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Usbekistan


Christenverfolgung in Usbekistan
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Alle Christen erfahren auf die eine oder andere Art Druck und Gewalt aufgrund ihres Glaubens. Russisch-orthodoxe Kirchen bekommen vonseiten der Regierung am wenigsten Probleme, da sie normalerweise nicht versuchen, Kontakte zur usbekischen Bevölkerung aufzubauen. Es sind besonders die einheimischen christlichen Konvertiten mit muslimischem Hintergrund, die am häufigsten Verletzungen ihrer Rechte durch den Staat, die Familie und das soziale Umfeld erleben. Christen, die nicht registrierten Kirchen angehören, sind Polizeirazzien, Bedrohungen, Verhaftungen und Geldstrafen ausgesetzt.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Alle Macht liegt in den Händen von Präsident Shavkat Mirziyoyev, der seit 2016 regiert. Oppositionsbewegungen und unabhängige Medien sind verboten.
Die US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (USCRIF) hatte Usbekistan im Zeitraum von 2006 bis 2017 als „besonders besorgniserregendes Land“ eingestuft. Angesichts der Fortschritte im Bereich der Religionsfreiheit wurde das Land in den Jahren danach herabgestuft in die Liste der „Länder unter besonderer Beobachtung“. Im Juli 2021 wurden neue Änderungen am Gesetz zu „Gewissensfreiheit und religiöse Organisationen“ vorgenommen. Darin wird das Registrierungsverfahren für religiöse Organisationen erleichtert. Gleichzeitig wird aber auch die strafrechtliche Verfolgung nicht registrierter religiöser Aktivitäten beibehalten. Nach wie vor muss der Inhalt religiöser Publikationen offiziell genehmigt werden. Außerdem gibt es gesetzliche Vorschriften dazu, wie diese Veröffentlichungen hergestellt, verteilt und aufbewahrt werden müssen. Evangelisation und andere missionarische Aktivitäten werden darin für illegal erklärt. Das Gesetz behält die Einschränkungen für religiösen Unterricht privater Träger bei. Während bei den registrierten Kirchen leichte Verbesserungen zu verzeichnen sind, hat sich die Situation für andere Gruppen, insbesondere für Gruppen von christlichen Konvertiten mit muslimischem Hintergrund, nicht geändert. Christen sind Ziel von Razzien, Verhaftungen und Unterdrückung. Einige Nichtregierungsorganisationen behaupten, dass die Regierung weiterhin Menschen foltert, die festgenommen und inhaftiert wurden, weil ihnen vorgeworfen wird, religiösen Extremismus oder islamische Aktivitäten im Untergrund zu betreiben.
Die Hauptreligion in Usbekistan ist der Islam mit überwiegend sunnitischer Prägung. Dennoch wäre es falsch, Usbekistan als ein muslimisches Land zu bezeichnen. Siebzig Jahre Atheismus während der Sowjetzeit haben tiefe Spuren hinterlassen. Die säkulare Regierung hält den Islam unter strenger Kontrolle. Die usbekischen Bürger folgen eher einer islamisch geprägten Kultur, als sich streng an die islamischen Lehren zu halten. Die kleine christliche Minderheit ist aufgrund vieler Spaltungen zwischen den unterschiedlichen Konfessionen geschwächt.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
351.000 |
1,0 |
Muslime |
32.877.000 |
95,6 |
Atheisten |
217.000 |
0,6 |
Agnostiker |
831.000 |
2,4 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Der Druck, der von Regierungsbeamten ausgeht, erreicht überall im Land dasselbe Ausmaß. Dagegen ist der Druck, den die Familien und das soziale Umfeld auf christliche Konvertiten ausüben, außerhalb der städtischen Gebiete stärker, insbesondere im Ferghanatal.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Diktatorische Paranoia
Außerhalb der staatlich kontrollierten religiösen Einrichtungen sind keine religiösen Aktivitäten erlaubt. Protestantische Christen werden häufig als „Extremisten“ gebrandmarkt, und es wird angenommen, dass ihr Ziel darin bestehe, das derzeitige politische System auszuspionieren und zu zerstören. Von dieser Warte aus müssen protestantische Christen nicht nur kontrolliert, sondern notfalls auch ausgelöscht werden.
Islamische Unterdrückung, gemischt mit Unterdrückung durch den Clan oder Stamm
Wenn usbekische Bürger sich vom Islam ab- und dem christlichen Glauben zuwenden, müssen sie damit rechnen, dass sie von ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld unter Druck gesetzt werden und mitunter auch körperliche Gewalt erfahren. Damit sollen sie gezwungen werden, zu ihrem früheren Glauben zurückzukehren. Manche christlichen Konvertiten werden von ihren Familien eingesperrt und geschlagen oder sogar aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Lokale Mullahs (islamische Prediger und Gelehrte) wenden sich in ihren Predigten gegen diese Christen und erhöhen so den Druck auf sie. Daher setzen die meisten christlichen Konvertiten alles daran, ihren Glauben zu verbergen.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Christen aus traditionellen Kirchen
Die Russisch-Orthodoxe Kirche hält sich an die von der Regierung vorgegeben Einschränkungen und wird daher mehr oder weniger in Ruhe gelassen. Ihre Gottesdienste werden zwar überwacht, können aber ungehindert abgehalten werden. Ihre Mitglieder können sich treffen, ohne Angst vor einer Verhaftung haben zu müssen. Jedoch ist das Drucken oder Importieren von christlichem Material auch für traditionelle Kirchen eingeschränkt.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft erleiden schwerwiegende Verletzungen ihrer Rechte seitens des Staates, und sie erfahren Druck durch die Familie und ihr soziales Umfeld.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Christen aus protestantischen Freikirchen werden nach den christlichen Konvertiten am zweitstärksten verfolgt – ganz besonders dann, wenn ihre Gemeinden nicht registriert sind. Evangelikale und pfingstkirchliche Gruppen erleben Razzien, Drohungen, Verhaftungen und Geldstrafen.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Für christliche Konvertiten ist es bereits sehr riskant, öffentlich in ihrem sozialen Umfeld über ihren christlichen Glauben zu sprechen – auch im Kreis ihrer Familienmitglieder. Der Staat betrachtet solche Gespräche über den Glauben als Evangelisation, die mit Verhaftung und Gefängnis geahndet wird. Wird der Besitz von christlichem Material entdeckt, kann das zur Verbannung aus der Familie, zu Schikane durch das soziale Umfeld, zu Gewalt sowie zur Verhaftung durch die Behörden führen.
Familienleben
Die meisten Usbeken sind Muslime. Infolgedessen setzt die muslimische Gesellschaft (Familie, Freunde, soziales Umfeld) die Kinder von christlichen Konvertiten unter Druck, am islamischen Unterricht teilzunehmen. Gleichzeitig sind Schüler und Studenten an Schulen und Universitäten antireligiöser Propaganda ausgesetzt. Weil christliche Konvertiten als Fremdkörper betrachtet und sowohl von der (Groß-)Familie als auch vom Staat feindselig behandelt werden, und weil jegliche kirchliche Kinder- und Jugendarbeit illegal ist, so ist der einzige Ort, an dem christliche Konvertiten ihren Kindern christliche Lehre weitergeben können, ihr Zuhause.
Gesellschaftliches Leben
Christen erfahren beständigen Druck sowohl von der islamischen Gesellschaft als auch vom säkularen Staat. Christliche Konvertiten werden von der Familie, dem sozialen Umfeld und der Polizei überwacht. Sie werden regelmäßig auf der Straße angehalten und durchsucht, um sie dadurch einzuschüchtern. Protestantische Gruppen werden aktiv bei der Regierung angezeigt und sind häufig Opfer von Polizeirazzien, Geldstrafen, Verhaftungen und Gewalt.
Leben im Staat
Das Gesetz verpflichtet religiöse Gruppen, sich bei der Regierung zu registrieren. Es erklärt alle religiösen Aktivitäten von nichtregistrierten Gruppen für illegal. Außerdem schränkt das Gesetz die öffentliche Redefreiheit sowie Evangelisation ein, zensiert religiöse Literatur und begrenzt den privaten Besitz religiösen Materials. Razzien in Wohnungen von Christen führen zu einer Kombination aus Bußgeldern, Zwangsarbeit und Gefängnisstrafen.
Die Behörden können bei ihrem Vorgehen gegen Christen meistens mit völliger Straffreiheit rechnen. Wird Christen und christlichen Konvertiten von ihrem muslimischen Umfeld Schaden zugefügt, weil sie der Evangelisation beschuldigt werden, bleiben die Täter mit großer Wahrscheinlichkeit ungestraft.
Kirchliches Leben
Religiöse Arbeit unter Kindern und Jugendlichen ist streng verboten. Davon sind auch Sonntagsschulen betroffen.
Das Strafgesetzbuch bestraft Evangelisation mit bis zu drei Jahren Gefängnis. Es ist daher gefährlich für Gemeinden, christliche Konvertiten offen zu integrieren.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Unseren Quellen zufolge wurden mindestens 48 christliche Konvertiten von ihren Familien und Dorfmitgliedern misshandelt und geschlagen.
- Im aktuellen Berichtszeitraum zerstörten Nachbarn das Gewächshaus eines christlichen Ehepaars.
- Zudem wurden ein Ehepaar und deren Sohn gezwungen, ihr Haus zu verlassen.
- Und ein Missionarsehepaar mit vier Kindern wurde gezwungen, Usbekistan zu verlassen.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
21 |
71 |
2022 |
21 |
71 |
2021 |
21 |
71 |
2020 |
18 |
73 |
2019 |
17 |
74 |
Die Gesamtpunktzahl von 71 Punkten ist im Vergleich zum Weltverfolgungsindex 2022 gleich geblieben. Im Bereich des gesellschaftlichen Lebens sank der Wert, und im Privat- sowie im Familienleben war der Wert konstant. Dagegen stieg der Wert im Bereich des Lebens im Staat und des kirchlichen Lebens leicht an. Insgesamt wurde dies jedoch wieder durch einen leichten Rückgang beim Auftreten von Gewalt ausgeglichen. Die beiden stärksten Triebkräfte der Verfolgung in Usbekistan – diktatorische Paranoia und islamische Unterdrückung gemischt mit Unterdrückung durch den Clan oder Stamm – wirken sich in allen Lebensbereichen aus. Dabei dominiert die islamische Unterdrückung (gemischt mit Unterdrückung durch den Clan oder Stamm) insbesondere im Privatleben und Familienleben, während die diktatorische Paranoia vor allem im staatlichen und kirchlichen Lebensbereich vorherrscht; und schließlich treffen beide Triebkräfte im Bereich des gesellschaftliches Lebens aufeinander. Muslimische Familien, Freunde und Dorfbewohner üben vor allem auf christliche Konvertiten muslimischer Herkunft Druck aus, während die Regierung den Kirchen viele Einschränkungen auferlegt.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Die traditionelle islamische Kultur und die patriarchalischen Normen setzen Frauen gegenüber den Männern herab und geben ihnen innerhalb der Familie eine untergeordnete Stellung. Frauen können ihre Religion nicht frei wählen und erfahren heftigen Widerstand bei einem Glaubenswechsel. Der Freiheitsentzug durch die Familie, also dass eine christliche Konvertitin unter Hausarrest gestellt wird, ist nach wie vor eine gängige und gesellschaftlich akzeptierte Form, um Konvertitinnen unter Druck zu setzen. Der Zugang zu sozialen Netzwerken, insbesondere zu christlichen, wird eingeschränkt, da man hofft, Konvertitinnen kämen so zum Islam zurück. Entführung, Zwangsscheidung und Zwangsheirat sind weit verbreitet; sexuelle Gewalt in der Ehe wird häufig nicht als solche erkannt, sondern als normal betrachtet.
Männer
Gemeindeleiter, die meist Männer sind, werden häufig zur Zielscheibe von Rechtsverletzungen. Sie werden unter Umständen mit Geldstrafen oder der Verweigerung von Ausreisevisa belegt, inhaftiert oder unter Hausarrest gestellt. Dies ist eine gezielte Taktik, um ihre gesamten Gemeinden einzuschüchtern und in Angst zu versetzen. Vor allem die Leiter nicht registrierter Kirchen werden beleidigt, geschlagen und gedemütigt. Christliche Männer sind ständig mit Ungleichbehandlung konfrontiert. Ihnen werden Beförderungen versagt, sie verlieren ihren Arbeitsplatz und werden vom Staat überwacht. Lokale muslimische Gemeinschaften behindern das Geschäftsleben von Christen. Der obligatorische Militärdienst setzt christliche Männer Schikanen aus. Christliche Konvertiten werden verbal, physisch und psychisch misshandelt.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Alle religiösen Gruppen, einschließlich Muslime, Zeugen Jehovas, Juden und Bahai, leiden unter einem sehr hohen Maß an staatlicher Überwachung und Unterdrückung.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Usbekistan:
- Die kleine christliche Minderheit ist aufgrund vieler Spaltungen zwischen den unterschiedlichen Konfessionen geschwächt. Beten Sie um Einheit zwischen den Denominationen, damit die Christen in Usbekistan ein starkes Zeugnis sind.
- Beten Sie auch für nicht-registrierte Gemeinden, dass sie Weisheit im Umgang mit dem neuen erleichterten Registrierungsverfahren haben und Mut, sich trotz drohender Razzien weiter zum Gottesdienst zu treffen.
- Beten Sie für Christen, die in der Gesellschaft aufgrund ihres Glaubens diskriminiert werden und beispielsweise ihre Arbeitsplätze verlieren oder deren Geschäfte durch die muslimische Gemeinschaft behindert werden. Beten Sie, dass Jesus sie leitet, ihnen Freude und neue Perspektiven gibt.
- Beten Sie für die Regierung von Usbekistan, dass sie immer mehr Religionsfreiheit zulässt. Bitten Sie Jesus Christus darum, den Regierenden des Landes zu begegnen, und dass sie sich für ihn öffnen.