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Kurzbericht zur Lage christlicher Flüchtlinge in Deutschland
Im Rahmen einer deutschlandweiten Erhebung hat Open Doors in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland (ZOCD), AVC („Aktion für verfolgte Christen und Notleidende“) und der Europäischen Missionsgemeinschaft (EMG) zwischen Februar und September religiös motivierte Übergriffe auf 743 christliche und 10 jesidische Flüchtlinge in deutschen Asylunterkünften dokumentiert. Die Ergebnisse der Befragung belegen, dass es sich bei den massiven Diskriminierungen, Drohungen und tätlichen Angriffen keineswegs nur um Einzelfälle handelt, sondern Gewalt gegen religiöse Minderheiten in Flüchtlingsunterkünften in ganz Deutschland gehäuft auftritt.
Statistischer Rahmen
Der Befragungszeitraum erstreckte sich vom 15. Februar bis zum 30. September 2016. Die meisten der Befragten sind Männer (75%) und knapp die Hälfte jünger als 35 Jahre. Jeweils mehr als ein Drittel der Teilnehmer an der Umfrage stammen aus dem Iran bzw. aus Syrien, 51 Prozent sind Konvertiten vom muslimischen zum christlichen Glauben. Aus Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen wurden die meisten Fälle dokumentiert, wobei dies nicht zwangsläufig auf die relative Häufigkeit von Übergriffen im Vergleich zu anderen Bundesländern schließen lässt, sondern mehr aus der Verteilung der personellen Kapazitäten resultiert.
Arten der Verfolgung
Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, Körperverletzungen erlitten zu haben. Über 300 Personen erhielten Todesdrohungen, die gegen sie selbst und/oder auch gegen ihre Familien gerichtet waren. Hinzu kommen unter anderem sexuelle Übergriffe, Beleidigungen, Diskriminierung und psychischer Druck. Die Täter stammen zu über 90 Prozent aus dem Kreis der Mitflüchtlinge, knapp ein Drittel der Teilnehmer an der Umfrage berichteten aber auch von Diskriminierung und/oder Gewalt vonseiten des (meist muslimischen) Wachpersonals.
Hohe Dunkelziffer
Generell ist zur Erfassung der Übergriffe zu bedenken, dass viele der christlichen Flüchtlinge Angst haben, noch mehr Schwierigkeiten zu bekommen, wenn sie von ihren Erlebnissen berichten. Zudem ist die Durchführung der Erhebung von den zeitlichen Kapazitäten in der Flüchtlingsarbeit tätiger, lokaler Vertrauenspersonen abhängig. Aufgrund dieser die Befragung hemmenden Faktoren ist von einer erheblich größeren Zahl von Vorfällen auszugehen.
Nur 17 Prozent der Befragten haben Übergriffe bei der Polizei zur Anzeige gebracht; zusammen mit denen, die bei den Heimverwaltungen Beschwerde einlegten, waren es 28 Prozent. Neben der Furcht vor Wiederholungstaten sind die Sprachbarrieren in der Kommunikation mit den Behörden nicht zu unterschätzen, zumal wenn parteiische Dolmetscher falsch übersetzen. Andere Betroffene haben bereits resigniert und die Hoffnung auf Hilfe aufgegeben, zumal in vielen der gemeldeten Fälle keine Maßnahmen zum Schutz der Opfer ergriffen wurden.
Forderungen zum Schutz religiöser Minderheiten
Die vorliegende Erhebung stellt die bislang umfangreichste ihrer Art dar. Open Doors hofft, dass durch die Veröffentlichung der dokumentierten Fälle Verantwortungsträger in Politik und Behörden dazu bewegt werden, die Opfer von religiös motivierter Gewalt wirksam zu schützen und die Umsetzung der Religionsfreiheit in den Flüchtlingsunterkünften zu gewährleisten. Dafür haben die an der Erhebung beteiligten Organisationen konkrete Forderungen aufgestellt.