Weltverfolgungsindex 2023

Malaysia

Christenverfolgung in Malaysia

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022

Überblick

Von jedem ethnischen Malaien wird erwartet, dass er Muslim ist. Diejenigen, die den Islam verlassen, einschließlich derjenigen, die Christen werden, sind Druck und Gewalt ausgesetzt. Das Verlassen des Islam verstößt nicht nur gegen die Verfassung, sondern auch gegen die Normen von Familie und Gesellschaft. Katholiken, Methodisten und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) werden von den Behörden überwacht. Protestantische Freikirchen sind jedoch häufiger Zielscheibe von Übergriffen, da sie in der Regel aktiver über ihren Glauben sprechen.

Länderprofil als PDF

Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

Länderprofil als PDF

1. Hintergrund

Malaysia wurde von einer Koalition regiert, die sich aus der „United Malays National Organisation“ (UMNO) und der Hardliner-Partei „Pan-Malaysian Islamic Party“ (PAS) zusammensetzte. Am 19. November 2022 fanden vorgezogene Neuwahlen statt. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts sind die aus den Wahlen hervorgehenden Koalitionen noch nicht klar, und die Situation eines Parlaments in der Schwebe ist für Malaysia völlig neu. Eines scheint jedoch sicher zu sein: Die Politik der Vorherrschaft der ethnischen Gruppe der Malaien wird sich auf die eine oder andere Weise fortsetzen, und die PAS ist zur größten Einzelpartei im Parlament geworden. Malaysia ist eine konstitutionelle Monarchie, deren Vorsitz alle fünf Jahre unter neun regionalen Sultanen rotiert. Diese haben ein Vetorecht in Fragen, die den Islam betreffen. Gleichzeitig werden extremistische islamische Stimmen immer lauter. Ein Parlamentsmitglied der PAS nannte die Bibel „ein Buch voller Irrlehren“ und weigerte sich, diese Aussage zurückzuziehen oder sich zu entschuldigen. Die PAS war eine der wenigen Regierungsvertreter weltweit, die den Taliban zur „Befreiung“ und Herrschaft in Afghanistan gratulierten. Obwohl das Motto der Regierung „Ein Malaysia“ lautet, wird die Praxis der Diskriminierung nichtmalaiischer ethnischer Minderheiten unvermindert fortgesetzt, indem die „Bumiputra“ („Menschen des Bodens“ – die malaiische Bevölkerung) in öffentlichen Ämtern und bei den Streitkräften bevorzugt werden.

Die malaysische Verfassung definiert den „Malaien“ als einen Anhänger des Islam. Immer wieder warnen muslimisch-malaiische Organisationen und Politiker vor einer angeblichen Christianisierung. Malaysias Rechtssystem und seine politischen Institutionen sind stark vom Islam geprägt. Alle Kinder in staatlichen Schulen müssen am Islamunterricht teilnehmen, und an der Universität gibt es ein Pflichtfach für alle Studenten mit der Bezeichnung „Islamische und asiatische Zivilisation“, das von vielen als ein Instrument der Regierung zur weiteren Förderung der Islamisierung angesehen wird.

Weltanschauungen

Anhänger

%

Christen

3.054.000

9,2

Muslime

18.640.000

56,2

Hindus

2.090.000

6,3

Andere

6.291.700

19,0

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Die Situation ist im ganzen Land die gleiche. Das große wirtschaftliche und soziale Gefälle, einschließlich der Kluft zwischen Stadt und Land in Ost- und Westmalaysia, muss berücksichtigt werden, um die Situation der Christen in den verschiedenen Regionen zu verstehen. In Ostmalaysia gibt es mehr abgelegene Gebiete mit weiten Landstrichen und wenig Infrastruktur als in Westmalaysia. Da viele Christen in Ostmalaysia leben, insbesondere im Bundesstaat Sarawak, kann ihr Zugang zum Internet eingeschränkt sein oder es ist einfach nicht verfügbar. Die islamische Missionsarbeit unter Christen – vor allem unter den Bumiputra, der Stammesbevölkerung – konzentriert sich jedoch auf Ostmalaysia. Nicht zuletzt aufgrund der vielen zugewanderten Muslime ist die Religionszugehörigkeit im Bundesstaat Sabah schon seit einigen Jahren nicht mehr mehrheitlich christlich, und Sarawak ist nur noch auf dem Papier ein christlicher Mehrheitsstaat.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit

Malaysia war als liberales und tolerantes islamisches Land bekannt, aber dieser Ruf hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Die Regierung hat versucht, die Scharia im Bundesstaat Kelantan einzuführen. In Sorgerechtsangelegenheiten zwischen Nichtmuslimen entscheiden Zivilgerichte häufig zugunsten der Mutter des Kindes, weshalb Väter manchmal zum Islam übertreten. Dann wird die Klage vor einem Scharia-Gericht verhandelt und das Sorgerecht dem muslimischen Vater zugesprochen. Die Polizei zieht es vor, die Entscheidungen der Scharia-Gerichte umzusetzen, da dies weniger Probleme verursacht. Die Verfassung verbietet Malaien den Wechsel zu anderen Religionen und schränkt die Verbreitung nichtmuslimischer Religionen ein. Christliche Konvertiten stehen in der Gefahr, Gewalt zu erfahren und von ihren Familien unter Druck gesetzt zu werden, ihren Glauben zu verleugnen, da eine Hinwendung zum christlichen Glauben als Schande angesehen wird. Politik und Gesellschaft sind stark von einem ethnischen Impuls zur Erhaltung und einem Gefühl der Überlegenheit der malaiischen Volksgruppe geprägt. Während dies eindeutig mit religiösen Motiven vermischt ist und von diesen dominiert wird, da ja jeder Malaie ein Muslim sein muss, zeigt er sich eindeutig in der islamisch-missionarischen „Dakwah“-Bewegung, die aggressiv in verarmten einheimischen Gemeinschaften in Ostmalaysia mit lukrativen Anreizen und Vorteilen aktiv ist.

Diktatorische Paranoia

Beide Parteien der bisherigen Regierungskoalition, UMNO und PAS, treten für die Vorherrschaft der malaiischen Muslime und deren bevorzugte Behandlung ein. Die UMNO ist dafür bekannt, dass sie mit religiösen und rassistischen Karten spielt, um an der Macht zu bleiben. Wer auch immer Malaysia in Zukunft regieren wird, es ist wahrscheinlich, dass diktatorische Paranoia eine erhebliche Kraft in der Politik bleiben wird.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

Diese Gemeinschaften bestehen aus römisch-katholischen, anglikanischen und methodistischen Christen. Sie werden zwar diskriminiert, aber weniger als Konvertiten oder nichttraditionelle Gemeinschaften.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Laut Gesetz steht auf Apostasie die Todesstrafe. Dies wurde jedoch bisher noch nie in die Tat umgesetzt. In einigen Regionen können christliche Konvertiten muslimischer Herkunft sich treffen. Sie alle stoßen jedoch in unterschiedlichem Maße auf den Widerstand der Familie, der Gesellschaft und der Behörden.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Zu dieser Kategorie gehören Baptisten und Pfingstgemeinden. Sie werden oftmals überwacht, diskriminiert, eingeschüchtert und belästigt.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 12.8
Familienleben 14.3
Gesellschaftliches Leben 11.4
Leben im Staat 12.2
Kirchliches Leben 11.1
Auftreten von Gewalt 3.9

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Nach dem Gesetz dürfen sich malaiische Muslime in keinem Staat außer in Sarawak vom Islam abwenden, um einen anderen Glauben anzunehmen. Aber selbst dort ist der Prozess langwierig und schwierig. Die PAS will, dass Abtrünnige mit dem Tod bestraft werden, war aber bisher mit ihren Bemühungen nicht erfolgreich. Wer vom Islam zum christlichen Glauben konvertiert, kann bestraft oder in ein islamisches „Läuterungszentrum“ geschickt werden, wo Insassen unter Druck gesetzt werden, zum Islam zurückzukehren. Es gibt einen Leitfaden der Fatwa-Abteilung, der besagt, dass Weihnachtsbäume und -schmuck nicht verwendet werden sollten, wenn ein Muslim eine Weihnachtsveranstaltung besuchen möchte. Außerdem verbietet er Muslimen die Teilnahme an Weihnachtsfeiern, bei denen „Reden oder Gesten des Lobpreises der nichtmuslimischen Religion“ stattfinden.

Familienleben

Kinder von Paaren, bei denen ein Elternteil Muslim ist, werden automatisch als Muslime registriert und benötigen für einen offiziellen Glaubenswechsel die Zustimmung beider Elternteile. Das Bildungswesen ist auf eine malaiische und islamische Weltanschauung ausgerichtet, wodurch Minderheiten diskriminiert werden. Alle muslimischen Kinder müssen den Islamunterricht in den Schulen besuchen, und Kinder von Konvertiten können schikaniert, diskriminiert und unter Druck gesetzt werden, zum Islam überzutreten. Christliche Kinder werden häufig von Gleichaltrigen in der Schule und darüber hinaus mit herabsetzenden und erniedrigenden Worten gemobbt, die oft mit rassistischen Begriffen verbunden sind.

Gesellschaftliches Leben

An den öffentlichen Universitäten gilt immer noch das Quotensystem, bei dem Bumiputra-Studenten (Malaien und Indigene) einen höheren Anteil haben, während Nicht-Bumiputra-Studenten weniger Plätze zur Verfügung stehen. Artikel 153 der Verfassung erlaubt ein Quotensystem für den Eintritt in den öffentlichen Dienst. Daher werden im öffentlichen Sektor Malaien bevorzugt und ethnische und religiöse Minderheiten nicht akzeptiert. Folglich bewerben sich ethnische und religiöse Minderheiten nur selten auf diese Stellen.

Leben im Staat

Die Verfassung verbietet den Anhängern anderer Religionen, unter malaiischen Muslimen für ihren Glauben zu werben. Für ethnische Malaien ist es praktisch unmöglich, auf legalem Wege zum christlichen Glauben zu konvertieren, da die Verfassung dies verbietet und sie der Apostasie angeklagt werden können. Unternehmen, die sich nicht in malaiischem Besitz befinden, müssen mindestens einen Malaien als Vorstandsmitglied haben. Ein E-Book mit dem Titel „Exposing the Christian Agenda“ (Die Entlarvung der christlichen Agenda) wurde in Malaysia veröffentlicht. In einer Entscheidung über die Frage, ob die Scharia oder das Zivilrecht im Konfliktfall Vorrang haben sollte, entschied ein neunköpfiges Gericht des Bundesgerichts von Malaysia, dass die Scharia-Gerichte laut Verfassung nicht das Recht haben, gerichtliche Überprüfungen vorzunehmen.

Kirchliches Leben

Für Kirchen ist es sehr riskant, malaiische Konvertiten zu integrieren, vor allem in Westmalaysia, und so treffen diese sich im Geheimen. Gemeindeleiter sind natürliche Zielscheiben für Anfeindungen seitens religiöser oder ethnischer Gruppen, vor allem, wenn ihre Kirchen verdächtigt werden, evangelistisch tätig zu werden. Die Entführung von Pastor Raymond Koh am helllichten Tag im Februar 2017 hat die christliche Gemeinschaft erschüttert. Sein Verbleib ist nach wie vor unbekannt, und die Täter sind noch nicht gefunden worden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Sondereinheit der Polizei beteiligt war.

Im März 2021 entschied der Oberste Gerichtshof, dass das Verbot der Verwendung des Wortes „Allah“ für Nichtmuslime verfassungswidrig ist. Die damalige Regierung erklärte, gegen dieses Urteil Berufung einzulegen, so dass immer noch Unsicherheit über die Verwendung des Wortes „Allah“ für „Gott“ besteht.

2021 gab ein stellvertretender Minister bekannt, dass die Bundesregierung vier neue Gesetze zur Stärkung der Scharia in Malaysia ausgearbeitet hat. Dazu gehörte auch ein Gesetz zur Kontrolle der Entwicklung nichtmuslimischer Religionen. Obwohl der Justizminister erklärte, dass im endgültigen Entwurf kein derartiger Vorschlag enthalten sei, zeigten sich Kirchen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten alarmiert und gaben an, ein solches Gesetz widerspreche den verfassungsgemäßen Bestimmungen Malaysias. Auch wenn der Entwurf diesmal nicht angenommen wurde, ist dies ein Zeichen dafür, dass die religiösen Minderheiten in Malaysia mit wachsendem organisiertem Widerstand und Einschränkungen konfrontiert sind.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

Mehr als 30 Christen wurden körperlich angegriffen und aus ihren Häusern vertrieben. Es gab mindestens zwei Angriffe auf Kirchengebäude.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2023

43

66

2022

50

63

2021

46

63

2020

40

62

2019

42

60

Im Weltverfolgungsindex 2023 stieg die Punktzahl Malaysias um 2,3 Punkte, wobei sowohl die Werte für den durchschnittlichen Druck als auch für das Auftreten von Gewalt zunahmen. Die stärkste Zunahme des Drucks war in den Bereichen Leben im Staat und kirchliches Leben zu verzeichnen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass über Fälle berichtet wurde, in denen christliche NGOs gegenüber anderen diskriminiert und Kirchen an der Einrichtung von Schulen gehindert wurden. Die Christen werden nach wie vor durch eine Politik, die den Malaien den Vorrang einräumt, an den Rand der Gesellschaft gedrängt und benachteiligt, und es sieht nicht so aus, als würde sich dies in absehbarer Zeit ändern. Der Wert für das Auftreten von Gewalt ist immer noch vergleichsweise niedrig, ist aber im Vergleich zum Weltverfolgungsindex 2022 um 0,6 Punkte gestiegen.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Die gesetzlichen Rechte der Frauen werden durch Bestimmungen untergraben, die Ausnahmen für die Scharia vorsehen. Frauen, die vom Islam zum christlichen Glauben konvertieren, sind der Gefahr sexueller Gewalt und/oder der Zwangsverheiratung mit einem Muslim ausgesetzt, auch Mädchen unter 18 Jahren. Manchmal werden christliche Frauen zwangsverheiratet, um den finanziellen Unterhalt der Familie zu sichern. Die Covid-19-Krise hat Berichten zufolge zu einer Zunahme häuslicher Gewalt geführt, wovon wahrscheinlich auch Christinnen in solchen Ehen betroffen waren.

Männer

Männer und Jungen sind häufig Ziele konservativer muslimischer Gruppen, die sich gegen Evangelisation aussprechen. Die Verfolgung christlicher Männer erfolgt in der Regel in Form von Schikanen durch Selbstjustiz oder durch die Überwachung durch religiöse Autoritäten.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Schiiten, Ahmadis und Anhänger der Gruppe Darul Arqam werden weiterhin als Bedrohung angesehen, da sie vom sunnitischen Islam abweichen. Hindus, Anhänger traditioneller chinesischer Religionen und Buddhisten sind wie Christen von der Vorzugsbehandlung der Regierung gegenüber ethnischen Malaien betroffen.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Malaysia:

  • Beten Sie mit den Menschen in Malaysia, die sich trotz der Risiken entscheiden, Jesus nachzufolgen. Bitten Sie Gott, ihnen die geistliche Nahrung zu geben, die sie brauchen.
  • Die Politik in Malaysia hat sich weit von der Religionsfreiheit und Sicherheit für christliche Konvertiten entfernt. Beten Sie um Religionsfreiheit und eine gerechtere Anwendung von Gesetzen und Prinzipien.
  • Bitten Sie Jesus Christus, den Partnern von Open Doors kreative Möglichkeiten aufzuzeigen, um trotz Einschränkungen Gottes Wort und andere glaubensstärkende Materialien zur Verfügung stellen zu können.

Malaysia: Informieren und helfen

Meldungen

Aktuelle Meldungen zu Malaysia

Lesen Sie hier aktuelle Nachrichten und persönliche Berichte verfolgter Christen aus den Ländern des Weltverfolgungsindex, und abonnieren Sie unsere kostenlosen Formate.

Beten

Beten

Gebet ist das Erste, um das verfolgte Christen uns bitten und ist daher essenzieller Teil unseres Dienstes. Erfahren sie hier, wie sie konkret für verfolgte Christen beten können.

Spenden

Spenden

Ohne Ihren Einsatz wäre unser weltweiter Dienst nicht möglich. Ihre finanzielle Unterstützung macht einen Unterschied im Leben verfolgter Christen!