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Anti-Bekehrungsgesetz bald auch im Bhutan?

Christen wollen Vorurteile abbauen - Direkter Dialog mit Regierung gewünscht

(Open Doors) - Im vorwiegend buddhistisch geprägten Bhutan bleibt weiterhin unklar, ob Christen als religiöse Minderheit anerkannt werden. Laut dem Innen- und Kulturminister Minjur Dorji ist eine offizielle Anerkennung der Christen nicht vorgesehen: "Weder die Verfassung noch das Gesetz für religiöse Organisationen liefert hierfür eine Grundlage", sagte der Minister gegenüber dem Nachrichtendienst Compass Direct. Bislang hat das Religionsamt nur buddhistische und hinduistische Organisationen anerkannt. Christliche Leiter wünschen sich nun einen direkten Dialog mit der Regierung, um Vorurteile auch aufgrund negativer Medienberichte auszuräumen.

Bhutan: Christin einer Hausgemeinde beim Gebet/Open DoorsImmer wieder hatten inländische Medien Christen Bekehrungsversuche von Bhutanern vorgeworfen. Demnach böten ausländische westliche Christen Bhutanern Geld für einen Glaubenswechsel an. Beobachter gehen davon aus, dass vor einer etwaigen staatlichen Anerkennung der schätzungsweise 16.500 Christen als religiöse Minderheit zunächst eine Verordnung gegen Bekehrungsversuche verabschiedet werden könnte. Im Compass Direct-Gespräch sagte Premierminister Jigmi Yoser Thinley, dass das Christentum ein gutes moralisches, ethisches System zum Funktionieren einer guten Gesellschaft sei. Er selbst habe die meisten Bücher der Bibel gelesen und als Kind jeden Sonntag die Kirche besucht. Doch Bekehrungen zu einer anderen Religion lehnt Thinley ab: "Ich würde weder einen Buddhisten dazu ermutigen, einen Christen zu bekehren, noch umgekehrt." (Foto: Christin aus Bhutan/Open Doors)

Anti-Bekehrungs-Gesetz

Premier Thinley will den Wechsel der Religion generell verhindern: "Es gibt keinen Grund, warum Christen andere zu ihrem Glauben einladen sollten. Dass es in unserem Land Christen gibt, ist gut; wir sind Verfechter einer kulturellen Vielfalt." Doch es sei "die schlimmste Form von Diskriminierung", wenn Menschen, die einer anderen Religion angehören, andere bekehren wollten. Nach Berichten der staatliche Zeitung "Kuensel" soll nun ein neuer Abschnitt 463 in das Strafgesetzbuch eingeführt werden. Demnach mache sich jeder Mensch, der andere mit Hilfe falscher Versprechungen oder Bestechung zum Religionswechsel zu überzeugen sucht, strafbar.

Vorwürfe ausräumen

Bhutanesische Christen sehen sich unter Generalverdacht und weisen Anschuldigungen der Zwangsbekehrung zurück. "Wir hoffen, dass die Regierung uns eine Chance gibt, uns zu verteidigen", so ein Gemeindeleiter aus Thimphu, der anonym bleiben möchte. Christen wünschen sich einen direkten Dialog mit der Regierung, um die Vorwürfe auszuräumen. Von vereinzelten inoffiziellen Treffen abgesehen, hat die Regierung bislang noch nicht das Gespräch mit Christen gesucht. "Die Kirche in Bhutan ist nicht mehr im Untergrund; wir kommen ohne Einmischung der Behörden sonntags regelmäßig zusammen", so ein örtlicher Christ. Doch ein rechtsverbindlicher Status ist für uns unabdingbar. Wir wollen uns aktiv am Aufbau der Nation beteiligen, denn wir lieben unser Land."

Hintergrund:
In der nach den ersten freien Wahlen im Jahr 2008 erstellten Verfassung des Königreiches ist zwar Religionsfreiheit vorgesehen. Doch der Buddhismus gilt als das spirituelle Erbe des Landes. Noch nie wurde der christliche Glaube offiziell anerkannt. Christen dürfen keine Kirchen bauen, Versammlungen in Privathäusern etwa zu Gebetsstunden und Gottesdiensten werden zwar toleriert, sind aber offiziell verboten. Das Königreich Bhutan steht auf Platz 14 des Weltverfolgungsindex von Open Doors.

Bitte beten Sie für die Christen in Bhutan, damit sich bald ihr rechtlicher Status klärt und sie frei ihren Glauben praktizieren können. Dazu gehören der Bau von Kirchen, das Feiern von Gottesdiensten sowie der freie Zugang zu christlicher Literatur.