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Zentralafrikanische Republik


Christenverfolgung in der Zentralafrikanischen Republik
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Die Zentralafrikanische Republik wird seit 2013 von Konflikten erschüttert. So ist der größte Teil des Landes von bewaffneten Milizen besetzt, die für eine Reihe von Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. Christliche Leiter, die sich öffentlich gegen die Gewalt aussprechen, werden bedroht, und Kirchengebäude werden geplündert und niedergebrannt. Einige Christen haben ihre Heimat verlassen und sind in benachbarte Länder wie etwa nach Kamerun geflohen. Durch den Konflikt wurden bereits Tausende von Christen vertrieben. Sie müssen nun in Lagern leben, weil sie ihre Häuser und ihre Lebensgrundlage verloren haben. Zudem werden christliche Konvertiten auch von ihren direkten Familienangehörigen angegriffen, und vor allem im nördlichen Teil des Landes werden sie von der lokalen Gemeinschaft oft ausgegrenzt und es wird versucht, sie mit Gewalt zum Widerruf ihres christlichen Glaubens zu zwingen.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Seitdem die Zentralafrikanische Republik im Jahr 1960 ihre Unabhängigkeit erlangte, ist das Land von Gewalt gezeichnet. Ursache dafür sind sich überlagernde Spannungen zwischen bewaffneten Gruppierungen, religiösen und ethnischen Gruppen sowie Hirten und Bauern. Die mehrheitlich muslimische Gruppe „Séléka“ zettelte 2013 einen Putsch an, der einen tödlichen Konflikt zwischen religiösen und ethnischen Gruppen zur Folge hatte. Der im Jahr 2016 gewählte Präsident Faustin Archange Touadéra hat die Versöhnung zur Chefsache gemacht; und so konnte 2019 ein politisches Friedensabkommen unterzeichnet werden. Dennoch kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen überwiegend muslimischen Ex-Séléka-Splittergruppen und den zur Selbstverteidigung eingesetzten Gruppen, den sogenannten „Anti-Balaka“. Obwohl die Anti-Balaka häufig als Christen bezeichnet werden, folgen sie meist traditionellen afrikanischen Religionen, und die Kirchen haben sich von ihnen nachdrücklich distanziert.
Die Verfassung aus dem Jahr 2016 gewährt Religionsfreiheit, die in der Praxis im Allgemeinen respektiert wird. Das Verhältnis zwischen Muslimen und Christen sieht oberflächlich betrachtet gut aus, es gibt jedoch einige Spannungen. Vor allem Konvertiten, die vom Islam zum christlichen Glauben übergetreten sind, sehen sich mit Übergriffen konfrontiert. Christen, die in muslimisch dominierten Gebieten leben, berichten von Diskriminierung und Angriffen auf Kirchen durch ehemalige Séléka-Gruppen. Auch die Anti-Balaka-Rebellen greifen jene Kirchen und Christen an, die sich ihren Aktivitäten widersetzen. Ende 2020 wurde die Lage noch komplizierter, als sich mehrere Gruppen zur „Koalition der Patrioten für den Wandel“ (CPC) unter der Führung des ehemaligen Machthabers François Bozizé zusammenschlossen. Als das Verfassungsgericht die CPC von der Teilnahme an den Wahlen ausschloss, versuchte diese, die Wahlen zu behindern. Die CPC und die Ursprungsgruppen des Konflikts halten auch weiterhin die Bevölkerung mit Gewalt und Erpressung unter ihrer Kontrolle.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
3.712.000 |
74,0 |
Muslime |
697.000 |
13,9 |
Anhänger ethnischer Religionen |
559.000 |
11,1 |
Agnostiker |
36.300 |
0,7 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Am stärksten werden die Rechte von Christen in den nördlichen und östlichen Teilen des Landes verletzt, wo die muslimische Bevölkerung dominiert und in denen Séléka-Splittergruppen aktiv sind. Auch im östlichen Teil des Landes, an der Grenze zum Sudan, ist die Lage für Christen schwierig.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung
Gewalt gegen Christen wird vor allem von Ablegern der Séléka-Miliz verübt. Darüber hinaus zeigt sich die islamische Unterdrückung auch in der Verfolgung von Christen durch die Gesellschaft im Allgemeinen in den überwiegend muslimischen Teilen des Landes.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Diese Triebkraft der Verfolgung zeigt sich besonders dort, wo militante Anti-Balaka-Kämpfer Kirchen und Christen angreifen. Obwohl die Anti-Balaka als ein Zusammenschluss von Bürgerwehren begann, haben sie sich zu kriminellen Banden entwickelt. Vor allem in Bangui nehmen sie oft Christen und Kirchenführer ins Visier, insbesondere diejenigen, die ihre Wertevorstellungen nicht teilen oder die sich ihren gewalttätigen Aktivitäten widersetzen. Die Gruppe behauptet zwar, sie wolle Christen schützen, doch hat sich im Laufe der Jahre gezeigt, dass diese Behauptung jeder Grundlage entbehrt – vielmehr greifen Anti-Balaka Muslime und Christen gleichermaßen an.
Ethnisch-religiöse Feindseligkeit, gemischt mit Unterdrückung durch den Clan oder Stamm
Diese Art der Unterdrückung geht von Anhängern animistischer beziehungsweise traditioneller afrikanischer Religionen sowie Stammesgruppen aus. In der Zentralafrikanischen Republik sind ethnische und religiöse Motive häufig miteinander verwoben. Einige ethnische Minderheiten sind besonders betroffen, so werden beispielsweise Baaka-Pygmäen zur Arbeit zwangsrekrutiert. Anti-Balaka-Gruppen zwingen manchmal Christen dazu, sich ihnen anzuschließen.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Christen aus traditionellen Kirchen
Die Römisch-Katholische Kirche ist die stärkste Konfession im Land. Sie verfügt über den größten Verbund von Kirchen, Kliniken und Schulen. Während und nach dem Putsch durch die Séléka wurden viele ihrer Kirchen geplündert. Die Römisch-Katholische Kirche hat mit Nachdruck zum Frieden und zur Versöhnung aufgerufen. Sie hat Zivilisten, sowohl Muslimen als auch Christen, die vor Angriffen geflohen waren, Zuflucht gewährt. Aus diesem Grund wurden katholische Kirchen und Gemeinden in der Vergangenheit häufig zum Ziel von Anschlägen.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christliche Konvertiten mit muslimischem Hintergrund werden von ihren Familienangehörigen unter Druck gesetzt, dem christlichen Glauben abzuschwören, wenn ihr Glaubenswechsel bekannt wird. Aus Angst vor Angriffen muslimischer Aufwiegler, vor allem in den muslimisch geprägten Gebieten im Norden des Landes, nehmen die meisten von ihnen nicht an öffentlichen Gottesdiensten teil.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Evangelikale und Pfingstgemeinden wurden immer wieder von ehemaligen Séléka-Kämpfern angegriffen. Die Zahl der Menschen, die sich diesen christlichen Gemeinden anschließen, hat in letzter Zeit stark zugenommen.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft erleben vonseiten der Familienmitglieder heftige Verletzungen ihrer Rechte, sollte ihr Glaubenswechsel bekannt werden. Ihnen wird unter Umständen die finanzielle Unterstützung entzogen. Im muslimisch dominierten Norden, wo Séléka-Splittergruppen aktiv sind, riskieren sie ihr Leben, wenn sie im Besitz von christlichen Schriften sind. Es ist vorgekommen, dass ehemalige Séléka-Kämpfer in ein Haus gekommen sind, dort jemand beim Bibellesen vorfanden und dann diese Person sofort getötet haben.
Familienleben
Wenn ein Ehepartner den christlichen Glauben angenommen hat, setzen die (Groß-)Familien und das soziale Umfeld den nichtchristlichen Partner häufig unter Druck, sich scheiden zu lassen. Außerdem verlieren die christlichen Konvertiten fast automatisch ihr Erbrecht. Wenn in von Rebellengruppen kontrollierten Gebieten Eltern getötet wurden oder fliehen mussten, sind die zurückgelassenen Kinder den Angreifern schutzlos ausgeliefert. Einige wurden brutal getötet.
Gesellschaftliches Leben
Die Regierung hat die tatsächliche Kontrolle über viele Gebiete verloren. In muslimisch geprägten Gebieten werden Christen häufig diskriminiert, insbesondere dort, wo die Scharia mehr oder weniger offiziell angewendet wird. Die Überwachung durch einige Rebellengruppen und deren Unterstützer ist weit verbreitet. In manchen Fällen wird diese Überwachung auch von Bürgerwehren übernommen, die eigentlich nach Dschihadisten Ausschau halten. Im Rahmen des anhaltenden Konflikts werden Christen (insbesondere junge Mädchen) angegriffen und entführt. Insbesondere im abgelegenen Norden des Landes wollen muslimische Bürger in der Regel die gemeinschaftlich genutzten Ressourcen (wie etwa die Gesundheitsversorgung) nicht mit Christen muslimischer Herkunft teilen.
Leben im Staat
In Gebieten, die von Ex-Séléka-Kämpfern kontrolliert werden, stehen alle Verkehrsmittel unter muslimischer Kontrolle. Dies erschwert die Fortbewegung der Christen; und wenn es zu Gewaltausbrüchen kommt, sind Pastoren, die für ihren Dienst von Kirche zu Kirche reisen, besonders gefährdet. In Regionen, die von Rebellengruppen beherrscht werden, werden Christen diskriminiert und manchmal angegriffen – sie sehen sich gezwungen, aus ihrer Heimat und ihrem Land zu fliehen.
Kirchliches Leben
Auch wenn es keine offizielle Überwachung durch die Regierung gibt, werden Zivilisten von verschiedenen Rebellengruppen beobachtet, um mögliche Verbindungen zu anderen Gruppen aufzudecken. Es wurden viele Angriffe gemeldet, bei denen Gottesdienste gestört und Kirchen niedergebrannt wurden.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Im Rahmen des Konflikts zwischen den verschiedenen Gruppierungen wurden viele Kirchen beschädigt. Ein Beispiel dafür ist der Angriff am 22. Januar 2022, bei dem die „Union of Evangelical Churches of the brothers“ zum Ziel eines bewaffneten Angriffs von Teilen der Rebellengruppe „3R“ wurde.
- Grundstücke und Häuser von Christen wurden dabei beschädigt.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
24 |
70 |
2022 |
31 |
68 |
2021 |
35 |
66 |
2020 |
25 |
68 |
2019 |
21 |
70 |
Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 verzeichnete die Zentralafrikanische Republik einen Anstieg von zwei Punkten. Grund dafür ist der anhaltende Konflikt im Land, der die Christen in allen Lebensbereichen beeinträchtigt. Es gibt mehr als 14 Gruppierungen, die gegen die Regierung und gegeneinander kämpfen; auch ruandische Gruppierungen und die russische Söldnertruppe „Gruppe Wagner“ schlossen sich den Kämpfen an, was das Leben für die Christen weiter erschwerte. Glaubwürdigen Berichten zufolge haben verschiedene Konfliktparteien, darunter auch Regierungstruppen, Gräueltaten begangen. Von all dem sind die Christen im höchsten Maß betroffen. Die Regierung kontrolliert nur die Hauptstadt Bangui, der Rest des Landes ist unter den verschiedenen Gruppierungen aufgeteilt. Das Aufspüren und Nachverfolgen von Rechtsverletzungen und Verfolgung wird durch diese Faktoren erschwert. Der Wert für Gewalt blieb auf einem extrem hohen Maß, was sich auf den Druck in allen Lebensbereichen ausgewirkt hat.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Aufgrund der seit Jahren anhaltenden Gewalt und politischen Instabilität sind christliche Frauen und Mädchen besonders schutzlos gegenüber Vergewaltigung, Vertreibung, Entführung und Zwangsheirat als Formen der religiösen Verfolgung. Sexueller Missbrauch hat Scham, Trauma und oft auch eine Schwangerschaft zur Folge, die hohen Zahlen sexueller Gewalt halten Eltern in Hochrisikogebieten davon ab, Mädchen zur Schule zu schicken. Durch die Abhängigkeitsverhältnisse sind Frauen stärker davon betroffen, wenn sie von ihrer Familie verfolgt werden, wobei auch die finanzielle Abhängigkeit ein wichtiger Faktor ist. In muslimisch dominierten Gebieten werden Frauen unter Druck gesetzt, einer islamischen Kleiderordnung zu folgen, und christliche Konvertitinnen müssen mit Hausarrest und Zwangsheirat mit einem älteren Muslim rechnen.
Männer
Männer werden wegen ihres Glaubens getötet oder von extremistischen Milizen gefangengenommen. Pastoren geraten besonders ins Visier, sie werden zu Unrecht beschuldigt und sogar im Gottesdienst angegriffen. Männer werden auch bei der Arbeit diskriminiert, da die islamischen Anführer alle Marktplätze besetzen, den Handel kontrollieren, christlichen Geschäftsleuten hohe Steuern auferlegen und sogar die Geschäfte von Christen plündern, um sie in Armut zu halten. Christen werden zwangsweise für militante Rebellengruppen rekrutiert, beim Militärdienst diskriminiert und zur Zielscheibe von Folter und Übergriffen. Wenn Männer entführt, ermordet, bedroht oder gezielt arm gemacht werden, sind auch deren Familien davon stark betroffen.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Der Bericht zur internationalen Religionsfreiheit des US-Außenministeriums für 2021 schreibt wie folgt: „Am 16. Februar wurden 14 Personen in einer Moschee in Bambari getötet, als regierungsnahe Kräfte die Stadt von der CPC zurückeroberten. Berichten zufolge wurden während dieses Angriffs muslimische Zivilisten von den Truppen der Wagner-Gruppe und den Soldaten der zentralafrikanischen Streitkräfte (FACA) vergewaltigt, gefoltert und getötet. Imame in Bangui erklärten, dass muslimische Binnenflüchtlinge Opfer von Folter, Vergewaltigung, außergerichtlicher Tötung, Verschwindenlassen und Diebstahl durch die Kräfte der FACA und der Wagner-Gruppe geworden seien.”
Im Rahmen des anhaltenden Konflikts bilden die religiösen Minderheiten nicht das Hauptziel. Angehörige kleiner religiöser Minderheiten stehen jedoch in ihrem jeweiligen Lebensumfeld vor Problemen.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für die Zentralafrikanische Republik:
- Beten Sie, dass Gott der Zentralafrikanischen Republik Frieden und Stabilität bringt.
- Bitten Sie um Schutz für die Christen, die als Zeugnis für Jesus Christus leben, insbesondere Pastoren und deren Familien, die oft größter Gefahr ausgesetzt sind.
- Beten Sie, dass Jesus die lokalen Partner von Open Doors beschützt, die daran arbeiten, die Gemeinde geistlich aufzubauen, sie zu ermutigen und zu unterstützen – wobei sie oft große Risiken eingehen müssen.