Weltverfolgungsindex 2023

Indien

Christenverfolgung in Indien

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022

Überblick

Die Rechte aller christlichen Gemeinden und Gemeinschaften in Indien werden verletzt. Extremistische Hindus betrachten Christen als unerwünschte Fremde. Sie wollen ihr Land von Islam und Christentum reinigen und schrecken nicht davor zurück, auch massive Gewalt einzusetzen, um dieses Ziel zu erreichen. Christliche Konvertiten hinduistischer Herkunft tragen in Indien die Hauptlast der Verfolgung. Sie werden unter ständigen Druck gesetzt, zum Hinduismus zurückzukehren, insbesondere durch Kampagnen, die als „Ghar Wapsi“ (übersetzt: „Heimkehr“) bekannt sind. Oft werden sie auch körperlich angegriffen, manchmal sogar getötet.

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Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

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1. Hintergrund

Indien ist das siebtgrößte und das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt. Es handelt sich um eine Föderation mit einer Zentralregierung in Neu-Delhi, die die Außenpolitik, die Streitkräfte und die Wirtschaft kontrolliert. Die indische Verfassung erklärt das Land zwar zu einem säkularen Staat, doch hinduistische Extremisten fordern, dies zu ändern und den Hinduismus zur Staatsreligion zu machen. Außerdem wollen sie auf nationaler Ebene Anti-Bekehrungs-Gesetze durchsetzen. Im Jahr 2014 wurde Narendra Modi zum indischen Premierminister gewählt – Modi, der in der Kritik dafür steht, im Jahr 2002 als damaliger Regierungschef des Bundesstaats Gujarat nichts zum Schutz von Hunderten von Muslimen unternommen zu haben, die bei den Pogromen in Gujarat von Hindu-Extremisten getötet wurden. 2019 wurde er mit absoluter Mehrheit wiedergewählt. Seit Modi Premierminister ist, hat die Zahl der jährlich gemeldeten gewalttätigen Übergriffe auf Christen drastisch zugenommen. Die indischen Religionsfreiheitsgesetze, auch „Anti-Bekehrungs-Gesetze“ genannt, sind Sache der einzelnen Bundesstaaten. Sie werden also auf bundesstaatlicher Ebene mit dem Ziel erlassen, religiöse Bekehrungen zu regeln beziehungsweise um Zwangsbekehrungen zu verhindern. Jedoch werden in der Praxis diese Gesetze sowie das indische Strafgesetzbuch missbraucht, um Christen aufgrund falscher Anklagen zu bestrafen. Selbst in Bundesstaaten, in denen es kein Anti-Bekehrungs-Gesetz gibt, hat die Polizei Christen wegen evangelistischer Aktivitäten verhaftet. Indien ist die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt, aber die Kluft zwischen Arm und Reich ist groß, und die Armutsquote ist äußerst hoch. Christen gehören oft zu den untersten Schichten der Gesellschaft.

Das Kastensystem, eine viele Jahrhunderte alte hierarchische Einteilung der indischen Gesellschaft, ist nach wie vor allgegenwärtig. Die meisten Christen stammen aus der untersten Kaste, der Gruppe der Dalits, deren Angehörige als „Unberührbare“ geächtet sind. Viele von ihnen haben unter anderem deshalb den Hinduismus verlassen und den christlichen Glauben angenommen, um ihrer hoffnungslosen Situation zu entkommen, sie mussten aber feststellen, dass auch innerhalb der Kirche die gesellschaftlichen Barrieren für sie bestehen. Christen werden bei der Verteilung von Hilfsgütern oft absichtlich übersehen. Staatliche Beschränkungen machen es den Kirchen praktisch unmöglich, Unterstützung aus dem Ausland für soziale Projekte zu erhalten. Die Arbeit christlicher Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ist in ähnlicher Weise eingeschränkt. Nach dem Gesetz zur Regulierung ausländischer Spenden („Foreign Contributions Regulation Act“, FCRA) erloschen die Lizenzen von Tausenden von NGOs, darunter auch von Hunderten kirchlicher Organisationen. Laut der indischen Regierung seien die Lizenzverlängerung nicht rechtzeitig beantragt worden. Zudem hob die Regierung im vergangenen Jahr auch die Lizenzen hunderter NGOs auf, darunter auch Lizenzen von einigen religiösen Organisationen.

Die Freiheit des Internets hat in den letzten Jahren abgenommen. Es gibt Verhaftungen wegen Online-Aktivitäten und Internetsperren in Zeiten vermeintlicher Unruhen und Desinformation. Es herrscht ein hohes Maß an physischer Gewalt; Ehrenmorde, Säureattacken, Angriffe durch Schlägertrupps oder Mobs und andere Grausamkeiten geschehen regelmäßig im ganzen Land. Auch die Polizei steht in dem Ruf, brutal und korrupt zu sein und inhaftierte Christen zu misshandeln. Ein weiteres großes Problem für Christen sind Maoisten (auch bekannt als Naxaliten) – kommunistische Kämpfer, die einige der ärmsten ländlichen Regionen Indiens kontrollieren. Christen, die in diesen von den Naxaliten kontrollierten Gebieten leben, werden ständig überwacht und können ihrem Glauben nicht offen Ausdruck verleihen. Wenn sie es dennoch tun, werden sie von den Naxaliten geschlagen oder sogar hingerichtet. Zwischen Indien und seinen Nachbarn, insbesondere Pakistan, China und Nepal, gibt es immer wieder Konflikte.

In Indien dominiert der Hinduismus, gefolgt vom Islam. Indien hat nach Indonesien die zweitgrößte muslimische Bevölkerung der Welt. Die am schnellsten wachsende Gruppe von Christen sind in Indien die protestantischen Freikirchen, einschließlich Gemeinden von Christen hinduistischer Herkunft. Bürokratie und Korruption sind berüchtigt. Wenn Christen versuchen, eine neue Kirche zu bauen oder eine bestehende zu renovieren, stoßen sie häufig auf bürokratische Hürden und Widerstand und werden zur Zahlung von Bestechungsgeldern aufgefordert.

Weltanschauungen

Anhänger

%

Christen

69.494.000

4,9

Muslime

207.015.000

14,7

Hindus

1.013.290.000

72,0

Anhänger ethnischer Religionen

53.054.000

3,8

2. Gibt es regionale Unterschiede?

In Indien gibt es keine speziellen regionalen Brennpunkte für Verletzungen der Religionsfreiheit. Die am meisten davon betroffenen Regionen sind die Bundesstaaten, in denen die hindu-nationalistische „Bharatiya Janata Party“ (BJP) großen Regierungseinfluss hat. Dies kann sich infolge der Wahlen jedoch alle fünf Jahre ändern. Hindu-extremistische Gruppen haben im ganzen Land, auch in abgelegenen Dörfern, ihre Zweigstellen eingerichtet. Sie beobachten die Veranstaltungen genau, auf denen Christen über ihren Glauben sprechen. In Gebieten, in denen die BJP nicht an der Macht ist, bildet sie eine starke Oppositionspartei. Obwohl die Überwachung hoch ist, bekommen Christen nur dann Probleme, wenn sie anfangen, über den christlichen Glauben zu sprechen.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Religiös motivierter Nationalismus

Die Entschlossenheit und Gewaltbereitschaft hinduistischer Organisationen haben über die Jahre zugenommen. Sie treten mit dem Anspruch an, Indien gehöre dem Hinduismus, und fordern, andere Religionen sollten aus dem Land vertrieben werden. Extremistischer Hinduismus ist mit Abstand die stärkste Triebkraft der Verfolgung in Indien. Er ist allgegenwärtig, lautstark und sehr gewalttätig. Aber auch andere Formen des religiösen Nationalismus in Indien verschlechtern die Lage weiter. Dazu gehören die Aggressionen von extremistischen Gruppen wie dem Neobuddhismus in Maharashtra und Uttar Pradesh, extremistischen Buddhisten in Ladakh sowie extremistischen Sikhs im Punjab. Dazu gehört aber auch, dass seit 2014 religiös motivierter Nationalismus die Stammesgruppen beeinflusst und sie folglich ihre Religionen als zum Hinduismus zugehörig betrachten.

Diktatorische Paranoia, gemischt mit religiösem Nationalismus

Seitdem die BJP die Wahlen im Mai 2019 gewonnen hat, bildet sie die neue Regierung unter Premierminister Narendra Modi. Er wird als der starke Mann bejubelt, der Indien anführen soll. Infolgedessen treten diktatorische Tendenzen immer stärker zum Vorschein. Anzeichen für eine wachsende diktatorisch gesinnte Strömung innerhalb der Regierungskreise sind zum Beispiel die Kontrolle der sozialen Medien und das Sperren von solchen Medien, die von der Regierung vertretene Grundsätze und Statistiken hinterfragen. Weitere Anzeichen sind hetzerische Reden und durch den Staatsapparat ausgelöste Angriffe (einschließlich Falschmeldungen und Verleumdungen) gegen Journalisten, Oppositionsführer, Menschenrechtsaktivisten und Medienchefs. Auch die Propaganda gegen „fremde“ Religionen wie den Islam und den christlichen Glauben nimmt zu.

Unterdrückung durch den Clan oder Stamm

Unterdrückung durch den Clan oder Stamm nimmt in Teilen Nordindiens heftige Ausmaße an. Im sogenannten „Jat-Gürtel“ (in den Regionen Punjab, Haryana und Teilen von Rajasthan und Uttar Pradesh) herrschen die „Khap-Panchayats“ (Clan-Gerichte). Sie können über Leben und Tod entscheiden und handeln unabhängig vom Rechtssystem des Landes. Die Justiz verschließt davor meist die Augen, und die Polizei kooperiert sogar dabei – Polizisten stammen größtenteils aus denselben Dörfern und Gemeinschaften, die auch die Clan-Gerichte betreiben. Diese Gerichte scheinen sich gegen alles Moderne zu stellen. So sind sie etwa gegen eine Heirat, die den Regeln der Verwandtschaft und den Vorstellungen zu Status und Religionszugehörigkeit widerspricht; und so betrachten sie auch die Hinwendung zum christlichen Glauben als eine ernstzunehmende Straftat. Die Unterdrückung durch den Clan oder Stamm wird zu einer ernsthaften Bedrohung für die Christen in Indien. In den Stammesdörfern Indiens, in denen es nur wenige Christen gibt, wurden viele Christen hinduistischer Herkunft gezwungen, zum Hinduismus zurückzukehren, insbesondere durch die bereits erwähnten Ghar-Wapsi-Kampagnen. Unter dem Einfluss extremistischer Hindus verhängen die Stammesführer der Dörfer hohe Geldstrafen gegen Christen und zerstören ihre Häuser. Die Christen werden geächtet und ausgeschlossen, wenn sie die Forderungen der Stammesführer nicht erfüllen.

Ethnisch-religiöse Feindseligkeit, gemischt mit religiös motiviertem Nationalismus

In den Staaten Chhattisgarh, Jharkhand, Odisha, im südlichen Madhya Pradesh und im südlichen Gujarat, in Arunachal Pradesh, Assam, Tripura, Nagaland und Manipur gibt es Gebiete mit Stammesgesellschaften. Diese hat die extremistische Hindu-Bewegung „Rashtriya Swayamsevak Sangh“ (RSS) erfolgreich infiltriert und sie gegen die Christen in diesen Gebieten aufgebracht. Dennoch nahmen und nehmen Menschen in den Stammesgebieten den christlichen Glauben an. Tatsächlich gibt es in den Stammesgebieten seit mindestens 100 bis 150 Jahren Kirchen. Die meiste Zeit erlebten die Christen nur wenig Widerstand, doch seit Ende der 1990er Jahre arbeiten die RSS und die hindunationalistische Organisation „Vishwa Hindu Parishad“ sowie deren Mitgliedsorganisationen systematisch darauf hin, die Stammesgesellschaften zu spalten und unter ihnen Widerstand gegen die Christen zu hervorzurufen. Immer häufiger werden christliche Konvertiten aus diesen Stammesgesellschaften bedroht, gesellschaftlich ausgeschlossen, vertrieben, vom Zugang zu Trinkwasser abgehalten, vergewaltigt und sogar ermordet. In einer Reihe von Fällen wurde der Bau von Kirchengebäuden durch Dorfbewohner gewaltsam gestoppt. Ethnisch-religiöse Feindseligkeit wird so schnell zu einer ernsthaften Bedrohung für die Christen in Indien.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten

Es gibt mehrere Gruppierungen ausländischer Christen in Indien. Zu ihnen gehören nicht nur Christen aus der westlichen Welt, die in Indien leben und ihre eigenen Kirchengemeinden haben, sondern auch Flüchtlinge. Ein Beispiel hierfür ist die Gruppe der afghanischen Christen in Indien, von denen sich einige in einer Gemeinde in Neu-Delhi versammeln.

Christen aus traditionellen Kirchen

Beispiele hierfür sind Christen der Römisch-Katholischen Kirche und orthodoxer oder anglikanischer Tradition. Diese Gemeinden und Gemeinschaften zeugen davon, dass es in Indien schon seit vielen Jahrhunderten Christen gibt, genauso wie das alte Kirchengebäude tun, so die (orthodoxe) Mar-Thoma-Kirche in Kerala, die auf das 3. Jahrhundert zurückgeht.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Christen hinduistischer Herkunft haben am stärksten unter der Verfolgung in Indien zu leiden. Sie werden fast täglich drangsaliert und konstant unter Druck gesetzt, zum Hinduismus zurückzukehren. Christen anderer religiöser Herkunft (ehemalige Muslime, Buddhisten oder Sikhs) erleben ebenfalls Druck aus ihrem sozialen Umfeld; ihre Zahl ist jedoch deutlich kleiner. Christen mit muslimischem Hintergrund sehen sich nur in denjenigen Regionen Gewalt, Intoleranz und Diskriminierung gegenüber, wo Muslime einen großen Teil der Bevölkerung stellen.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Nach den Christen hinduistischer Herkunft gelten Christen aus Freikirchen (etwa baptistische oder evangelikale sowie Pfingstgemeinden) als zweitwichtigstes Ziel der Hindu-Extremisten, da sie aktiv das Evangelium weitergeben.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 12.3
Familienleben 13.1
Gesellschaftliches Leben 13
Leben im Staat 14.8
Kirchliches Leben 13.3
Auftreten von Gewalt 15.7

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

Allein über den christlichen Glauben zu sprechen, wird nun bereits als eine Form der Evangelisation betrachtet. Beim Beten gesehen zu werden, ist nicht mehr nur für Christen hinduistischer Herkunft riskant, sondern für alle Christen, außer in zwei oder drei nordöstlichen Staaten. Eigentlich verfassungsrechtlich geschützte Aktivitäten wie Gottesdienste können dazu führen, dass extremistische Hindus die Christen und Gemeinden fälschlicherweise der Zwangsbekehrung bezichtigen. Aufgrund solcher Anschuldigungen werden Christen und insbesondere Gemeindeleiter unter Umständen verhaftet, wobei es häufig zu körperlicher Gewalt kommt. Für ausländische Christen ist es unmöglich, ein Visum als Missionar zu erhalten.

Familienleben

Obwohl das Jugendschutzgesetz die Adoption hinduistischer Kinder durch nicht hinduistische Eltern erlaubt, ist in der Praxis eine Adoption für Christen immer noch extrem schwierig. Die Verfahren sind überaus kompliziert und die Mitglieder der Adoptionsausschüsse sind gegenüber Christen zuweilen voreingenommen. Christliche Kinder werden gezwungen, an den hinduistischen Inhalten des Lehrplans teilzunehmen, z. B. an Yoga oder hinduistischer Literatur und Mythologie. Dies gilt sogar für christliche Schulen. Taufen unter freiem Himmel werden inzwischen als zu riskant angesehen, sowohl für den Pastor, der die Taufe durchführt, als auch für den Täufling. Christliche Kinder, insbesondere diejenigen von Christen hinduistischer Herkunft, werden aufgrund des Einflusses extremistischer Hindus zunehmend diskriminiert und körperlich belästigt.

Gesellschaftliches Leben

In den vergangenen fünf Jahren hat die Überwachung von Christen durch hindu-extremistische Organisationen und kommunale Gemeindebehörden zugenommen. Das Ziel dabei ist es, jede Form der Evangelisation zu unterbinden. Belästigungen, Drohungen und soziale Diskriminierung haben zugenommen. Ghar-Wapsi-Kampagnen sind unter anderem deshalb erfolgreich, weil das soziale Umfelds zusätzlichen Druck auf die Christen ausübt.

Leben im Staat

In elf Staaten sind Anti-Bekehrungs-Gesetze in Kraft, die die Religionsfreiheit einschränken. Christliche Organisationen, die Gelder aus dem Ausland erhalten, wurden schon immer durch das bereits erwähnte FCRA-Gesetz eingeschränkt, weil bei ihnen davon ausgegangen wird, dass sie an Missionierung oder Fürsprache für Christen beteiligt sind. Im Allgemeinen sind vor allem indischsprachige Medien gegenüber Christen voreingenommen; und in ländlichen Gebieten, wo Propaganda und Aufforderungen zur Gewalt gegen Christen durch Hindu-Extremisten viel Sendezeit erhalten, sind sie geradezu feindselig.

Kirchliches Leben

Der Staat überwacht christliche Aktivitäten und hat viele Einschränkungen vorgenommen (z. B. in Bezug auf Finanzierung aus dem Ausland, Einladungen von ausländischen Missionaren, Schwierigkeiten bei der Registrierung, Anti-Bekehrungs-Gesetze). Lokale Behörden und Hindu-Extremisten überwachen die Internet-Aktivitäten von Christen genau, und selbst Touristen müssen eine Erklärung unterschreiben, in der sie sich verpflichten, nicht zu predigen oder andere zum Glaubenswechsel zu ermutigen. Viele ausländische Christen, die mit Arbeitsvisa in Indien leben, werden abgeschoben. Ebenso abgeschoben werden viele Ausländer indischer Herkunft, wenn sie Mitglied von Kirchen oder christlichen Gruppen in Indien sind. Jeder Christ, der einen Angriff anprangert, riskiert weitere Gewalt.

Beispiele für Auftreten von Gewalt

  • Mindestens neun Christinnen wurden Opfer von Vergewaltigung oder versuchter Vergewaltigung und sexueller Misshandlung. In einem Fall wurde das Opfer zuerst vergewaltigt und anschließend getötet.
  • Mindestens 34 Christinnen wurden zur Heirat mit nicht christlichen Partnern gezwungen.
  • Mindestens 1.711 Christen wurden aus Glaubensgründen inhaftiert.
  • Es gab Berichte über körperliche Misshandlungen (einschließlich Todesdrohungen), von denen 75.081 Christen direkt betroffen waren.

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2023

11

82

2022

10

82

2021

10

83

2020

10

83

2019

10

83

Die Punktzahl für Indien hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht verändert, was gleichzeitig bedeutet, dass sich auch die Situation für Christen nicht verbessert hat. Die Gewalt gegenüber Christen sowie der Druck in allen Lebensbereichen hat weiterhin ein sehr hohes bis extremes Ausmaß.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Die Verfolgung christlicher Frauen geschieht oft in Form von körperlicher Gewalt; sie werden missbraucht, vergewaltigt und sexuell belästigt. Weibliche Familienangehörige (Töchter, Schwestern und Ehefrauen) von Pastoren sind besonders gefährdet. Sexuelle Übergriffe dienen dazu, die Familie zu beschämen, da die sexuelle Reinheit der Frauen mit der Ehre ihrer Familie verbunden ist. Zu den körperlichen Angriffen gehören auch Säureattacken, brutale Schläge und Morde. Christliche Konvertitinnen riskieren Hausarrest, Zwangsheirat, Zwangsscheidung, Ausweisung aus ihrem Haus und soziale Isolation. Viele Frauen aus der untersten Kaste haben sich dem christlichen Glauben zugewandt; dies macht sie zu einer doppelten Zielscheibe, da sie Dalit und nun auch Christen sind.

Männer

Männer gelten als körperlich stark, und so zielt die Verfolgung christlicher Männer auf ihre körperliche Stärke sowie auf ihre Stellung als Haushaltsvorstand ab. Zu den Übergriffen auf Männer gehören brutale Schläge, Morde und psychische Folter. Gemeindeleiter sind besonders gefährdet, von radikalen Hindus angegriffen zu werden, und der Beruf des Pastors ist nach wie vor einer der risikoreichsten Berufe des Landes. Christliche Konvertiten werden von ihrem sozialen Umfeld und ihrer Familie unter Umständen isoliert und vom Zugang zu gemeinschaftlich genutzten Ressourcen ausgeschlossen. Oft werden falsche Anschuldigungen gegen Männer erhoben, wie etwa die Verunglimpfung hinduistischer Götter und Göttinnen.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Extremistische Hindus haben sowohl den Islam als auch das Christentum als „fremde“ Religionen bezeichnet, die möglichst aus dem Land vertrieben werden sollten. Daher wird die muslimische Minderheit durch militante Hindus in einer ähnlichen Weise verfolgt wie die christliche. Buddhisten und Sikhs sind für Hindu-Extremisten akzeptabler, da diese Religionen auf indischem Territorium entstanden sind.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für Indien:

  • Danken Sie Jesus Christus dafür, dass weiterhin Menschen in Indien zu ihm kommen – etwa in den Stammesgebieten oder unter den Dalit – und bitten Sie für diese Konvertiten um festen Glauben inmitten von Verfolgung.
  • Beten Sie für Politiker auf nationaler und föderaler Ebene, dass sie ihrem Auftrag gerecht werden und der ganzen Bevölkerung Indiens dienen, auch den Christen. Bitten Sie für Hindu-Extremisten, dass sie Jesus Christus begegnen und sie seinen Frieden erleben.
  • Beten Sie für die Medien des Landes, dass Hass und Aufrufe zur Gewalt dort keinen Nährboden mehr finden und dass sich Soziale Medien stärker dafür einsetzen, die Verbreitung von Verleumdungen und Falschmeldungen auf ihren Plattformen zu bekämpfen.

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