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Tadschikistan




Inhaltsverzeichnis
- Überblick
- 1. Hintergrund
- 2. Gibt es regionale Unterschiede?
- 3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
- 4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
- 5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
- 6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
- 7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
- 8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
- 9. Gebetsanliegen
Länderprofil Tadschikistan
Position auf dem Weltverfolgungsindex
Platz 45 / 65 Punkte (WVI 2021: Platz 33 / 66 Punkte)
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2020 – 30. September 2021
Überblick
Die Regierung übt Druck auf alle „abweichlerischen“ Gruppen aus, indem die geltenden Gesetze verschärft und rigoros durchgesetzt werden. Einheimische Christen muslimischer Herkunft tragen die Hauptlast der Verfolgung, die sowohl vom Staat als auch von Familie, Freunden und dem sozialen Umfeld ausgeht. Russisch-Orthodoxe Kirchen bekommen am wenigsten Probleme mit der Regierung, da sie normalerweise nicht versuchen, Kontakte zur tadschikischen Bevölkerung aufzubauen. Das Jugendgesetz hat Christen (und andere religiöse Minderheiten) in eine juristische Ungewissheit gebracht, da nicht klar ist, was noch erlaubt ist.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Tadschikistan hat den höchsten muslimischen Bevölkerungsanteil in Zentralasien, aber es wäre falsch, Tadschikistan als muslimisches Land zu bezeichnen. Siebzig Jahre Atheismus zu Zeiten der Sowjetunion haben ihre Spuren hinterlassen und die säkulare Regierung hat den Islam fest im Griff. Die meisten Bürger folgen eher der islamischen Kultur und nicht so sehr den strengen islamischen Vorschriften. Die meisten Christen sind russisch-orthodox und ethnische Russen, doch es gibt auch etwa 3.000 christliche Konvertiten. Außerhalb der staatlich geführten und kontrollierten Einrichtungen sind religiöse Aktivitäten verboten und insbesondere die Protestanten (die im Gegensatz zu den orthodoxen Christen als Extremisten gelten) sind erheblichen Übergriffen ausgesetzt. Tadschikistan hat eine lange Grenze zu Afghanistan, wodurch ein Eindringen extremistischer islamischer Gruppen und der Handel mit Opium zu befürchten ist.
Im August 2011 wurde ein neues Gesetz zur Regelung religiöser Angelegenheiten in Kraft gesetzt. Es untersagt jegliche religiöse Kinder- und Jugendarbeit mit Bürgern unter 18 Jahren. Dies hatte enorme Auswirkungen auf kirchliche Aktivitäten, da schätzungsweise 50 Prozent aller Christen dieser Altersgruppe angehören. Im Januar 2018 traten Änderungen des Religionsgesetzes in Kraft, die es dem Staat unter anderem ermöglichten, die Anforderungen an religiöse Organisationen zu erhöhen, sodass sie alle ihre Aktivitäten melden und eine staatliche Genehmigung für die Ernennung aller Imame einholen müssen. Unter dem Vorwand, religiösen Extremismus zu bekämpfen, gehen die Behörden hart gegen Gläubige vor. Dazu gehören Einschränkungen für Hochzeitsfeierlichkeiten und Beerdigungen, ferner ließen lokale Behörden das Tragen von Bärten und Hidschabs verbieten.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
65.300 |
0,7 |
Muslime |
9.459.000 |
97,9 |
Buddhisten |
5.000 |
0,1 |
Anhänger ethnischer Religionen |
8.400 |
0,1 |
Juden |
300 |
0,0 |
Bahai |
4.300 |
0,0 |
Atheisten |
16.000 |
0,2 |
Agnostiker |
95.800 |
1,0 |
Andere |
2.400 |
0,0 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Der Druck des muslimischen Umfelds auf Christen muslimischer Herkunft ist außerhalb der Großstädte größer.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Diktatorische Paranoia
Es sind keine religiösen Aktivitäten außerhalb staatlicher und staatlich kontrollierter Institutionen erlaubt. Der Druck der Behörden ist seit 2015 gestiegen, so dass die Zahl der Razzien bei Versammlungen, die Beschlagnahmungen von christlichem Material und die Zahl der Geldstrafen und Verhöre von Christen zugenommen haben. Protestanten werden als gefährliche Anhänger einer fremdartigen Sekte betrachtet, deren Ziel es sei, das derzeitige politische System zu zerstören.
Islamische Unterdrückung vermischt mit Unterdrückung durch den Clan oder Stamm
Wenn einheimische (muslimische) Bürger zum christlichen Glauben konvertieren, werden sie von ihren Familien und Gemeinschaften unter Druck gesetzt und gelegentlich mit körperlicher Gewalt dazu gezwungen, zu ihrem früheren Glauben zurückzukehren, insbesondere in ländlichen Gebieten. Einige christliche Konvertiten werden in Hausarrest genommen oder aus ihren Wohnungen vertrieben. Viele halten ihren christlichen Glauben geheim.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Christen aus traditionellen Kirchen
Zu den Christen aus traditionellen Kirchen gehören die Mitglieder der Russisch-Orthodoxen Kirche. Sie geben das Evangelium unter den Tadschiken nicht weiter, sodass sie ohne große Einmischung agieren können, da das tadschikische Regime sie nicht als Bedrohung ansieht. Außerdem will die tadschikische Regierung nicht Russland durch ein Vorgehen gegen die Russisch-Orthodoxe Kirche provozieren.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft stehen unter starkem Druck seitens der Familie und der Gemeinschaft, da der Übertritt als Verrat an Volk, Land und Religion angesehen wird, der Schande über die Familie bringt.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Nach den christlichen Konvertiten erfährt diese Kategorie christlicher Gemeinschaften die zweitmeisten Übergriffe (Razzien, Drohungen, Verhaftungen und Geldstrafen), weil sie das Evangelium aktiv weitergibt.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Der Religionswechsel ist offiziell erlaubt, gilt aber als Verrat an Familie und Kultur. Dies kann zu Gewalt und Druck führen, da Menschen aus ihrem sozialen Umfeld versuchen, christliche Konvertiten zur Umkehr zu bewegen. Viele halten ihren christlichen Glauben geheim.
Familienleben
Wenn ein Elternteil zum christlichen Glauben konvertiert, versuchen andere Familienmitglieder, das Sorgerecht für die Kinder zu erlangen, um sie nach islamischen Grundsätzen zu erziehen. Nach dem Gesetz dürfen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht an Aktivitäten in Verbindung mit einer Kirche oder Moschee teilnehmen. Kinder von Christen werden von Mitbürgern verleumdet und muslimische Kinder dürfen oft keinen Kontakt zu ihnen haben. Alle Kinder müssen in der Oberschule das Fach „Geschichte der Religionen“ belegen, das aus sunnitisch-muslimischer Sicht unterrichtet wird.
Gesellschaftliches Leben
Nicht orthodoxe Christen werden von Mitbürgern und örtlichen Beamten überwacht, beispielsweise durch das Abhören von Telefonen, und können schikaniert, verhört und bedroht werden. Dies gilt insbesondere für bereits bekannte christliche Konvertiten.
Leben im Staat
Die Verfassung schützt die Religionsfreiheit. Das Religionsgesetz von 2009/2011 (mit Ergänzungen vom Januar 2018) verpflichtet jedoch alle religiösen Organisationen zur Registrierung. Jegliche kirchlichen Aktivitäten von nicht registrierten Gruppen sind illegal. Es besteht ein Verbot von nicht genehmigtem Religionsunterricht und eine Zensur aller religiösen Inhalte. Das Gesetz zu den Pflichten der Eltern verbietet es Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, sich an den Aktivitäten religiöser Organisationen zu beteiligen.
Kirchliches Leben
Die Gesetze vom August 2011 verbieten jegliche kirchliche Jugendarbeit. Herstellung, Einfuhr, Verkauf und Vertrieb von religiösen Materialien durch registrierte religiöse Gruppen müssen von der Regierung genehmigt werden. Damit sind faktisch alle Materialien verboten, die von nicht registrierten religiösen Gruppen verwendet werden. Für ausländische Christen gibt es Beschränkungen bei der Einreise nach Tadschikistan. Man benötigt ein besonderes Visum, das sehr schwer zu bekommen ist.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
In den Medien wurden keine Berichte über gewaltsame Zwischenfälle veröffentlicht. Quellen des Weltverfolgungsindex haben zwar Informationen geliefert, aber aus Sicherheitsgründen können keine detaillierten Angaben gemacht werden.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2022 |
45 |
64,62 |
2021 |
33 |
66,13 |
2020 |
31 |
64,59 |
2019 |
29 |
64,60 |
2018 |
22 |
65,38 |
Die Punktzahl für Tadschikistan im Weltverfolgungsindex 2022 ist im Vergleich zum Weltverfolgungsindex 2021 nur um einen Punkt gesunken, von 66 auf 65 Punkte. Während die Werte für die Bereiche Privatleben und Familienleben leicht zurückgingen, stiegen die Werte für gesellschaftliches Leben, Leben im Staat und kirchliches Leben leicht an. Die niedrigere Punktzahl im Bereich Gewalt führte zum Rückgang der Gesamtwertung um einen Punkt. Wie in den meisten anderen Ländern Zentralasiens ist der Druck auf die Christen in Tadschikistan im Privatleben und im kirchlichen Leben am größten, was den Einfluss der beiden vorherrschenden Triebkräfte der Verfolgung im Lande widerspiegelt: islamische Unterdrückung und diktatorische Paranoia. Muslimische Familien, Freunde und Dorfbewohner üben vor allem auf Christen muslimischer Herkunft Druck aus, während die Regierung den Kirchen viele Einschränkungen auferlegt.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen: Männer und Frauen sind rechtlich gleichgestellt, aber in der traditionellen Kultur sind die Frauen den Männern untergeordnet und häusliche Gewalt ist weit verbreitet. Frauen, die sich vom Islam abgewandt haben, sind besonders von Intoleranz, Diskriminierung und Gewalt bedroht, da Frauen nicht die Unabhängigkeit oder Freiheit haben, ihre eigene Religion zu wählen. Sie müssen mit Hausarrest, Schlägen, Ablehnung, Belästigung und Zwangsheirat rechnen. Wenn die christlichen Konvertitinnen bereits verheiratet sind, sind häusliche Gewalt und eine Zwangsscheidung wahrscheinlich. Der Staat verbietet auch das Tragen von religiöser Kleidung oder Symbolen, einschließlich derer, die von Christinnen getragen werden.
Männer: Wie in weiten Teilen Zentralasiens haben Männer in Tadschikistan in der Regel eine Führungsrolle in Familien und Kirchen inne und werden daher in dieser Funktion gezielt angegangen. Sie werden von der Polizei durch Verhöre, Geldstrafen und das Stören von Zusammenkünften unter Druck gesetzt. Der Staat verletzt ihre Religionsfreiheit mit Durchsuchungen, Festnahmen, Verhören, Beschlagnahmungen, Geld- und Freiheitsstrafen. In der Haft werden die Männer verbal und körperlich misshandelt, bedroht, geschlagen und unter Druck gesetzt, Informationen zu liefern. Bekannte christliche Konvertiten können ihren Arbeitsplatz verlieren und werden von ihren Gemeinden und Familien geschlagen, diskriminiert und ausgegrenzt. Beim obligatorischen Militärdienst sind Christen ebenfalls der Verfolgung ausgesetzt.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Die Toleranz gegenüber religiösen Minderheiten hat weiter abgenommen. Die Zeugen Jehovas sind seit 2007 als verbotene Vereinigung eingestuft. Zoroastrier und schiitische Muslime berichteten über zunehmenden Druck und Feindseligkeiten. Die Behörden schikanieren weiterhin Frauen, die einen Hidschab tragen, und Männer mit Bart. Regierungsbeamte rieten Frauen in Stellungnahmen davon ab, „nichttraditionelle oder fremde“ Kleidung, einschließlich des Hidschabs, zu tragen.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Tadschikistan:
- Beten Sie für Gemeindeleiter wie Pastor Bahrom, der verhaftet und dessen Kirche beschlagnahmt wurde. Viele christliche Gemeindeleiter in Tadschikistan folgen Jesus unter einem erheblichen Risiko – die Regierung könnte jederzeit gezielt gegen ihren Dienst vorgehen.
- Beten Sie für Präsident Emomali Rahmon, der Tadschikistan seit fast 30 Jahren regiert. Bitten Sie, dass Gott sein verhärtetes Herz weich macht und Präsident Rahmon die Wahrheit des Evangeliums erkennt.
- Beten Sie für die Partner von Open Doors in Tadschikistan und in ganz Zentralasien – damit sie Christen erreichen und ermutigen können, die alles riskieren, um Jesus nachzufolgen. Bitten Sie um Schutz und darum, dass der Dienst Früchte trägt und das Licht Christi vor den Menschen in der Region leuchtet.