Irak: Endlich wieder Schule!

Mit unserer Hilfskampagne „Hoffnung für Christen in Irak & Syrien“ wollen wir die christliche Gemeinde in Syrien und im Irak gemeinsam stärken. Wir wollen den Kirchen vor Ort zur Seite stehen, damit unsere Geschwister in ihrer Heimat bleiben und Jesu Liebe dort weitergeben können. In diesem Rahmen möchten wir Sie immer wieder auf den neuesten Stand der Entwicklungen bringen. Dabei wollen wir auch den 12-jährigen Noeh und seine Familie, die aus Karamles in der Ninive-Ebene im Irak stammen, begleiten.

Mit seinen Eltern und seinen Geschwistern lebt Noeh zeitweise im Haus seiner Tante in Karamles. Ihr eigenes Haus ist noch nicht wieder bewohnbar. „Es ist wie im Himmel“, strahlt Noehs Mutter Almas dennoch darüber, wieder in ihrer Heimatstadt sein zu können. Das klingt im ersten Moment merkwürdig – wir befinden uns in einem Dorf, in dem viele Häuser vollkommen zerstört sind und die Hitze teilweise unerträglich ist. Aber wie für so viele Christen im Irak, ist es für sie so wichtig, wieder dort leben zu können, wo sie aufgewachsen sind – in ihrer Heimat.
 

Noeh und seine Familie
Bild: Noeh und seine Familie

Dort ist die Familie derzeit etwa 5-7 Tage in der Woche. Ein großes Problem in dem Ort ist der Mangel an Elektrizität – deshalb befinden sich Besitztümer wie Kühlschrank oder Ventilator noch immer in dem Flüchtlingscamp in Erbil, wo die Familie drei Jahre lebte und auch immer wieder hin zurückkehrt. Erst seit kurzem kehrt wieder Leben in Karamles ein. Im September wohnten mit Noeh, seinen Eltern und seinen Geschwistern nur etwa zehn andere Familien wieder in dem Ort. Im Gegensatz zu Karakosch ist erst ein Geschäft wieder geöffnet – zum Einkaufen fährt die Familie in die nicht weit entfernte Stadt, deren Wiederaufbau schon weiter vorangeschritten ist.
 

Irak
Bild: Hathem mit seinen Kindern vor dem Tor zu seiner Werkstatt

Doch auch in Karamles geht es merklich voran. Noehs Vater Hathem ist dabei, das Haus der Familie wiederaufzubauen. Er hat auch eine kleine Werkstatt im Haus seiner Eltern, das nur leicht beschädigt wurde. Dort stellt er Bauten aus Stahl für den Ort her. Aber insbesondere die Wiederaufnahme des Schulbetriebs Anfang Oktober bringt viele Familien dazu, die geplante Rückkehr nach Karamles umzusetzen. „Jeden Tag kommen mehr Familien zurück“, sagt Pastor Thabet, der den Wiederaufbau der Häuser in Karamles koordiniert. „Das ist eine große Freude für uns.“ Viele Häuser bleiben dennoch zunächst leer, da ihre ehemaligen Besitzer aus dem Irak geflohen sind – diese Häuser sollen den Familien zur Verfügung gestellt werden, deren Häuser schwer beschädigt oder komplett zerstört wurden.

Video: Update aus Karamles, Irak im Oktober 2017


In einer unsicheren und trotzdem hoffnungsvollen Situation setzen die Kirchen Zeichen der Hoffnung: Es finden wieder jeden Sonntag Gottesdienste statt. Am 6. August taufte Pastor Thabet erstmals wieder Menschen in der Kirche – auf den Tag drei Jahre nach den letzten Taufen am Tag, bevor die gesamte Bevölkerung des Ortes vor dem anrückenden IS fliehen musste. Um den Wiederaufbau effizient zu gestalten, wurde ein System entwickelt, mit dem erfasst wird, wie zerstört die Häuser der Orte sind und wie viel Geld benötigt wird, um sie zu reparieren. Die Häuser werden eingeteilt in die Kategorien A (komplett zerstört), B (ausgebrannt oder starke Zerstörung) und C (leichte Schäden, Instandsetzung für unter 5.000 US-Dollar möglich).
 

Pastor Thabet vor einer Karte von Karamles
Bild: Pastor Thabet vor einer Karte von Karamles. Eingezeichnet die Kategorie, in die die Häuser eingeteilt wurden.


Die größten Probleme bleiben jedoch die Elektrizität und die Wasserversorgung. Doch auch insbesondere die erneut instabile Situation in der Region verzögert die Rückkehr. Die Unsicherheit über die Reaktion der irakischen Regierung auf das von ihr nicht genehmigte Referendum zur Unabhängigkeit Kurdistans ist spürbar. Erst am 17. Oktober übernahm das irakische Militär die Kontrolle in Bashiqa – die kurdischen Peschmerga-Kämpfer flohen aus der Stadt. Die Lage könnte sich jedoch jederzeit erneut bedeutend ändern. „Die Rückkehr von Familien hat in den Tagen um das Referendum für einige Tage ausgesetzt“, sagt Pastor Thabet. Der Schulstart hat jedoch viele Familien bewegt, ebenfalls nach Karamles zurückzukehren. Bitte beten Sie für Frieden in der Ninive-Ebene und um Schutz für die Menschen, die hier leben. Beten Sie um Mut für die zurückgekehrten Familien und die Pastoren, die sie begleiten.

[UPDATE]: Am 24. Oktober 2017 brach erneut Gewalt in Teilen der Ninive-Eben aus. Irakische Milizen und kurdische Peschmerga kämpfen um die Vorherrschaft in der Region. Bitte beten Sie um Frieden und Stabilität! Weitere Informationen zur aktuellen Situation finden Sie hier (Stand: 26. Oktober 2017).

Bitte unterstützen Sie den Wiederaufbau im Irak auch finanziell! Ohne Ihre Hilfe kann der Traum tausender Menschen, wieder in ihrer Heimat zu leben, nicht realisiert werden. Open Doors möchte helfen, 2.000 christlichen Familien die Rückkehr in ihre Heimatorte zu ermöglichen – erfahren Sie, wie Sie ein Teil dieser Vision werden können:

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