häufig verstoßen Familien die Personen, die sich dem christlichen Glauben zuwenden. Sie zwingen sie dazu, ihren neuen Glauben zu widerrufen. Viele halten ihren christlichen Glauben geheim. Christen in Oberägypten sind aus Angst vor Schikanen vorsichtiger mit sichtbaren Symbolen wie Kreuzen in Autos. Die meisten, wenn nicht sogar alle koptischen Christen tragen ein tätowiertes Kreuz auf dem Arm. Es dient als Erkennungszeichen beim Betreten einer Kirche. Das macht sie jedoch auch für Angreifer leichter erkennbar.

Familienleben

Für Christen muslimischer Herkunft ist es unmöglich, ihre Religionszugehörigkeit in ihrem Personalausweis zu ändern. Kinder haben automatisch dieselbe Religionszugehörigkeit wie ihre Väter. Das führt dazu, dass Kinder von christlichen Konvertiten als muslimisch registriert werden. Nach der Scharia darf ein Christ keine muslimische Frau heiraten. Der Druck vonseiten der Familie, sich von einem christlichen Konvertiten scheiden zu lassen, ist hoch. Doch selbst wenn es nicht zu einer Scheidung kommt, verliert der Ehepartner christlichen Glaubens gemäß der Scharia sein Erb- und Sorgerecht. Der Islam ist im Bildungssystem vorherrschend. Kinder von koptisch-orthodoxen Christen haben ihren eigenen Religionsunterricht, müssen aber dennoch im Rahmen des Lehrplans islamische Literatur und den Koran studieren. Zuweilen wird kein christlicher Religionsunterricht angeboten, und in einigen Fällen müssen christliche Schüler am islamischen Religionsunterricht teilnehmen. An christlichen Privatschulen bleibt Kindern dies oftmals erspart, doch solche Schulen sind nur für wenige christliche Familien finanziell erschwinglich.

Gesellschaftliches Leben

Diskriminierung in der Arbeitswelt ist weitverbreitet und findet in den verschiedenen Sektoren statt. Beispielsweise bekommen Christen keine Anstellungen im Geheimdienst oder in führenden Positionen der Armee, und auch in hohen Regierungsämtern sind sie unterrepräsentiert. Auch im privaten Sektor erfahren Christen regelmäßig Diskriminierung; diese hängt immer vom jeweiligen Arbeitgeber ab. In den letzten zehn Jahren gab es keinen einzigen christlichen Spieler in der Fußballnationalmannschaft, obwohl Christen etwa neun Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die Diskriminierung in der Arbeitswelt hat zu einem hohen Maß an unternehmerischer Aktivität unter Christen geführt, da sie sich bei der Suche nach Arbeitsplätzen nicht auf den Staat oder private Arbeitgeber verlassen können.

Der Druck und die Diskriminierung sind in armen und ländlichen Gebieten höher, insbesondere in Oberägypten. Örtliche islamistische Gruppen wissen, wo im Dorf Christen wohnen. Sie überwachen sie, um sicherzustellen, dass sie das Evangelium nicht weitergeben oder den Islam in anderer Weise „missachten“. In den letzten Jahren wurden immer wieder Christen angegriffen, da sie angeblich den Islam beleidigt oder eine Beziehung mit einer muslimischen Frau gehabt hatten. Die Polizeipräsenz und die staatliche Kontrolle sind in den ländlichen Gebieten weniger streng, und Angriffe auf Christen durch aufgebrachte Menschenmengen bleiben oft ungestraft. Auch auf staatlicher Ebene werden Christen überwacht. Der Sicherheits- und Geheimdienst bespitzelt christliche Konvertiten – und versucht sie dazu zu bringen, Informationen über Gruppen von Christen muslimischer Herkunft preiszugeben. Unverschleierte Frauen, einschließlich Christinnen, sind besonders gefährdet, sexuell belästigt zu werden.

Leben im Staat

In Artikel 64 der Verfassung heißt es: „Die Freiheit des Glaubens ist uneingeschränkt“, dennoch sind christliche Konvertiten nicht geschützt. Offiziell anerkannten Christen steht es frei, ihr eigenes Personenstandsrecht und ihre religiösen Angelegenheiten zu regeln, aber in Fällen zwischen einem Muslim und einem Nichtmuslim gilt die Scharia. Wenn ein Christ muslimischer Herkunft seine Religionszugehörigkeit ändern lassen will, ist es wahrscheinlich, dass die Behörden ihn unter Beobachtung stellen und sich auf die Blasphemiegesetze berufen, um strafrechtlich gegen ihn vorzugehen. Vorwürfe der Blasphemie und Äußerungen gegen die Regierung können zu Verhaftung, Folter und Gefängnis führen. Die Misshandlung von christlichen Konvertiten durch Familienmitglieder wird als Familienangelegenheit betrachtet und kann straffrei erfolgen.

Kirchliches Leben

Kirchen nehmen nur selten christliche Konvertiten muslimischer Herkunft auf, um zu vermeiden, dass ihnen von der Regierung und der Gesellschaft Missionierung vorgeworfen wird, was zu Angriffen oder einer Schließung der Kirche aus „Sicherheitsgründen“ führen könnte. Es ist üblich, dass die Polizei und Geheimdienste einen Zeitplan für alle Veranstaltungen in den Kirchen anfordern; und sie sind befugt, Veranstaltungen unter dem Vorwand des Schutzes der nationalen Sicherheit abzusagen. Manchmal mischen sich Polizisten in Zivil unter die Gottesdienstbesucher, um zu überwachen, was gepredigt wird. Viele Gemeinden erfahren Widerstand oder sogar Gewalt, wenn sie ihr Kirchengebäude nach dem 2016 erlassenen „Gesetz zum Bau von Kirchen“ legitimieren lassen wollen. Gleichzeitig erhielten jedoch seit der Einführung des Gesetzes über 3.000 Kirchen diese Legitimation, was allgemein als beispielloser Schritt in der Geschichte Ägyptens betrachtet wird. In einigen Regionen können kirchliche Veranstaltungen diskret im Freien abgehalten werden, aber viele Christen sehen davon ab, da sie als Provokation ausgelegt werden könnten.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

  • Im Mai 2023 wurde ein koptischer Architekt von einem Bulldozerfahrer überfahren und getötet. Der Täter gestand, den Christen wegen seines Glaubens angegriffen zu haben, und wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen – ein gängiger Weg, um mit einzelnen muslimischen Extremisten umzugehen, die Christen angegriffen haben.
  • Im Dezember 2022 verhinderten aufgebrachte Muslime gewaltsam die Erneuerung des Daches einer Kirche im Nildelta. Die Menschenmenge griff dabei das Kirchengebäude und mehrere von koptischen Christen bewohnte Häuser an und verletzte einige Kopten.
  • Im Juni 2023 reagierte ein koptischer Student in Oberägypten, nachdem er zahlreichen Beleidigungen seines christlichen Glaubens ausgesetzt war, und antwortete dem Beleidiger in einer privaten Nachricht über soziale Medien. Seine Nachricht wurden jedoch veröffentlicht. Er wurde der Blasphemie beschuldigt, von mehreren jungen muslimischen Männern schwer verprügelt und von der Polizei festgenommen. Seine Universität bestellte ihn wegen Missachtung der Religion beim Disziplinarrat ein und exmatrikulierte ihn anschließend. Nach diesem Vorfall mussten er und seine Familie wegen anhaltender Morddrohungen umziehen. Sein Fall führte zu einer Welle des Hasses gegen Christen in den sozialen Medien.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr Platzierung Punktzahl
2024 38 68
2023 35 68
2022 20 71
2021 16 75
2020 16 76

Die Gesamtpunktzahl Ägyptens auf dem Weltverfolgungsindex 2024 blieb gleich wie im Vorjahr. Das Land sank jedoch im Rang, da andere Länder auf dem Index eine höhere Punktzahl erreichten. Der Wert für Gewalt ist von 7,0 auf 7,8 Punkte sogar gestiegen, was aber durch einen Rückgang des Drucks in den anderen Bereichen kompensiert wurde, dessen Durchschnittswert um 0,1 auf 12,1 Punkte gesunken ist. Die Diskriminierung von Christen und andere Verstöße gegen die Religionsfreiheit finden vor allem im sozialen beziehungsweise gesellschaftlichen Bereich statt, insbesondere in Oberägypten sowie in städtischen Gebieten, in denen salafistische Bewegungen aktiv sind. Selbst der Bau einer Kirche kann zu gewalttätigen Reaktionen einer aufgebrachten muslimischen Menge führen. Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft sehen sich erheblichem Druck seitens ihrer Familien und auch der Sicherheitsbehörden ausgesetzt.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Christliche Frauen aus benachteiligten Verhältnissen werden Berichten zufolge von Angehörigen islamistischer Netzwerke durch sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung und Zwangskonversion zur Heirat gezwungen. Dies geschieht vor allem in ländlichen und armen städtischen Gebieten. Die Polizei ist oft mitschuldig oder bleibt untätig, weshalb viele Frauen unauffindbar bleiben. Christliche Mädchen werden in Ehen gelockt; diese Mädchen sind oft minderjährig und kommen aus sozial schwachen Familien. Christliche Konvertitinnen muslimischer Herkunft werden mitunter zu Hause eingesperrt, geschlagen oder sogar getötet, um die „Ehre“ der Familie zu verteidigen. Wenn sie verheiratet sind, ist es für muslimische Männer ein Leichtes, sich von Christinnen scheiden zu lassen und ihnen das Sorgerecht für ihre Kinder wegzunehmen.

Männer

Es gibt nur wenige Christen in hohen militärischen oder staatlichen Positionen. Vor allem in ländlichen Gebieten haben junge Männer Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden – sie werden aufgrund ihres christlichen Glaubens benachteiligt. Die Belastung durch diese Entwicklung hat Berichten zufolge zu höheren Raten von häuslicher Gewalt und Scheidungen geführt. Verfolger nutzen die finanziellen Schwierigkeiten, um jüngere männliche Christen zum Islam zu bekehren, indem sie sie mit finanziellen Anreizen locken. Leiter von Kirchen und Gemeinden, die meist männlich und leicht als Christen zu erkennen sind, stehen besonders in der Gefahr, Opfer von Rechtsverletzungen (einschließlich Tötungen) zu werden.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Andere religiöse Gruppen, die in Ägypten Intoleranz, Diskriminierung und Verfolgung erleben, sind die muslimischen Minderheiten der Schiiten und Sufis, des Weiteren Bahai, Mormonen und Zeugen Jehovas. Besonders schiitische Muslime werden von sunnitischen Kämpfern angegriffen, was es für sie gefährlich macht, ihren Glauben offen zu praktizieren. Mormonen, Bahai und Zeugen Jehovas wird die Anerkennung durch die Behörden verweigert, was es ihnen erschwert, religiöse Gebäude zu errichten. Der missionarische Eifer und entsprechende Aktivitäten solcher Gruppen gelten als illegal, und so sind die Anhänger sowohl vonseiten der Staatsbeamten als auch der Gesellschaft, einschließlich Ägyptern mit christlichem Hintergrund, mit Feindseligkeit konfrontiert. Auch Atheisten, besonders wenn sie in den sozialen Medien aktiv sind, werden sehr häufig zur Zielscheibe von Verfolgung.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Ägypten:

  • Beten Sie für Christen mit muslimischem Hintergrund, die sehr harte Verfolgung innerhalb der Familie und ihres sozialen Umfelds erleben. Beten Sie für die Standhaftigkeit, trotz des Drucks an Jesus festzuhalten.
  • Bitten Sie angesichts von Armut und Arbeitslosigkeit, dass die Christen gute Arbeitsplätze finden, sodass sie ihre Familien ernähren können.
  • In der Gesellschaft gelten Frauen als minderwertig. Beten Sie um Schutz der Christinnen vor sexualisierter Gewalt und Zwangsheirat.
  • Beten Sie, dass Jesus vielen – auch extremistischen – Muslimen begegnet und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

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