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Demokratische Republik Kongo


Christenverfolgung in der Demokratischen Republik Kongo
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Die islamisch-extremistische Gruppe „Allied Democratic Forces“ (ADF) agiert im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo). Sie greift in den Provinzen Ituri und Nord-Kivu die Bevölkerung an, unter anderem auch christliche Gemeinden und Kirchen. Im März 2021 haben die USA Verbindungen der ADF mit dem „Islamischen Staat“ (IS) offiziell bestätigt. Konvertiten zum christlichen Glauben, sowohl vom Islam als auch von afrikanischen Religionen, werden unter Druck gesetzt, an nichtchristlichen religiösen Aktivitäten und Zeremonien teilzunehmen. Christen, die der Regierung kritisch gegenüberstehen, werden beschimpft und belästigt.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
In der DR Kongo herrscht seit mehr als 50 Jahren ein Konflikt, dessen Kämpfe zwischen einer Vielzahl von bewaffneten Rebellengruppen im ganzen Land andauern. Im Osten, wo die ADF dominiert, hat sich die Situation durch die Einmischung der Nachbarländer noch verschärft. Unter dem früheren Präsidenten Joseph Kabila führte die schwache Rechtsstaatlichkeit dazu, dass sich die Gewalt, unter anderem Entführungen, Inhaftierungen und Morde an Journalisten, im ganzen Land ungestraft fortsetzen konnte. Ferner wurden die Rechte auf freie Meinungsäußerung, auf Vereinigungsfreiheit und auf die demokratische Wahl einer Regierung verletzt. Nach einer lange verzögerten und umstrittenen Wahl wurde Félix Tshisekedi im Januar 2019 als Präsident vereidigt. Er hat versprochen, die Achtung der Grundrechte zu gewährleisten. Außerdem hat er die meisten politischen Gefangenen freigelassen. Die Kämpfe zwischen Sicherheitskräften und bewaffneten Gruppen und die Angriffe dieser Gruppen auf Zivilisten haben jedoch weiter zugenommen. Obwohl das Land reich an Bodenschätzen ist, hat es mit Inflation und Korruption zu kämpfen. Rund 72 Prozent der Bevölkerung leben in Armut.
Der Konflikt im östlichen Teil des Landes behindert weiterhin den Friedensprozess. In der DR Kongo gibt es eine große ethnische Vielfalt. Die größte Bedrohung von allen stellt jedoch die Tatsache dar, dass der östliche Teil des Landes ein „sicherer Hafen“ für die ADF geworden ist, die in Uganda einen Islamischen Staat errichten will und die seit einigen Jahren gegen Kirchen und Christen im Nordosten der DR Kongo vorgeht. Nicht nur wurden die Verbindungen der ADF zum IS von den USA offiziell bestätigt, sondern die ADF wurde vom US-Außenministerium auch als Terroristische Organisation im Ausland bezeichnet. Frauen und Mädchen bleiben besonders gefährdet, was sexuelle und genderbasierte Gewalt vonseiten bewaffneter Gruppen angeht. Männer und Jungen sind gefährdet, von Milizen zwangsrekrutiert zu werden. Außerdem droht ihnen Entführung und Ermordung. Dschihadisten gehen besonders gegen Gemeindeleiter vor.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
90.570.000 |
95,1 |
Muslime |
1.391.000 |
1,5 |
Anhänger ethnischer Religionen |
2.311.000 |
2,4 |
Bahai |
398.000 |
0,4 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Christen erfahren Schwierigkeiten durch islamisch-extremistische Gruppen, die vor allem im Osten des Landes, in den Provinzen Ituri und Nord-Kivu, aktiv sind.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung
Die islamische Unterdrückung ist in Nord-Kivu zu beobachten, wo islamisch-extremistische Gruppen wie die ADF zusammen mit Menschen, die von ihrer Ideologie beeinflusst sind, Christen und Kirchen angreifen.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Auf dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International liegt die DR Kongo auf Platz 169 von 180. Die Korruption (und Straffreiheit für korrupte Aktivitäten) ist sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor weitverbreitet. Christen, die sich dem widersetzen, müssen mit Angriffen rechnen.
Diktatorische Paranoia
Die DR Kongo hat unter verschiedenen Regimen enorm gelitten. Der ehemalige Präsident Joseph Kabila hatte ohne Rechtsgrundlage die Wahlen zwei Jahre lang aufgeschoben. Seine Anhänger und der Sicherheitsapparat gingen gegen Christen vor, die ihre Unzufriedenheit über seine Herrschaft zum Ausdruck brachten. Der Amtsinhaber, Präsident Félix Tshisekedi, kam im Dezember 2018 mit dem Versprechen an die Macht, das Durcheinander zu beseitigen und das Land nach vorne zu bringen. Allerdings gibt es bisher keine konkreten Reformen, die Christen im Land vor den brutalen Angriffen von Rebellengruppen schützen könnten. Die Korruption bleibt weitverbreitet, und der Sicherheitsapparat muss für seine Handlungen weiterhin keine Rechenschaft ablegen.
Unterdrückung durch den Clan oder Stamm, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit
Ein Großteil der Gewalt in Nord-Kivu, Kisangani und Kasaï hat eine ethnische Komponente. Einige ethnische Anführer und die Anführer von Rebellengruppen gehören Kulten an oder afrikanischen Religionen, die eine feindselige Haltung gegenüber Christen vermitteln.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Christen aus traditionellen Kirchen
Römisch-katholische und protestantische Kirchengemeinden erleben Gewalt vonseiten bewaffneter Gruppen; so werden etwa Kirchen angegriffen und Gemeindeleiter eingeschüchtert. In der Hauptstadt Kinshasa und den Provinzen Kasaï und Nord-Kivu wurden Kirchen, Klöster und katholische Schulen von Milizen oder Gruppen bewaffneter Jugendlicher verwüstet und geplündert.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christliche Konvertiten (insbesondere muslimischer Herkunft) leben vor allem in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu. Sie sind der Verfolgung durch islamisch-extremistische Gruppen und dem Druck von Familie und sozialem Umfeld ausgesetzt. In geringerem Maß sind auch Christen von diesem Druck betroffen, die von der Katholischen Kirche zu einer protestantischen Denomination übergetreten sind oder die sich von einer traditionellen afrikanischen Religion abgewandt haben, um Jesus Christus nachzufolgen.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Die Baptisten- und Pfingstkirchen wachsen schnell und werden von der bereits erwähnten islamisch-extremistischen Gruppe ADF angegriffen. Außerdem werden sie von Mitgliedern traditioneller Kirchen diskriminiert.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
In den von der ADF kontrollierten Gebieten ist jegliches Bekenntnis zum christlichen Glauben gefährlich. Dschihadisten haben Menschen getötet, die christliche Symbole trugen. Wer sich mit anderen Christen trifft, kann entführt oder getötet werden. Konvertiten von einer Konfession zu einer anderen (z. B. Katholiken, die sich einer evangelischen Kirche anschließen) sehen sich ebenfalls dem Druck und der Diskriminierung durch Familie und gesellschaftliches Umfeld ausgesetzt und können sogar aus ihrem Zuhause vertrieben werden.
Familienleben
In den von der ADF kontrollierten Gebieten können christliche Kinder aus der Schule entführt oder gezwungen werden, islamische Texte zu lernen. Konvertiten (entweder Christen mit muslimischem Hintergrund oder Protestanten mit katholischem Hintergrund) können ihr Erbe verlieren und zur Scheidung gezwungen werden. Die Zwangsscheidungen sind zum einen ein Mittel zur Bestrafung des Konvertiten, sie sind aber auch durch die Angst motiviert, dass Kämpfer der ADF die Dorfgemeinschaft aus Rache angreifen könnten, weil ein Bürger den Islam verlassen hat.
Gesellschaftliches Leben
Christliche Betriebe sind von den ADF und Rebellengruppen in den Bankrott getrieben worden. Für Christen sind Reisen und der Zugang zu Bildung schwierig. Im Osten der DR Kongo ist die Entführung von Mädchen, insbesondere von Christinnen, durch bewaffnete Gruppen weitverbreitet. Sie können zur Ehe mit einem der Gruppenmitglieder gezwungen werden. Christen werden von ihren örtlichen Gemeinschaften überwacht; sie können der Polizei gemeldet und beschattet werden, außerdem kann ihre Kommunikation mitgelesen oder abgehört werden. In den von islamisch-extremistischen Gruppen kontrollierten Gebieten riskiert jeder, der sich gegen islamistische Gruppen ausspricht, schwere Angriffe. Im Juni 2019 entführte eine bewaffnete Miliz einen katholischen Priester, weil er die Gewalt angeprangert hatte.
Leben im Staat
Gewalt gegen Christen kann ungestraft begangen werden. Christen, die sich gegen Ungerechtigkeit oder Korruption aussprechen, werden angegriffen.
Kirchliches Leben
In Konfliktregionen haben gewalttätige Angriffe dazu geführt, dass Dörfer und Kirchen leer stehen. Die Regierung überwacht Kirchen und Predigtinhalte, insbesondere solche Kirchen, die als „unfreundlich“ gegenüber dem Präsidenten angesehen werden. In einigen Gebieten verhindert die Regierung kirchliche Aktivitäten unter dem Vorwand, sie könnten zu öffentlichen Unruhen führen. Das Justizministerium hat seit 2014 keine Genehmigungen für Kirchen mehr erteilt.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Am 7. Juli 2022 drangen mutmaßliche ADF-Kämpfer in das Dorf Lume in der Provinz Nord-Kivu ein und brannten ein Krankenhaus nieder. Vier Patienten wurden dabei getötet. Die Kämpfer töteten dann weitere neun Zivilisten, bevor sie sich in das Gebiet des Virunga-Nationalparks an der Grenze zu Ruanda und Uganda zurückzogen. Unter den Getöteten in der mehrheitlich christlichen Stadt waren auch Kinder und weitere Patienten. Laut der Berichterstattung von Voice of America (VOA, dem offiziellen staatlichen Auslandssender der USA) vom 9. Juli 2022, hat der IS über seine „Nachrichtenagentur“ die Verantwortung für den Anschlag übernommen.
- Am 25. Juni 2022 führte die islamisch-extremistische Gruppierung ADF zudem ihre Angriffe auf christliche Gemeinschaften im Osten der DR Kongo fort, indem sie die Siedlung Mamove angriff und dabei sechs Frauen und drei Männer tötete, zwei weitere Personen verletzte und zwei Häuser in Brand setzte. Bei einem zweiten, späteren Überfall am selben Tag töteten die Angreifer fünf Männer im Zentrum des Dorfes Kisima, das an einer Hauptstraße liegt, die zur ugandischen Grenze führt.
- Am 21. Juni 2022 töteten ADF-Kämpfer mindestens zehn Christen in der Nähe des Dorfes Makisabo am Rand der Stadt Beni, als sie deren drei Fahrzeuge aus dem Hinterhalt angriffen.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
37 |
67 |
2022 |
40 |
66 |
2021 |
40 |
64 |
2020 |
57 |
56 |
2019 |
54 |
55 |
Die Zunahme um einen Punkt auf dem Weltverfolgungsindex 2023 ist die Folge dessen, dass die islamisch-extremistische Gruppe ADF und andere bewaffnete organisierte Gruppierungen ihre Wirkungsbereiche im Land ausgeweitet haben. Diese Ausweitung führte zwar nicht zu einem unmittelbaren Anstieg der Gewalt gegen Christen, aber sie hat den Druck in anderen Lebensbereichen merklich ansteigen lassen. Die ADF haben im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2023 im gesellschaftlichen Bereich viel Leid für die christliche Bevölkerung verursacht. Bewaffnete Gruppierungen beeinflussten zudem auch den Inhalt der Predigten von christlichen Gemeindeleitern. Vergewaltigungen, sexuelle Sklaverei, Zwangsheirat und Entführungen waren in den von den ADF kontrollierten oder angegriffenen Gebieten üblich. Allgemein gesprochen haben die Christen auch vonseiten der Regierung auf vielerlei Art und Weise Beschränkungen erfahren. Unter anderem war ihr Recht auf freie Meinungsäußerung beschränkt, und sie erfuhren Einschränkungen, was Genehmigungen sowie die Möglichkeit, frei im Land zu arbeiten, betraf. Es ist also eine Kombination aus all diesen genannten Faktoren, die zum Anstieg um einen Punkt auf dem Weltverfolgungsindex 2023 geführt hat.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Die DR Kongo ist politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich vielschichtig. In verschiedenen Regionen werden Frauen allgemein als minderwertig behandelt, was sich auf viele Bereiche ihres Lebens auswirkt, auch auf ihren Zugang zu Bildung. Christinnen sind von Entführung, Vergewaltigung, sexueller Folter und Zwangsarbeit bedroht, insbesondere durch die islamisch-extremistische ADF und bewaffnete Gruppen in den nordöstlichen Regionen. Diese Übergriffe verursachen psychische Leiden und Traumata, und die mit erlittener sexueller Gewalt verbundene Scham führt häufig zur Isolation von Familie und Dorfgemeinschaft. Zwangsheirat und Zwangsscheidung sind ebenfalls ein Risiko, vor allem für christliche Konvertitinnen, zumal diese Ehen in der Regel sehr jung geschlossen werden.
Männer
Vor dem Hintergrund, dass Gewalttaten ungestraft bleiben, werden christliche Männer Opfer von Verstümmelungen, Entführungen, Zwangsrekrutierungen für Milizen, Zwangsarbeit, sexuellen Verstümmelungen, Ausweidungen und brutalen Morden. Um den Entführern zu entkommen, können die Männer gezwungen sein, Lösegeld zu zahlen, das die ohnehin schon verarmten Familien weiter lähmt und sie dazu verdammt, die nächsten Jahre in noch größerer Armut zu verbringen. Christen werden auch am Arbeitsplatz und beim Zugang zu Arbeitsplätzen diskriminiert. Diese Verfolgung dient der Schwächung der Familien und der Kirche im weiteren Sinne, vor allem, wenn Gemeindeleiter zur Zielscheibe werden und wenn sie die Gewalt öffentlich angeprangert haben.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Laut dem Bericht zur internationalen Religionsfreiheit 2021 (erstellt im Auftrag des US-Außenministeriums) gab es einige Angriffe auf Zeugen Jehovas in den inneren Provinzen des Landes.
Die Regierung ging auch mit exzessiver Gewalt gegen die religiöse Gruppe Bundu dia Kongo vor, was im April 2020 in der westlichen Provinz Kongo Central zum Tod von über 55 Menschen führte.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für die Demokratische Republik Kongo:
- Beten Sie, dass die Regierung nach echten und dauerhaften Lösungen für die sich verschärfende Sicherheitskrise in der Demokratischen Republik Kongo sucht.
- Beten Sie für die Pastoren im Osten des Landes: um Mut zum Bleiben, um Weisheit bei der Vorbereitung der Gemeinden auf Verfolgung und um Mitgefühl im Dienst mit Traumatisierten und Vertriebenen.
- Bitten Sie Gott, dass er die Gemeinde durch die Trainingsprogramme und Programme für Traumahilfe stärkt, die die Partner von Open Doors durchführen.