Wenn das Überleben großer Teile der Bevölkerung bedroht ist

Die Ausbreitung des Coronavirus hat unser Leben in den letzten Monaten stark beeinflusst, eingeschränkt und auch Ängste geweckt. Doch in vielen Ländern, in denen Christen unter Verfolgung leiden, hat die Pandemie die Bevölkerung in eine wesentlich tiefere Krise gestürzt. Unsere Geschwister dort, die wegen ihres Glaubens sowieso schon täglich unter hohem Druck stehen, haben nun noch mit zusätzlichen Herausforderungen zu kämpfen.

 

Von einer sozialen Absicherung durch den Staat, wie wir sie in Deutschland haben, können Menschen in anderen Ländern der Welt nur träumen. Wer dort durch Ausgangssperren und andere Restriktionen seine Arbeitsstelle verliert und damit sein Einkommen, muss den Hungertod fürchten, wenn es aufgrund des oft sehr geringen Lohns nicht möglich war, Geld anzusparen. „Es gab Berichte, dass Menschen Selbstmord begangen haben, weil sie nicht mehr in der Lage waren, Essen für ihre Familien zu beschaffen“, berichtet beispielsweise eine lokale Partnerin von Open Doors in Indien. Durch die Versammlungsverbote gerieten auch viele Pastoren in Not, deren Einkünfte auf die – nun völlig weggebrochenen – Kollekten in ihren Gottesdiensten beschränkt waren. Da viele Gemeindemitglieder selbst ums Überleben kämpften, vermochten sie ihre Pastoren häufig auch nicht anderweitig zu unterstützen. Aus den gleichen Gründen konnten die Kirchen ihre Hilfe für Witwen und andere Bedürftige nicht fortsetzen wie zuvor.

 

Zwei Frauen laufen im Regen auf einer matschigen Straße

 

Verlust der Einkommensgrundlage

Zwar wurden die Restriktionen inzwischen zum Teil wieder aufgehoben, doch die Nachwirkungen des Lockdowns lassen vielfach noch lange nicht von einer Entschärfung der Situation sprechen. Ein Partner aus Bangladesch erzählt, dass einige Christen in der akuten Notsituation (in Ermangelung größerer Ersparnisse) ihre Einkommensgrundlage verkaufen mussten, um dafür Nahrungsmittel zu bekommen. So verloren Milchbauern ihre Kühe oder Schneiderinnen ihre Nähmaschinen. Nun haben sie nicht mehr die Mittel, um Geld zu verdienen. Die Schwierigkeiten werden vielfach noch dadurch verstärkt, dass aufgrund der wirtschaftlichen Krisensituation die Preise erheblich gestiegen sind. Auch Christen, die durch Verfolgung in Not geraten waren und denen Open Doors durch Hilfe zur Selbsthilfe beim Aufbau einer neuen Existenz hatte beistehen können, sind von der Corona-Krise betroffen. Rebecca*, eine Witwe aus Nigeria, verdiente den Lebensunterhalt für sich und ihre fünf Kinder mit einem Verkaufsstand für Gemüse auf dem Markt. Bedingt durch den Lockdown konnte sie diese Arbeit nicht fortführen. Sie erzählte: „Manchmal weine ich mich in den Schlaf, weil ich mich so hilflos fühle. Der Gedanke, dass meine Kinder hungrig zu Bett gegangen sind, macht mich traurig.“

Mangelnde medizinische und hygienische Möglichkeiten

Ein großes Problem in vielen Ländern mit Christenverfolgung ist auch das unzureichende oder gar fehlende Gesundheitssystem. In Syrien etwa hat der Krieg die medizinische Infrastruktur stark beschädigt, wodurch Erkrankte kaum Aussichten auf eine angemessene Behandlung haben. Ähnlich ist die Situation im Jemen – internationale Organisationen haben prophezeit, dass über 40.000 Jemeniten an Covid-19 sterben werden, weil sich die Krankheit ungehindert ausbreiten kann. Nach Angaben von „Ärzte ohne Grenzen“ hatte sich die Todesrate in der Hauptstadt Aden im Mai bereits verachtfacht (im Vergleich zur Zeit vor dem Ausbruch der Pandemie). Belastbare Zahlen zu erhalten, ist allerdings gerade in niedrig entwickelten und Krisenregionen schwierig, da die Möglichkeiten, Tests durchzuführen oder Infektionsketten nachzuvollziehen, äußerst beschränkt sind. Hinzu kommt, dass Verdachtsfälle teils wie Verbrecher behandelt werden, um sie vom Rest der Bevölkerung zu isolieren. Was die Situation noch schwieriger macht, ist, dass viele Christen, die verfolgt werden, in ärmlichen Verhältnissen leben. Wo viele Menschen unter einfachsten Bedingungen auf engem Raum zusammenwohnen, sind vorbeugende Maßnahmen wie das Einhalten von Abstand kaum möglich. Mitunter mangelt es an den einfachsten Dingen wie Seife oder sauberem Wasser; ganz zu schweigen von Mund-Nasen-Masken und Desinfektionsmöglichkeiten.

„Kein Corona“ in totalitären Staaten

Dass totalitäre Regimes die Anwesenheit der Krankheit in ihrem Land leugnen, ist im Kampf gegen die Pandemie kontraproduktiv. In Turkmenistan blieben bis Juli alle öffentlichen Einrichtungen geöffnet und das Tragen von Schutzmasken war untersagt. In Nordkorea begründet die Staatsführung eine noch stärkere Abschottung damit, vermeiden zu wollen, dass das Virus ins Land gelange. Dies hat zu einem noch größeren Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten geführt, da neben der schon längst am Boden liegenden Wirtschaft nun auch noch der für die Bevölkerung überlebenswichtige Schwarzmarkt einen schweren Schlag erlitten hat. Trotz der Bemühungen der diktatorischen Herrscher der beiden Länder dringen immer wieder Berichte nach draußen, dass es eine große Zahl von Menschen mit Lungenerkrankungen gebe, welche oftmals tödlich endeten.

*Name geändert

So können Sie die Christen in der Pandemie unterstützen

Wir bitten Sie, zweckfrei zu spenden. So können wir verfolgte Christen in dieser dynamischen Zeit dort unterstützen, wo die Hilfe am dringendsten benötigt wird.