Erfahren Sie mehr über den Weltverfolgungsindex – die Rangliste und der Bericht zu den 50 Ländern, in denen Christen die stärkste Verfolgung erleben.
Myanmar


Christenverfolgung in Myanmar
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Im Jahr 2022 war Myanmar weiter denn je von einer Lösung des gewaltsamen Konflikts entfernt, der mit einem Staatsstreich der Armee am 1. Februar 2021 begonnen hatte. Die Kämpfe gehen weiter und haben in einigen Teilen des Landes sogar zugenommen. Dabei ist die christliche Minderheit unter denen, die die Hauptlast der Angriffe tragen. Selbst etablierte Kirchen, die zur Gruppe der traditionellen Kirchen und Gemeinden gehören, werden angegriffen – und zwar in Staaten Myanmars, in denen Christen die Mehrheit ausmachen, wie dem Chin-Staat oder Kayah-Staat und auch in Staaten mit einer starken christlichen Minderheit wie dem Kachin-, dem Karen- oder dem nördlichen Shan-Staat. Im Februar 2022 schätzte das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) die Zahl der Binnenvertriebenen seit Beginn des Krieges auf 440.000. Christen haben sich an der sich rasch entwickelnden „Bewegung zivilen Ungehorsams“ (CDM) beteiligt, um gegen den Militärputsch zu protestieren. Parallel zu diesem weitgehend friedlichen Widerstand haben die Kämpfe im ganzen Land zugenommen. Daran beteiligt sind einige, wenn auch nicht alle bewaffnete ethnische Gruppen, die schon seit Jahrzehnten um Autonomie kämpfen – darunter einige christliche Gruppen, auch solche, die schon seit längerer Zeit nicht mehr im Rampenlicht standen, wie die ethnische Minderheit der Karen. Die Regierungstruppen griffen weiterhin christliche Dörfer und Kirchen an, während buddhistische Klöster weitgehend verschont blieben; christliche Entwicklungshelfer und Pastoren wurden getötet.
Christliche Konvertiten, die in Gebieten mit mehrheitlich muslimischer oder buddhistischer Bevölkerung leben, werden von ihren Familien und der Gemeinschaft verstoßen; sogar der Zugang zu gemeinschaftlich genutzten Ressourcen wie Wasser wird ihnen verwehrt.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Nach der Unabhängigkeit Myanmars im Jahr 1948 versuchten verschiedene ethnische Gruppen, sich abzuspalten und unabhängige Staaten zu bilden. Das Militär wollte die Integrität des Staates aufrechterhalten sowie die Kontrolle durch die Ethnie der Bamar sichern und ergriff die Macht. Es folgten fünf Jahrzehnte der Militärherrschaft. Eine Reihe von Protesten unter der Führung von Aung San Suu Kyi erhöhte den öffentlichen Druck auf die Regierung. Dies mündete in die Wahlen im Jahr 2015, die Aung San Suu Kyi mit einem erdrutschartigen Sieg gewann. Bei den Wahlen im November 2020 gewann die Partei von Aung San Suu Kyi, die „Nationale Liga für Demokratie“, 82 Prozent aller verfügbaren Sitze. Weithin wurden diese Wahlen als frei und fair anerkannt, doch das Militär sprach von einem Wahlbetrug. Es inszenierte einen Putsch, durch den Suu Kyi im Februar 2021 gewaltsam abgesetzt wurde. Seitdem herrscht wieder das Militär, was zu erheblichen Unruhen im ganzen Land geführt hat. Die Staaten Myanmars, in denen Christen eine Minderheit darstellen, sind besonders davon betroffen. Hier bekämpfen die Streitkräfte Myanmars, auch „Tatmadaw“ genannt, den Aufstand mit aller Macht.
Die meisten Christen gehören zu den ethnischen Minderheiten des Landes und nicht zur Ethnie der Bamar, die in Myanmar die Mehrheit darstellt. Die Einführung der „Gesetze zum Schutz von Rasse und Religion“ im August 2015 wurden von extremistisch-buddhistischen Gruppierungen wie der „Ma Ba Tha“ landesweit gefeiert. Während sich diese Gesetze vor allem gegen die muslimische Minderheit im Rakhaing-Staat richten, sind davon auch Christen betroffen: Glaubenswechsel müssen einem administrativen Prozess folgen, der eine Meldung bei verschiedenen Behörden beinhaltet. Ma Ba Tha wurde mehrmals verboten, taucht aber immer wieder unter verschiedenen Namen auf.
Buddhistisch-extremistische Gruppen nehmen eher Muslime als Christen ins Visier, was zur Vertreibung der Rohingya nach Bangladesch führte. Doch Christen erfahren Druck und Gewalt vonseiten der Armee. Es wird von Morden an Christen berichtet.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
4.421.000 |
8,0 |
Muslime |
2.037.000 |
3,7 |
Buddhisten |
41.549.000 |
75,2 |
Anhänger ethnischer Religionen |
4.971.000 |
9,0 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Myanmar leidet unter dem längsten Bürgerkrieg der Welt, der unmittelbar nach der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien im Jahr 1948 begann. Der Kern des Konflikts besteht darin, dass die Zentralregierung versuchte, ihre Kontrolle über Regionen durchzusetzen, denen ein gewisses Maß an Autonomie versprochen worden war.
Was die Schwierigkeiten für Christen im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2023 betrifft, so hat sich die Ausweitung und Verschärfung des Konflikts negativ auf ihre Situation ausgewirkt. Die Tatmadaw greifen wahllos christliche Dörfer und Kirchengebäude an, in denen manchmal Lager für Geflüchtete oder Binnenvertriebene untergebracht sind; sie töten christliche Entwicklungshelfer und Gemeindeleiter. Während die Gräueltaten im Bundesstaat Chin weitergehen, sind der Kachin-Staat im Norden und der Kayah-Staat im Südosten weitere regionale Brennpunkte. Dort gehen die Kämpfe weiter, und immer mehr Menschen, darunter viele Christen, leben in Binnenvertriebenenlagern – die meisten von ihnen schon seit Jahren, ohne Zugang zu humanitärer Hilfe. Auch im benachbarten Shan-Staat, in dem es eine große christliche Minderheit gibt, gehen die Kämpfe weiter, insbesondere im Norden. Obwohl der Konflikt mit dem Volk der Karen und der Untergruppe der Karenni nicht im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit steht, schwelt er weiter. Viele Angehörige dieser Volksgruppen sind nach Thailand geflohen oder zu Binnengeflüchteten geworden. Ähnlich verhält es sich mit dem Volk der Chin, die überwiegend christlich sind und in Indien Zuflucht gesucht haben.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Religiös motivierter Nationalismus, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit
Die Bevölkerungsmehrheit in Myanmar (ca. 60 Prozent) gehört der Ethnie der Bamar an. Bamar zu sein, heißt buddhistisch zu sein. Wer eine andere Religion hat, wird als fremd und als Bedrohung für den Staat und die nationale Einheit angesehen. Die Politik der Regierung unterstütze sogar buddhistisch-extremistische Gruppen wie die Ma Ba Tha, die mit politischen Mitteln versuchen, Nichtbuddhisten in Myanmar auszurotten und zu eliminieren. Die Regierung zeigt manche Fortschritte bei der Einbeziehung von und der Zusammenarbeit mit Minderheiten. Doch es ist noch ein weiter Weg, bis das alte Leitbild der buddhistisch-bamarischen Vorherrschaft überwunden wird und bis ethnische und religiöse Minderheiten vollständig einbezogen werden.
Diktatorische Paranoia
Myanmar hat eine lange Geschichte der militärischen Herrschaft der Armee. Es ist eines der wenigen Länder, in denen die Armee fast die gesamte Macht innehat, wie der Militärputsch vom 1. Februar 2021 verdeutlicht. Gemäß der alten Verfassung des Landes, welche die Armee Mynmars im Jahr 2008 geschrieben hatte, war ein Viertel der Sitze im Parlament von Armeeangehörigen besetzt. Zudem besetzte die Armee die wichtigsten Regierungsstellen, einschließlich des Verteidigungsministeriums, des Innenministeriums und des Ministeriums für Grenzangelegenheiten. Das Entstehen von Widerstandsbewegungen, seien es die CDM oder die „People’s Defence Force“ (PDF), hat zur Paranoia der Armee beigetragen.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Viele der wertvollsten natürlichen Ressourcen Myanmars, wie Jade, Erze und Holz, finden sich in Staaten mit einem hohen christlichen Bevölkerungsanteil. Außerdem ist Myanmar Teil des sogenannten „Goldenen Dreiecks“, einer der Regionen Asiens mit der größten Opiumproduktion. Um die Einnahmen aus diesen lukrativen Geschäften konkurrieren häufig das Militär und aufständische Gruppen. Diejenigen, die sich ihnen widersetzen, wie zum Beispiel Christen, riskieren Gewalt sowohl vonseiten der Aufständischen als auch durch das Militär selbst.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Christen aus traditionellen Kirchen
Traditionelle Kirchen sind seit Jahrzehnten dem Druck und der Gewalt der Tatmadaw ausgesetzt. Häufig geraten sie in den Sog der Konflikte zwischen Militär und extremistischen Aufständischen, wie der „Unabhängigen Armee Kachin“ (KIA), die den Kampf der Opposition unterstützt. Da es sich bei diesen Konflikten in der Regel um Separatismuskonflikte handelt, ist die Atmosphäre vielfach von einem Gefühl des Nationalismus beherrscht – Christen, die als „fremd“ angesehen werden, gehören so zu den ersten möglichen Opfern von Angriffen.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Konvertiten zum christlichen Glauben haben meist einen buddhistischen oder muslimischen Hintergrund. Sie sehen sich extremen Verletzungen ihrer Rechte durch Behörden, Familien und das soziale Umfeld ausgesetzt. Obwohl es sich bei den Rohingya um eine vorwiegend muslimische Volksgruppe handelt, gibt es unter ihnen auch christliche Konvertiten. Aufgrund des gewaltsamen Vorgehens des Militärs gegen die Rohingya waren viele gezwungen, nach Bangladesch zu fliehen. Die christlichen Rohingya werden sowohl wegen ihrer ethnischen als auch ihrer religiösen Zugehörigkeit verfolgt.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Die Rechte vieler evangelikaler und pfingstkirchlicher Gemeinden werden vor allem in ländlichen Gebieten durch ihr soziales Umfeld verletzt. In der Vergangenheit waren Evangelisationsversuche sowie die Einfuhr von christlichem Material illegal. In jüngster Zeit versucht die Regierungspolitik, den Interessen des Buddhismus auf Kosten anderer religiöser Minderheiten Vorrang einzuräumen.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Myanmars derzeitige Gesetze machen es Einzelnen schwer, ihren Glauben zu wechseln. Das Gesetz zur religiösen Bekehrung (Teil des „Gesetzes zum Schutz von Rasse und Religion“) verlangt von Bürgern, die ihre Religion wechseln wollen, die Genehmigung eines neu eingerichteten Registrierungsgremiums für Glaubenswechsel. Dazu müssen sie sich einer Befragung unterziehen und sind eine Zeit lang verpflichtet, religiöse Studien zu betreiben. Während dieser Zeit wird ihr Antrag öffentlich ausgehängt. So soll erreicht werden, dass sie unter dem starken Druck des sozialen Umfelds ihren Antrag wieder zurückziehen. Aus diesem Grund erfolgt der Glaubenswechsel in der Regel im Geheimen. Konvertiten sind auch dem Druck ihrer Familie und ihrer Gemeinschaft ausgesetzt; sie werden nicht selten verleugnet und aus dem Haus der Familie vertrieben.
Familienleben
Die Regierung unterhält weiterhin sogenannte „Na-Ta-La“-Schulen – das sind Schulen in den Grenzgebieten Myanmars zur Förderung Jugendlicher aus einheimischen Volksgruppen. Diese Schulen sind für Minderheiten attraktiv, da es Internate sind, die keine Gebühren erheben; dabei werden diese Schulen genutzt, um junge Menschen zu beeinflussen und sie in den Buddhismus einzuführen. Das Militär setzt seine Taktik der Schwächung aufständischer ethnischer Minderheiten fort, indem es Jugendliche aus diesen Minderheiten in die Drogenabhängigkeit führt. Diese Praxis betrifft auch die Christen im Kachin-Staat.
Gesellschaftliches Leben
Die Christen in Myanmar werden vom sozialen Umfeld stark unter Druck gesetzt. Sie sind in der Regel wirtschaftlich, sozial und politisch ausgegrenzt, was zu Armut und Schikanen führt und sie kriminellen Machenschaften ausliefert. Insbesondere die Christen, die sich in Hauskirchen versammeln, werden von kommunalen und staatlichen Behörden überwacht und unter Druck gesetzt, ihren Glauben aufzugeben. Sie sind von kommunalen Entscheidungen und gemeinschaftlich genutzten Ressourcen ausgeschlossen. Durch die Verweigerung von Baumaterialien und des Zugangs zu Trinkwasser können Christen in unsichere oder gefährliche Situationen geraten.
Angesichts des sich ausbreitenden Bürgerkriegs und der schnell wachsenden Zahl von Binnenvertriebenen und Binnenvertriebenenlagern ist eine medizinische Versorgung und humanitäre Hilfe für Christen entweder nicht möglich, nicht erlaubt oder wird nur in minimalen Mengen geleistet. Die internationale Beobachtung (und manchmal sogar der Zugang zu den Lagern) wird ebenso blockiert wie die Verteilung von Covid-19-Hilfsgütern.
Leben im Staat
Abschnitt 361 der Verfassung aus dem Jahr 2008 besagt: „Die Union erkennt an, dass der Buddhismus als der Glaube, der von der großen Mehrheit der Bürger der Union praktiziert wird, eine spezielle Stellung einnimmt“. In Abschnitt 362 wird jedoch auch die Präsenz des Christentums, des Islam, des Hinduismus und des Animismus anerkannt. Diese „spezielle Stellung des Buddhismus“ wird von extremistischen Buddhisten missbraucht. Die frühere Regierung versuchte, die Unterstützung der Buddhisten zu gewinnen, indem sie den Übertritt zu anderen Religionen kontrollierte, interreligiöse Ehen verbot und Geburtenkontrollen einführte. Für den Glaubenswechsel muss (wie im Abschnitt „Privatleben“ beschrieben) eine offizielle Genehmigung eingeholt werden.
Christen werden normalerweise nur dann von Unternehmen eingestellt, wenn keine Buddhisten zur Verfügung stehen, und sie werden regelmäßig bei Beförderungen übergangen.
Im Verlauf des Bürgerkriegs werden christliche Entwicklungshelfer und Pastoren zunehmend beschuldigt, Anführer der Widerstandsgruppen CDM oder sogar der PDF zu sein. Sie stehen in der Gefahr, von der Armee angegriffen zu werden.
Kirchliches Leben
Jeder Dissens wird hart angegangen, insbesondere jede Kritik an der Situation der ethnischen und religiösen Minderheiten. Sich zu beschweren ist aussichtslos; und seine Meinung zur Armee zu äußern, birgt noch größere Risiken. Nach dem Militärputsch ist die Armee praktisch in jegliche Aktivitäten involviert. Und in einem gesellschaftlichen Klima, in dem christliche Führer beschuldigt werden, sich dem Widerstand anzuschließen oder ihn sogar anzuführen (sei es in CDM oder PDF), ist es nicht nur riskant, sondern es scheint auch völlig vergeblich, seine Meinung zu sagen. Das Gleiche gilt, wenn es um Aktionen buddhistisch-extremistischer Gruppen geht; doch diese Tatsache ist aufgrund der veränderten Situation in Myanmar von vielen anderen Herausforderungen in den Hintergrund gedrängt worden. Trotzdem gibt es mutige Christen, die ihre Stimme erheben. Ein Beispiel dafür ist Schwester Ann Rose Nu Tawng, die mehrmals verhaftet wurde, nachdem sie friedlich gegen die Militärjunta protestiert hatte.
Da die Kirchen im Verdacht stehen, Zentren der Opposition zu sein, werden ihre Aktivitäten vom jeweils lokalen Umfeld, den Behörden und insbesondere dem Militär überwacht. In einer zunehmenden Zahl von Fällen führte diese Überwachung zu Angriffen auf Kirchengebäude und Gemeindemitarbeiter sowie Pastoren, sogar bis hin zu Mord.
Auch buddhistische Mönche, die mit der extremistisch-buddhistischen Gruppierung Ma Ba Tha verbunden sind, überwachen christliche Aktivitäten. Für Konvertiten buddhistischer Herkunft wirkt sich diese Art des Drucks noch gravierender aus. Denn ihre Entdeckung kann schwerwiegendere Folgen für sie haben – nicht nur vonseiten des sozialen Umfeldes, sondern auch von der eigenen Familie.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Bei einem Luftangriff der Regierung auf ein Flüchtlingslager in Loikaw, Kayah-Staat, wurden am 17. Januar 2022 nach Angaben des „Fidesdienst“ drei Katholiken getötet und sieben verwundet.
- Am 24. Dezember 2021 wurden bei einem Angriff der Tatmadaw auf eine katholische Kirche in der Stadt Mo So im Kayah-Staat laut Fidesdienst 35 Katholiken getötet.
- Raketenangriffe im Zeitraum vom 29. bis 31. Oktober 2021 zerstörten mehr als 100 Häuser, mehrere Kirchen und Büros einer Nichtregierungsorganisation in Thantlang im Chin-Staat. Bevor die Raketenangriffe begannen, brannten Soldaten der Tatmadaw nach Angaben der Menschenrechtsorganisation „Christian Solidarity Worldwide“ Kirchen und Gebäude der Baptisten, Presbyterianer und der Pfingstgemeinde nieder.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
14 |
80 |
2022 |
12 |
79 |
2021 |
18 |
74 |
2020 |
19 |
73 |
2019 |
18 |
71 |
Nach dem Anstieg um 4,9 Punkte auf dem Weltverfolgungsindex letztes Jahr und dem Anstieg um 1,2 Punkte dieses Jahr wird deutlich, dass sich die Situation für Christen in Myanmar weiter verschlechtert. Der Wert für Gewalt stieg um weitere 0,5 Punkte an, nachdem er bereits im Weltverfolgungsindex 2022 um 2,9 Punkte gestiegen war. Und auch in allen Lebensbereichen nahm der Druck auf Christen weiter langsam zu. Die deutlichste Zunahme mit einem Anstieg um 0,4 Punkte ist beim Bereich des Lebens im Staat zu verzeichnen. Darin schlägt sich vor allem nieder, dass der Krieg auf weitere, auch auf mehrheitlich von Bamar bewohnte Regionen übergriff und dass der begrenzte Raum für die christliche Minderheit noch weiter eingeschränkt wurde. Konvertiten mit buddhistischem, muslimischem oder Stammeshintergrund sind nach wie vor starkem Druck ausgesetzt, insbesondere vonseiten ihrer Familie und ihrer Gemeinschaft. Außerdem ist die Situation im Wa-Staat unverändert. Es ist anzumerken, dass es immer schwieriger wird, Berichte aus den kriegszerrütteten und von Christen bewohnten Gebieten zu erhalten. Auch von anderen internationalen Organisationen wird diese Entwicklung bestätigt, und davon zeugen auch die Verhaftungen und Verurteilungen von Reportern sowie die Internet- und Kommunikationssperren im ganzen Land.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Der Militärputsch vom 1. Februar 2021 hat bei Frauen neue Sorgen geweckt. Insbesondere die Armee, die ihre ohnehin schon beträchtliche Machtbasis weiter ausgebaut hat, ist als Täter von geschlechtsspezifischer Gewalt bekannt. Christinnen unter den Rohingya werden auch weiterhin von extremistischen Gruppen ins Visier genommen, die Berichten zufolge Frauen entführen und sie zwingen, muslimische Männer zu heiraten. Im überwiegend von Christen bewohnten Kachin-Staat werden Frauen weiterhin als „Bräute“ nach China verschleppt, wo sie männliche Erben zeugen sollen. Konvertitinnen sind außerdem von Hausarrest, Zwangsheirat, Ausschluss aus dem Elternhaus und Scheidung bedroht. Vorfälle sexueller Gewalt werden möglicherweise aus Scham oder Angst nicht berichtet.
Männer
Wegen ihres Glaubens verlieren christliche Männer gegebenenfalls ihren Arbeitsplatz, werden aus ihrem Dorf oder ihrer Stadt vertrieben oder geraten in Zwangsarbeit. Besonders schwierig ist es für christliche Männer, als Teil der Streitkräfte ihren Glauben zu praktizieren oder wenn sie von Milizen wie der KIA zwangsrekrutiert werden. Jungen von christlichen Eltern werden in den Na-Ta-La-Schulen zu buddhistischen Mönchen erzogen – so soll verhindert werden, dass sich der christliche Glaube in der nächsten Generation ausbreitet. Männliche Konvertiten werden bedroht, verspottet und körperlich geschlagen.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Die Verfolgung der muslimischen Rohingya-Minderheit wird vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag diskutiert. Auch Muslime, die nicht zu den Rohingya gehören, werden in anderen Teilen des Landes verfolgt und diskriminiert, zum Beispiel bei der Besetzung von staatlichen Stellen oder beim Militär. Manchmal weigern sich die Menschen, Eigentum an Muslime zu verkaufen; und der Bau von Moscheen ist verboten.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Myanmar:
- Beten Sie für diejenigen, die den Buddhismus verlassen haben, um Jesus zu folgen, dass Gott sie stärkt, ermutigt und schützt.
- Beten Sie um eine friedliche Lösung für den anhaltenden Bürgerkrieg.
- Beten Sie für die Kirche in Myanmar, dass sie inmitten von Krieg und Chaos durch ihr Gebet und ihr Zeugnis Licht ist und so Menschen Hoffnung in Jesus finden. Beten Sie dafür, dass Jesus die Christen im Glauben stärkt.
- Beten Sie um Schutz und neue Perspektiven für die zahlreichen Christen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen mussten und jetzt in Lagern für Binnenflüchtlinge leben oder sich anderswo versteckt halten.