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Mauretanien


Christenverfolgung in Mauretanien
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft stoßen in ihren eigenen Familien und in der Gesellschaft auf heftigen Widerstand. Dieses restriktive Umfeld macht es ihnen unmöglich, öffentlich Gottesdienste abzuhalten. Jede öffentliche Glaubensbekundung von nichtmauretanischen Christen, einschließlich Migranten aus Subsahara-Afrika und Asien, birgt zudem die Gefahr, als versuchte Missionierung von Muslimen verstanden zu werden, und kann zu Verhaftung und Ausweisung führen.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Obwohl Mauretanien reich an Bodenschätzen ist, ist das Land eines der ärmsten der Welt. Die Kultur ist im Kern traditionell und stammesbezogen. Die fortgesetzte Praxis der Sklaverei ist eine der Hauptursachen für die soziale Spaltung und Verbitterung zwischen der Gruppe der „Bidhan“ mit arabisch-berberischer Abstammung und der Gruppe der „Haratin“, welche hauptsächlich ethnische Afrikaner sind und oftmals immer noch unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen. Nahezu die gesamte politische und wirtschaftliche Macht liegt in den Händen der Bidhan, was bedeutet, dass die Mehrheit der Gesellschaft (etwa 70 Prozent) stark marginalisiert bleibt. Gewalttätige islamistische Kämpfer sind vor allem in den östlichen Grenzregionen des Landes aktiv. Entführungen durch militante oder andere kriminelle Gruppen sind im ganzen Land ein Risiko, insbesondere für Ausländer, wobei der Westen des Landes um die Hauptstadt Nouakchott im Allgemeinen sicherer ist.
Der vollständige Name des Landes lautet Islamische Republik Mauretanien. Die meisten Mauretanier sind sunnitische Muslime. Der Einfluss islamisch-extremistischer Gruppen ist stark. Der christliche Glaube wird als verwerflicher westlicher Einfluss betrachtet, und die Feindseligkeit der Regierung gegenüber Christen, insbesondere Konvertiten, ist groß. Theoretisch wird das Verlassen des Islam mit der Todesstrafe geahndet, allerdings sind in den letzten Jahren keine Fälle bekannt geworden, in denen dies umgesetzt wurde. Die meisten Christen im Land sind Ausländer und kommen hauptsächlich aus den benachbarten afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Sie genießen eingeschränkte Religionsfreiheit und können an Gottesdiensten teilnehmen, allerdings nur in dafür ausgewiesenen Einrichtungen. Jegliche Kontaktaufnahme mit Mauretaniern, die alle Muslime sein sollen, ist strengstens untersagt. Die Anzahl der mauretanischen Christen muslimischer Herkunft bleibt gering. Sie stehen unter extrem hohem Druck durch Familie, Gesellschaft und Staat.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
11.000 |
0,2 |
Muslime |
4.865.000 |
99,2 |
Anhänger ethnischer Religionen |
20.100 |
0,4 |
Agnostiker |
4.800 |
0,1 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Die Stammes- und Familienbeziehungen sind in ländlichen Gebieten besonders eng, aber selbst in der Hauptstadt Nouakchott kann der Druck auf Christen hoch sein. Im Allgemeinen ist der Druck in der südlichen Grenzregion zum Senegal geringer. Gewaltbereite islamisch-extremistische Gruppen wie „al-Qaida im islamischen Maghreb“ (AQIM) und die „Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika“ (MUJAO) sind besonders in den östlichen Grenzregionen des Landes aktiv.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung
Nichtmuslime erfahren Verfolgung vor allem durch die Gesellschaft und islamistische Gruppen. Eine große Anzahl von Mauretaniern hat sich gewalttätigen islamistischen Gruppen sowohl in Nordafrika als auch in Syrien und im Irak angeschlossen. Während die Regierung versucht, islamistische Milizen und Extremismus zu bekämpfen, hat sie 2018 gleichzeitig das Gesetz über Apostasie und Blasphemie verschärft. Christen muslimischer Herkunft erleiden den meisten Druck und die meiste Verfolgung von ihrer eigenen Familie und ihrem sozialen Umfeld.
Unterdrückung durch den Clan oder Stamm, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit
Spannungen aufgrund von Stammesdenken und Rassismus sind in diesem sehr konservativen Land eng miteinander verwoben. Eine Hinwendung zum christlichen Glauben wird als „Schande“ für die Gesellschaft angesehen und führt zu Schikanen oder Gewalt. Sklaverei existiert weiterhin und ist sowohl mit der ethnischen Zugehörigkeit als auch mit der Religion verbunden. Die Kampagne gegen Sklaverei hat eine feindselige Reaktion von Islamisten im Land ausgelöst. Christen aus Subsahara-Afrika, die im Land leben, sind einer Mischung aus religiöser und rassistischer Diskriminierung ausgesetzt.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Sowohl Stammeszugehörigkeit als auch religiöse und persönliche Beziehungen sind in der mauretanischen Gesellschaft sehr wichtig. Vetternwirtschaft, Klientelismus und andere Formen der Korruption sind weit verbreitet. Eine kleine Zahl mächtiger Geschäftsleute, die mit maurischen Gruppen (Bidhan) in Beziehung stehen, kontrolliert den größten Teil der Wirtschaft. Journalisten, die über Korruption im Zusammenhang mit staatlichen Behörden recherchieren, werden häufig eingeschüchtert, inhaftiert und der Verleumdung beschuldigt, wie der „Bertelsmann Transformation Index“ berichtet. In einem solchen Klima haben Christen kaum eine Chance auf einen festen Arbeitsplatz oder ein ehrliches Einkommen.
Diktatorische Paranoia
Mauretaniens Regierung kämpft um Stabilität und Legitimität. Daher wird die Reduzierung „christlicher“ Einflüsse oft als politisches Mittel eingesetzt, um die Macht und Popularität der Regierung zu stärken. Der christliche Glaube wird oft mit Verwestlichung und Kolonialismus gleichgesetzt und von der Regierung als ausländische Bedrohung angesehen.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Die größte Gruppe bilden römisch-katholische Arbeitsmigranten aus dem Afrika südlich der Sahara, gefolgt von Protestanten und Evangelikalen aus Ländern südlich von Mauretanien. Es gibt auch eine kleine Anzahl von Christen aus westlichen Ländern. Afrikanische Christen, die als Arbeitsmigranten ins Land gekommen sind, führen aufgrund ethnischer Vorurteile und des Drucks durch den islamischen Extremismus im Land eine unsicheres Dasein.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christen mit muslimischem Hintergrund sind sehr stark gezieltem Druck und Gewalt durch islamistische Gruppen, die eigene (Groß-)Familie und ihr soziales Umfeld ausgesetzt. In dieser nomadischen Gesellschaft ist gemeinschaftlicher Zusammenhalt überlebenswichtig. Christliche Konvertiten verlieren ihren Status in ihrer Gemeinschaft, wenn ihr Glaubenswechsel öffentlich bekannt wird, weshalb die meisten versuchen, ihren Glauben zu verbergen.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Für Christen ist es oft riskant, ihren Glauben zu offenbaren. Für ausländische Christen, insbesondere aus Subsahara-Afrika, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie diskriminiert und beschimpft werden, sobald sie öffentlich als Christen erkannt werden. Sie können auch der Missionierung bezichtigt werden. Taufen können nur im Geheimen durchgeführt werden. Viele Christen muslimischer Herkunft zögern, sich taufen zu lassen, da sie fürchten, entdeckt zu werden. Das könnte bedeuten, dass gegen sie Anklage wegen Apostasie erhoben wird. Der Glaubenswechsel weg vom Islam ist gesetzlich verboten, und wer als kritisch gegenüber dem Islam wahrgenommen wird, riskiert die Todesstrafe. Obwohl dieses Gesetz weitgehend symbolisch ist, bleibt es dennoch eine bedeutende Bedrohung für Christen mit muslimischem Hintergrund.
Familienleben
Alle Mauretanier und ihre Kinder werden als Muslime betrachtet und automatisch als solche registriert. Christliche Kinder an öffentlichen Schulen müssen den islamischen Unterricht besuchen und sind eher mit Diskriminierung und Schikanen konfrontiert. Die Hinwendung zum christlichen Glauben ist in Mauretanien ein Scheidungsgrund, und ein Elternteil, dessen Glaubenswechsel bekannt wird, kann das Sorgerecht für seine Kinder verlieren.
Gesellschaftliches Leben
Das soziale Umfeld übt extremen Druck auf Mauretanier aus, die nicht dem sunnitischen Islam folgen. Dieser Druck kann in Form von Ächtung, sozialer Diskriminierung, wirtschaftlicher Ausgrenzung oder sogar Gewalt erfolgen. Hinzu kommt, dass die mauretanische Gesellschaft entlang ethnischer Grenzen gespalten ist und die Wirtschaft und die Regierung von Korruption und Klientelismus geprägt sind. Ausländische Christen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara werden sowohl wegen ihrer Hautfarbe als auch wegen ihres Glaubens diskriminiert.
Leben im Staat
Das mauretanische Strafrecht sieht die Todesstrafe für Apostasie und Blasphemie vor. Christen müssen sorgfältig darauf achten, dass ihre Worte nicht als Kritik am Islam oder an der Regierung ausgelegt werden.
Kirchliches Leben
Als Teil des Erbes französischer Kolonialherrschaft hat nur die Römisch-Katholische Kirche einen Rechtsstatus und darf öffentliche Gebäude unterhalten. Die katholische Kirche in der Diözese Nouakchott erlaubt es evangelikalen Gemeinden jedoch, einen Raum auf dem Kirchengelände für ihre Gottesdienste zu nutzen. Da Missionstätigkeit strengstens verboten ist, ist es den Kirchen ausländischer Christen nicht erlaubt, einen Muslim in ihren Räumlichkeiten zu empfangen, geschweige denn einen christlichen Konvertiten in ihre Gemeinden zu integrieren.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
Es kam zu mehreren Vorfällen, von denen sowohl einheimische als auch ausländische Christen betroffen waren. Aufgrund von Sicherheitsbedenken können jedoch keine Einzelheiten bekannt gegeben werden.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
20 |
72 |
2022 |
23 |
70 |
2021 |
20 |
71 |
2020 |
24 |
68 |
2019 |
25 |
67 |
Die Wertung von Mauretanien stieg verglichen mit dem Weltverfolgungsindex von 2022 um zwei Punkte. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass der Druck auf Christen sich den Berichten zufolge etwas erhöht hat. Der durchschnittliche Druck in praktisch allen Lebensbereichen ist nach wie vor extrem hoch, was vor allem auf den sehr starken Druck zurückzuführen ist, dem Konvertiten vom Islam zum christlichen Glauben in diesem Land ausgesetzt sind.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
In der Stammesgesellschaft Mauretaniens sind Frauen der Autorität ihrer Väter und Ehemänner unterworfen, wodurch weibliche Konvertiten am meisten gefährdet sind. Es kann vorkommen, dass ihnen die Nahrung vorenthalten wird und sie schikaniert, unter Hausarrest gestellt oder verprügelt werden. Das Vorhandensein moderner Sklaverei in Mauretanien macht das rücksichtslose Einsperren und Ausbeuten von christlichen Konvertitinnen wahrscheinlicher – und es fällt kaum auf. Die meisten Frauen haben keine Wahl, wen sie heiraten, und können gezwungen werden, einen muslimischen Mann zu ehelichen. Verheiratete Frauen, die den christlichen Glauben annehmen, können leicht geschieden werden. Dadurch verlieren sie ihre Lebensgrundlage, denn die meisten Frauen sind finanziell vollkommen von ihren Männern/Familien abhängig. Polygamie wird immer noch praktiziert.
Männer
Männliche christliche Konvertiten bringen Schande über ihre Familie. Sie werden häufig aus ihrem Umfeld ausgeschlossen, von zu Hause vertrieben und körperlich misshandelt. Manche beschließen zu fliehen. Wenn sich bestätigt, dass die Person tatsächlich konvertiert ist, kann vor einem religiösen Gericht Anklage wegen Apostasie erhoben werden. Einige Christen wurden auch wegen Vorwürfen von Terrorismus und Cyberkriminalität inhaftiert und wegen „Untergrabung der nationalen Sicherheit durch Beleidigung des Islam und Bedrohung der heiligen Grundsätze Mauretaniens“ angeklagt. Schuldsprüche können zu langen Haftstrafen und hohen Geldstrafen führen. Eine starke „Arabisierungs“-Bewegung bedeutet, dass viele Christen aus Subsahara-Afrika unter Druck gesetzt werden, das Land zu verlassen oder sich vielen Schwierigkeiten gegenübersehen.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Es gibt eine sehr kleine, aber wachsende Minderheit schiitischer Muslime in Mauretanien. Die mauretanische Regierung hat traditionell gute diplomatische Beziehungen zu Iran und zögerte deshalb, schiitische Muslime ins Visier zu nehmen. 2018 wurde jedoch ein schiitisches religiöses Zentrum geschlossen. Sunnitische religiöse Leiter im Land haben zunehmend ihre Ablehnung gegenüber dieser Minderheit zum Ausdruck gebracht und die Regierung aufgefordert, Beschränkungen zu verhängen.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Mauretanien:
- Bitten Sie um Kraft und Schutz für alle Christen mit muslimischem Hintergrund und dass ihre Familien die Entscheidung, Jesus nachzufolgen, respektieren.
- Beten Sie um eine Änderung der Gesetze, sodass es nicht mehr ungesetzlich ist, den Islam zu verlassen.
- Bitte beten Sie, dass sich für Christen Gelegenheiten eröffnen, anderen in Sicherheit das Evangelium weiterzugeben.