Weltverfolgungsindex 2023

Äthiopien

Christenverfolgung in Äthiopien

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022

Überblick

Verfolgung, Intoleranz und Diskriminierung werden von allen christlichen Gemeinschaften in verschiedenen Teilen des Landes in unterschiedlichem Maße erlebt. Christen aus protestantischen Freikirchen werden von der örtlichen Regierung und der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche (ÄOK) angegriffen. Christen muslimischer Herkunft und Christen, die aus der Orthodoxen Kirche zu einer anderen Denomination übergetreten sind, werden von ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld schlecht behandelt. Auch die Verfolgung von Christen, die die traditionellen afrikanischen religiösen Praktiken verlassen haben, hat zugenommen. In einigen Gebieten werden Christen ausgegrenzt und/oder erhalten keinen Zugang zu gemeinschaftlich genutzten Ressourcen.

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Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

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1. Hintergrund

Mit der Verfassung von 1995 wurde eine föderale Regierungsform auf Grundlage der ethnischen Zugehörigkeit eingeführt. Die Idee wurde von der „Volksbefreiungsfront von Tigray“ (TPLF) und anderen ethnisch orientierten Parteien unterstützt. In Äthiopien ist nicht die Religion, sondern die ethnische Zugehörigkeit das wichtigste Identitätsmerkmal. Zwar brechen immer noch religiös motivierte Konflikte aus, doch ist die unsichere Lage in Äthiopien hauptsächlich auf bewaffnete ethnische Gruppen zurückzuführen. Eine Reihe gewaltsamer Proteste gegen die Regierung seit dem Jahr 2015 zwang den von der TPLF gestellten Premierminister 2018 zum Rücktritt. Sein Nachfolger ist Dr. Abiy Ahmed, ein pfingstkirchlicher Christ, der 2019 die Wohlstandspartei gründete. Die TPLF weigerte sich, seiner Regierung beizutreten. Im Juli 2018 wurde ein Friedensvertrag mit Eritrea unterzeichnet, der den von 1998 bis 2000 andauernden Krieg formell beendet hat. Im Jahr 2020 kämpften rivalisierende regionale, ethnische und politische Gruppierungen aufgrund ihrer Ideologie um Macht und Ressourcen, wobei Tausende von Menschen ums Leben kamen und mehr als drei Millionen vertrieben wurden. In Äthiopien sollten im August 2020 Wahlen stattfinden, die jedoch aufgrund der Covid-19-Pandemie ausgesetzt wurden. Im November 2020 führten die Meinungsverschiedenheiten zwischen der TPLF und der äthiopischen Bundesregierung zu einem größeren Konflikt, den die Regierung als „Operation zur Durchsetzung von Recht und Gesetz“ bezeichnete. Die TPLF wurde aus der Regionalregierung entfernt, und das Parlament setzte eine geschäftsführende Übergangsregierung ein. Im Juni 2021 zogen sich die Regierungstruppen jedoch zurück, und die TPLF gewann wieder die Kontrolle über die Region. Darüber hinaus gelang es der TPLF, dass sich die Truppen der Regierung in den Süden zurückziehen mussten und sie selbst bis tief in die Gebiete der Afar- und Amhara-Regionen vordringen konnte. Nach einer kurzen Einstellung der Feindseligkeiten dauert die unsichere Lage in den Regionen Tigray, Amhara und Afar weiterhin an, was sich laut Angaben der Vereinten Nationen negativ auf die Binnenflüchtlinge auswirkt und die humanitären Bemühungen behindert.

Äthiopien ist nach wie vor eines der ärmsten Länder der Welt, auch wenn das starke Wirtschaftswachstum im letzten Jahrzehnt zu einem Rückgang der Armut geführt hat. Das Land verfügt über eine schlechte technische Infrastruktur, was auf gewaltsame Auseinandersetzungen in den Dörfern, die Unterdrückung durch den Bürgerkrieg und andere vom Menschen verursachte oder Naturkatastrophen zurückzuführen ist. Nach Angaben von Freedom House wurden politische, soziale und religiöse Inhalte im Internet blockiert, Netzwerke absichtlich gestört und – insbesondere im Zusammenhang mit dem Krieg in Tigray – Online-Diskussionen von der Regierung und anderen Berichterstattern manipuliert. Äthiopien war eines der ersten Länder, in denen der christliche Glaube (durch die ÄOK) zur Staatsreligion wurde, und obwohl sie diesen Status heute nicht mehr genießt, übt die Kirche immer noch großen Einfluss auf die Politik aus. Ohnehin ist eine formale politische Organisation, die religiöse Grundlagen hat, in Äthiopien eigentlich verboten. Vor diesem Hintergrund werden die protestantischen Kirchen weitgehend als (unpolitische) Vertreter westlicher Ideologie und Interessen betrachtet. Der unpolitische Charakter der protestantischen Bewegung, zu der auch Christen muslimischer Herkunft und einige ehemalige Mitglieder der ÄOK gehören, hat die Spannungen zwischen diesen Christen und der äthiopischen Regierung verstärkt. In Äthiopien gibt es eine sehr große muslimische Minderheit. Der Sufismus hat eine lange Tradition. Die konservativeren salafistischen Strömungen sind seit den 1930er-Jahren im Land präsent und breiten sich seit den 1960er-Jahren weiter aus. Des Weiteren ließ der Premierminister alle muslimischen Anführer frei, die unter seinem Vorgänger verhaftet worden waren.

Weltanschauungen

Anhänger

%

Christen

72.396.000

59,9

Muslime

41.450.000

34,3

Anhänger ethnischer Religionen

6.804.000

5,6

Agnostiker

92.200

0,1

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Die geografische Verteilung der Übergriffe auf Christen in Äthiopien hängt davon ab, welche Triebkräfte der Verfolgung in der jeweiligen Region vorherrschen. So sind beispielsweise die Amhara-Region, Tigray und einige Teile von Oromia Schwerpunkte von Übergriffen, die auf konfessionellen Protektionismus zurückzuführen sind. Islamische Unterdrückung ist in einigen Teilen des Ostens und Westens von Oromia sehr ausgeprägt, wie auch in den Regionen Afar und Somali. Gurage, Silte und Alaba gehören ebenfalls zu den Gebieten, in denen die Verfolgung besonders intensiv ist. 

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Diese Triebkraft der Verfolgung stellt eine echte Bedrohung für Christen dar, insbesondere in Gebieten, die von muslimischen Bevölkerungsgruppen dominiert werden. Mit der Zunahme des Extremismus in der Region und darüber hinaus wächst auch der extremistische (oder politische) Islam auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene. In diesem Zusammenhang sind die verschiedenen christlichen Gemeinschaften in fast allen Lebensbereichen zunehmend unter Druck geraten. Vor allem in ländlichen Gebieten, in denen sie die Mehrheit stellen, schikanieren Muslime Christen und verweigern ihnen häufig den Zugang zu gemeinschaftlich genutzten Ressourcen. Außerdem werden Christen Opfer von Gewalt, und sie werden manchmal sogar getötet. Christen muslimischer Herkunft werden verstoßen und ihnen werden häufig familiäre Rechte wie das Erbrecht und das Sorgerecht für ihre Kinder verweigert. Eine weitere wichtige Beobachtung ist, dass die Zunahme des extremistischen Islam in den Nachbarländern Somalia und Sudan auf Äthiopien übergreift.

Konfessioneller Protektionismus

Dieser geht hauptsächlich von der ÄOK aus. Er richtet sich insbesondere gegen evangelikale Christen, da die ÄOK diese als Anhänger einer westlichen Religion betrachtet, die eine Bedrohung für den äthiopischen Nationalismus und die äthiopische Kultur darstellt. Beides hat die ÄOK eine lange Zeit hindurch bewahrt. Predigten und Lieder, in denen evangelikale Christen stark kritisiert werden, sind weit verbreitet. Die ÄOK hat die Rechte von Christen ernsthaft verletzt, die ihre Reihen verlassen und sich den (meist) protestantischen Freikirchen oder den Erneuerungsbewegungen innerhalb der ÄOK angeschlossen haben. Diese Rechtsverletzungen geschehen auf unterschiedliche Weise. Die Mitglieder der ÄOK nutzen ihre Verbindungen zur Regierung, um die Entfaltung nichtorthodoxer Kirchen zu behindern. Manchmal greifen sie auch Christen körperlich an. Diese Übergriffe sind vor allem in den nördlichen und zentralen Teilen des Landes zu beobachten, wo die meisten Menschen zur Orthodoxen Kirche gehören.

Diktatorische Paranoia

In der Vergangenheit hat die äthiopische Regierung immer stärkere autoritäre Züge entwickelt und dabei die Rechte der Zivilgesellschaft und religiöser Institutionen zunehmend eingeschränkt. Die vorherige äthiopische Regierung zeigte sich misstrauisch gegenüber Religionen im Allgemeinen und Christen im Besonderen.

Unterdrückung durch den Clan oder Stamm

Im letzten Vierteljahrhundert hat ethnisch orientierte Politik das gesamte öffentliche Leben im Land dominiert. Dieser politische Diskurs hat zur Suche nach „Wurzeln und Identität“ geführt und eine feindselige Haltung Einzelner wie auch ganzer Gruppierungen gegenüber Christen begünstigt. Bis 1974 bildete die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche die Staatsreligion. Von 1974 bis 1991 stand das Land unter kommunistischer Herrschaft. Nach 17 Jahren Bürgerkrieg wurde das Regime von einer Koalition verschiedener Rebellengruppen gestürzt, die sich aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen zusammensetzte. Im Rahmen der äthiopischen Übergangscharta von 1991, die nach dem Sturz des kommunistischen Regimes eingeführt wurde, hatte man den ethnischen Gruppen die Achtung und Anerkennung ihrer Kultur und Identität zugesichert. Diese Maßnahme galt zunächst als politisch sinnvoll, doch schürte die Regierung bei einigen ethnischen Gruppen Vorbehalte gegenüber dem christlichen Glauben. In Regionen wie Afar und Somali (Ogaden) hängen Islam und ethnische Zugehörigkeit zusammen. Andere Stämme verlangen auch, dass Christen bei Stammeskämpfen mitmachen und üben Vergeltung, wenn Christen sich weigern.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

Die ÄOK ist in dem Land sehr stark vertreten. Sie ist einer der Faktoren, die zur Komplexität der Verfolgungsdynamik in Äthiopien beitragen; einerseits wird die ÄOK selbst verfolgt, andererseits spielt sie aber auch eine zentrale Rolle als Verfolger. Christen aus traditionellen Kirchen werden hauptsächlich von der Regierung und von islamischen Extremisten bedrängt. In Gebieten, in denen die Stammeskultur besonders im Vordergrund steht; ist auch die ÄOK unter Druck. Die orthodoxen Christen leben vor allem in Nord- und Zentraläthiopien. Christen, die in muslimisch dominierten Regionen (Harari, Somali, Afar) leben, haben Schwierigkeiten, ihren Glauben zu leben, ebenso wie örtliche Gemeinschaften (z. B. bei den Silte).

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Dazu gehören zum einen Christen muslimischer Herkunft, zum anderen Christen, die sich von einer christlichen Konfession ab- und einer anderen zugewandt haben und drittens Menschen, die früher einer Stammesreligion angehörten und jetzt Jesus Christus nachfolgen. Diese Christen sind unterschiedlichen Triebkräften der Verfolgung ausgesetzt. In muslimisch geprägten Gebieten leiden ehemalige Muslime hauptsächlich unter dem Druck und der Gewalt von Familie, Großfamilie, Ortsvorstehern und nichtchristlichen Religionsführern. In den von der ÄOK dominierten Gebieten kommt es hauptsächlich zu Übergriffen durch ÄOK-Anhänger. Konvertiten leiden außerdem in allen Teilen des Landes unter Repressalien durch die Regierung (örtliche Behörden). In Gebieten, in denen es verstärkt zu ethnisch begründeten Anfeindungen kommt, droht christlichen Konvertiten Verfolgung vonseiten der Anhänger traditioneller Glaubenssysteme oder Muslime, die versuchen, die Konvertiten zur Teilnahme an verschiedenen religiösen Aktivitäten zu zwingen.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Zu dieser Kategorie gehören die in Äthiopien stark vertretenen baptistischen und evangelikalen Gemeinden sowie Pfingstgemeinden. Diese Gemeinden werden massiv bedrängt, vor allem von der Regierung, der ÄOK und islamischen Gruppen. Im Vergleich zu den anderen Kategorien von Christen wachsen diese Gemeinden sehr schnell. Protestanten, die in von Muslimen und orthodoxen Christen dominierten Gebieten leben, sind mit verschiedenen Formen von Rechtsverletzungen konfrontiert. Diese Kategorie von Christen wird von vielen als Bedrohung angesehen, da ihre Zahl und ihr Einfluss ständig zunehmen. In der Folge werden Christen von vielen Seiten mit Druck und Gewalt bedrängt.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 9.9
Familienleben 10.3
Gesellschaftliches Leben 13.1
Leben im Staat 10.4
Kirchliches Leben 12.1
Auftreten von Gewalt 10.6

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

 

Die Abkehr vom Islam wird als Verrat an den eigenen Vorfahren und als Verleugnung der eigenen Identität angesehen und ist deshalb von der Familie und der Gesellschaft verboten und unter Strafe gestellt. Von der Familie und auch vom sozialen Umfeld geht ein besonders starker Druck aus, da durch die Abkehr vom Islam das Ansehen der Familie in Mitleidenschaft gezogen wird. In ländlichen Gebieten ist dieser Druck noch höher. In Nordäthiopien, dem Kerngebiet der ÄOK, werden Menschen, die zum evangelischen Glauben konvertieren, oft ausgegrenzt oder aus ihrem Wohnort vertrieben. Im Gegensatz dazu ist der evangelische Glaube in den Gebieten Südäthiopiens und Oromias die Norm, so dass Konvertiten dort nicht auf solche Widerstände stoßen würden. Es ist für ehemalige Mitglieder der ÄOK gefährlich, christliche Schriften zu besitzen, und es hat Angriffe auf Christen gegeben, weil sie Gospelmusik oder „Versionen“ der Bibel besaßen, die der Lehre der Orthodoxen Kirche widersprechen. Misshandlungen von Christen, die online über ihren Glauben sprechen, nehmen zu. Das Zeigen von christlichen Symbolen, etwa das Tragen eines Kreuzes, könnte in abgelegenen, mehrheitlich muslimischen Regionen als Provokation aufgefasst werden.

 

Familienleben

 

In einigen Gebieten wurden Kinder von Christen schikaniert und sogar angegriffen. In Gebieten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung müssen die Kinder islamische Schulen besuchen. Wenn ein Christ mit orthodoxen Wurzeln einer freikirchlichen Gemeinde (örtlich Pentay genannt) beitritt, üben Familienmitglieder, Priester und ultrakonservative Gruppen in der ÄOK Druck auf ihn aus, um ihn zur Umkehr zu bewegen. Manchmal wird der Betroffene gezwungen, Weihwasser zu trinken, weil man glaubt, dass er vom Teufel besessen sei. Es ist für Christen, die nicht aus der ÄOK stammen, sowohl in muslimisch als auch in den von der ÄOK dominierten Gebieten sehr schwierig, Begräbnisstätten zu bekommen.

 

Gesellschaftliches Leben

 

In von der ÄOK geprägten Regionen übt das soziale Umfeld großen Druck auf Christen aus, die die ÄOK verlassen haben. Beispielsweise ist es schwierig, Schulen zu finden, in denen ihre Kinder sicher sind. In mehrheitlich muslimischen Gebieten, vor allem auf dem Land, werden Christen diskriminiert und belästigt. Brautentführungen und Zwangsverheiratungen von Kindern im Alter von elf Jahren sind in Äthiopien keine Seltenheit. Davon sind besonders christliche Konvertiten in ländlichen Gegenden betroffen. Christen können von Dorfbewohnern überwacht werden, die manchmal sogar Kinder schicken, um Kirchen und christliche Haushalte auszuspionieren.

 

Leben im Staat

 

Von der Vorgängerregierung erlassene Gesetze schränken religiöse Rundfunksendungen und religiösen Unterricht ein. Öffentliches Äußern eines christlichen Standpunktes ist nach wie vor problematisch, insbesondere für Konvertiten oder Anhänger christlicher Minderheitengruppen. Zivilgesellschaftliche Organisationen unterliegen weiterhin gesetzlichen Einschränkungen, obwohl ein neuer Gesetzentwurf vorliegt, der die meisten dieser Einschränkungen aufheben würde. Seit vielen Jahren sind keine neuen politischen Parteien mehr gegründet worden. In Gebieten, die von Muslimen oder von der ÄOK dominiert werden, werden Christen, die nicht der ÄOK angehören, von den Behörden (insbesondere auf lokaler Ebene) diskriminiert. Viele muslimische und ÄOK-Prediger führen Verleumdungskampagnen gegen Pfingstler und Evangelikale durch. Dabei unterstellen sie diesen häufig, dass sie ihren Glauben nur vorgetäuscht hätten, um Hilfe aus dem Ausland zu erhalten. Im Gegenzug sprechen sich einige Prediger der Pfingstbewegung gegen orthodoxe Christen aus und bezeichnen sie als rückständig.

 

Kirchliches Leben

 

Pastoren, insbesondere von neueren Denominationen, wurden in ländlichen Gebieten, die von islamischer Unterdrückung und konfessionellem Protektionismus geprägt sind, schikaniert. Die Pastoren stehen als die sichtbarsten Vertreter der Christen besonders im Visier. Ihnen wird oft vorgeworfen, die gesellschaftlichen Werte zu untergraben. Wer sich gegen seine Angreifer wehrt, kann mit Repressalien rechnen. Nichtstaatliche Akteure wie islamisch-extremistische Gruppen überwachen die Aktivitäten der Christen, und es hat Fälle gegeben, in denen Kirchen während des Gottesdienstes angegriffen wurden und Eigentum zerstört wurde. Wie immer sind christliche Konvertiten besonders gefährdet und verbergen ihren Glauben oft aus Angst vor Angriffen.

 

Beispiele für Auftreten von Gewalt

 

  • Über 20 Kirchen und Kirchengebäude wurden angegriffen, beschädigt oder geplündert.
  • Am 28. April 2022 brannte eine Gruppe von Muslimen zwei orthodoxe Kirchen und drei protestantische Kirchen in Worabe (Silt'e, Südäthiopien) nieder.
  • Am 29. April 2022 brannte eine Gruppe von Muslimen eine weitere orthodoxe Kirche in Worabe nieder.

 

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2023

39

66

2022

38

66

2021

36

65

2020

39

63

2019

28

65

Äthiopien hat mit 66 Punkten die gleiche Punktzahl erreicht wie im letzten Jahr (Weltverfolgungsindex 2022). Der Wert für Gewalt ist leicht gestiegen, aber nicht genug, um die Gesamtpunktzahl zu beeinflussen. Der allgemeine Druck auf die äthiopischen Christen ist nach wie vor hoch, vor allem in den privaten und kirchlichen Lebensbereichen.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Die Rechte christlicher Frauen (sowohl Konvertitinnen als auch Nichtkonvertitinnen) werden häufig in Form von Entführung und Zwangsverheiratung mit einem Nichtchristen verletzt. Nach ihrer „Heirat“ wird von der Frau erwartet, dass sie die Religion ihres Mannes annimmt.  Vergewaltigung ist ein wirksames Mittel zur Bestrafung von Christinnen und führt zu Isolation innerhalb des sozialen Umfelds; die Familie ist geschändet und die Chancen auf eine zukünftige Heirat sind gering. Christinnen muslimischer Herkunft erleben die schwersten Übergriffe. Sie riskieren die Ausgrenzung aus ihrer Familie, Hausarrest, körperliche Misshandlung und den Verlust ihres Erbes. Wenn sie verheiratet sind, drohen ihnen die Scheidung und der Verlust des Sorgerechts für die Kinder.

Männer

Christliche Männer werden Opfer von körperlichen Angriffen, Vertreibung, Raub oder sogar Mord. Sie werden strategisch als Versorger der Familie ins Visier genommen; ein Angriff auf sie schwächt die gesamte Familie. Christen muslimischer Herkunft waren zur Flucht gezwungen, um Angriffen und Schikanen zu entgehen. Der Staat verletzt auch die Religionsfreiheit von Männern, indem er sie inhaftiert, was besonders in muslimisch geprägten Gebieten ein Risiko darstellt. Die Regierung mischt sich auch in kirchliche Wahlen und Ernennungen ein. Da die Mehrheit der Kirchenführer männlich ist, betrifft dies vor allem männliche Christen.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Es gibt einige religiöse Minderheiten im Land. Sie sind ebenfalls von dem Rundfunkgesetz, der Rolle des Glaubens im Bildungswesen und dem Gesetz zur Zivilgesellschaft betroffen. Grundsätzlich muss nach dem Gesetz zur Zivilgesellschaft jede religiöse Gruppe, außer orthodoxen, katholischen, muslimischen und jüdischen Gemeinschaften, einen Antrag auf Registrierung stellen. Darüber hinaus sieht das Registrierungsgesetz eine Mindestzahl von 50 Personen für die Registrierung als Religionsgemeinschaft vor und mindestens 15 Personen für die Registrierung eines Dienstes oder Vereins. Dies hat starke Auswirkungen auf neuere religiöse Minderheiten: In einigen Gebieten, wo die Anzahl von Mormonen und Zeugen Jehovas unter 50 bleibt, haben diese Schwierigkeiten, einen offiziellen Versammlungsort zu bekommen. Dies gilt insbesondere dort, wo Mehrheitsgruppen dafür bekannt sind, religiösen Minderheiten gegenüber feindselig zu sein.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Äthiopien:

  • Bitten Sie um viel Weisheit für die Regierung eines Landes, das stark von Krieg, Dürre, Seuchen und politischer Instabilität betroffen ist.
  • Beten Sie, dass die Christen, die unter starkem Druck stehen, ihren Glauben aufzugeben, die Kraft haben, an Jesus festzuhalten und ihm ihre Zukunft anvertrauen.
  • Bitten Sie Gott für den Dienst unter Frauen und Jugendlichen, dass sich mehr Frauen und Jugendliche zum christlichen Glauben hinwenden und die Gemeinde dadurch gestärkt wird.

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