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Gebetsaufruf für Christen in Syrien und anderen Staaten

Ausländische Christen haben Libyen und den Jemen verlassen - Abwanderung auch in Syrien befrüchtet

 

(Open Doors) - Vor genau sechs Monaten begannen in Tunesien die Proteste. Am Ende musste Machthaber Ben Ali aus dem Land fliehen. Später sollten Demonstranten auch in Ägypten den seit 30 Jahren regierenden Staatschef Hosni Mubarak aus seinem Amt vertreiben. Auch in anderen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens zogen Menschen für mehr Freiheit und Reformen auf die Straße. Doch gehen die Machthaber in Libyen, dem Jemen und Syrien brutal gegen die Bürger ihrer Länder vor. In all diesen islamisch geprägten Ländern gibt es nur kleine christliche Minderheiten. Diese Christen dürfen nicht vergessen werden, denn sie brauchen dringend den Beistand im Gebet von Christen in aller Welt, bittet das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors Deutschland (Kelkheim). Viele sind in Angst. Es herrscht Unsicherheit, inwiefern sich ihre Situation verändern wird. Zu mehr Freiheit oder Unterdrückung und Vertreibung durch islamische Kräfte? Die meisten der ausländischen Christen in Libyen und dem Jemen haben das Land bereits verlassen. Open Doors bittet, insbesondere für die kleinen Gruppen von Christen muslimischer Herkunft zu beten. Ihr Glaubenswechsel vom Islam gilt bei Hardlinern als ein Verrat gegen den Islam. Sie sind besonders gefährdet.

Tunesien
Weltverfolgungsindex Platz 37

Die Wahlen in Tunesien wurden von Juli auf Oktober verschoben. Neben Juden bilden Christen in dem nordafrikanischen Land eine verschwindend kleine religiöse Minderheit unter den zehn Millionen Einwohnern. Insgesamt schätzt Open Doors die Zahl der Christen im Land auf 22.800. Die Mitglieder christlicher Kirchen sind überwiegend Ausländer oder Tunesier europäischer oder arabischer Herkunft. Nur etwa 1.500 bis 2.000 tunesische Christen muslimischer Herkunft gibt es. Seit der Ermordung des polnischen Priesters Marek Marius Rybynski hat die Angst vor Übergriffen zugenommen. Islamische Extremisten hatten den Geistlichen Mitte Februar in Tunis in einer Schule ermordet. Wie sich herausstellte, gehören die Täter zu einer Gruppe, die Christen ins-besondere muslimischer Herkunft unter Druck setzen, weil sie Beziehungen zu Kirchen im Ausland unterhalten. Unter den einheimischen Christen herrscht große Unsicherheit mit Blick auf die Zukunft.

Libyen
Weltverfolgungsindex Platz 25

In Tunesiens östlichem Nachbarstaat Libyen tobt ein blutiger Bürgerkrieg. Die Mehrheit der 172.800 Christen unter den 6,4 Millionen Einwohnern sind Ausländer. Die meisten von ihnen haben das Land inzwischen verlassen. Gemeindeleiter aus Tripolis berichteten Open Doors, dass nahezu 75 Prozent ihrer Mitglieder aufgrund der Kriegswirren außer Landes geflohen sind. Die Lebensbedingungen seien sehr schwierig. Lebensmittelpreise seien immens gestiegen. Nachrichten aus den von Rebellen beherrschten Gebieten sind nur schwer zu erhalten.

Algerien
Weltverfolgungsindex Platz 22

In Libyens westlichem Nachbarstaat Algerien geht die Regierung mit Kirchenschließungen verstärkt gegen die christliche Minderheit vor. Unter den 35 Millionen Einwohnern leben 22.500 Christen. Kürzlich wurden acht Kirchen in der Provinz Bejaja geschlossen. Ein Christ wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, weil er christliche Literatur an einen Nachbarn weitergegeben hatte.

Jemen
Weltverfolgungsindex Platz 7

Aufgrund der Bürgerproteste im Jemen und dem gewaltsamen Vorgehen der Regierung haben die meisten ausländischen Christen das Land verlassen. Das Land im Süden der Arabischen Halbinsel zählt seit Jahren zu den Staaten, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Unter den 23,6 Millionen Einwohnern gibt es etwa 6.000 Christen. Auf den Religionswechsel vom Islam zum christlichen Glauben steht die Todesstrafe.


Syrien
Weltverfolgungsindex Platz 38

Syrien im Norden der Arabischen Halbinsel steht am Rande eines Bürgerkrieges. Nichtorganisierte oppositionelle Gruppen wollen die Assad-Regierung stürzen. Einige radikale Gruppen skandierten bei Protesten, Christen sollten das Land verlassen. Unter der Regierung Assad genießen Christen relative Freiheit. Befürchtet wird, dass islamistische Gruppen die Unruhen zur Durchsetzung ihrer Interessen nutzen. Ein syrischer Pastor sagte im Gespräch mit Open Doors: "Was wird mit uns geschehen, wenn sunnitische Muslime die Macht übernehmen? Sicherlich werden alle Christen das Land verlassen. Syrien wäre dann nicht mehr sicher für Christen, so wie im Irak." Der Pastor berichtete von Schriftzügen an Wänden mit der Botschaft: "Töten wir alle Alawiten (die herrschende Minderheit) und schicken die Christen nach Beirut (der Hauptstadt des Libanon, des einzigen Landes der Region, das einst eine christliche Mehrheit besaß)."

Die meisten einheimischen Christen leben in Angst und überlegen, das Land zu verlassen. Der Pastor appelliert an Christen in aller Welt: "Bitte betet für uns, damit wir in Syrien eine Zukunft haben. Wir leben hier schon seit Jahrhunderten."

 

Gebetsanliegen:

  • Beten Sie für die Christen in den Unruhe-Staaten. Sie geraten besonders in Syrien ins Visier von Extremisten, weil sie sich nicht gegen das Assad-Regime stellen.
  • Beten Sie um Weisheit für Gemeindeleiter, wie sie ihre Mitglieder in dieser unsicheren Zeit führen und ermutigen können. Besonders wichtig ist die Stärkung der einheimischen Gläubigen aus muslimischem Hintergrund.
  • Beten Sie um ein Ende der Gewalt in den verschiedenen Ländern dieser Region. Viele Christen sind als Minderheit davon besonders betroffen.