Weltverfolgungsindex 2024

Kuba

Karte Kuba
Flagge Kuba
Platz
22
Punkte
73
Vorjahr: Platz
27
Punkte
70
Bevölkerung
11.291.000
6.966.000
Christen
61,7
Hauptreligion
Christlicher Glaube
Staatsform
Sozialistische Republik mit Einparteiensystem
Staatsführung
Präsident Miguel Díaz-Canel

Christenverfolgung in Kuba

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2022 – 30. September 2023

Überblick

Seit 1959 wird Kuba von der „Kommunistischen Partei Kubas“ (PCC) regiert. Diese versucht, die Kirche gemäß ihrer kommunistischen Ideologie zu kontrollieren. Die Regierung geht mit aller Härte gegen oppositionelle Stimmen und Demonstranten vor. Wenn Leiter von Kirchen und Gemeinden oder christliche Aktivisten das Regime kritisieren, müssen sie mit Verhaftungen, Verleumdungskampagnen, Mobilitätseinschränkungen, Gefängnisstrafen oder Schikanen durch die Regierung und ihre Sympathisanten rechnen (in der Regel durch sogenannte „Actos de Repudio“ oder „Ablehnungsaktionen“, die auch physische Gewalt beinhalten können). Mit dem Ziel, den Einfluss der Kirche zu kontrollieren und einzuschränken, ist es üblich, dass die Registrierung neuer Kirchen verhindert wird, was diese zwingt, in der Illegalität zu operieren. Die Behörden verhängen dann Sanktionen wie die vollständige Verweigerung von Lizenzen, Geldstrafen, Beschlagnahmungen von Eigentum und den Abriss und die Schließung von Kirchen (einschließlich Hauskirchen).

Länderprofil als PDF

Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

Länderprofil als PDF

1. Hintergrund

Im Jahr 2018 wählte die Nationalversammlung (die ausschließlich aus Vertretern der PCC, der einzigen anerkannten Partei in Kuba, besteht) Miguel Díaz-Canel einstimmig zum Präsidenten des Staats- und des Ministerrats. Damit endete die sechs Jahrzehnte währende Herrschaft der Familie Castro. Trotz dieses Wandels hat sich der sozialistische beziehungsweise kommunistische Druck auf die Gesellschaft nicht verändert. Von den Vereinigten Staaten wird Kuba als „besonders Besorgnis erregendes Land“ („Country of Particular Concern“) eingestuft, das heißt als Land, das für besonders schwere Verstöße gegen die Religionsfreiheit verantwortlich ist.

In dem Versuch, ihrem Handeln einen gewissen Anschein von Legitimität zu verleihen, verabschiedete die Regierung im Mai 2022 ein neues Strafgesetzbuch. Laut Amnesty International gehören zu den „alarmierenden Merkmalen“ dieses Strafgesetzes solche Regelungen, die genutzt werden, um Aktivisten zum Schweigen zu bringen und zu inhaftieren, Strafen für Personen, die „eine Gefahr für die verfassungsmäßige Ordnung und das normale Funktionieren“ der Regierung sind, sowie Bestimmungen, die die Meinungsfreiheit im Internet stark einschränken. Nichtsdestotrotz wächst die Opposition gegen die Regierung. Genährt wird diese durch eine Politik, die zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems, zu unkontrollierter Inflation, Nahrungsmittel- und Energieunsicherheit und anderen Problemen geführt hat.

Nach Schätzungen der World Christian Database sind 88,7 Prozent der kubanischen Christen Katholiken. Gleichzeitig sind auch andere christliche Konfessionen weiterhin sichtbar präsent und werden von der Bevölkerung akzeptiert, insbesondere die Pfingstkirchen.

Die geringe Unterstützung, die lokale Gemeinden durch ausländische Spenden erhalten, wird ständig überwacht. Solche Spenden nehmen Behörden mitunter zum Anlass, um die betreffenden Gemeinden mit Geldstrafen zu belegen oder zu schikanieren; Sachspenden an die Kirchen werden zuweilen von der Regierung beschlagnahmt und weiterverkauft oder sogar zerstört, so berichten inländische Quellen. Als Repressalie gegen christliche Geschäftsinhaber (zumeist Pastoren) wurden ihre kleinen Unternehmen willkürlich mit Geldstrafen belegt oder gar geschlossen – angeblich, weil sie gegen die 124 verbotenen Tätigkeiten für Selbstständige verstießen, oder als wirtschaftliche Vergeltung für ihre Unterstützung von regierungsfeindlichen Demonstranten.

Christliche Leiter, die sich gegen die Ungerechtigkeit der Regierung aussprechen, gehören zu denjenigen, die unter den Repressionen der Regierung leiden. Zahlreiche Priester und Pastoren wurden wiederholt auf Polizeistationen vorgeladen, erhielten Todesdrohungen, wurden willkürlich verhaftet, von Sicherheitskräften tätlich angegriffen und als politische Gefangene gefoltert, sie waren Opfer von Hausdurchsuchungen, der Beschlagnahme von Gütern sowie von Vertreibung. Außerdem wurden kirchliche Gebäude und Häuser zerstört. Aber nicht nur Leiter von Kirchen und Gemeinden wurden schikaniert, sondern auch diejenigen, die mit ihnen oder mit christlichen Netzwerken zusammenarbeiten, und diejenigen, die in den sozialen Medien Kritik am Regime äußern.

Kuba hat ein wechselhaftes Verhältnis zu den USA. Nach den Versuchen des früheren US-Präsidenten Barack Obama, die diplomatischen Beziehungen wiederherzustellen, verhängte der darauffolgende US-Präsident Donald Trump neue restriktive Maßnahmen und hielt Handels-, Wirtschafts- und Finanzembargos aufrecht. Der derzeitige US-Präsident Joe Biden verschärfte im Juli 2021 die Sanktionen gegen Kuba, nachdem kubanische Beamte gegen Demonstranten bei Protesten gegen die Regierung vorgegangen waren. Im Mai 2022 jedoch lockerte die Regierung Biden einige ihrer Maßnahmen gegenüber der Insel.

Weltanschauungen Anhänger %
Christen 6.966.000 61,7
Muslime 9.700 0,1
Hindus 24.400 0,2
Buddhisten 6.400 0,1
Juden 810 < 0,1
Bahai 1.300 < 0,1
Atheisten 467.000 4,1
Agnostiker 1.869.000 16,6
Andere 1.946.760 17,2

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2024 wurden im ganzen Land, vor allem aber im Osten des Landes und in der Hauptstadt, Vorfälle von Christenverfolgung gemeldet.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Kommunistische Unterdrückung, vermischt mit säkularer Intoleranz

Nach der kubanischen Revolution (26. Juli 1953 – 1. Januar 1959) wurde das Land als kommunistischer Staat aufgebaut. Nach wie vor wird das Land nach diesem politischen und wirtschaftlichen Modell regiert. Die neue Verfassung aus dem Jahr 2019 hat die PCC gestärkt; ihr zufolge ist es eine verfassungsmäßige Verpflichtung (auch für religiöse Einrichtungen), sich der Ideologie der PCC zu unterwerfen. Jeder, der dies nicht tut, wird ins Visier genommen und unterdrückt. Mit der Einführung des neuen Familiengesetzbuchs hat außerdem die Intoleranz gegenüber der kirchlichen Lehre zum biblischen Familienmodell zugenommen; dies kann zur Kriminalisierung christlicher Eltern führen, wenn diese nicht den von der Regierung geförderten, ideologisch bedingten Vorstellungen entsprechen.

Diktatorische Paranoia

Diese Triebkraft ist mit kommunistischer Unterdrückung vermischt. Die PCC ist die einzige verfassungsmäßig anerkannte politische Partei. Dies bedeutet, dass jeder, der die Autorität der Parteiführung infrage stellt (sei es aus Gründen des Glaubens oder aus anderen Gründen), als Feind des Regimes bezeichnet wird. Christen sehen sich manchmal gezwungen, gegen ihren Glauben zu handeln, nicht nur, um nicht ins Visier des Regimes zu geraten, sondern etwa auch, um schlicht Zugang zur staatlichen Grundversorgung zu erhalten. Korruption und Straffreiheit werden als Mittel zur Erhaltung der totalen Macht der PCC eingesetzt. Die Regierung kontrolliert den Staatsapparat auf allen Ebenen, und es gibt keine unabhängige Behörde, die für die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit sorgt. Christen aller Konfessionen (einschließlich der katholischen Kirche) haben keinen legitimen Raum, um sich frei und ohne Angst vor Repressalien zu äußern.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Christen aus traditionellen Kirchen

Zu den traditionellen christlichen Gemeinschaften gehören die römisch-katholische Kirche, die orthodoxe Kirche und eine wachsende protestantische Gemeinschaft, die sich aus episkopalen, presbyterianischen, lutherischen und methodistischen Kirchen zusammensetzt. Diese Kirchen werden überwacht und müssen mit staatlichem Widerstand rechnen, wenn Inhalte oder Predigten entdeckt werden, die sich gegen die kommunistische Ideologie richten, und wenn sie Demonstranten, insbesondere Jugendliche, unterstützen. Sie werden mitunter auch von Leitern politisierter Kirchen und ideologischen Interessengruppen kritisiert und von Regime-Sympathisanten schikaniert. Einige Kirchen, die zu dieser Kategorie gehören, sind nicht offiziell staatlich anerkannt und gehören auch nicht dem „Kirchenrat Kubas“ an, der Teil der Struktur des Regimes ist. Solche Kirchen müssen mit den gleichen Konsequenzen rechnen wie nicht registrierte, freikirchliche Gruppen.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Zu dieser Kategorie gehören Konvertiten, die die christliche Denomination gewechselt haben, sowie solche Konvertiten aus der Santería (synkretistische Religion) oder der PCC. Die Regierung steht solchen christlichen Konvertiten feindselig gegenüber. Sie sind Repressalien ausgesetzt, wenn sie einer Kirche angehören, die als regimekritisch gilt, oder wenn deren Leiter als Konterrevolutionäre angesehen werden. Durch Einschüchterung und Ablehnung wird versucht, von einer Hinwendung zum christlichen Glauben abzuschrecken und so das Wachstum der Kirche zu verhindern.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Hierzu zählen hauptsächlich pfingstkirchliche und evangelikale, aber auch baptistische Gemeinden. Diese kirchlichen Gruppen sehen sich nicht nur mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert wie traditionelle Kirchen, sondern haben auch kaum die Möglichkeit, sich registrieren zu lassen und die gleichen Rechte zu erhalten wie Kirchen mit staatlicher Anerkennung. Aufgrunddessen sind diese Gemeinden und ihre Leiter in höherem Maße Repressionen und Schikanen ausgesetzt. Sie sind gezwungen, außerhalb des Gesetzes zu handeln, was es möglich macht, jede ihrer Aktivitäten als einen Grund anzuführen, sie mit einer Geldstrafe zu belegen oder sie strafrechtlich zu verfolgen. Meistens haben sie keine andere Wahl, als sich heimlich in Hauskirchen zu versammeln. Sie leben in ständiger Angst, vom Regime und den Parteimilizen entdeckt zu werden.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 13.2
Familienleben 8.7
Gesellschaftliches Leben 13.8
Leben im Staat 13.3
Kirchliches Leben 15.1
Auftreten von Gewalt 8.7

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Glaubensbekundungen in Blogs und den sozialen Medien werden vom Staat genau überwacht. Besonders nach der Covid-19-Pandemie haben sich die Zensurmaßnahmen verschärft und zu Internet- und Reiseverboten geführt. Das hat die Weitergabe des christlichen Glaubens eingeschränkt. In der Praxis gehen alle Kubaner davon aus, dass die Nutzung sozialer Medien und Telefongespräche von den Behörden überwacht werden. Selbstzensur ist die Folge. Christliche Menschenrechtsaktivisten und diejenigen, die das Regime infrage stellen und herausfordern, werden willkürlich verhaftet und unter Hausarrest gestellt, wodurch sie von ihrer Familie und Gemeinde abgeschnitten werden. Manchmal müssen sie unter strenger polizeilicher Überwachung in ihren Häusern bleiben, ohne jemanden kontaktieren zu können.

Familienleben

Der Staat sieht sich in der Hauptverantwortung für Bildung und Erziehung. Kommunistischer Unterricht ist verpflichtend an den Schulen. Jeden Morgen, bevor der Unterricht beginnt, müssen alle Schüler mit erhobener Hand schwören: „Wir werden wie Che sein!“ (Che Guevara ist eine kommunistische Ikone.) Eltern, die in ihrer Erziehung von den kommunistischen Werten und von dem ideologisch bedingten, vom Staat postulierten Familienbild abweichen, müssen dem Gesetz zufolge damit rechnen, mit Verhören, Drohungen, Verhaftungen, Gefängnisstrafen und dem Verlust des Sorgerechts für ihre Kinder konfrontiert zu werden. Kinder von Christen, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen, sind Einschüchterungen und anderen Schwierigkeiten wie Verhören und Inhaftierung ausgesetzt, da sie als Kinder von „Feinden der Revolution“ angesehen werden. Christen, die sich der Regierung widersetzen, sind manchmal gezwungen, in einen anderen Teil des Landes umzuziehen, um ihre Familie vor unnötigem Leid zu bewahren. Das bedeutet, dass die Familie für längere Zeit getrennt ist.

Gesellschaftliches Leben

Militante und Sympathisanten des Regimes überwachen die Aktivitäten von Christen genau. Christen, die sich auf Grundlage ihres Glaubens gegen das Regime geäußert oder an Streiks gegen das Regime teilgenommen haben, gelten als Regimekritiker und werden überwacht, verhört, in der Arbeitswelt diskriminiert sowie am Zugang zu staatlich verwalteten Gesundheitsdiensten und zu kommunalen Beihilfen gehindert. Dies gilt ebenso für diejenigen, von denen bekannt ist, dass sie Kirchen angehören, die der Regierungspartei kritisch gegenüberstehen. Die sogenannten „Komitees zur Verteidigung der Revolution“ sind die wichtigsten Informanten der Regierung. Ihr Ziel ist es, die Verbreitung von antikommunistischem Gedankengut zu verhindern, und sie bedienen sich dazu der Hilfe von anderen Bürgern, Milizen der PCC und Regierungsbeamten. Alle Schüler, auch Christen, werden gezwungen, die marxistische Ideologie als Teil des staatlichen Pflichtlehrplans zu lernen, sogar an den Universitäten. Wenn sie versuchen, sich dieser erzwungenen Indoktrination zu widersetzen, droht ihnen das Verbot, ihre Ausbildung fortzusetzen. Gelegentlich verlangen Beamte als Schikane Geld von Christen, damit sie ihre Aktivitäten mit weniger Einschränkungen ausüben können. Dies stellt jedoch keine wesentliche Risikominderung dar. Diese Geldforderung ist eine „private und willkürliche Vereinbarung“ und hat keine rechtliche Grundlage.

Leben im Staat

Die Regierung gewährleistet keine freie Meinungsäußerung. Dies gilt insbesondere in letzter Zeit aufgrund der zunehmenden Überwachung von sogenannten „Rebellen“ und wegen der Durchsetzung des Dekrets 370 des neuen Strafgesetzbuchs und des neuen Familiengesetzbuchs. Wenn sich Christen, christliche Organisationen, Befürworter von Religionsfreiheit oder christliche Menschenrechtsaktivisten zu Themen äußern wie beispielsweise zu der Verletzung der Menschen- und Bürgerrechte durch den Staat, der Notwendigkeit der Abkehr vom kommunistischen Modell, der Unantastbarkeit der Ehe (etwa im Zusammenhang mit dem Referendum über das neue Familiengesetzbuch) oder auch zu den Skandalen im Zusammenhang mit der Familie Castro, dann sehen sich diese mit willkürlichen Verhaftungen, Diskriminierung, Verleumdungskampagnen, Geldstrafen, Strafverfolgung, Reisebeschränkungen, Zensur, unfairer Behandlung vor Gericht und vielem mehr konfrontiert. Viele Christen und ihre Familien, die mit solchen Einschränkungen konfrontiert sind, gehören nicht registrierten Kirchen an, insbesondere solchen, die mit der Evangelischen Allianz Kubas (Alianza de Iglesias Evangélicas de Cuba) verbunden sind, die offen Kritik an den Ungerechtigkeiten der Regierung übt. Das Regime hat die vollständige Kontrolle über das Justizsystem, und die Urteile werden immer zu seinen Gunsten ausfallen, was ihm Straffreiheit garantiert. Somit werden die Rechte auf Verfahrensgarantien für Christen, einschließlich des Rechts auf ein ordnungsgemäßes Verfahren, nicht angemessen gewahrt.

Kirchliches Leben

Nur eine Minderheit der Kirchen in Kuba wurde vor der kommunistischen Revolution von 1959 registriert und ist damit rechtlich anerkannt. Seitdem wurde die Registrierung in den meisten Fällen mit der Begründung verweigert, dass eine andere örtliche Gruppe bereits identische oder ähnliche Ziele verfolge oder dass die Aktivitäten des Antragstellers in irgendeiner Weise dem Gemeinwohl schaden könnten (das heißt der Ideologie der PCC zuwiderlaufen). Weil ihnen die Registrierung verweigert wurde, gelten viele Kirchen als illegal. Diese nicht registrierten Kirchen müssen mit Strafen rechnen, die von Geldstrafen bis zur Schließung ihrer Organisationen, der Verfolgung ihrer Leiter und der Beschlagnahmung ihres Eigentums reichen. Jede beantragte Erlaubnis oder Genehmigung einer Kirche oder eines religiösen Leiters, die als „Feinde der Revolution“ gelten, wird willkürlich verweigert. Das ständige Risiko staatlicher Repressalien hindert anerkannte wie nicht anerkannte Kirchen daran, im öffentlichen Raum zu agieren. Dies gilt insbesondere in Bezug auf politisch umstrittene Themen (wie zum Beispiel das Referendum über das neue Familiengesetzbuch 2022 und dessen Anwendung), bei der Unterstützung politischer Gefangener und Bedürftiger und im Falle der Forderung von Lösungen für die humanitäre und wirtschaftliche Krise. Predigten werden ständig überwacht und der Einfluss der Zivilgesellschaft wird von der kommunistischen Regierung eingeschränkt.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

  • Im April 2023 wurde die Kirche Jesús Obrero in Havanna von Vandalen heimgesucht, die einbrachen und einige Kabel beschädigten, aber nichts entwendeten. Der Priester der Kirche, Lester Rafael Zayas Díaz, ist als offener Kritiker des kubanischen Regimes bekannt. Die Kirche Iglesia del Sagrado Corazón de Jesús in Havanna, die ebenfalls von Zayas Díaz betreut wird, wurde in den Monaten März, Juni und August unter ungeklärten Umständen mehrfach beschädigt.
  • Die Organisation „Global Observatory on Academic Freedom“ berichtet über die Verhaftung eines 7-jährigen Mädchens im April 2023 in der Stadt Camagüey. Das Mädchen wurde während der Schulzeit und unter Mitwirkung des Schulpersonals verhaftet, ebenso wie ihre Mutter, die Aktivistin Marisol Peñas Cobas. Diese war im März 2022 offiziell angeklagt worden, „Handlungen gegen die normale Entwicklung der Minderjährigen“ begangen zu haben, weil sie „ihre Tochter nicht gelehrt habe, die Revolution zu lieben“. Sie kam frei, nachdem sie eine Kaution von zweitausend Pesos gezahlt hatte.
  • Im Dezember 2022 beschuldigte die Frau des Pastors und Menschenrechtsaktivisten Lorenzo Rosales die Behörden in der Stadt Santiago de Cuba, ihren Mann im Gefängnis zu schikanieren. Er war zu einer siebenjährigen Haftstrafe im Boniato-Gefängnis in der Stadt verurteilt worden und wird den Angaben seiner Ehefrau zufolge nun laufend von Vollzugsbeamten und Agenten der Staatssicherheit schikaniert.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr Platzierung Punktzahl
2024 22 73
2023 27 70
2022 37 66
2021 51 62
2020 61 52

Die Gesamtpunktzahl Kubas stieg um drei Punkte, was auf eine Zunahme der Werte sowohl von Druck als auch Gewalt zurückzuführen ist. Es gab sehr leichte bis leichte Anstiege in allen Lebensbereichen, und die Gewalt stieg von 7,0 Punkten im Vorjahr auf nun 8,7 Punkte, weil im Berichtszeitraum mehr Kirchengebäude angegriffen wurden, ebenso wie Privatbesitz von Christen. Die Repressionen gegen Andersdenkende nehmen stetig zu und werden immer offenkundiger, insbesondere dort, wo Leiter von Kirchen und Gemeinden sowie christliche Aktivisten auf Menschenrechtsverletzungen der Regierung hinweisen, Protestierende unterstützen oder mit dem 2022 verabschiedeten Familiengesetzbuch nicht einverstanden sind. Wer sich öffentlich in diese Richtung äußert, läuft Gefahr, Opfer verschiedener Formen von Feindseligkeiten zu werden, einschließlich willkürlicher Verhaftungen.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Christliche Frauen werden oft wegen ihrer konservativeren sexuellen Werte angefeindet, insbesondere wenn sie sich gegen Abtreibungen aussprechen. Aktivistinnen, die sich gegen die Regierung aussprechen, werden in der Regel entlassen, bedroht und überwacht. Die Polizei misshandelt und verprügelt weiterhin die „Damen in Weiß“ (eine von den Angehörigen politischer Gefangener gegründete Gruppe) auf dem Weg zu und von den Gottesdiensten, nach denen sie für gewöhnlich ihre stillen Demonstrationen ausüben. Häusliche Gewalt ist nach wie vor ein Problem.

Männer

Christliche Männer, insbesondere Pastoren, werden häufiger verhaftet oder belästigt als Frauen, da sie oftmals Führungspositionen innehaben und das Verhalten der Regierung aufgrund ihrer christlichen Überzeugungen kritisieren. Die Verhaftungen nahmen nach den Protesten vom Juli 2021 deutlich zu, wovon viele junge Männer betroffen waren. Christliche Männer in Kuba sehen sich Schlägen, Verhaftungen, der Beschlagnahmung christlicher Literatur, der Zerstörung von Eigentum und Morddrohungen ausgesetzt. Im Rahmen der Wehrpflicht sind christliche Männer zusätzlich gefährdet, wenn ihr Glaube entdeckt wird. Das Ausmaß der Diskriminierung und Verfolgung hängt von der Einstellung des befehlshabenden Offiziers ab.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Leiter und Praktizierende der Santería, insbesondere Mitglieder der nicht registrierten „Free Yoruba Association of Cuba“, sind häufig Zielscheibe von Schikanen der Regierung. Außerdem werden Vertreter der muslimischen Gemeinschaft diskriminiert, zum Beispiel indem ihnen die Reiseerlaubnis verweigert wird.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Kuba:

  • Beten Sie, dass Gott Veränderungen herbeiführt, damit in Kuba Religionsfreiheit respektiert wird.
  • Bitten Sie um Belastbarkeit und Weisheit für die Christen, besonders die Gemeindeleiter, im Umgang mit Überwachung, Einschränkungen und Druck durch die Behörden.
  • Beten Sie um Schutz für die Hauskirchen, die sich nur heimlich versammeln können.
  • Beten Sie, dass Gott den lokalen Partnern von Open Doors Türen öffnet, um der verfolgten Kirche in Kuba zu dienen.

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