Weltverfolgungsindex 2023

Komoren

Christenverfolgung in den Komoren

Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022

Überblick

Der sunnitische Islam ist auf den Komoren als Staatsreligion festgesetzt. Für andere Religionen zu missionieren ist illegal, und wer zum christlichen Glauben konvertiert, kann strafrechtlich verfolgt werden. Christen muslimischer Herkunft haben die größten Schwierigkeiten und werden unter Druck gesetzt, damit sie ihren Glauben nicht praktizieren. In einigen Teilen des Landes bedrohen extremistische Gruppen Christen mit Gewalt.

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Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.

Country Dossier als PDF

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1. Hintergrund

Auf die Unabhängigkeit von Frankreich um 1975 folgten Jahre politischer Instabilität. 2006 erlebte die Inselgruppe der Komoren einen demokratischen Wandel. Der Islam wird in der Verfassung zur Staatsreligion erklärt, und die schafiitische Rechtsschule des sunnitischen Islam bestimmt die Normen für das Leben auf den Komoren. Die Verfassung gewährt gleiche Rechte für alle Menschen, unabhängig von ihrer Religion oder Weltanschauung. Allerdings ist Missionierung gesetzlich verboten und wird mit Geld- und Haftstrafen geahndet, außer für den sunnitischen Islam. Das Gesetz sieht die Ausweisung von Ausländern vor, die missionarisch tätig sind.

Christen gibt es auf den Komoren vor allem in den großen Städten. Berichten zufolge gibt es nur eine Handvoll Nichtregierungsorganisationen; diese genießen weitgehend Redefreiheit und haben die Möglichkeit, Untersuchungen durchzuführen und Berichte zu Menschenrechtsfällen zu veröffentlichen. Christliche Nichtregierungsorganisationen werden jedoch diskriminiert, indem der Staat ihnen Beschränkungen in Bezug auf Werbung und ihre Tätigkeiten auferlegt. Die Regierung hat christlichen Nichtregierungsorganisationen verboten, religiöse Literatur und Kleidung zu verteilen und religiöse Symbole zu zeigen.

Anders als in anderen Teilen Afrikas sind die Familien auf den Komoren matriarchalisch organisiert. Die Frauen haben die Aufgabe, die Ehe zu begründen und ein Haus für die Familie zu bauen. Die religiöse Führung liegt zwar in den Händen der Männer, aber die Frauen haben innerhalb der Familie großen Einfluss. Rechtlich haben Frauen einen geringeren Status. Zudem ist ihre Situation dadurch beeinträchtigt, dass in der Kultur Polygamie und Kinderheirat praktiziert werden und der Ehemann einseitig die Scheidung erklären kann. Darüber hinaus ist das Land mit Problemen wie hoher Bevölkerungsdichte und Armut konfrontiert.

Vorteilhaft wirkt sich hingegen aus, dass die Kriminalitätsrate auf den Komoren niedrig ist und keine unmittelbare Bedrohung durch militante Islamisten besteht. Es gibt jedoch einige islamische Extremisten, Dschaulas genannt, welche die Christen schikanieren, insbesondere Konvertiten aus dem Islam.

Weltanschauungen

Anhänger

%

Christen

4.600

0,5

Muslime

892.000

98,3

Anhänger ethnischer Religionen

8.600

0,9

Bahai

780

0,1

2. Gibt es regionale Unterschiede?

Alle christlichen Gemeinschaften auf den Komoren sind der Verfolgung ausgesetzt. Die Verfolgung von Christen muslimischer Herkunft ist am schlimmsten, unabhängig davon, in welcher Region sie leben.

3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?

Islamische Unterdrückung

Islamische Unterdrückung ist auf den Komoren nicht neu, hat sich aber verschärft, seitdem eine Verfassungsänderung vorgenommen wurde, die den sunnitischen Islam zur Staatsreligion erklärt. Einhergehend mit der neuen Verfassung nehmen immer mehr Komorer ein extremistisches Verständnis des Islam an, insbesondere auf den Inseln Anjouan und Mohéli. In Moscheen und islamischen Bildungseinrichtungen lehren einige muslimische Religionsführer regelmäßig christenfeindliche Ansichten. Die Dschaulas, eine ultrakonservative Gruppe extremistischer Lehrer, von denen viele in Pakistan ausgebildet wurden, drängen das Land hin zu einer extremeren Auslegung der Scharia. Vor allem die Dschaulas belästigen, schikanieren und ächten Christen, insbesondere solche mit muslimischem Hintergrund. Wie in vielen anderen Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit ist es für die Mehrheit der Komorer undenkbar, den Islam zu verlassen. Wer es dennoch tut, wird von Familie und gesellschaftlichem Umfeld diskriminiert und schikaniert. Christen werden Gottesdiensträume, öffentliche Gespräche über Religion und öffentliches Predigen verweigert.

Diktatorische Paranoia

Die Regierung hat ihre Macht durch die Förderung des sunnitischen Islam auf Kosten aller anderen Religionen gefestigt und die Aktivitäten von Christen und christlichen Nichtregierungsorganisationen stark eingeschränkt. Sie hat offen erklärt, dass die Religionsfreiheit nicht für Konvertiten und Christen gelte.

Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.

4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten

Christen dieser Gruppe (etwa aus der Kirche der Madagassen) dürfen keine Christen muslimischer Herkunft aufnehmen und nicht öffentlich außerhalb ihrer Kirchengebäude predigen, andernfalls werden sie ausgewiesen. Sie werden von extremistischen Islamisten, nichtchristlichen religiösen Leitern und politischen Leitern unter Druck gesetzt. Ihre Lage könnte sich dadurch verbessern, dass die Regierung seit Kurzem positive Veränderungen anstrebt: sowohl innenpolitisch als auch im Hinblick auf den Aufbau von Beziehungen zu westlichen Ländern.

Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)

Christen muslimischer Herkunft werden zu Hause von Familienmitgliedern und von ihrem sozialen Umfeld verfolgt: Sie werden gemieden und von ihren Familien und Freunden völlig isoliert. Christliche Konvertiten erfahren auch Verfolgung von Regierungsbeamten, politischen Akteuren, nichtchristlichen religiösen Leitern und islamisch-extremistischen Gruppen wie den bereits erwähnten Dschaulas.

Christen aus protestantischen Freikirchen

Zu dieser Gruppe gehören Baptisten und andere evangelikale Christen. Sie sagen das Evangelium weiter und müssen deshalb mit Geld- und Haftstrafen rechnen.

5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?

Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt

Privatleben 12.7
Familienleben 14
Gesellschaftliches Leben 11.2
Leben im Staat 12.4
Kirchliches Leben 14.2
Auftreten von Gewalt 1.5

Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.

Privatleben

 

Obwohl der Glaubenswechsel nicht offiziell verboten ist, werden Komorer, die sich vom Islam abgewandt haben, von ihrer Familie und ihren Freunden stark unter Druck gesetzt: Sie werden geächtet, verlieren ihren Lebensunterhalt und werden geschieden. Konvertiten könnten keine christlichen Symbole wie das Kreuz tragen, ohne dass ihnen Gewalt droht. Die Regierung hat offen zur Gewalt gegen nicht-sunnitische Bürger ermutigt. Das Gesetz verbietet die öffentliche Ausübung nicht-sunnitischer religiöser Rituale mit der Begründung, dass sie den Zusammenhalt der Gesellschaft verletzen und die nationale Einheit gefährden. Öffentlich den christlichen Glauben zu predigen ist eine Straftat – und jede Erwähnung oder Äußerung des christlichen Glaubens kann als öffentliche Predigt ausgelegt werden. Missionierung ist auf den Komoren illegal und wird mit einer Geldstrafe von 50.000 bis 500.000 Komoren-Francs (entspricht etwa 100 bis 1.000 Euro) und einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet.

 

Familienleben

 

Die Regierung hat ausdrücklich erklärt, dass es für die Komorer keine Religionsfreiheit gibt. Christliche Feierlichkeiten wie Hochzeiten können als Predigt ausgelegt werden. Dies ist illegal und könnte einen Angriff durch eine aufgebrachte Menge nach sich ziehen, weshalb sich Christen sehr zurückhalten. Für die Regierung sind alle Komorer sunnitische Muslime; jedes Kind (auch von Konvertiten) wird als Muslim betrachtet und als solcher registriert. Die Eltern können sich nicht weigern, ihre Kinder auf islamische Schulen zu schicken; deren Besuch ist Pflicht.

 

Gesellschaftliches Leben

 

Die offene Ausübung des christlichen Glaubens ist verboten, und die Gesellschaft hat ein wachsames Auge auf alle nichtmuslimischen Gruppen, wobei Christen muslimischer Herkunft am stärksten ausgegrenzt, gemieden, belästigt und bedroht werden. Sie werden als Ausgestoßene gesehen, die keinen Respekt und keinen Schutz verdienen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Christen muslimischer Herkunft gezwungen werden, ihren Glauben zu widerrufen, daher halten christliche Konvertiten ihren Glaubenswechsel geheim.

 

Leben im Staat

 

Auf den Komoren wird die Religionsfreiheit immer mehr eingeschränkt. Im Einklang mit der Verfassung fordert die Regierung die Bürger öffentlich dazu auf, alle Formen von Religion außer dem sunnitischen Islam abzulehnen. Wenn Familien und Gemeinschaften Konvertiten ausstoßen (wie etwa christliche oder solche, die sich zum schiitischen Islam gewandt haben), liegt das an dieser Rhetorik der Regierung. Es ist schwierig für Christen, Versammlungsorte für Gottesdienste zu finden, da die Regierung ihnen im ganzen Land nur an zwei ausgewiesenen Orten das Gebet erlaubt: dies sind die Kirchen für Ausländer in Moroni und Mutsamudu.

 

Kirchliches Leben

 

Kirchliche Aktivitäten werden weiterhin überwacht, um sicherzustellen, dass kein komorischer Staatsangehöriger daran teilnimmt oder konvertiert. Christliche Aktivitäten außerhalb der Mauern von Kirchengebäuden werden als illegale Missionierung angesehen. Es gibt zwar Gemeinschaften von christlichen Konvertiten und Christen aus protestantischen Freikirchen, aber sie können nicht frei oder offiziell agieren. Den bestehenden Kirchen von ausländischen Christen und Arbeitsmigranten ist es nicht gestattet, neue Gemeinden zu gründen, da dies ein Beweis für ihren Wachstum wäre. Seit Jahrzehnten wurde in dem Land keine neue Kirche mehr gebaut oder registriert.

 

Beispiele für Auftreten von Gewalt

 

Aus Sicherheitsgründen können keine konkreten Beispiele genannt werden.

 

6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren

Jahr

Platzierung

Punktzahl

2023

42

66

2022

53

63

2021

50

62

2020

54

57

2019

51

56

Die Komoren sind mit 66 Punkten im Jahr 2023 wieder unter den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex, in denen die Verfolgung am stärksten ist. Die Wertung des Landes ist gegenüber dem Weltverfolgungsindex 2022 um drei Punkte gestiegen, als die Komoren nicht unter den 50 Ländern vertreten waren. Der Anstieg um drei Punkte spiegelt wider, dass der Druck seitens der Regierung und des gesellschaftlichen Umfelds zugenommen hat. Dieser Druck setzte sich fort und verstärkte sich in den Berichtszeiträumen des Weltverfolgungsindex für 2022 und 2023 sogar noch weiter. Die Regierung hat öffentlich erklärt, dass es für Komorer keine Religionsfreiheit gibt, sondern nur für Nicht-Komorer, die im Land leben. Jeder Christ, der dabei ertappt wird, anderen Menschen das Evangelium weiterzusagen, muss mit einer Geldstrafe und einer Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr rechnen. Auch die Punktzahl für Gewalt ist gestiegen.

7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?

Frauen

Obwohl auf den Komoren Frauen diejenigen sind, die den Besitz erben, werden Religion und das gesellschaftliche Leben von sunnitischen Prinzipien beherrscht, wodurch christliche Frauen und Mädchen gesellschaftlich benachteiligt werden. Fälle von häuslicher Gewalt und Verfolgung von christlichen Frauen, insbesondere von Christinnen muslimischer Herkunft, werden oft nicht gemeldet, da Frauen rechtlich und sozioökonomisch kaum geschützt sind. Außer strafrechtlicher Verfolgung drohen Konvertitinnen auch Missbrauch im schlimmeren Maße und Diskriminierung. Komorische Frauen und Mädchen sind aufgrund der schwachen Grenzkontrollen des Landes zudem einem hohen Risiko des grenzüberschreitenden Menschenhandels ausgesetzt.

Männer

Die Situation von Christen, die schon aus christlichen Familien stammen, ist für Frauen und Männer sehr ähnlich. In Bezug auf christliche Konvertiten dagegen werden Frauen und Männer auf sehr unterschiedliche Weise verfolgt. Männer, die aus dem Islam zum christlichen Glauben konvertiert sind, werden vom gesellschaftlichen Umfeld unter Druck gesetzt. Aufgrund der vorherrschenden matrilokalen Normen stehen sie besonders in der Gefahr, von zu Hause vertrieben oder zur Scheidung gezwungen werden. Dass es keine gesetzlichen Bestimmungen gegen die Diskriminierung von Konvertiten gibt und ein großer Teil der Bevölkerung mit den Extremisten sympathisiert, verschlimmert die diskriminierenden Bedingungen am Arbeitsplatz und die Gefahr körperlicher Gewalt. Viele Konvertiten sind daher gezwungen, aus dem Land zu fliehen.

8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen

Schiiten und Ahmadis können ihre Gottesdienste nicht öffentlich abhalten und werden bei ihren religiösen Versammlungen in Privathäusern von den Behörden überwacht.

9. Gebetsanliegen

Bitte beten Sie für die Komoren:

  • Bitten Sie Jesus Christus, die Herzen der Verantwortlichen in der Regierung zu verändern, sodass sie Religionsfreiheit für Komorer gewähren.
  • Beten Sie um Möglichkeiten für Christen, sich zu versammeln und gegenseitig im Glauben zu stärken, und bitten Sie Jesus, solche Versammlungen zu schützen.
  • Beten Sie um Trost, Versorgung und Schutz für christliche Konvertiten, die von ihrem gesellschaftlichen Umfeld schikaniert und verstoßen werden.
  • Bitten Sie Jesus Christus um Weisheit für Christen, wie sie ihren Glauben ausüben können, ohne dass es als öffentliches Predigen ausgelegt und bestraft wird. Beten Sie besonders um Leitung durch den Heiligen Geist für diejenigen, die anderen das Evangelium weitergeben.

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