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Algerien


Christenverfolgung in Algerien
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Die Hauptverfolger sind die Gesellschaft, extremistische islamische Lehrer und Regierungsbeamte, die den Sichtweisen dieser Lehrer anhängen. Die meisten algerische Christen sind Konvertiten mit muslimischem Hintergrund. Sie erfahren Verfolgung und Diskriminierung vor allem von Familienmitgliedern und dem erweiterten sozialen Umfeld, einschließlich der örtlichen Anführer und Ältesten ethnischer Gruppen. Regierungsbeamte auf allen Ebenen üben Druck auf Christen aus, um ihre Freiheit einzuschränken, und „ermutigen“ sie, ihren Glauben aufzugeben. Gottesdienste von Nichtmuslimen werden per Gesetz geregelt. Dazu gehören auch Vorschriften, die es gesetzlich verbieten, „den Glauben eines Muslims zu erschüttern“ oder zu versuchen, ihn zu „verführen, eine andere Religion anzunehmen“. Christen muslimischer Herkunft erleiden außerdem Diskriminierung und Anfeindungen durch Familienmitglieder und Nachbarn. Diese versuchen, sie zur Befolgung islamischer Verhaltensnormen und Riten zu zwingen. In ländlichen und religiös eher konservativen Regionen des Landes sind die Christen in besonders hohem Maß Druck und Gefahren ausgesetzt. Sie werden der Blasphemie und Missionierung beschuldigt und inhaftiert. Viele von der Regierung geschlossene Kirchen bleiben versiegelt.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Offiziell ist Algerien eine konstitutionelle semipräsidiale Republik mit dem Präsidenten als Staatsoberhaupt und dem Premierminister als Regierungschef. In der Praxis wird das Land jedoch von seiner mächtigen Armee und einer kleinen Gruppe einflussreicher Geschäftsleute und Politiker geführt, bekannt unter dem Namen „Le Pouvoir“ („Die Macht“). Aus diesem Grund wird Algerien von Menschenrechtsorganisationen als „autoritär regiertes“ und „unfreies“ Land eingestuft. Am 1. November 2020 wurde ein Referendum über eine neu ausgearbeitete Verfassung abgehalten. Die Wahlbeteiligung hat mit 23,8 Prozent jedoch einen historischen Tiefststand erreicht, was zeigt, dass die Algerier sich keine großen Hoffnungen auf eine ernstzunehmende politische Wende machten.
Die im März 2006 erlassene Rechtsverordnung 06-03 schränkt nichtmuslimische Gottesdienste gravierend ein. Die Regierung hat seit ihrem Inkrafttreten keine weiteren offiziellen Gemeindegründungen zugelassen, deshalb treffen sich Christen weiterhin in Privatwohnungen oder Bürogebäuden. Dies ist jedoch verboten. Auf die Teilnahme an solchen Treffen steht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren und ein Bußgeld von bis zu 300.000 Algerischen Dinaren (etwa 3.000 Euro). Seit November 2017 sind auf Grundlage dieser Rechtsverordnung mindestens 17 dem „Dachverband Algerischer Evangelischer Gemeinden“ (EPA) zugehörigen Kirchen geschlossen worden. Soziale Medien und andere Kommunikationswege unterliegen einer strengen Kontrolle seitens der Regierung. Christen, die online von ihrem Glauben erzählen, müssen mit Druck rechnen. Mehrere Christen sitzen derzeit wegen Vorwürfen der Blasphemie und Missionierung im Gefängnis.
Algerische Christen erfahren bei der Arbeitssuche sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor Diskriminierungen aufgrund ihres Glaubens. Algeriens patriarchalische, vom Islam geprägte Normen führen dazu, dass sowohl Männer als auch Frauen starkem Druck ausgesetzt, wenn ihr christlicher Glaube entdeckt wird. Männer werden von ihren Familien verstoßen, während Frauen häuslicher Gewalt ausgesetzt sind.
Schätzungsweise 98,2 Prozent der Algerier sind Muslime, fast alle davon Sunniten. Die meisten Christen haben einen muslimischen Hintergrund. Der evangelische Dachverband EPA wurde von der Regierung 1974 offiziell anerkannt. Seine Mitgliedsgemeinden müssen sich allerdings eigenständig registrieren lassen. Bisher ist das keiner einzigen von ihnen gelungen. Im Jahr 2013 musste die EPA erneut die offizielle Anerkennung beantragen, nachdem ein neues Gesetz für Nichtregierungsorganisationen eingeführt worden war. Die Regierung hat jedoch immer noch nicht auf diesen Antrag reagiert, sodass sich die EPA in einem rechtlichen Schwebezustand befindet. Die Verfassung verwehrt Nichtmuslimen den Zugang zu hochrangigen Regierungsämtern.
Weil die algerische Verfassung und die Regierung Aktivitäten verbieten, die den „Werten und der öffentlichen Moral des Landes zuwiderlaufen“, müssen sich nichtmuslimische und nichtreligiöse Gruppen zurückhalten, um Diskriminierung, Intoleranz und Verfolgung zu vermeiden.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
139.000 |
0,3 |
Muslime |
44.571.000 |
98,3 |
Agnostiker |
606.000 |
1,3 |
Andere |
14.400 |
0,0 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Die meisten Christen leben in der Kabylei im Norden des Landes. Die Bewohner der Kabylei sind Berber, die auch ihre eigene Sprache sprechen. Im Gegensatz dazu hat die übrige Bevölkerung einen arabischen Hintergrund. Viele Jahre lang wurden die Bewohner der Kabylei von der algerischen Regierung diskriminiert und vernachlässigt. Dadurch entstand ein Umfeld, in dem sich eine christliche Gemeinschaft entwickeln konnte; dennoch bleibt der Druck von Regierung und Gesellschaft hoch. Im arabischen Teil des Landes, speziell im Süden, sind die Bedingungen für Christen schwierig, und es gibt nur wenige Kirchen. Gewalttätige islamische Gruppen genießen keine große Unterstützung in der Bevölkerung. Dennoch ist der Islam der bestimmende Einfluss im Land, auch weil die salafistische Bewegung wächst.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung
Der Islam hat einen entscheidenden Einfluss auf die Regierung Algeriens. Das wirkt sich unmittelbar auf die Christen aus und führt zu Einschränkungen ihrer Freiheit. Neben dem Druck islamistischer Bewegungen auf die Regierung und die Gesellschaft erfahren Christen muslimischer Herkunft auch innerhalb ihrer Familien großen Druck; das führt zu andauernden Schwierigkeiten für Christen. Die starke Verbreitung islamischer Überzeugungen in der Bevölkerung hat zur Folge, dass die Regierung sich dem Druck islamistischer Bewegungen nicht entziehen kann. Anderenfalls würde sie ihre Beliebtheit riskieren. Eine dieser Bewegungen ist die „Islamische Heilsfront“ (FIS), die noch immer verboten ist. Doch die Islamisten werden immer sichtbarer und beobachten die Aktivitäten der Christen wie auch anderer nichtmuslimischer Minderheiten (wie zum Beispiel die der kleinen jüdischen und Bahai-Gemeinden).
Diktatorische Paranoia
Diese Triebkraft der Verfolgung zeigt sich in der autokratischen Regierung Algeriens, die Christen Restriktionen auferlegt. Die steigenden Zahlen von Kirchenschließungen und tätlichen Übergriffen gegen christliche Demonstranten weisen darauf hin, dass die Regierung ihren Druck auf die Kirche weiter verstärkt. Die Gründe für diese neue Welle der Gewalt sind nicht bekannt. Einige Maßnahmen der Regierung können jedoch als Versuch gesehen werden, die islamistischen Teile der Bevölkerung zu beschwichtigen. Die regierende Partei ist seit der Unabhängigkeit des Landes an der Macht. Ihre antikolonialistischen und revolutionären Wurzeln tragen wesentlich dazu bei, dass sie jede christliche Missionstätigkeit misstrauisch beäugt. Dies gilt in besonderem Maße für Aktivitäten, die in Zusammenarbeit mit Gemeinden und christlichen Gruppen aus dem Westen durchgeführt werden.
Unterdrückung durch den Clan oder Stamm
Islamische Unterdrückung ist die wesentliche Ursache für den Druck, der vonseiten der Familie und des sozialen Umfelds auf Christen muslimischer Herkunft ausgeübt wird. Besonders im arabischen Teil des Landes spielen Ansichten wie „die Wahrung der Familienehre“ jedoch eine ebenso große Rolle. Mit Unterstützung der lokalen Ortsvorsteher und Dorfältesten wird sowohl vonseiten enger Familienmitglieder als auch vonseiten des gesamten sozialen Umfelds Druck auf christliche Konvertiten ausgeübt. Sie sollen den neuen Glauben verleugnen und wieder die traditionellen Werte von Familie und sozialem Umfeld befolgen. In städtischen Gebieten nimmt der Einfluss der Dorfältesten ab, und es gibt oft kein größeres soziales Umfeld, das Druck ausüben könnte. Der Druck vonseiten der Familien bleibt jedoch hoch.
Ethnisch-religiöse Feindseligkeit
Die meisten algerischen Christen leben in der Kabylei, einer Region im Norden des Landes. Zwischen dieser Region und der Zentralregierung herrschen seit der Unabhängigkeit Algeriens politische Spannungen. In der schwierigen Beziehung zwischen der algerischen Regierung und den Bewohnern der Kabylei spielen ethnische Identität, Kultur und Sprache eine bedeutende Rolle. Auch hier kommt zum Tragen, dass die meisten Bewohner der Kabylei zum Volk der Berber gehören, während die vorherrschende ethnische Identität des Landes Arabisch ist. Die ethnisch begründeten Spannungen und Anfeindungen wirken sich auch auf das religiöse Leben aus und tragen so zur Verletzung der Religionsfreiheit von Christen in der Kabylei bei.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Neben einigen westlichen ausländischen Christen gehören zu dieser Kategorie hauptsächlich christliche Migranten aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Christliche Studenten aus Subsahara-Afrika erfahren Diskriminierung an Universitäten und im städtischen Alltagsleben.
Christen aus traditionellen Kirchen
Die Römisch-Katholische Kirche ist außerhalb ihrer Gottesdiensträume mit Einschränkungen konfrontiert; die Gemeinden sind jedoch weiterhin zugelassen, sofern sie registriert sind. In katholischen Kirchen (einschließlich der Kathedrale in Algier, dem Sitz des Erzbischofs) können Gottesdienste ohne staatliche Einmischung durchgeführt werden.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Die große Mehrheit der Christen in Algerien sind Christen mit muslimischem Hintergrund. Sie erfahren Diskriminierung und stehen unter anhaltendem Druck, ausgehend vom Staat und der Familie. Das Gesetz verbietet alle öffentlichen Versammlungen, bei denen ein anderer Glaube als der Islam praktiziert wird. Davon ausgenommen sind nur registrierte Kirchen. Deshalb feiern Christen anderer religiöser Herkunft ihre Gottesdienste für gewöhnlich in Privatwohnungen.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Christen, die offen in sozialen Medien über ihren Glauben sprechen, riskieren dabei, wegen Missionierung und Blasphemie angeklagt zu werden. Sie müssen mit Vergeltung vonseiten ihres sozialen Umfelds rechnen. Da Anfeindungen gegenüber Christen weit verbreitet sind, achten sie darauf, keine christlichen Symbole wie Kreuze öffentlich zu zeigen. Die Gesetze des Landes gegen Evangelisation und Blasphemie beeinträchtigen selbst im privaten Umfeld die Freiheit von Christen, mit engen Familienangehörigen über ihren Glauben zu sprechen. Gemäß der Rechtsverordnung 06-03 ist die Weitergabe des Evangeliums eine Straftat, die eine Freiheitsstrafe von ein bis drei Jahren nach sich zieht.
Familienleben
Religionsunterricht, der auf islamischen Prinzipien basiert, ist in allen öffentlichen Grund- und weiterführenden Schulen Pflicht. Wenn eine verheiratete Person den christlichen Glauben annimmt, verlangt der muslimische Ehepartner in vielen Fällen entweder die Scheidung oder wird von Familienangehörigen gezwungen, sich scheiden zu lassen. Die Kinder werden vom christlichen Konvertiten ferngehalten. Adoption ist zudem nur für Muslime zulässig. Ist der Vater eines Kindes Muslim, gilt das Kind automatisch ebenfalls als Muslim. Christen muslimischer Herkunft werden von der Regierung weiterhin als Muslime angesehen, und daher gilt dasselbe für ihre Kinder.
Gesellschaftliches Leben
Die Überwachung von Personen ist alltäglich und betrifft besonders Christen. Christen in Leitungspositionen müssen davon ausgehen, dass ihre Telefone abgehört und ihre E-Mails gelesen werden. Christliche Versammlungen außerhalb von Kirchengebäuden sind illegal; wenn christliche Gemeinden sich trotzdem versuchen zu treffen, werden sie daran gehindert. In der Kabylei ist dieser Druck weniger stark, aber der christliche Glaube trifft in allen Teilen des Landes auf Widerstand. In Gebieten, wo ein konservativerer Islam vorherrscht, müssen Kinder von Christen ihren Glauben geheim halten. Anderenfalls droht ihnen Diskriminierung durch Lehrer und später bei der Bewerbung um einen Studienplatz. Dies trifft in besonderem Maße auf die Kinder von Christen zu, deren Abkehr vom Islam bekannt geworden ist. In ähnlicher Weise müssen Christen mit muslimischem Hintergrund ihren Glauben bei der Jobsuche verbergen, wenn sie Diskriminierung vermeiden wollen. Christen haben generell keinen Zugang zu höheren Regierungsämtern, gleichgültig ob sie einen muslimischen Hintergrund haben oder nicht.
Leben im Staat
Gemäß der algerischen Verfassung ist der Islam Staatsreligion, und die Regierungsbehörden sind verpflichtet in Übereinstimmung mit islamischen Werten zu handeln. Christen werden aus religiösen Gründen diskriminiert, wenn sie in Kontakt mit den Behörden getreten sind. Das gilt besonders, wenn sie vom Islam konvertiert sind oder aus einem afrikanischen Land südlich der Sahara stammen. An einigen Orten in der Kabylei schien sich die Lage der Christen zuletzt zu verbessern, da beispielsweise einige Kinder mit christlichem Namen registriert werden konnten; mittlerweile verschlechtert die Situation jedoch wieder. Christen sind von Misshandlungen durch ihre Familienangehörigen bedroht. Die Angreifer müssen dafür keine Strafe befürchten, da die Regierung häusliche Gewalt als Familienangelegenheit betrachtet.
Kirchliches Leben
Christliche Versammlungen werden weiterhin geschlossen, und die Regierung versucht zunehmend, die christliche Gemeinde auf unterschiedliche Arten zu torpedieren. Kirchen dürfen keine Aktivitäten unter muslimischen Jugendlichen durchführen; Minderjährigen ist es nicht gestattet, eine Kirche ohne eine erwachsene Begleitperson zu besuchen. Das Drucken von christlichen Materialien ist durch die Verordnung 06-03 verboten. Aufgrund der ständigen Überwachung von Kirchen ist es für ausländische Christen schwierig, ein Visum zu erhalten und algerische Kirchen zu besuchen.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Verschiedene andere Kirchen wurden angewiesen, ihre Aktivitäten einzustellen.
- Mehr als 15 Christen sind verhaftet und verschiedener Vergehen angeklagt worden, die von „Evangelisation“ bis hin zu „Abhalten eines Gottesdienstes ohne vorherige Genehmigung“ reichen.
- Mindestens zehn Christen haben körperliche und psychische Misshandlung erfahren – sowohl durch Familienmitglieder als auch vonseiten der Regierung. Einige Christen mussten aufgrund dieses Drucks ihre Wohnorte verlassen.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
19 |
73 |
2022 |
22 |
71 |
2021 |
24 |
70 |
2020 |
17 |
73 |
2019 |
22 |
70 |
Die Punktzahl für Algerien stieg im Weltverfolgungsindex 2023 um zwei Punkte im Vergleich zum Weltverfolgungsindex 2022. Wachsende staatliche Restriktionen und zunehmender Druck haben zu der höheren Punktzahl geführt. Zusätzlich zu den 16 Kirchen, die schon vorher schließen mussten, haben im Berichtszeitraum vier neue Kirchen die Anordnung zur Schließung erhalten und haben ihre Aktivitäten eingestellt. Darüber hinaus sind Christen angeklagt und bestraft worden für Vergehen, die von „Abhalten eines Gottesdienstes ohne vorherige Genehmigung“ über „einen Muslim in seinem Glauben erschüttert“ zu haben bis hin zu „die Gedankenwelt von Jugendlichen vergiftet“ zu haben reichen. Der Druck bleibt in allen Lebensbereichen unverändert hoch.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Algerische Frauen werden von Gesetz und Gesellschaft allgemein benachteiligt, was die Situation christlicher Frauen weiter erschwert – zusätzlich zu dem Druck, den sie als Christen für ihren Glauben erfahren. Sie sind mit Arbeitsplatzverlust konfrontiert, werden im Beruf oder in der Schule belästigt, erleiden sexuelle Übergriffe und erhalten Morddrohungen (besonders, wenn sie sich unverschleiert zeigen). Christinnen muslimischer Herkunft sind schweren Misshandlungen durch ihre Familien ausgesetzt, einschließlich Schlägen, Drohungen, Hausarrest und Zwangsheirat oder Scheidung. Der Zugang zur Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, und der Empfang von christlichen Radio- oder TV-Sendern ist für sie eingeschränkt. Angesichts dieses Drucks und dieser Gewalt entscheiden sich viele Christinnen muslimischer Herkunft dafür, ihren Glauben zu verstecken und als heimliche Christen zu leben.
Männer
Christliche Männer erleben in Algerien regelmäßig Druck vonseiten ihres sozialen Umfelds sowie auf wirtschaftlicher Ebene. Sie sind mit Schikanierungen am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum konfrontiert. Da Männer in algerischen Familien meist die Hauptverdiener sind, kann der Verlust ihres Arbeitsplatzes oft lähmende Auswirkungen auf ihre gesamte Familie haben, was zu Angst und einem Gefühl der Hilflosigkeit führt. Obwohl es nicht oft geschieht, laufen Männer häufiger Gefahr, verhaftet zu werden, was sich dann natürlich auch negativ auf ihre Arbeitsfähigkeit auswirkt. Innerhalb der Familien kommt es häufig zu gewalttätigen Übergriffen auf männliche Konvertiten. Doch nicht nur durch ihre Familie erfahren sie Ausgrenzung und Zurückweisung, sondern auch durch ihr soziales Umfeld.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Neben Christen sind auch algerische Juden, Ahmadiyya und schiitische Muslime unterschiedlich starkem Druck und Gewalt ausgesetzt. Von diesen sind die Ahmadiyya-Muslime am stärksten betroffen, unter anderem in Form von Strafanzeigen wegen „Verunglimpfung von Dogmen und Grundsätzen des Islam“. Regierungsbeamte begegnen ihnen mit Feindseligkeit und verwehren ihnen das Recht, Vereinigungen zu bilden. Auch Atheisten und alle, die die sunnitisch-islamischen Lehren öffentlich in Frage stellen, müssen mit Anfeindungen rechnen.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Algerien:
- Beten Sie für die algerischen Christen muslimischer Herkunft um Durchhaltevermögen angesichts der Anfeindungen durch die eigene Familie und muslimische Extremisten.
- Beten Sie, dass Kirchen, die geschlossen wurden, wiederöffnet werden können und dass die Gesetze, die die Religionsfreiheit einschränken, widerrufen werden.
- Beten Sie dafür, dass Jesus Christus die Partner von Open Doors in Nordafrika für ihren Dienst für die verfolgten Christen mit seiner Liebe, Kraft, Mut und Weisheit ausstattet.