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Burkina Faso


Christenverfolgung in Burkina Faso
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Christen werden von Dschihadisten gezielt angegriffen und getötet, Kirchen werden zerstört. Der Einfluss der Dschihadisten im Land hat sich dabei auch auf Städte ausgedehnt, die zuvor außerhalb ihrer Reichweite lagen. Ehemalige Muslime erleiden die stärksten Angriffe von ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld. Sie werden verstoßen werden und unter Druck gesetzt, ihrem christlichen Glauben abzuschwören. Angesichts solcher Drohungen haben Christen Angst, ihren Glauben öffentlich zu bekennen.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Burkina Faso hat jahrelang politische Unruhen und eine Militärdiktatur erfahren. Nach 27 Jahren an der Macht wurde Präsident Blaise Compaoré 2014 durch einen Aufstand aus dem Amt gedrängt. Im Jahr 2015 kam es zu einem Militärputsch, doch die Verantwortlichen einigten sich darauf, die Regierungsgewalt durch Wahlen an eine zivile Regierung zu übergeben. 2022 kam es zu einem weiteren Putsch. Seitdem haben sich die politische Freiheit und die Situation der Menschenrechte stark verbessert. Allerdings gab es im September einen weiteren Putsch durch Ibrahim Traoré. Er wurde zum Übergangsanführer ausgerufen und hat damit Oberstleutnant Paul-Henri Sandaogo Dambia abgelöst, der die Macht erst im Januar ergriffen hatte. Burkina Faso ist nach wie vor eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Fast 80 Prozent der Menschen betreiben Landwirtschaft für den Eigenbedarf, um so ihr Überleben zu sichern. Große Teile des Landes bleiben umkämpft von Dschihadistengruppen, ethnischen Volksmilizen und Sicherheitskräften.
Die Christen haben einen großen Beitrag zur Stabilisierung des Landes und zur Erlangung der Unabhängigkeit geleistet. Gleichzeitig sind sie zur Zielscheibe islamisch-extremistischer Gruppen geworden, die in der Sahelzone immer mehr an Einfluss gewinnen. Zu den militanten islamistischen Gruppen, die in Burkina Faso agieren, gehören „Dschamaat Nusrat al-Islam wal Muslimin“ (JNIM), „Islamischer Staat in der Provinz Westafrika“ (ISWAP), „Islamischer Staat Großsahara“ (ISGS), „al-Qaida im Islamischen Maghreb“ (AQIM), „Ansar ul-Islam“, „al-Murabitun“, „Ansar al-Din“ und „Boko Haram“. Die Christen im Land leiden unter fehlender Sicherheit. Viele von ihnen wurden in den Jahren 2021 und 2022 gezielt getötet. Christlichen Frauen und Mädchen droht Entführung, Vergewaltigung und Zwangsverheiratung. Extremistische Gruppierungen haben die Unsicherheit, die infolge der COVID-19-Pandemie entstanden ist, ausgenutzt, um ihre Kontrolle auszuweiten. Dadurch haben Berichten zufolge die Fälle von sexuellen Übergriffen zugenommen. Christliche Jungen werden oft für die militanten Kräfte rekrutiert, was auch mit dem Ziel geschieht, die christlichen Kirchen zu schwächen. Angesichts dieses Drucks sind viele Christen gezwungen, aus ihren Wohnorten zu fliehen.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
5.166.000 |
23,4 |
Muslime |
12.295.000 |
55,6 |
Anhänger ethnischer Religionen |
4.513.000 |
20,4 |
Agnostiker |
122.000 |
0,6 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
In den nördlichen und östlichen Teilen des Landes, vor allem außerhalb der großen Städte, sind Christen am stärksten von Druck und Gewalt betroffen. Aber auch im westlichen Landesteil erfahren Christen Druck von ethnisch-religiösen Gruppen. Da der Einfluss der Dschihadisten zunimmt, werden die meisten Regionen, die bisher als relativ sicher galten, nun zunehmend unsicher.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung, gemischt mit Unterdrückung durch den Clan oder Stamm
In Burkina Faso gab es in den vergangenen Jahren einige islamistische Anschläge, vor allem im Norden und gelegentlich in der Hauptstadt Ouagadougou. Diese Anschläge können als gewaltsame Versuche angesehen werden, das Land zu „islamisieren“. Die islamisch-extremistische Gruppe „Ansar ul-Islam“ wurde 2016 gegründet und hat seitdem mit Gewalt und anderen Mitteln versucht, ihre Gesetze im Norden des Landes durchzusetzen. Darüber hinaus ist JNIM in Burkina Faso aktiv und unterhält Verbindungen zu lokalen militanten Gruppen. Momentan scheinen diese Gruppen sich mehr darauf zu konzentrieren, die französische Präsenz zu bekämpfen, sowie die Länder, die mit Frankreich alliiert sind. Ihre Prediger bringen junge Menschen dazu, ihre schlechten Lebensumstände den Franzosen und der Verderbnis der Sitten durch den Westen anzulasten. Es gab Angriffe auf Kirchen und Christen durch islamische Kämpfer, und einige Kirchen haben ihre Sicherheitsvorkehrungen erhöht, da sie fürchten, dass weitere Angriffe geplant werden. Ein Experte für das Land schreibt: „Im Allgemeinen sind die ethnischen Gruppen untereinander tolerant, aber durch den ansteigenden Einfluss des Islam, der sich immer weiter ausbreitet, geht von muslimischen Anführern verschiedener Volksstämme vermehrt Verfolgung aus.“ Christen muslimischer Herkunft erfahren die schwerwiegendste Verfolgung durch ihre Familien und ihr soziales Umfeld.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
In vielen Ländern der Sahelzone ermöglicht die organisierte Korruption es den Dschihadisten, Mitglieder zu rekrutieren, Waffen zu kaufen und ungestraft zu agieren. Ein Experte für das Land weist darauf hin, dass in der Regierung ein hoher Grad an Korruption herrscht. Verbrechen wie Diebstähle und Entführungen werden in verschiedenen Teilen des Landes begangen. Aber die Regierung unternimmt selbst in der Hauptstadt Ouagadougou wenig bis nichts, um diese Kriminalität einzuschränken.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Christen aus traditionellen Kirchen
Die Römisch-Katholische Kirche ist die am stärksten vertretene christliche Konfession im Land. Die meisten führenden Politiker des Landes waren Katholiken. Katholiken werden aufgrund ihrer großen Anzahl im Vergleich zu anderen christlichen Gruppen weniger stark bedroht.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Diese Kategorie umfasst Christen muslimischer Herkunft oder aus afrikanischen Religionen. Christen muslimischer Herkunft erfahren die stärkste Verfolgung vonseiten ihrer Familien und in ihrem sozialen Umfeld.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Baptisten-, evangelikale und Pfingstgemeinden finden sich vor allem in den Großstädten. Sie werden stärker als die Christen aus den traditionellen Kirchen von Angehörigen islamisch-extremistischer Gruppierungen bedroht.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Christen, insbesondere Konvertiten aus dem Islam, erleben feindselige Reaktionen, wenn sie mit anderen über ihren Glauben reden. Dies ist ein neues Phänomen, das zuvor noch nicht in der Gesellschaft verwurzelt war. In einigen abgelegenen Gebieten müssen Christen darauf achten, dass sie keine christliche Literatur zu Hause haben, da Angehörige islamisch-extremistischer Gruppen bei ihnen auftauchen und nach solchen „Beweisen“ suchen können. Die Hinwendung zum christlichen Glauben ist zwar nicht gesetzlich verboten, wird aber von Muslimen in bestimmten Gebieten abgelehnt und kann zur Ächtung des Konvertiten führen.
Familienleben
An einigen Schulen, die überwiegend von Muslimen geleitet werden oder von diesen gegründet wurden, werden christliche Schüler dazu gedrängt, am islamischen Unterricht teilzunehmen. Dies wurde unter anderem aus Städten wie Bobo-Dioulasso, aber auch aus der Hauptstadt Ouagadougou berichtet. Außerdem gibt es Berichte, dass Mitglieder islamisch-extremistischer Gruppen Lehrer ermordet haben, die nicht den Islam lehrten. Christliche Konvertiten können zudem ihr Erbrecht verlieren. Außerdem müssen Christen darauf achten, in Gebieten, die für Angriffe von Dschihadisten bekannt sind, keine christlichen Hochzeiten oder andere christliche Feste zu feiern.
Gesellschaftliches Leben
Christen werden vor allem in der nördlichen Region, die an Mali grenzt, angegriffen. Die Provinz Soum scheint das Epizentrum islamisch-extremistischer Aktivitäten zu sein. Dort wurden Christen entführt und Sicherheitskräfte angegriffen. Die weiter oben schon erwähnte Gruppe „Ansar ul-Islam“ hat Anschläge verübt und Lehrkräfte eingeschüchtert, damit sie die Unterrichtssprache in den Schulen von Französisch auf Arabisch umstellen. Schulen, in denen nicht der Islam gelehrt wird, wurden niedergebrannt. Viele Christen sind geflohen. Auch Zwangsheirat wird als Waffe eingesetzt, um Konvertitinnen zur Rückkehr zum Islam zu zwingen. Sind Christen in der Minderheit, werden sie häufig daran gehindert, gemeinschaftliche Ressourcen zu nutzen.
Leben im Staat
Kirchen haben Schwierigkeiten, von den Behörden Genehmigungen zum Beispiel für den Erwerb von Grundstücken zu erhalten. In einigen Teilen des Landes hat die Verbreitung von christenfeindlichen Äußerungen inzwischen zu einer allgemeinen Denkweise geführt, die Christen als Feinde betrachtet. So werden die Christen in den nördlichen, östlichen und westlichen Teilen des Landes, wo der Islam stark vertreten ist und die extremistische Ideologie Fuß gefasst hat, zunehmend als Feinde betrachtet.
Kirchliches Leben
Obwohl das Land offiziell säkular ist und Christen über 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, leben viele Kirchen im Norden, Osten und Westen des Landes in Angst vor Angriffen und werden von militanten islamistischen Gruppen sowie Ortsvorstehern genau beobachtet. In vielen überwiegend muslimischen Gebieten ist die kirchliche Arbeit unter Jugendlichen sehr eingeschränkt. Der Verkauf oder die Verteilung von Bibeln und christlichen Schriften werden vom Staat zwar nicht untersagt, doch riskieren Christen muslimischer Herkunft oder aus afrikanischen Religionen ernsthafte Schwierigkeiten, wenn sie sich daran beteiligen.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Am 13. Juni 2022 haben Kämpfer der JNIM-Gruppierung eine protestantische Kirche im Dorf Pabouga (Departement Partiaga, Provinz Tapoa) angezündet.
- Am 23. Mai 2022 sind JNIM-Kämpfer in das Dorf Kindi (Departement Andemtenga, Provinz Kourittenga) eingedrungen. Sie haben westliche Erziehung, den Verkauf von Alkohol und Gebetstreffen untersagt.
- Am 20. März 2022 haben JNIM-Kämpfer eine Kirche im Dorf Bourgou (Departement Manni, Provinz Gnagna) angezündet.
- Am 21. Juli 2022 sind JNIM-Kämpfer in drei Kirchen im Grenzdorf Dabonti (Departement Kantchari, Provinz Tapoa) zwischen Burkina Faso und Niger eingedrungen. Sie griffen Pastoren und Gottesdienstbesucher an und peitschten sie aus.
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
23 |
71 |
2022 |
32 |
68 |
2021 |
32 |
67 |
2020 |
28 |
66 |
2019 |
61 |
48 |
Der Wert für Burkina Faso ist um fast drei Punkte angestiegen. Christen haben eine Zunahme von Gewalt und Druck erfahren, da der Druck und die Verfolgung im ganzen Land angestiegen sind: Die Dschihadisten haben ihre Aktivitäten ausgeweitet, und viele Kirchen und christliche Schulen wurden gezwungen zu schließen. In den Bereichen des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens herrscht besonders hoher Druck. Das gezielte Töten von Christen hat zu einem Umfeld der Furcht geführt, in dem viele Christen zu verängstigt sind, um Gottesdienste zu besuchen oder ihre Kinder in die Schule zu schicken. In den von ihnen kontrollierten Gebieten ersetzten Dschihadisten zudem die Regierung. Dieses Phänomen wird durch die politische Unsicherheit im Land zusätzlich verschärft. Außerdem trägt auch die Situation in den Nachbarländern Niger und Mali zur Unsicherheit in Burkina Faso bei. Es gibt zudem anhaltende ethnische Konflikte mit religiöser Dimension. Infolgedessen sind christliche Konvertiten und andere christliche Gruppen hohem Druck ausgesetzt, und wenn die aktuelle Lage sich nicht schnellstmöglich ändert, ist es sehr wahrscheinlich, dass Burkina Faso zu einem noch gefährlicheren Staat werden wird.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Islamistische Gruppen haben in den Regionen, insbesondere im Osten des Landes, großen Einfluss. Die Zentralregierung ist schwach. In diesem Zusammenhang ist die Gefahr von Entführungen durch Angehörige islamisch-extremistischer Gruppen groß. Christinnen können zur Heirat gezwungen, als Arbeiterinnen missbraucht und unter starken Druck gesetzt werden, zum Islam zu konvertieren. Sexuelle Gewalt ist ein gängiges Mittel, um christliche Gemeinschaften anzugreifen. Vor allem die Töchter von christlichen Leitern sind Zielscheibe von Vergewaltigungen. Christinnen muslimischer oder afrikanisch-religiöser Herkunft werden zusätzlich unter Druck gesetzt, beispielsweise durch Zwangsheirat, Verweigerung von Schulbildung, Vertreibung aus der Familie, Morddrohungen und Hausarrest.
Männer
Die islamisch-extremistischen Gruppen, die in der Sahelzone agieren, rekrutieren ihre Mitglieder oft gewaltsam in Ländern wie Burkina Faso. Christliche Männer und Jungen werden zwangsrekrutiert und körperlich angegriffen. Die Entführung und Ermordung christlicher Männer verursacht Angst und Traumatisierung in den christlichen Gemeinschaften und führt zu einer wirtschaftlichen Schwächung, da die Männer normalerweise die Familien ernähren. Zahlreiche Männer und Jungen fliehen aus den betroffenen Regionen in sicherere Gebiete des Landes, in Nachbarländer oder sogar ins Ausland. Christen muslimischer Herkunft sehen sich mit weiteren Herausforderungen konfrontiert: Die Hinwendung zu Jesus Christus wird von einigen Familien als Verrat angesehen, was zu Verstoßung und Verweigerung des Erbes führt.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Der Islam in Burkina Faso wird immer extremistischer. Die Randgebiete des Landes stehen unter dem Einfluss islamisch-extremistischer Gruppierungen. In Moscheen und Koranschulen werden zunehmend extremistische Versionen des sunnitischen Islam gelehrt, sodass selbst Sufis in Gefahr sind. In diesen Gebieten gibt es keinen Platz für religiöse Minderheiten. Es wurde sogar davon berichtet, dass Lehrern in Schulen Konsequenzen angedroht wurden, wenn sie keinen Koranunterricht abhielten. Aber auch eine anti-islamische Stimmung steigt in Burkina Faso beispielsweise in bewaffneten Bürgerwehren an.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Burkina Faso:
- Bitten Sie um Weisheit und Durchsetzungsfähigkeit für die Regierung und ihre internationalen Partner bei dem Versuch, Frieden und Sicherheit in Burkina Faso herzustellen.
- Beten Sie, dass Jesus Christus den traumatisierten Christen Heilung und Trost bringt.
- Bitten Sie darum, dass Gott den gezielten Ermordungen ein Ende setzt.
- Beten Sie für den Schutz der lokalen Partner von Open Doors beim Reisen in gefährliche Regionen, und um Gottes Segen für die Planung und Logistik.