Editorial von Markus Rode

Methodik der Erhebung


 

Im Editorial der Erhebung von Open Doors zum Thema „Schutz für Konvertiten vor Abschiebung in Länder mit Christenverfolgung“ schreibt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, über die Hintergründe und die Bedeutsamkeit der Erhebung:

Der Not von Menschen zu begegnen, ehrt ein Land. Als in den Jahren 2015 und 2016 mehr als eine Million Flüchtlinge kamen, wurde Deutschland für seine Willkommenskultur von anderen Ländern gelobt. Hunderttausende Freiwillige leisteten praktische und materielle Hilfe. Christen aus verschiedenen Kirchen luden diese Menschen aus einer anderen Kultur und Religion, die oft einfach nur Frieden und Sicherheit suchten, zu sich nach Hause und in ihre Gottesdienste ein. Tausende Muslime öffneten ihr Herz für den christlichen Glauben, viele von ihnen waren bereits in ihren Herkunftsländern berührt von der Betonung der Liebe und sogar Feindesliebe bei den Christen. Nun erlebten sie Nächstenliebe.

Doch in den überfüllten Flüchtlingsunterkünften kam es bald zu Spannungen und gewaltsamen Übergriffen gegen Flüchtlinge aus religiösen Minderheiten, darunter traditionelle und konvertierte Christen. Ihre Hilferufe wegen der zunehmenden Morddrohungen und Attacken wurden jedoch von Bund und Ländern nicht gehört, ihre Berichte wurden oft der „political correctness“ wegen als Einzelfälle abgetan. Den Angreifern wurde sogar oft mehr geglaubt als den Opfern von Gewalt.

Open Doors führte deshalb gemeinsam mit anderen Hilfswerken sowie dem Zentralrat der orientalischen Christen in Deutschland (ZOCD) Befragungen von 743 christlichen Flüchtlingen durch und veröffentlichte am 9.5. sowie am 16.10.2016 zwei Erhebungen zum Thema religiös motivierter Gewalt gegen christliche Flüchtlinge. Die Berichte der Flüchtlinge über mehrfache und teils massive Gewalt, Morddrohungen und Diskriminierung wiesen auf ein flächendeckendes Problem hin. Als Reaktion auf die Berichte von Open Doors führte Hessen als erstes Bundesland notwendige Verbesserungen zum Schutz religiöser Minderheiten durch.

Viele der Muslime in den Flüchtlingsunterkünften in Deutschland kamen aus dem Iran und Afghanistan, wo der Glaubenswechsel und damit Abfall vom Islam (Apostasie) als todeswürdiges Verbrechen gilt. Einige hatten diese Einstellung mitgebracht. Die christlichen Flüchtlinge erlebten nun sogar in Deutschland Verfolgung; das machten die Erhebungen deutlich. Und auch: Egal wie stark ein Konvertit seinen Glauben lebt, in seinem Herkunftsland gilt er als Abtrünniger. Die daraus resultierende Gefahr für das Leben von Konvertiten wird von vielen Mitarbeitern des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie der Verwaltungsgerichte in den Asylverfahren nicht wahrgenommen.
 

Markus Rode

Die daraus resultierende Gefahr für das Leben von Konvertiten wird von vielen Mitarbeitern des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie der Verwaltungsgerichte in den Asylverfahren nicht wahrgenommen.

Markus Rode, Leiter Open Doors Deutschland

 

Seit etwa zwei Jahren wird Konvertiten immer seltener ein Schutzstatus erteilt. Im Falle einer Abschiebung müssen sie mit starker Verfolgung rechnen. Deshalb hat Open Doors gemeinsam mit Partnern diese neue Erhebung zum „Schutz für Konvertiten vor Abschiebung in Länder mit Christenverfolgung“ durchgeführt. Open Doors steht seit mehr als 60 Jahren an der Seite verfolgter Christen und weiß, in welch hohem Maß Christen dort der Verfolgung ausgesetzt sind, das gilt besonders für Konvertiten.

Ein hoher Anteil der Konvertiten kommt aus dem islamischen Gottesstaat Iran. Welche Konsequenzen für sie die Abschiebung in den Iran hat, zeigt die neue Studie von Open Doors International vom August 2019: „Iran: The reality for Christians – Considerations for immigration officials, government agencies and advocates of Iranian Christians“, zu finden in Kapitel 17.5. ab Seite 82.

Ein Ziel dieser repräsentativen Erhebung bestand darin, der häufig geteilten Vermutung nachzugehen, Muslime würden aus asyltaktischen Gründen zum christlichen Glauben konvertieren. Damit soll den Innenministern auf Bundes- und Länderebene sowie den Mitarbeitern des BAMF und der Verwaltungsgerichte eine Neubewertung ihrer derzeitigen Informationsgrundlage ermöglicht werden. Darauf aufbauend haben wir in Kapitel 15 (Seite 52) Handlungsempfehlungen und Forderungen formuliert, die einen besseren Schutz von Konvertiten ermöglichen sollen.

Ich hoffe und bete, dass alle am Entscheidungsprozess Beteiligten sich damit ihrer vollen Verantwortung für das Leben der uns anvertrauten Konvertiten noch stärker bewusst werden und entsprechend handeln. 
 

Markus Rode

Markus Rode
Leiter Open Doors Deutschland

 

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