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Mosambik


Christenverfolgung in Mosambik
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Die Verfolgung von Christen in Mosambik hat verschiedene Ursachen. Zum einen haben Angriffe islamischer Extremisten viele Christen das Leben gekostet. Des Weiteren erschwert die Präsenz von Drogenkartellen in einigen Gebieten das Leben von Christen, insbesondere von Mitarbeitern der kirchlichen Jugendarbeit. Außerdem schränkt die Regierung die Religionsfreiheit ein. Der Krieg des Landes gegen die Dschihadisten hat auch dazu geführt, dass Christen in den laufenden Konflikt hineingezogen werden.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Mosambik wurde 1975 von Portugal unabhängig. 1992 konnte der Bürgerkrieg mit einem von den Vereinten Nationen ausgehandelten Friedensabkommen zwischen der damals einzigen Partei, der „Front für die Befreiung Mosambiks“ (FRELIMO), und den Rebellen des „Nationalen Widerstands Mosambiks“ (RENAMO) beendet werden. Es folgten stetige wirtschaftliche und politische Fortschritte, die durch das Wiederaufflammen von Spannungen und Gewalt zwischen FRELIMO und RENAMO seit 2012 allerdings wieder gefährdet wurden. Im Jahr 2019 brachen erneut Kämpfe aus, als die FRELIMO nach umstrittenen Wahlergebnissen an der Macht blieb.
In der Zwischenzeit haben gewalttätige islamistische Kämpfer im Norden des Landes Angriffe auf die Zivilbevölkerung verübt. Christen sind aus ihren Wohnorten geflohen, um nicht ins Visier der Dschihadisten zu geraten. Die islamistische Gruppe „al-Sunnah Wa Jama'ah“ (ASWJ) hat dazu aufgerufen, christliche Symbole zu beseitigen. Sie hat in einigen Teilen der Provinz Cabo Delgado die Häuser von Christen angegriffen. Um die Dschihadisten zurückzudrängen, kämpfen Truppen aus anderen Ländern, insbesondere aus Ruanda, an der Seite der Armee Mosambiks. Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, und rund 45 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre.
Die Einwanderer aus Südasien sowie die nördlichen Provinzen sind mehrheitlich muslimisch, vor allem an der Küste. In einigen Gebieten im nördlichen Landesinneren leben zahlreiche christlichen Bevölkerungsgruppen. In den südlichen und zentralen Regionen ist die Zahl der Christen jedoch größer, es leben dort aber auch Muslime.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
18.589.000 |
56,2 |
Muslime |
5.859.000 |
17,7 |
Anhänger ethnischer Religionen |
8.428.000 |
25,5 |
Agnostiker |
123.000 |
0,4 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
In der nördlichen Provinz Cabo Delgado finden die schwersten Übergriffe auf Christen statt. Dort verüben mit dem „Islamischen Staat“ (IS) verbündete Kämpfer gewaltsame Angriffe.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung
Seit 2017 kommt es immer wieder zu Angriffen auf Christen durch Kämpfer der dem IS nahestehenden islamistischen Gruppe „al-Sunnah wa Jama'ah“ (ASWJ). Tausende mussten deshalb bereits aus ihren Häusern fliehen. Die Fähigkeiten und der Einflussbereich dieser Kämpfer nehmen stetig zu. Die Gruppierungen finanzieren sich durch die Zusammenarbeit mit Drogenkartellen und durch Korruption, in die einige Regierungsbeamte des Landes verwickelt sind.
Ethnisch-religiöse Feindseligkeit
In abgelegenen Gebieten sehen Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen die zunehmenden Bemühungen zur Ausbreitung des Evangeliums als Bedrohung an. Infolgedessen beschweren sich die Clanchefs oft über derartige kirchliche Aktivitäten.
Diktatorische Paranoia
Die Regierung von Mosambik stellt keine wirkliche Demokratie dar. Sie ist nach wie vor repressiv und übt Druck auf einige Kirchen aus, die Regierungspolitik zu unterstützen. Die Verfassung verbietet jegliche religiöse Einflussnahme in öffentlichen Bildungseinrichtungen. Einige Behörden stellen außerdem komplizierte Anforderungen zur Registrierung religiöser Gruppen.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Mosambik weist ein hohes Maß an organisierter Kriminalität auf. Drogen, Waffen und illegale Produkte von Wildtieren, wie Elfenbein, werden in großem Umfang in den Häfen gehandelt. Die islamistische Gruppe „al-Sunnah wa Jama'ah“ betreibt zur Finanzierung ihrer Aktivitäten illegalen Handel. Kirchen, die sich in der Arbeit unter Jugendlichen und kriminellen Banden engagieren, werden von Kartellen bedroht und gewaltsam angegriffen.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Christen aus traditionellen Kirchen
Zu den traditionellen Kirchen gehören die Römisch-Katholische Kirche, die Anglikanische Kirche und orthodoxe Kirchen. Sie werden häufig von militanten ASWJ-Kämpfern angegriffen.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
In diese Kategorie fallen Christen muslimischer Herkunft sowie Christen, die zuvor einer traditionellen afrikanischen Religion angehört haben. Ferner zählen auch Christen dazu, die zu einer anderen Denomination übergetreten sind. Christen muslimischer Herkunft, die im mehrheitlich islamischen Norden leben, werden besonders schwer verfolgt. Solche Konvertiten werden sehr häufig Opfer von Angriffen extremistischer Muslime.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Zu protestantischen Freikirchen gehören Baptisten- und Pfingstgemeinden; Christen aus diesen Kirchen werden regelmäßig bedroht und angegriffen, weil sie aktiv das Evangelium weitergeben.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
In den nördlichen Gebieten, die unter dem Einfluss militanter Islamisten stehen, müssen Christen (insbesondere Christen muslimischer Herkunft) ihren Glauben verheimlichen. Andernfalls riskieren sie, angegriffen oder getötet zu werden.
Familienleben
Im Norden, wo sich die Dschihadisten ausbreiten, ist es gefährlich, Kinder im christlichen Glauben aufzuziehen. Dies gilt insbesondere für Gebiete, aus denen sich die Regierungstruppen zurückziehen mussten. Selbst in der Dorfgemeinschaft und in der Schule sind Christen Opfer von Schikanen und Diskriminierung. Kinder von evangelikalen Christen stehen in einigen Gebieten mit überwiegend katholischer Bevölkerung vor ähnlichen Problemen.
Gesellschaftliches Leben
Im Norden des Landes sind christliche Frauen und Mädchen in Gefahr, von islamistischen Aufständischen entführt zu werden. Zu diesen Entführungen kommt es häufig nach Überfällen auf Dörfer. In Cabo Delgado wurden Christen schikaniert, weil sie nach Ansicht der islamistischen Aufständischen nicht den muslimischen religiösen Standards entsprachen.
Leben im Staat
Im Norden wurden viele Kirchen und christliche Symbole mutwillig zerstört. Obwohl die Kirche in der postkolonialen Ära eine wichtige Rolle im Demokratisierungsprozess gespielt hat, unterdrückt die Regierung unliebsame Ansichten der Kirche zu Themen wie den Menschenrechten. Die Regierung berät derzeit über einen neuen Gesetzentwurf, der eine strengere Regulierung von Religionsausübung vorsieht.
Kirchliches Leben
Christliche Predigten werden von den Behörden häufig auf regierungskritische Äußerungen hin überwacht, und im Norden werden sämtliche kirchlichen Aktivitäten von Dschihadisten kontrolliert. Die Regierung hat die Erteilung von Kirchenlizenzen bewusst hinausgezögert und erörtert derzeit ein neues Gesetz zur Regulierung religiöser Angelegenheiten. Ähnlich wie in Ruanda verlangt die Regierung eine offizielle Qualifikation von Kirchenleitern und versucht, die Ausbreitung kleiner Kirchengruppen zu verhindern.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Am 6. September 2022 enthauptete eine gewalttätige islamistische Gruppierung mindestens sechs Menschen und erschoss eine 83-jährige Nonne aus Glaubensgründen.
- Islamisch-extremistische Milizen haben in Cabo Delgado Frauen und junge Mädchen entführt. Berichten zufolge wurden in den letzten vier Jahren über 600 Menschen entführt, darunter auch einige Christen, wie lokale Experten bestätigen.
- Viele Kirchen und Eigentum von Christen wurden zerstört oder beschädigt.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
32 |
68 |
2022 |
41 |
65 |
2021 |
45 |
63 |
2020 |
66 |
43 |
2019 |
65 |
43 |
Die Punktzahl von Mosambik hat sich im Vergleich zum Weltverfolgungsindex 2022 um drei Punkte erhöht. Dies ist vor allem auf den zunehmenden Druck zurückzuführen, der auf die Christen ausgeübt wird, insbesondere im nördlichen Teil des Landes, wo islamistische Milizen aktiv sind. Obwohl diese nach einer gemeinsamen Militäroperation der ruandischen Armee und Truppen weiterer Staaten des südlichen Afrika die Kontrolle über viele Städte verloren haben, verfügen sie weiterhin über großen Einfluss.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Die häufigsten Übergriffe, unter denen christliche Frauen und Mädchen leiden, sind sexuelle Belästigung, Vergewaltigung und Zwangsverheiratung. Mosambik weist eine der höchsten Raten von Kinderehen weltweit auf, was auf den Einmarsch islamisch-extremistischer Milizen zurückzuführen ist. Entführungen sind in allen Regionen üblich, in denen Dschihadisten und ihre Gruppierungen Einfluss ausüben. Mädchen werden zur Zwangsarbeit eingesetzt, Frauen werden zu Zwecken des sexuellen Missbrauchs und der Hausarbeit entführt. Christliche Konvertitinnen, die sich vom Islam oder traditionellen afrikanischen Religionen abgewandt haben, sind schutzlos dem Druck der Familie ausgesetzt. Die Konsequenzen sind z. B. Zwangsheirat, Scheidung, Verweigerung des Erbes und Verlust des Sorgerechts für die Kinder.
Männer
Islamische Unterdrückung ist die häufigste Triebkraft hinter der Verfolgung von Christen in Mosambik, was auf die Rolle islamistischer Aufständischer zurückzuführen ist. Berichten zufolge wurden christliche Männer und Jungen bei Angriffen getötet oder haben ihr Ackerland und ihren Besitz verloren. Dadurch sind ihre Familien in eine wirtschaftliche Zwangslage geraten. Junge Männer wurden zudem von Milizen zwangsrekrutiert. Ein Experte für das Land berichtet, dass die Aufständischen sich bei ihren Angriffen hauptsächlich auf die Männer und Jungen konzentrieren, um dadurch neue Kämpfer zu rekrutieren.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Andere religiöse Minderheiten (z. B. Hindus, Buddhisten und Juden) sind nur in sehr geringer Zahl im Land vertreten; bei den meisten handelt es sich um Ausländer. Diese Gruppen sind von keiner besonderen Form der Verfolgung betroffen. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung folgt immer noch traditionellen afrikanischen Religionen. Die meisten Anhänger dieser Religionen leben in entlegenen Regionen des Landes. Berichte über Verfolgung liegen nicht vor.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Mosambik:
- Beten Sie mit den Gemeinden und ihren Ältesten, die Tausende von vertriebenen Familien aufgenommen haben. Beten Sie, dass sie voll Mitgefühl und Verständnis mit diesen Personen umgehen, insbesondere den Traumatisierten und Verletzlichen. Beten sie um Weisheit, wie diese Familien am besten erreicht und in ihrer Not unterstützt werden können.
- Beten Sie für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region. Arbeitslosigkeit und mangelnde Grundversorgung haben die Jugend desillusioniert und Wut hervorgerufen. Infolgedessen haben sich viele von ihnen islamistischen Extremistengruppen angeschlossen. Beten Sie, dass die Regierung und die internationalen Partner sicherstellen, dass die Menschen von den Hilfsprogrammen profitieren.
- Beten Sie um Weisheit für die Mitarbeiter und Partner von Open Doors bei den Überlegungen, wie verfolgten Christen in Mosambik am effektivsten geholfen werden kann. Beten Sie um Schutz für die Mitarbeiter, die in unsichere Regionen reisen.