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Christenverfolgung im 'Paradies'

 

In Nordkorea – dem schlimmsten Christenverfolgerstaat weltweit - rief das staatliche Fernsehen die Bürger zu ewiger Loyalität gegenüber Staatschef Kim Jong Il auf. Anlass war der gestrige 61. Jahrestag der Staatgründung. Kim habe auf der koreanischen Halbinsel "ein Paradies" geschaffen, das von der Welt beneidet werde, gab die "Neue Zürcher Zeitung" die Verlautbarungen des staatlichen Mediums wieder. Doch in diesem "Paradies" hungert die Bevölkerung, sind Hunderttausende politischer oder religiöser Gefangene in Straflagern und Christen werden wie Staatsfeinde verfolgt und hingerichtet, so das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors.

70.000 Christen in Arbeitslagern
Nach Schätzungen von Open Doors sind in Nordkorea mindestens 200.000 Menschen inhaftiert, darunter etwa 50.000 bis 70.000 Christen. Seit Jahren belegt das Land auf dem Open Doors-Weltverfolgungsindex - einer Liste von Ländern, in denen Christen am meisten verfolgt werden - Platz 1; vor Saudi-Arabien und dem Iran. Dennoch gibt es unter den 23 Millionen Einwohnern schätzungsweise 200.000 Christen. Sie treffen sich heimlich im Untergrund. Denn entdeckte Christen werden verhaftet, gefoltert oder getötet. Wer eine Bibel besitzt oder das Evangelium verkündigt, dem droht Arbeitslager oder die Hinrichtung. Im Juni wurde die 33-jährige Christin Ri Hyon-Ok, Mutter von drei Kindern, wegen Bibelverbreitung in Ryongchon nahe der Grenze zu China hingerichtet. Ihr Ehemann, die Kinder und ihre Eltern kamen in ein Straflager.

Nordkoreaner hungern
Hunderttausende Nordkoreaner haben nicht genug zu essen. Mehrmals kam es in den vergangenen Jahren zu großen Hungersnöten mit vielen Toten. Wie einheimische Christen berichten, haben viele kein Geld, um Reis oder andere Lebensmittel auf dem Markt bzw. Schwarzmarkt zu kaufen. Die Überwachung auf den Hauptstraßen durch Sicherheitsleute etwa in der Hauptstadt Pjöngjang sei sehr streng; Inlandsreisen seien eingeschränkt. In persönlichen Gesprächen würden sich die Menschen über die Regierung beschweren, die Millionen von Dollar für die Entwicklung von atomaren Waffen ausgäbe, während die eigene Bevölkerung hungert.

"Bitte, betet für uns"
Einheimische Untergrundgemeinden haben in diesem Jahr eine Gebetskampagne für ihr Land gestartet. Nordkorea stecke in einer tiefen Krise, hieß es. Die Menschen sterben an Unterernährung und unvermindert würden Sicherheitsbehörden Ausschau nach Christen halten und Häuser durchsuchen. Nordkoreanische Christen verteilen Hilfsgüter, doch diese Unternehmungen sind gefährlich. "Wir brauchen eure Gebete für unsere Sicherheit", bittet ein Christ. "Betet, dass es uns gelingt, die Hilfe an die Menschen zu verteilen, die sie dringend brauchen." Der christliche Glaube oder die öffentliche Religionsausübung sind in Nordkorea strikt verboten. Das Christentum wird als gefährlicher ausländischer Einfluss betrachtet, der den Anstoß für den Zusammenbruch kommunistischer Regime in Osteuropa und in der ehemaligen Sowjetunion gegeben hat. Deshalb stellt es eine der größten Bedrohungen für die Macht des Regimes dar. Infolgedessen bemühen sich die nordkoreanischen Behörden sehr stark, das Christentum auszurotten.