Laden Sie als Gemeinde einen unserer Referenten ein und hören Sie bewegende Berichte und informative Vorträge über verfolgte Christen.
Pakistan


Christenverfolgung in Pakistan
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Mit der Unabhängigkeit im Jahr 1947 wurde Pakistan offiziell ein muslimischer Staat und die Situation der Christen wurde komplizierter. Traditionelle Kirchen besitzen eine gewisse Freiheit. Sie werden jedoch stark überwacht und wurden in der Vergangenheit zum Ziel von Bombenanschlägen. Der letzte große Anschlag wurde im Dezember 2017 in Quetta verübt. Kirchengemeinden, die das Evangelium weitergeben und sich in der Jugendarbeit engagieren, sind starker Verfolgung ausgesetzt. Alle Christen leiden unter institutioneller Diskriminierung. Berufe, die als niedrig und schmutzig betrachtet werden, werden von den Behörden für Christen „reserviert“, wie an den Stellenanzeigen deutlich wird. Viele Christen sind arm und können in Schuldknechtschaft geraten. Es gibt jedoch auch Christen, die Anwälte, Lehrer oder Ärzte werden. Die berüchtigten Blasphemiegesetze Pakistans zielen insbesondere auf religiöse Minderheiten ab. Auch muslimische Minderheiten sind davon betroffen. Ein Gesetzentwurf zum Verbot von Zwangsbekehrungen wurde vom Parlament abgelehnt, nachdem Religionsgelehrte ihn als „antiislamisch“ bezeichnet hatten. Punjab ist die Provinz mit den meisten Christen, aber auch mit der stärksten Verfolgung, Intoleranz und Diskriminierung. Mädchen und junge Frauen (viele davon Minderjährige) mit christlichem und hinduistischem Hintergrund werden weiterhin entführt, zwangsverheiratet und dazu gebracht, zum Islam zu konvertieren. Diese Eheschließungen und Glaubenswechsel werden häufig von Gerichten anerkannt, und alle politischen Bemühungen, diese Praxis zu ändern oder einzudämmen, sind gescheitert.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Pakistan hat lange unter instabilen Regierungen gelitten. Es gab drei längere Phasen der Militärherrschaft, von denen die letzte 2008 endete. Die Armee zieht hinter den Kulissen noch immer die Fäden. Die Armeeführung zeigte sich mit dem ehemaligen Premierminister Imran Khan zufrieden, solange er als Sündenbock für die schlechte Wirtschaftslage diente, die sich durch die Covid-19-Pandemie noch verschärft hatte. Doch dann versuchte Khan, seinen Einfluss auf militärische Nominierungen geltend zu machen, etwa auf den Posten des Chefs des Militärgeheimdienstes. Am 11. April 2022 wurde ein Misstrauensantrag gegen Khan angenommen. Shehbaz Sharif wurde neuer Premierminister und stand mit einem Mal vor einer Flut von Herausforderungen. Als Imran Khan sich seinem Protestkonvoi gegen die Regierung im Osten Pakistans anschloss, wurde er beschossen und am Bein verletzt – was seine Unterstützer als Anschlagsversuch betrachteten und die Regierung beschuldigten. Nur einige Tage vorher hatte Pakistans Wahlkommission entschieden, ihn für fünf Jahre von allen Ämtern auszuschließen.
Nach der Verfassung unterliegt das Recht auf freie Meinungsäußerung den Einschränkungen, die notwendig sind, um „den Ruhm des Islam“ zu gewährleisten. Der ehemalige Premierminister Khan hatte eingeräumt, dass Pakistan offiziell Verbindungen zu militanten islamischen Gruppen unterhält und deren Forderungen mehrfach nachgegeben hat.
Christen sind Opfer von etwa einem Viertel aller Blasphemievorwürfe, obwohl sie weniger als zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen. In einigen pakistanischen Bundesstaaten ist Kinderheirat erlaubt, und schätzungsweise 21 Prozent aller Mädchen werden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Obwohl Zwangsheiraten seit 2011 verboten sind, werden Mädchen, die religiösen Minderheiten angehören, häufig zur Zielscheibe davon. Jedes Jahr werden schätzungsweise 1.000 Ehrenmorde verübt.
96 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, von denen die Mehrheit der sunnitischen Tradition folgt. Schiiten machen weniger als 10 Prozent und Ahmadis etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung aus. Pakistan steht großen wirtschaftlichen Herausforderungen gegenüber. 24,3 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Das Land verlässt sich zunehmend auf die Investitionsbereitschaft Chinas im Rahmen seiner Initiative „Neue Seidenstraße“. Kinderarbeit ist weitverbreitet. Viele Christen arbeiten als Tagelöhner (beispielsweise in Ziegelbrennereien), und Christen wurden bei der medizinischen Versorgung und der Nothilfe während der Covid-19-Pandemie diskriminiert.
Die Bildungsrate für Mädchen ist niedrig und wird noch weiter gesenkt durch frühe Heirat, Armut und Druck der Taliban, die der Meinung sind, dass Mädchen keine Bildung erhalten sollten. Dementsprechend haben viele Frauen keine Arbeitsstelle. Geschäftskonkurrenten beschuldigen christliche Männer der Blasphemie, um ihr Geschäft und ihren Ruf zu zerstören. Darüber hinaus üben christliche Männer in der Regel Berufe mit niedrigerem Status aus; sie werden zum Teil als „Chura“ bezeichnet – ein abfälliges Wort, das für Straßenkehrer oder Kanalarbeiter benutzt wird und „schmutzig“ bedeutet.
Pakistan hat die weltweit zweithöchste Quote von Kindern ohne Schulabschluss – auch wenn sich diese Quote langsam verbessert. Schulbücher vermitteln ein einseitiges Bild von Minderheiten und sind stark vom extremistischen Islam beeinflusst. Geringe staatliche Investitionen in die Bildung haben zu einer wachsenden Zahl islamischer Koranschulen (sogenannter Medressen) geführt. Während einige von diesen Schulen auch Kernfächer unterrichten, bieten viele lediglich Koranlektüre und Islamunterricht an. Diese Medressen sind weder registriert noch werden sie überwacht. Der Glaubenswechsel vom Islam zu einer anderen Religion wird nicht akzeptiert. Der Oberste Gerichtshof hat Vorschriften für soziale Medien erlassen, um die Verleumdung von Gerichten, Armee und Regierung zu verhindern.
Während die Regierung gegen einige Dschihadisten vorgeht, arbeitet sie mit anderen zusammen, um ihre Ziele in Nachbarländern zu erreichen. Die Gerichtsbarkeit in den föderal verwalteten Stammesgebieten ist begrenzt und separatistische Gruppen verüben Anschläge in Belutschistan. Christen leiden unter dieser instabilen Sicherheitslage und haben keine Möglichkeit, Schutz zu suchen. Pakistan wird als das für Frauen sechstgefährlichste Land der Welt eingestuft. Der ideologisch motivierte sexuelle Missbrauch richtet sich gegen religiöse Minderheiten, um Mädchen sexuell auszubeuten und als „Eroberung“ für die Mehrheitsreligion zu gewinnen.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
4.194.000 |
1,8 |
Muslime |
221.645.000 |
96,6 |
Hindus |
2.916.000 |
1,3 |
Buddhisten |
127.000 |
0,1 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Da die meisten Christen in der Provinz Punjab leben, geschehen viele Vorfälle von Verfolgung, Diskriminierung und Intoleranz dort. Daneben ist aber auch die Provinz Sindh berüchtigt dafür, ein Brennpunkt der Schuldknechtschaft zu sein, die ebenfalls viele Christen betrifft.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung, gemischt mit ethnisch-religiöser Feindseligkeit
Pakistan ist Heimat von Dutzenden islamisch-extremistischen Gruppen. Zunehmend werden Berater-Gremien der Regierung vollständig mit islamischen Gelehrten besetzt, die Einfluss auf die Gesetze nehmen. Tausende Medressen werden betrieben, ohne dass die Regierung prüft, wie sie finanziert werden oder was sie lehren. Jeder, der eine Reform der Blasphemiegesetze fordert, wird offen von Extremisten bedroht, die glauben, dass „Ungläubige“ den Tod verdienen. Extremistische Gruppen, die verboten werden, lösen sich oft nicht auf, sondern geben sich einen neuen Namen, gehen online oder fusionieren mit einer bestehenden Gruppe. Die Übernahme der Regierungsgewalt durch die Taliban im benachbarten Afghanistan wurde von Politikern in Pakistan begrüßt. Die Regierung musste jedoch bald feststellen, dass die Taliban nicht so leicht zu kontrollieren sind, wie man dachte. Extremistische Kräfte werden in der Zukunft vermutlich eine noch größere Rolle in der pakistanischen Politik spielen. Pakistan leidet unter ethnischer Zersplitterung. Die Provinz Belutschistan und die Region Sindh werden als außerhalb der Reichweite staatlichen Einflusses gesehen. Religiöse Minderheiten werden als unrein betrachtet – sowohl aus religiösen Gründen, aber auch, weil sie nicht zu den herrschenden ethnischen Gruppen gehören.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Korruption ist in der Politik, im Justizwesen und im Militär weitverbreitet. Organisierte Kriminalität ist in den Städten und den Stammesgebieten ein großes Problem – häufig mit Verbindungen zu gewaltbereiten islamischen Milizen. In Karachi sind Gangs, Erpresser und die Mafia Teil der politischen und sozialen Landschaft und sie genießen aufgrund einflussreicher Verbindungen politischen Schutz. Schuldknechtschaft ist eine alte, aber weitverbreitete Form der Sklaverei, die Tausende Christen in ländlichen Gebieten betrifft. Die Arbeiter sitzen in der Schuldenfalle, weil sie ihre Kredite aufgrund der hohen Zinssätze nicht zurückzahlen können. Sie haben keine Möglichkeit, gerichtlich gegen die Situation vorzugehen. Reiche Großgrundbesitzer arbeiten mit lokalen Politikern zusammen und profitieren in hohem Maße von diesem System. Auch Landraub findet statt. Kirchen werden enteignet und Christen von ihrem Land vertrieben.
Diktatorische Paranoia
Die Regierung hat es mit einer starken Opposition in Person des entmachteten Premierministers Khan zu tun, der die Massen zu mobilisieren vermag. Zudem ist die Regierung konfrontiert mit Korruptionsvorwürfen, immer stärker werdenden extremistischen Gruppen und einer mächtigen, unabhängigen Armee, mit der sie sich gut stellen muss. Christen werden dabei zu politischen Spielfiguren – sie können von der Regierung und der Armee hofiert werden, um deren Macht zu sichern, oder diskriminiert werden, wenn dies von Vorteil ist. Da die Armee einige extremistische Gruppen zufriedenstellen will, werden Angriffe auf Christen – obwohl sie nicht zur Strategie der Armee gehören – als notwendiger Kollateralschaden betrachtet.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Ausländische Christen werden zwar nicht in Isolation gezwungen, aber sie können meist nur in den Städten Kirchen besuchen. Ausländische Christen sind einem hohen Druck ausgesetzt, aber es gibt nur eine kleine Anzahl von ihnen.
Christen aus traditionellen Kirchen
Beispiele dafür sind die Römisch-Katholische Kirche und die unierte Church of Pakistan (Anglikaner, Methodisten, Lutheraner und Presbyterianer). Als die am stärksten sichtbaren Kirchen erleben sie zunehmend Anfeindungen. So ist es schwierig für sie, Genehmigungen für bestimmte Versammlungen zu erhalten. Auch stehen ihre Mitglieder in der Gefahr, entführt oder zwangsbekehrt zu werden. Zudem werden sie streng kontrolliert und überwacht. Vor allem in den Städten kann es vorkommen, dass Gebäude und Grundstücke, die sich im Besitz der traditionellen Kirchen befinden, von Bauunternehmen und Behörden beschlagnahmt werden.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christen mit muslimischem Hintergrund tragen die Hauptlast der Verfolgung. Diese geht sowohl von extremistischen islamischen Gruppierungen aus (die diese Christen als Abtrünnige betrachten) als auch von Familien, Freunden und Nachbarn, die eine Abwendung vom Islam als Schande und Verrat ansehen. Es gibt auch eine kleine Gemeinschaft von Christen mit hinduistischem Hintergrund.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Evangelikale, baptistische und Pfingstgemeinden werden stärker überwacht und häufig drangsaliert und angegriffen, insbesondere wenn sie aktiv versuchen, Muslime mit dem Evangelium zu erreichen. Der Großteil ihres Wachstums kommt jedoch von Christen, die aus einer traditionellen Kirche in ihre Gemeinden wechseln.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Christen vermeiden es, mit Muslimen über ihren Glauben zu sprechen, da dies durch die Blasphemiegesetze gefährliche Konsequenzen haben kann. Selbst Facebook-Posts können riskant sein, wenn der Inhalt als Infragestellung islamischer Werte angesehen wird. Für pakistanische Christen ist es gefährlich, christliche Materialien über den unmittelbaren persönlichen Gebrauch hinaus aufzubewahren, da sie verdächtigt werden könnten, Muslime evangelisieren zu wollen. Das Zeigen eines christlichen Symbols oder das Tragen eines christlichen Namens kann zu Diskriminierung oder Vandalismus am Eigentum führen. Berichte, nach denen Christen auf der Straße, im Verkehr oder auf der Arbeit angespuckt oder aggressiv beleidigt wurden, weil sie ein Kreuz trugen, sind Zeichen dafür, dass die Situation schwieriger wird.
Familienleben
In kleinen Städten und abgelegenen Dörfern müssen christliche Kinder den islamischen Unterricht in der örtlichen Medresse besuchen, während christliches Kinderprogramm und damit verbundene Lehre nur beim Sonntagsgottesdienst stattfinden darf. Christliche Eltern versuchen, ihre Kinder davon abzuhalten, über ihren Glauben zu sprechen, da sie gezwungen werden könnten, zum Islam „zurückzukehren“. Gleichzeitig werden die Eltern unter Druck gesetzt, ihre Kinder zu islamischen Veranstaltungen zu schicken und sie Arabisch lernen zu lassen – damit sich ihre Noten verbessern, so der Vorwand derer, die Druck ausüben. Das verunsichert die Kinder und erhöht die Gefahr eines erzwungenen Glaubenswechsels. In der Schule ist es christlichen Kindern oft nicht gestattet, die gleichen Wasserspender wie die anderen Kinder zu nutzen, weil sie diese angeblich verunreinigen. Oft werden sie gemobbt. Viele christliche Kinder müssen die Toiletten säubern oder die Böden wischen, da Christen weithin als Straßenkehrer wahrgenommen werden. Diese Haltung hat ihren Hintergrund auch im Kastendenken, da die Mehrheit der Christen aus einer niedrigeren Kaste stammt. Einige Schulbücher verstärken den Hass auf Christen. Mit dem neuen Lehrplan wird die Islamisierung der Bildung weiter vorangetrieben und den Kindern vermittelt, dass Angehörige anderer Religionen minderwertig seien. Diese Politik schadet christlichen Familien.
Gesellschaftliches Leben
Christen werden durch die Regierung und zunehmend auch durch nichtstaatliche Akteure überwacht. Selbst ausländische Christen werden vom lokalen „Panchayat“ (Dorfrat) einbestellt, um zu erklären, warum sie an Jesus Christus glauben, und teilweise unter Druck gesetzt, den Islam anzunehmen. Islamistische Gruppierungen haben die Notverpflegung mit Lebensmitteln in der Covid-19-Pandemie dazu genutzt, Christen dazu zu bringen, zum Islam zu konvertieren. Christen, die das islamische Glaubensbekenntnis rezitierten, bekamen Lebensmittel ausgehändigt. Viele junge Christen taten dies. Andere weigerten sich und verhungerten oder begingen Suizid. Gleichzeitig wurden christliche Krankenschwestern an vorderster Front in den Infektionsstationen eingeteilt. Am Arbeitsplatz ist der Druck auf Christen oftmals so groß, dass viele Christen immer wieder ihre Arbeitsstelle wechseln, um sich einem erzwungenen Glaubenswechsel zum Islam zu entziehen. Christen werden regelmäßig dazu gedrängt, Hilfsarbeiten wie Fegen oder Wassertragen zu verrichten. Ein gutes Beispiel für die Diskriminierung in der Gesellschaft ist der Umgang mit der 5-Prozent-Quote, die eingeführt wurde, um Arbeitsplätze für Minderheiten im öffentlichen Sektor zu garantieren. Ende September 2021 waren allerdings mehr als 30.000 solcher Stellen für Minderheiten unbesetzt geblieben, was 43 Prozent der zu dem Zeitpunkt insgesamt offenen Stellen im öffentlichen Sektor ausmachte. Christen gelten als unrein. Deshalb glauben viele Muslime, dass sie sich verunreinigen würden, wenn sie bestimmte Einrichtungen gemeinsam mit Christen nutzen – dieses Denken ist ein Erbe des Kastensystems.
Leben im Staat
Pakistan hat 1973 eine islamische Verfassung angenommen und die Scharia in sein Zivilgesetzbuch aufgenommen. Der jüngste Islamisierungsprozess begann mit der Einführung der Blasphemiegesetze im Jahr 1986, die Minderheiten besonders betreffen und häufig genutzt werden, um persönliche Rechnungen zu begleichen. Christen sind in der Politik unterrepräsentiert und ihre Ansichten werden oft ignoriert. Viele Politiker sehen es nicht als notwendig an, Mädchen aus religiösen Minderheiten vor Entführungen und damit einhergehenden Zwangsbekehrungen und -heiraten zu schützen.
Kirchliches Leben
Kirchliche Aktivitäten werden überwacht. Die Behörden stellen den Kirchen das Sicherheitspersonal, aber dieses hört auch zu, berichtet und gibt Informationen weiter, wahrscheinlich sogar an extremistische islamische Gruppen. Obwohl die Regierung den Schutz von Kirchen versprochen hat, gab es in den vergangenen Jahren mehrere Angriffe mit Dutzenden von Opfern. Kirchenleiter sind die vorrangigen Zielpersonen für Belästigungen und Schikanen, da sie die sichtbarsten Vertreter der christlichen Minderheit sind. Da der Übertritt vom Islam zum christlichen Glauben stark abgelehnt wird, wäre es gefährlich für eine Kirchengemeinde, Christen muslimischer Herkunft öffentlich aufzunehmen. Das Eintreten für unterdrückte Minderheiten wird als Infragestellung der Regierung gesehen.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Am 8. August 2022 wurde der 65-jährige Christ William Masih getötet und drei christliche Teenager wurden verletzt, als bei einem Spielplatz in der christlichen Siedlung in Mastung (Provinz Belutschistan) aus einem Fahrzeug heraus geschossen wurde.
- Am 30. Januar 2022 wurde Pastor William Siraj getötet, als er auf seinem Heimweg von einem Gottesdienst in Peschawar in einen Hinterhalt geraten war; ein weiterer Pastor wurde dabei verwundet.
- Ein Gesetzentwurf zum Verbot von Zwangsbekehrungen kam im Parlament ins Stocken, obwohl Untersuchungen ergeben haben, dass Zwangsbekehrung von Angehörigen religiöser Minderheiten im Jahr 2020 um 177 Prozent angestiegen waren.
- Die Fälle der 12-jährigen Meerab Abbas, der 14-jährigen Mahnoor Ashraf, dreier weiterer Mädchen sowie von Saba Masih zeigen, dass Entführung und Zwangsbekehrung ein wiederkehrendes Muster sind – das auch von den Medien langsam erkannt wird.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
7 |
86 |
2022 |
8 |
87 |
2021 |
5 |
88 |
2020 |
5 |
88 |
2019 |
5 |
87 |
Die Werte für den Druck in den einzelnen Lebensbereichen sanken im Vergleich zum Weltverfolgungsindex 2022 leicht um 0,8 Punkte, sind aber weiterhin als „sehr hoch“ beziehungsweise „extrem hoch“ einzustufen. Dies unterstreicht, dass Pakistan eines der Länder ist, in denen es am schwierigsten ist, als Christ zu leben. Der Wert für Gewalt ist seit vielen Jahren auf dem höchstmöglichen Wert geblieben. Obwohl es seit den Anschlägen von Quetta im Dezember 2017 keine größeren Angriffe auf Kirchen oder Versammlungen von Christen mehr gegeben hat, erreicht Pakistan weiterhin die Maximalpunktzahl in Bezug auf Morde an Christen und Angriffe gegen Kirchengebäude. Auch die berüchtigten Blasphemiegesetze des Landes fordern weiterhin ihre Opfer; wer auch nur den Gedanken hegt, diese Gesetze zu ändern, spielt mit seinem Leben.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Berichten zufolge werden jedes Jahr Hunderte von christlichen Mädchen entführt, vergewaltigt, zur „Heirat“ mit ihrem Entführer und zur Annahme des Islam gezwungen. Solche „Ehen“ werden dazu benutzt, die minderjährigen Mädchen von anderen Rechtsmitteln, die ihren Eltern zur Verfügung stehen, fernzuhalten. Dies ist ein verbreitetes und auf strategische Weise gezielt angewandtes Druckmittel gegen religiöse Minderheiten. Viele der betroffenen Familien sehen ihre Mädchen nie wieder. Die Behörden unternehmen nur selten etwas, um die Täter vor Gericht zu stellen. Frauen und Mädchen sind auch im öffentlichen Raum, so auch am Arbeitsplatz und in der Schule, von sexueller Gewalt bedroht.
Männer
Christliche Männer leben in ständiger Angst vor Blasphemievorwürfen, Zerstörung von Eigentum, Inhaftierung, Schlägen und Hinrichtung. Es gibt Berichte über den sexuellen Missbrauch von christlichen Jungen. Christliche Männer sind oft gezwungen, Arbeiten mit niedrigem Ansehen anzunehmen, und gelten als unrein. Sie werden oft als „Chura“ bezeichnet, ein abwertendes Wort, das „schmutzig“ bedeutet. Zwar gibt es auch eine christliche Mittelschicht, das heißt, nicht alle Christen haben Berufe, die mit niedrigem Ansehen verbunden sind, aber Diskriminierung und soziale Unterlegenheit sind allgegenwärtig. Außerdem können Männer und Jungen in Schuldknechtschaft gefangen sein, typischerweise in Ziegelsteinfabriken.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Religiöse Minderheiten sind extrem gefährdet. Ahmadis werden nicht als Muslime anerkannt. Ihnen werden Ausweise verweigert und sie werden gezwungen, Dokumente zu unterschreiben, in denen die Endgültigkeit des Propheten Mohammed erklärt wird, was ihrem Glauben widerspricht. Mehr als 170 Gräber von Ahmadis und mehrere ihrer Gebetshäuser wurden geschändet. Nachdem der Sprecher der hindu-nationalistischen Regierungspartei Indiens (BJP) im Juni 2022 brisante Aussagen über den Propheten Mohammed gemacht hatte, wurde ein Hindu-Tempel in Karatschi zerstört. Bewaffnete islamisch-extremistische Gruppen führen Angriffe gegen schiitische Muslime durch, darunter auch gegen die Hazara-Gemeinschaft. Das Gesetz enthält keine Anerkennungen von Atheisten. Sie werden mittels der Blasphemiegesetze ins Visier genommen. Hinduistische Frauen sind von Entführungen und Zwangsbekehrungen betroffen.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Pakistan:
- Beten Sie für Christen, die in gefährlichen und gesundheitsschädigenden Jobs arbeiten, dass Jesus Christus sie trotz ihrer Arbeitsbedingungen gesund und sicher erhält.
- Beten Sie für die Christen, die fälschlich der Blasphemie beschuldigt werden, dass ihre Unschuld erwiesen wird. Beten Sie, dass es nicht mehr zu Verleumdungen und Verhaftungen wegen angeblicher Blasphemie kommt.
- Beten Sie für den neuen Premierminister, Shehbaz Sharif, sowie für die Regierung, die Armeeführung und die religiösen Anführer von Pakistan. Bitten Sie Jesus darum, die Herzen der Verantwortlichen zu erweichen, sodass sie verschiedenen Religionen erlauben, in Frieden Gottesdienst zu feiern und ihren Glauben in Pakistan zu leben.
- Beten Sie für die Frauen und Mädchen, die entführt und gezwungen werden, zum Islam zu konvertieren und muslimische Männer zu heiraten. Beten Sie für Heilung von den schweren Traumata.