Weltverfolgungsindex 2023

Malediven

Christenverfolgung in den Malediven

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022

Überblick

Von allen Maledivern wird erwartet, dass sie Muslime sind. Die Malediven haben eine der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt, besonders auf der Hauptinsel Malé. Die Gesellschaft der Malediven besteht aus eng miteinander verwobenen, homogenen sozialen Gruppen. Sie stellen als natürliche Wächter sicher, dass es zu keinen Abweichungen von den geltenden Normen kommt. Das gilt natürlich auch für religiöse Belange. Eine Hinwendung zu Jesus Christus kann daher leicht dazu führen, dass man den muslimischen Anführern oder Behörden gemeldet wird. Auch ausländische Christen, die meist im Tourismussektor arbeiten und aus Indien oder Sri Lanka kommen, stehen unter genauer Beobachtung. Dadurch wird eine Zusammenkunft unter Christen deutlich erschwert. Aufgrund der Covid-19-Pandemie haben viele ausländische Christen das Land verlassen. Im Zuge der Wiedereröffnung des Landes für den Tourismus kehren sie langsam zurück.

Länderprofil als PDF

Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

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1. Hintergrund

Nach dem erzwungenen Rücktritt des ersten demokratisch gewählten Präsidenten, Mohamed Nasheed, im Jahr 2012 haben seine Nachfolger häufig ihr Ziel bekräftigt: Sie wollen das Land davor schützen, dass der Anteil sunnitischer Muslime unter 100 Prozent fällt. Oppositionelle Kräfte (auch solche, die als Gefahr für die Machthaber betrachtet werden) sind aus dem Land vertrieben oder verhaftet worden. Nasheed ist seit Mai 2019 Parlamentssprecher. Am 7. Mai 2021 explodierte eine Bombe vor seinem Haus, als er in sein Auto stieg; es wird vermutet, dass islamisch-extremistische Gruppen hinter dem Anschlag stecken. Der ehemalige Präsident Abdulla Yameen Abdul Gayoom gehört mittlerweile der Opposition an. Seine regelmäßigen Angriffe auf die Regierung im Rahmen einer scharfen Anti-Indien-Kampagne haben die politisch ohnehin instabile Situation zusätzlich verschärft.

Die bürgerlichen Freiheiten werden zunehmend eingeschränkt. Davon betroffen sind auch die Medien und die sozialen Netzwerke. Beispiele hierfür sind die Ermordung des bekannten Bloggers Yameen Rasheed im April 2017 und die Schließung der Nichtregierungsorganisation „Maldives Democratic Network“ im November 2019. Bisher hat es nicht den Anschein, dass der neue Staatschef Ibrahim Solih, der im September 2018 mit großem Vorsprung gewählt wurde, in der Lage ist, wesentliche Veränderungen auf den Malediven herbeizuführen.

Der geringen Anzahl an Christen fehlen die Möglichkeiten, Gemeinschaft zu pflegen und Gottesdienste zu feiern. Dies führt zu Isolation, sozialen Problemen und Krankheiten – Schwierigkeiten, die die Christen mit der Mehrheit der Bevölkerung teilen. Christen müssen in ihrem Verhalten vorsichtig sein, da ihnen nicht erlaubt ist, öffentlich als christliche Gemeinschaft in Erscheinung zu treten. Das Rechtssystem der Malediven schränkt die Rechte von Frauen und Mädchen weiterhin ein, was hauptsächlich auf den Einfluss der Scharia zurückzuführen ist. Im Gegensatz zu den muslimischen Männern dürfen maledivische muslimische Frauen keinen Mann mit einer anderen Religionszugehörigkeit heiraten. Dies erschwert christlichen Konvertitinnen die Heirat mit einem Christen, da sie vor dem Gesetz weiterhin als Musliminnen gelten. Open Doors schätzt die Zahl der Christen im Land auf mehrere hundert. Aus Sicherheitsgründen können keine weiteren Informationen hierzu veröffentlicht werden.

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Verfolgung geschieht abseits der Inseln, die internationalen Touristen vorbehalten sind.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Die islamische Regierung betrachtet sich nach wie vor als Beschützerin des Islam und verbietet den Maledivern zu konvertieren. Offiziell gibt es keine maledivischen Christen, sondern nur im Land wohnende ausländische Christen. Die offizielle Politik des Ministeriums für islamische Angelegenheiten und des Verteidigungsministeriums besagt, dass Abtrünnige niemals toleriert werden dürfen und dass die Regierung niemals Religionsfreiheit zulassen wird.

Diktatorische Paranoia

Islamische Unterdrückung vermischt sich mit diktatorischer Paranoia, weil der Islam als Rechtfertigung für die Einschränkung der politischen Freiheit benutzt wird. Die Religionsfreiheit wird weiterhin eingeschränkt, da unter „Schutz der Religion“ lediglich der Schutz des Islam verstanden wird.

Organisiertes Verbrechen und Korruption

Die Korruption ist auf allen Ebenen der Regierung weit verbreitet; Beamte handeln oftmals aufgrund von Bestechung, Gefälligkeiten und Drohungen. Darüber hinaus haben Regierungsbeamte in der Vergangenheit Straßenbanden angeheuert, um säkularer eingestellte politische Gegner anzugreifen, einzuschüchtern und ihr Eigentum zu zerstören.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten

Ausländische Christen im Land stammen häufig aus Indien, Sri Lanka oder Bangladesch. Ihre Gemeinschaften werden genau überwacht, einschließlich aller sichtbaren Zusammenkünfte von Christen wie Hochzeiten und Taufen. Den meisten ausländischen Christen wird jedoch gestattet, sich zu treffen (zum Beispiel in Botschaften), sofern sie strikt unter sich bleiben und keinen Kontakt zu einheimischen Maledivern oder einheimischen Konvertiten aus dem Islam pflegen.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Konvertiten, die den Islam verlassen und sich dem christlichen Glauben zugewandt haben, erfahren die bei weitem stärkste Verfolgung. Offiziell existieren sie im Land überhaupt nicht. Wer sich vom Islam abkehrt, verliert seine Staatsbürgerschaft.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 15.4
Familienleben 15.3
Gesellschaftliches Leben 13.8
Leben im Staat 16
Kirchliches Leben 16.4
Auftreten von Gewalt 0.2

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Ehemalige Muslime müssen jederzeit streng darauf achten, ihren Glauben zu verbergen. Bibeln und andere christliche Materialien müssen sorgfältig versteckt werden, da der Besitz solcher Literatur zu Gefängnisstrafen führen kann. Die Beschaffung von christlichem Material in der einheimischen Dhivehi-Sprache ist besonders riskant, da die Behörden vermuten könnten, dass es zur Verbreitung des Evangeliums unter der einheimischen Bevölkerung verwendet wird. Sowohl die Behörden als auch die Gesellschaft sind ständig auf der Suche nach Symbolen, die als antiislamisch gelten könnten. So entfernte die Polizei im Dezember 2020 die Weihnachtsdekoration (einschließlich eines Weihnachtsbaums) aus Ferienorten und -resorts, da man befürchtete, sie könnten die Befindlichkeiten einiger religiöser Gruppen verletzen. Häufig enthalten bereits die Arbeitsverträge christlicher Arbeitsmigranten den Hinweis, dass das öffentliche Verbreiten nichtislamischer Überzeugungen hart bestraft wird. Möglich sind Haftstrafen von bis zu fünf Jahren, Hausarrest, Geldstrafen zwischen 5.000 und 20.000 rufiyaa (ca. 300 bis 1.200 Euro) sowie die Abschiebung.

Familienleben

Taufen und christliche Begräbnisse müssen im Geheimen durchgeführt werden. Die Verfassung besagt in Artikel 36 (c): „Die Erziehung hat darauf hinzuwirken, dass dem Islam Gehorsam geleistet wird.“ Kinder von Konvertiten zum christlichen Glauben werden gezwungen, islamische Lehrinhalte zu studieren. Obwohl Kinder von ausländischen Christen von der Teilnahme am islamischen Unterricht befreit sind, durchdringt der Islam das gesamte Schulleben. Ausländische Christen schicken ihre Kinder oft auf internationale Schulen, sofern sie es sich leisten können.

Gesellschaftliches Leben

Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte, der sozialen Homogenität und der auf die Förderung des Islam ausgerichteten Regierungspolitik ist der soziale Druck auf den Malediven extrem hoch. Dies gilt insbesondere für die Hauptstadt Malé. Ein Beispiel dafür ist die mittlerweile starke Verbreitung der schwarzen Burka, die auf den arabischen Einfluss zurückzuführen ist. Vorfälle, in denen sich muslimische und nichtmuslimische Frauen geweigert haben, sich zu verschleiern, führten zu Gewalt oder der Verbannung dieser Frauen. Ein weiteres Beispiel für die Zwangsislamisierung durch die Allgemeinheit ist der Druck, das Fasten im Ramadan einzuhalten – unabhängig vom Glauben des Einzelnen. Eine Weigerung führt zur Verhaftung und öffentlichen Erniedrigung in den Nachrichtenmedien. Die Regierung schreibt zudem die Teilnahme an islamischen und kulturellen Online-Kursen für im Ausland lebende Malediver vor. Christen stehen daher unter ständigem Druck, sich anzupassen, um Schikanen, wirtschaftliche Nachteile oder im Extremfall Gewalt zu vermeiden.

Leben im Staat

In der Verfassung wird das Land als „100 Prozent muslimisch“ bezeichnet, und die staatlichen Vorschriften basieren auf dem islamischen Recht. Unter anderem heißt es in einer Vorschrift: „Es ist illegal, eine andere Religion als den Islam zu propagieren.“ Die Strafen für Verstöße gegen diese Vorschrift reichen von Hausarrest bis zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Ist der Schuldige ein Ausländer, wird er in der Regel abgeschoben. Im Bericht zur internationalen Religionsfreiheit des US Außenministeriums heißt es: „Das Land ist Vertragspartei des internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR) – allerdings mit dem Vorbehalt, dass die Regierung die in Artikel 18 des ICCPR festgelegten Prinzipien bezüglich der Religionsfreiheit so anzuwenden hat, dass dies ‚unbeschadet der Verfassung der Republik Malediven‘ geschieht.“

Kirchliches Leben

Im 20. Jahrhundert gab es auf den Malediven eine aktive Kirche, der vor allem Ausländer angehörten. Heute verbietet das Gesetz jedoch die Einrichtung von Gebetsstätten für nichtislamische religiöse Gruppen und besagt: „Nicht-Muslimen, die im Land leben oder es besuchen, ist es verboten, ihre religiösen Überzeugungen offen zu äußern, öffentliche Versammlungen abzuhalten, um religiöse Aktivitäten durchzuführen oder Malediver in solche Aktivitäten einzubeziehen.“ Denjenigen, die andere religiöse Überzeugungen als den Islam zum Ausdruck bringen, drohen Haftstrafen von bis zu fünf Jahren oder Hausarrest, Geldstrafen von bis zu 1.300 Dollar (ca. 1.200 Euro) und Abschiebung. Ausländische Christen werden von den Behörden überwacht. Die Einfuhr von christlichem Material ist illegal, bei Zuwiderhandlungen drohen Haftstrafen. Polizei und Zoll haben auf dem Postweg verschicktes christliches Material und Briefe beschlagnahmt, in denen möglicherweise Werte oder Lebensweisen dargestellt werden, die dem Islam widersprechen. Ausländische Christen dürfen nur sehr begrenzte Mengen an christlicher Literatur für ihren persönlichen Gebrauch einführen.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

Aus Sicherheitsgründen können keine Details in diesem Bereich veröffentlicht werden.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2023

15

77

2022

16

77

2021

15

77

2020

14

78

2019

14

78

Im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2023 blieb der Druck auf Christen sehr hoch, daher hat sich der entsprechende Wert nahezu nicht verändert. Der Wert für das Auftreten von Gewalt blieb auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre; in anderen Bereichen ist die Punktzahl jedoch sehr hoch. So haben Konvertiten im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt keinen Freiraum, um ihren christlichen Glauben auszuleben, und ausländische Christen (meist Arbeitsmigranten) können nicht gemeinsam Gottesdienst feiern, ohne Angst vor Verhaftung oder Abschiebung. Deshalb sind die Malediven eines der wenigen Länder, das im Bereich kirchliches Leben fast die maximal erreichbare Punktzahl aufweist. Die Regierung, die seit Mitte November 2018 an der Macht ist, hat im Bereich der Religionsfreiheit keine konkreten Verbesserungen herbeigeführt. Sie konzentriert sich eher auf interne politische Kämpfe.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

In Anbetracht der äußerst strengen Auslegung des Islam müssen christliche Männer und Frauen ihren Glauben im Geheimen leben. Wenn eine Frau oder ein Mädchen als Christin identifiziert wird, wird alles getan, um sie durch Zwangsheirat, Beschimpfungen, Drohungen oder andere Formen der Gewalt wieder zum Islam zu bringen. Trotz der engmaschigen sozialen Kontrolle auf den Inseln sind Missbrauch, Vergewaltigung und sexuelle Belästigung erstaunlich häufig. Dies geschieht in einer Kultur, die geschlechtsspezifische Gewalt in der Familie generell entschuldigt und in der sexueller und körperlicher Missbrauch als Mittel der religiösen Verfolgung gegen christliche Frauen eingesetzt wird.

Männer

Wird ein maledivischer Mann als heimlicher Christ enttarnt, drohen ihm körperliche Gewalt, Schikanen, Drohungen oder Gefängnisstrafen. Obgleich es in jüngster Zeit zu keinerlei solcher Vorfälle kam, entscheiden sich viele männliche Christen angesichts des Drucks dafür, das Land zu verlassen – sofern sie es sich leisten können. Denn wenn sie inhaftiert werden, leidet die gesamte Familie finanziell und emotional, und die Kinder werden wahrscheinlich in der Schule schikaniert.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Auf den Malediven gibt es keine anerkannten religiösen Minderheiten. Alle Staatsbürger gelten gesetzlich als Muslime. Wer nachweislich eine andere Religion oder Philosophie als den Islam unterstützt (z. B. Hinduismus, Buddhismus, Atheismus), wird genauso verfolgt wie Christen. So ziehen es die meisten vor, im Ausland zu leben, um keine Gefängnisstrafe oder gar den Tod zu riskieren.

Das US Außenministerium schreibt in seinem Internationalen Jahresbericht zur Religionsfreiheit (IRFR 2021): „Nichtregierungsorganisationen erklären weiterhin, dass es anhaltende (online und persönlich ausgesprochene) Drohungen gegen Menschen gibt, die als ‚nicht muslimisch genug‘ wahrgenommen werden. Diese Drohungen verhindern wirkungsvoll jegliche Möglichkeit zur sinnvollen Diskussion über religiöse Belange im Land.“

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für die Malediven:

  • Beten Sie für Christen auf den Malediven, die ihren Glauben isoliert und heimlich leben müssen. Bitten Sie Jesus darum, sie zu schützen und ihre Herzen mit dem Bewusstsein seiner Gegenwart und Fürsorge zu erfüllen.
  • Beten Sie, dass Präsident Ibrahim Mohamed Solih und seine Regierung ihre ablehnende Haltung gegenüber Christen und anderen religiösen Minderheiten abschwächen.
  • Bitten Sie Jesus darum, christliche Arbeitsmigranten aus dem Ausland im Umgang mit Touristen und Maledivern zu leiten und zu schützen. Beten Sie dafür, dass sie das Salz und das Licht sind, das Menschen zu Jesus führt.

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