Erfahren Sie mehr über den Weltverfolgungsindex – die Rangliste und der Bericht zu den 50 Ländern, in denen Christen die stärkste Verfolgung erleben.
Laos


Christenverfolgung in Laos
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Die kommunistische Regierung hat die Macht fest im Griff, hat aber Schulungsprogramme zur Religionsfreiheit für lokale Behörden eingeführt, da die meisten Probleme auf lokaler Ebene auftreten. Die Behörden überwachen streng alle christlichen Aktivitäten, auch diejenigen der registrierten Kirchen. Ungefähr 75 Prozent aller Gemeinden der offiziell anerkannten Evangelischen Kirche von Laos (LEC) haben keine festen Gebäude und feiern ihre Gottesdienste in Privathäusern. Diese werden von der Regierung als „illegale Versammlungen“ betrachtet und müssen im Verborgenen geschehen, obwohl die Zugehörigkeit zur LEC einen gewissen Schutz bietet. Christliche Konvertiten werden von der buddhistisch-animistischen Gemeinschaft als Verräter angesehen und müssen häufig schwere Menschenrechtsverletzungen durch ihre Familie, ihr soziales Umfeld, religiöse Leiter und durch staatliche Behörden vor allem auf lokaler Ebene erleiden. Sie können aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen oder sogar inhaftiert werden.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Laos ist eine zentralistisch regierte sozialistische Republik, die seit 1975 von der „Laotischen Revolutionären Volkspartei“ (LRVP) regiert wird. Internationale Beobachter bezeichnen die Menschenrechtsbilanz des Landes regelmäßig als außerordentlich schlecht, was auf die Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten und die Verfolgung von Minderheiten zurückzuführen ist. Trotz der Wirtschaftsreformen in den 1980er-Jahren ist das Land nach wie vor extrem arm und stark von ausländischer Hilfe abhängig, die in zunehmendem Maße aus China kommt. Dadurch ist Laos in Bezug auf Infrastruktur und durch die Verschuldung noch stärker von China abhängig.
Nach Schätzungen der World Christian Database (WCD) von 2022 sind 53,5 Prozent der Bevölkerung Buddhisten, die hauptsächlich der Schule des Theravada angehören. 41,9 Prozent gehören ethnischen Religionen an (Chinesen nicht eingeschlossen), die mit ihrer ethnischen Herkunft oder Stammeszugehörigkeit zusammenhängen. Diese sind den in Thailand praktizierten Religionen ähnlich. Mehrere dieser Volkstraditionen sind in den Buddhismus eingeflossen, sodass sich die oben genannten Zahlen überschneiden.
Das Land befindet sich immer noch im engen Griff der kommunistischen LRVP; daher wird Religion von den Behörden als etwas Feindliches angesehen, das kontrolliert werden muss. Während der Buddhismus bis zu einem gewissen Grad als Teil des kulturellen Erbes des Landes akzeptiert wird, gilt der christliche Glaube, vor allem in den Dörfern, als fremd, mit westlichen Werten verbunden und als Feind des Kommunismus.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
207.000 |
2,8 |
Buddhisten |
4.004.000 |
53,5 |
Anhänger ethnischer Religionen |
3.112.000 |
41,6 |
Agnostiker |
62.900 |
0,8 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Provinzen wie Luang Namtha, Phongsali und Houaphan im Norden des Landes (wo auch die Minderheiten der Hmong und Khmu konzentriert sind), Khammuan und Salavan im Zentrum sowie Savannakhet im Süden sind traditionell Orte, an denen die Rechte von Christen von den lokalen Behörden missachtet werden.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Kommunistische Unterdrückung, gemischt mit diktatorischer Paranoia
Laos ist eines der fünf letzten marxistisch-leninistischen Länder der Welt. Allerdings wird nur noch in wenigen Provinzen und Dörfern streng an der kommunistischen Ideologie festgehalten. Diese streng kommunistischen Gebiete sind strikt gegen jeden Einfluss, der als ausländisch oder westlich angesehen wird. Dazu gehört auch der christliche Glaube. Lokale Behörden nutzen oft die feindselige Haltung der Gesellschaft gegenüber Christen aus, um Maßnahmen gegen sie zu rechtfertigen.
Unterdrückung durch den Clan oder Stamm
Animismus und andere Stammespraktiken sind im ganzen Land verbreitet, vor allem in ländlichen Gebieten. Sich für den christlichen Glauben von Stammesriten abzuwenden, wird als Verrat an der Identität der Familie und des erweiterten sozialen Umfelds betrachtet. Dorfälteste und Familienmitglieder zwingen Christen oft, ihren Glauben aufzugeben, oder sie vertreiben sie aus der Gemeinschaft, um die Schutzgeister des Dorfes nicht zu verärgern.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Ausländischen Christen ist es generell nicht erlaubt, sich mit den laotischen Gemeinden zu vermischen. Es wurde ihnen jedoch gestattet, sich zwei Kirchen der LEC in der Hauptstadt Vientiane anzuschließen. Zu den ausländischen Christen in Laos gehören christliche Gemeinschaften von Mitarbeitern im diplomatischen Dienst. Diese erfahren Einschränkungen zum Beispiel durch das Überwachungssystem der Polizei.
Christen aus traditionellen Kirchen
Zu den traditionellen Kirchen gehören die Römisch-Katholische Kirche, die LEC und die Siebenten-Tags-Adventisten. Obwohl sie von den Behörden offiziell anerkannt sind, werden sie stark überwacht. Im Falle der LEC besteht in einigen Gegenden ein stillschweigendes Einvernehmen darüber, dass die Behörden an der Auswahl von Leitern und der Genehmigung von christlichen Druckerzeugnissen beteiligt sind.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christen buddhistischer oder animistischer Herkunft sind dem größten Druck und der größten Gewalt seitens der lokalen Behörden, der Familien und des sozialen Umfelds ausgesetzt. Der Glaubenswechsel wird als potenzielle Bedrohung der staatlichen Autorität und als Verrat an der Einheit der Familie und der Gemeinschaft angesehen. Deswegen geht die Polizei oft schnell und mit harter Hand gegen christliche Gruppen vor, von denen berichtet wird, dass sie den christlichen Glauben verbreiten.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Zu den Christen aus protestantischen Freikirchen gehören Evangelikale, Pfingstler und Lutheraner. Da die Regierung keine „illegalen“ Versammlungen erlaubt, müssen diese Gruppen sich unter einer der drei von der Regierung anerkannten traditionellen Kirchen registrieren. Nichtregistrierte Kirchen müssen sich im Geheimen treffen.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Christliche Konvertiten mit buddhistischem oder Stammeshintergrund müssen ihren Glauben geheim halten. Wenn sie entdeckt werden, drohen die Dorfältesten („pho ban“ oder „nai ban“) und ihre Gehilfen den Christen mit Ausschluss aus der Gemeinschaft. Viele Laoten glauben, dass sie von „phi“ (Geistern) beschützt werden und fürchten sich davor, die Geister zu beleidigen. Den Christen wird eine Frist gesetzt, ihren Glauben zu widerrufen und so das Unglück vom Dorf abzuwenden. Sie werden unter Druck gesetzt, und wenn das nicht funktioniert, gewaltsam vertrieben.
Familienleben
Buddhistische Lehren und animistische Praktiken und Glaubensvorstellungen werden als Teil der laotischen Identität betrachtet. Christen stehen unter Anpassungsdruck; Kinder können von der Schule oder dem sozialen Umfeld gezwungen werden, an buddhistischen Tempeldiensten teilzunehmen und die damit verbundenen Rituale zu praktizieren. In streng buddhistischen Gebieten werden Christen in vielen Bereichen ihres Lebens diskriminiert, beispielsweise wird ihnen der Zugang zu Bildung und Arbeit verwehrt. Sie werden an christlichen Beerdigungen gehindert oder manchmal sogar dafür verhaftet. In ländlichen Gebieten können selbst Kirchen, die zur LEC gehören, nicht offen Taufen durchführen.
Gesellschaftliches Leben
Der Druck des sozialen Umfelds auf Christen ist enorm. In Provinzen wie Luang Namtha, Phongsali und Houaphan im Norden sowie Savannakhet im Zentrum des Landes werden Christen von den örtlichen Behörden, insbesondere den Dorfältesten, schikaniert, überwacht, verhaftet und vertrieben. Die Polizei verlangt von den Gemeinden, dass sie persönliche Daten wie Fotos, Telefonnummern und Adressen von Geistlichen und Gemeindemitgliedern zur Verfügung stellen, um die staatliche Überwachung zu erleichtern. Christen, die im öffentlichen Dienst (darunter auch das Militär) stehen und deren Glaube entdeckt wird, werden entweder entlassen oder bei Beförderungen übergangen. Die Renten von Christen, die aus dem Staatsdienst ausgeschieden sind, können gekürzt werden.
Leben im Staat
Obwohl die laotische Verfassung Religionsfreiheit vorsieht, wird dieses Recht nicht respektiert. Kommunistische Regierungsbeamte üben Druck aus; die meisten Verstöße gegen die Religionsfreiheit von Christen geschehen jedoch auf lokaler Ebene und gehen von Dorfältesten aus. Diesen lokalen Anführern geht es in erster Linie darum, ethnische Praktiken zu bewahren und bis zu einem gewissen Grad auch darum, die kommunistische Bürokratie aufrechtzuerhalten.
Kirchliches Leben
Viele kirchliche Aktivitäten bedürfen gemäß Verordnung 315 der Genehmigung durch die Regierung. Sowohl geheime als auch uniformierte Polizisten nehmen an Gottesdiensten teil, zählen die Gottesdienstbesucher und machen sich Notizen zu den Predigten. Die Regierung ist gegenüber der Ausübung des Glaubens in städtischen Gebieten etwas toleranter, greift jedoch in ländlichen Gebieten oft sehr streng durch.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
9. Februar 2022: Im Dorf Dong Savanh in der Provinz Savannakhet wurde eine aus zwölf Christen bestehende Familie angegriffen und ihr Haus niedergebrannt. Die Dorfbewohner waren verärgert, dass diese Familie einer "fremden Religion" folgte. Der Angriff geschah, nachdem Dorfbewohner die Beerdigung des Vaters der Familie auf dem örtlichen Friedhof im Dezember 2021 verboten hatten. Einen Monat nach dem Angriff lebte die Familie noch immer im Wald und wurde von den örtlichen Behörden angewiesen, keine Videoaufnahmen des Vorfalls zu veröffentlichen.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
31 |
68 |
2022 |
26 |
69 |
2021 |
22 |
71 |
2020 |
20 |
72 |
2019 |
19 |
71 |
Der Rückgang der Punktzahl um 0,6 Punkte im Vergleich zum Weltverfolgungsindex 2022 ist darauf zurückzuführen, dass weniger Fälle von Gewalt gemeldet wurden (fast ein Punkt). Es ist jedoch anzumerken, dass unmittelbar nach dem Ende des Berichtszeitraums für den Weltverfolgungsindex 2023 Berichte auftauchten, dass ein christlicher Pastor wegen seines Glaubens getötet wurde. Dies zeigt, dass die Gewalt gegen Christen nach wie vor ein erhebliches Ausmaß annimmt. Der Druck, der von den (hauptsächlich lokalen) staatlichen Behörden auf Christen ausgeübt wurde, und der sehr starke Druck auf Konvertiten seitens ihrer Familien, Freunde, Nachbarn und der lokalen Behörden verringerte sich nicht. Mit dem sehr hohen Druck auf Christen folgt Laos dem Beispiel anderer Länder, die noch immer von kommunistischen Parteien regiert werden – insbesondere dem großen Nachbarn China.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Gewalt gegen Frauen ist kulturell weitgehend akzeptiert. Mädchen können in der Schule diskriminiert und belästigt werden, und christliche Leiterinnen können verhaftet werden. Christinnen können wirtschaftlich und emotional unter der Verfolgung der Männer leiden, insbesondere wenn ihre Ehemänner verhaftet und inhaftiert werden. Vor allem christliche Konvertitinnen erfahren Druck, der sich in Spott, Isolation und der Verweigerung von gemeinschaftlich genutzten Ressourcen (z. B. Wasser) innerhalb ihres sozialen Umfelds äußert. Im familiären Umfeld können sie auch geschlagen oder verstoßen werden.
Männer
In der Regel leiten Männer die christlichen Gemeinden. Wegen dieser Position werden sie häufig zur Zielscheibe von Verfolgung. Pastoren sind Angriffen auf Kirchen und Inhaftierung durch die Behörden ausgesetzt. Für ihre Freilassung müssen beträchtliche Geldbeträge gezahlt werden, und sie berichten von harter und erniedrigender Behandlung während ihrer Inhaftierung. Christen werden am Arbeitsplatz verfolgt und diskriminiert, von Positionen in staatlichen Behörden und im Militär ausgeschlossen und verlieren ihren Arbeitsplatz. In den Schulen sind Jungen häufiger körperlichen Schlägen und Schikanen ausgesetzt. Drogenabhängigkeit ist eine ständige Bedrohung.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Buddhisten, die nicht der Hauptströmung der buddhistischen Lehre angehören, haben manchmal Probleme bei der Registrierung von Mönchen. Unter den ethnischen Gemeinschaften sind es die Hmong (oft Animisten oder Christen), die in einigen Gebieten am stärksten von der Regierung unterdrückt werden. Muslime, Hindus und Bahai stellen winzig kleine Minderheiten im Land dar und werden von den kommunistischen Staatsbehörden unter Druck gesetzt.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Laos:
- Beten Sie, dass alle inhaftierten Christen körperlich, seelisch und geistlich gestärkt und so schnell wie möglich aus der Haft entlassen werden.
- Beten Sie, dass Christen bei lokalen religiösen Obrigkeiten und Regierungsbeamten zunehmend mehr Gunst finden.
- Bitten Sie um Schutz der lokalen Partner von Open Doors und Weisheit beim Dienst an den verfolgten Christen in Laos.