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Antwort an besorgte Leser
Antwort von Markus Rode an besorgte Leser zu seiner Stellungnahme „Zur aktuellen Flüchtlingssituation in Deutschland“
Liebe Freunde,
nach der Veröffentlichung meiner Stellungnahme zur aktuellen Flüchtlingssituation in Deutschland hat Open Doors viele positive Rückmeldungen erhalten. Gemeinden fühlen sich in ihrem Einsatz für Flüchtlinge ermutigt, zahlreiche Rückmeldungen belegen eine große Offenheit muslimischer Flüchtlinge für das Evangelium. Einige Leser weisen jedoch besorgt auf die Kehrseite der Flüchtlingssituation hin und vermissen in meiner Stellungnahme die Warnung vor den damit verbundenen Gefahren. Gerade Open Doors könne doch die Bedrohung, die von den hunderttausenden, überwiegend muslimischen Flüchtlingen ausgeht, authentisch belegen und davor warnen.
Damit Sie besser nachvollziehen können, warum meine Stellungnahme im Wesentlichen inhaltlich darauf ausgerichtet ist, wie wir Christen in Deutschland auf die muslimischen Flüchtlinge zugehen sollten, möchte ich Ihnen im Folgenden einen Einblick in die Motivation zu dieser Stellungnahme geben.
Nachdem hunderttausende, überwiegend muslimische Flüchtlinge Deutschland erreichten, erhielten wir immer mehr Anfragen von Pastoren, wie man den vielen Muslimen am besten begegnen sollte. Während dieser Zeit erreichten uns gleichzeitig Briefe mehrerer Pastoren aus dem Nahen Osten, die sich um die Flüchtlingssituation in Deutschland Sorgen machten und uns baten, ihre Erfahrungen und Anregungen für den Umgang mit muslimischen Flüchtlingen an deutsche Pastoren weiterzuleiten.
So haben wir den Brief eines besorgten Pastors aus dem Libanon veröffentlicht und seine Erfahrungen sowie die Impulse weiterer Kirchenleiter aus dem Nahen Osten in die Stellungnahme eingefügt. Darüber hinaus haben wir praktische Ratschläge aus unserer Erfahrung im Umgang mit Flüchtlingen im Nahen Osten ergänzt und die Christen in Deutschland ermutigt, die Anregungen dieser Pastoren zu prüfen und aktiv zu werden.
Da wir uns als christliches Hilfswerk nicht politisch betätigen, haben wir auch keine Aussagen zur gegenwärtigen Flüchtlingspolitik der Bundesregierung getroffen, die in den Parteien und der Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutiert wird. Und deshalb enthält meine Stellungnahme auch keinen politischen Appell oder eine Warnung vor möglichen Gefahren. Sie ist vielmehr eine Antwort an Pastoren und Gemeinden in Deutschland, wie wir als Christen den Flüchtlingen begegnen sollten.
Wenn wir als Christen den Muslimen, die aufgrund von Not und Perspektivlosigkeit in unser Land kommen, mit Angst oder Ablehnung begegnen, wird der Islam in unserem Land erst recht erstarken. „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus“ (1. Johannes 4,18). Wie können wir den Muslimen das Evangelium bringen, wenn wir uns gleichzeitig vor ihnen fürchten? Bruder Andrew, der Gründer von Open Doors, buchstabiert ISLAM wie folgt: „I Sincerely Love All Muslims“ („Ich liebe alle Muslime“). Doch diese Liebe für Muslime kann uns nur Jesus selbst schenken. Anstatt vor den Muslimen zu warnen, sollten wir deshalb um Liebe für sie beten.
Da die Berufung von Open Doors darin besteht, verfolgten Christen in aller Welt zur Seite zu stehen sowie hierzulande zum Gebet und zur Unterstützung für sie aufzurufen, müssen wir uns zukünftig auch genauer mit der Situation der wenigen christlichen Flüchtlinge in den zumeist von Muslimen bevölkerten Flüchtlingslagern beschäftigen. Die zunehmende Zahl von Berichten, dass unsere Geschwister hierzulande aufgrund ihres Glaubens von Muslimen attackiert werden, erfüllt uns mit Sorge.
Wenn christliche Flüchtlinge, die aufgrund von Verfolgung und Krieg aus ihren Ländern geflohen sind, jetzt auch in Deutschland Verfolgung erleben, dann ist das nicht zu akzeptieren. Denn im Gegensatz zu islamistischen Staaten und kommunistischen Diktaturen ist Deutschland ein Rechtsstaat, der dazu aufgefordert ist, Minderheiten zu schützen und Religionsfreiheit zu garantieren. Hier werden wir unsere Stimme zukünftig sehr deutlich erheben, was in der betreffenden Stellungnahme noch nicht das Hauptthema war. Gerade in Deutschland sind wir als Christen aufgerufen, unseren Geschwistern in unserem Land beizustehen und sie in den Flüchtlingslagern zu besuchen.
Und noch ein Aspekt rückt in diesem Zusammenhang einmal mehr in den Blick als jede berechtigte Warnung vor dem Islam: Der Zusammenhalt des einen Leibes Christi. Viel zu lange war die Mehrheit der Christen im Westen nur mit sich selbst beschäftigt und hat ihre verfolgten Geschwister weitgehend vergessen. Vielleicht ist die jetzige Situation auch eine Auswirkung davon? Als Christen sind wir alle auch Teil der verfolgten Gemeinde. Unsere christlichen Netzwerke im Nahen Osten leisten einen großartigen Beitrag in den Krisengebieten, indem sie hunderttausenden vertriebenen Christen, Muslimen und Jesiden helfen und das Evangelium weitergeben. Sie könnten noch viel mehr erreichen und die Flüchtlingsströme könnten deutlich reduziert werden, wenn wir ihnen dafür mehr Ressourcen zur Verfügung stellen würden.
Möge Jesus uns als Christen in Deutschland seine Gnade schenken, damit wir aufwachen, unseren verfolgten Geschwistern beistehen und denjenigen das Evangelium verkündigen, die Jesus noch nicht als ihren Retter erkannt haben.
Gott segne Sie!
Ihr Markus Rode
Leiter Open Doors Deutschland
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