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Mali


Christenverfolgung in Mali
Berichtszeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. September 2022
Überblick
Im Jahr 2012 übernahmen islamisch-extremistische Gruppen die Kontrolle über den Norden von Mali. In diesen Wirren wurden mehrheitlich christliche Dörfer angegriffen und Kirchen zerstört, sodass viele Christen in die Flucht getrieben wurden. Noch immer sind Christen von den Auswirkungen dieser Vertreibung betroffen, da sie ihre Häuser, Kirchen und Dörfer verloren haben. Auch wenn einige Christen unter Polizeischutz in ihre Häuser zurückgekehrt sind, ist die Bedrohung durch islamisch-extremistische Gruppen immer noch groß – und hat sich tatsächlich durch die Expansion der Dschihadisten nach Süden hin ausgeweitet. Christen, die das Evangelium weitergeben, laufen Gefahr, Opfer von Gewalt und Entführung zu werden. Wenn der neue Glaube von christlichen Konvertiten muslimischer Herkunft aufgedeckt wird, werden sie von ihren Angehörigen und ihrem sozialen Umfeld unter Druck gesetzt und manchmal auch mit Gewalt genötigt, ihren neuen Glauben wieder aufzugeben. Erschwerend kommt hinzu, dass die Institutionen des Landes immer mehr zerfallen und die Dschihadisten dadurch ermutigt werden, im Land noch aktiver zu werden.
Länderprofil als PDF
Das folgende Länderprofil ist ein übersetzter Auszug aus dem Country Dossier von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors. Das vollständige Dossier auf Englisch sowie das gekürzte Länderprofil auf Deutsch (beides als PDF) finden Sie hier zum Download.
1. Hintergrund
Mali verabschiedete 1992 eine neue Verfassung, die für einen erfolgreichen Übergang zu einer demokratischen Regierung stehen sollte. Das Land galt unter den afrikanischen Staaten als vorbildlich beim Schutz der bürgerlichen Freiheiten. Im Jahr 2012 verbündeten sich jedoch Tuareg-Rebellen, die bereits seit mehreren Jahren im Norden aktiv waren, mit islamisch-extremistischen Gruppen, zu denen auch ausländische Kämpfer aus Algerien zählten. Zusammen eroberten sie mehrere Städte. Die Zivilregierung wurde schließlich durch einen Militärputsch abgesetzt, doch mit Hilfe ausländischer Armeen konnte die malische Regierung den Vormarsch der Rebellen zurückdrängen und einen Großteil des zuvor verlorenen Territoriums zurückerobern. Am 24. Mai 2021 übernahm die malische Armee jedoch unter der Führung von Vizepräsident Assimi Goita erneut die Macht. Trotz der Sanktionen der „Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft“ und der „Afrikanischen Union“ wurde Goita am 7. Juni 2021 als Interimspräsident vereidigt.
In Mali herrscht seit Jahrhunderten ein meist gemäßigter Islam vor, weshalb das Land lange Zeit von Toleranz geprägt war. Inzwischen ist es sehr gefährlich geworden, ein christlicher Konvertit muslimischer Herkunft zu sein. Sowohl malische Christen traditioneller Kirchen – von denen die Mehrheit römisch-katholisch ist – als auch Muslime verbinden ihren Glauben oft mit einheimischen ethnischen Religionen. Christen, die außerhalb der Großstädte leben, sind selbst dann extrem gefährdet, wenn sie anerkannte Positionen bekleiden, etwa Beamte sind und zum Beispiel als Lehrer arbeiten.
Die Unfähigkeit Malis, die Dschihadisten einzudämmen und zu kontrollieren, hat zu einem Sicherheitsdefizit geführt. Christen stehen in der Gefahr, ins Visier genommen, entführt und getötet zu werden; Schulen in kirchlicher Trägerschaft mussten schließen; Jungen werden zwangsweise für bewaffnete Gruppierungen rekrutiert und gezwungen, falls sie Christen sind, zum Islam zu konvertieren.
Weltanschauungen |
Anhänger |
% |
Christen |
490.000 |
2,3 |
Muslime |
19.047.000 |
88,7 |
Anhänger ethnischer Religionen |
1.909.000 |
8,9 |
Agnostiker |
25.300 |
0,1 |
2. Gibt es regionale Unterschiede?
Die meisten malischen Christen leben zwar im Süden des Landes, aber durch die Bedrohung der gesteigerten islamisch-extremistischen Aktivitäten im Norden und Nordosten des Landes geraten auch sie vermehrt unter Druck. Und auch im südlichen Teil des Landes gibt es kleine Gebiete, in denen zu einem gewissen Grad eine intensive Verfolgung herrscht.
3. Was sind die stärksten Triebkräfte der Verfolgung?
Islamische Unterdrückung
Im Jahr 2012 wurde der gemäßigte Islam in Mali abgelöst. Islamisten, die stark vom Wahhabismus und von globalen Trends der islamischen Radikalisierung und Politisierung beeinflusst sind, führten im Norden ein strenges Scharia-Regime ein. Sie zerstörten Kirchen und griffen Christen an. Auch die Christen und Gemeinden im Süden Malis werden zunehmend von wahhabitischen Gruppen unter Druck gesetzt.
Organisiertes Verbrechen und Korruption
Das Land liegt in der Sahelzone Westafrikas und umfasst riesige Wüstengebiete, die für die Sicherheitsbehörden schwer zu kontrollieren sind. Kriminelle Banden nutzen dies aus, um Drogen nach Westeuropa zu schmuggeln. Ein Großteil dieser Banden hat sich mit islamistischen Gruppen verbündet und verfolgt ebenso wie sie Christen. Viele frühere Tuareg-Rebellen, die den Sieg der Regierung und ihrer Verbündeten überlebt haben, sind heute kriminelle Akteure, die auf den illegalen Handel mit Waffen, Drogen und Menschen ausgerichtet sind.
Unterdrückung durch den Clan oder Stamm
Obwohl die meisten Menschen in Mali Muslime sind, vermischt sich ihr Glaube oft mit ethnisch-religiösen Stammespraktiken. In den abgelegenen Teilen des Landes sind die meisten Stammes- oder ethnischen Führer feindselig gegenüber Muslimen oder Christen eingestellt, die sich solchen Praktiken widersetzen. Das kann zu Zusammenstößen zwischen Stammesführern und Muslimen oder Christen führen.
Eine vollständige Übersicht aller im Land wirksamen Triebkräfte finden Sie im ungekürzten, englischen Länderprofil.
4. Welche Christen sind von Verfolgung betroffen?
Ausländische Christen und Arbeitsmigranten
Ausländische Christen können ihrem Glauben zwar mit großer Freiheit Ausdruck verleihen, sind jedoch ein leichtes Ziel für Entführungen.
Christen aus traditionellen Kirchen
Weniger als drei Prozent der malischen Bevölkerung sind Christen. Die meisten von ihnen gehören traditionellen Kirchen wie der Römisch-Katholischen Kirche an. Diejenigen von ihnen, die im Süden des Landes leben, haben im Vergleich zu den Christen im Norden relativ viel Religionsfreiheit, aber die Gefahr von Gewalt und Entführungen durch islamisch-extremistische Gruppen hat auch für sie im Berichtszeitraum zugenommen.
Christen anderer religiöser Herkunft (Konvertiten)
Christliche Konvertiten muslimischer Herkunft gibt es vor allem unter den Volksgruppen der Bozo und der Dogon. Zusätzlich zur Bedrohung durch islamisch-extremistische Gruppen, unter denen die meisten Christen in Mali leiden, werden Konvertiten in unterschiedlichem Maße auch noch von ihren Familien und ihrem sozialen Umfeld unter Druck gesetzt, dem christlichen Glauben abzuschwören.
Christen aus protestantischen Freikirchen
Dazu gehören charismatische und pfingstkirchliche Gemeinden, die vor allem im Süden Malis zu finden sind. Aufgrund ihrer Art des Gottesdienstes und ihrer Aktivitäten zur Weitergabe des Evangeliums ziehen solche Gemeinden häufig die Feindschaft der Gesellschaft auf sich.
5. Wie erfahren Christen Druck und Gewalt?
Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Die Summe der Wertungen aller sechs Bereiche (die maximale Punktzahl beträgt jeweils 16,7) ergibt die Gesamtpunktzahl und somit die Platzierung auf dem Weltverfolgungsindex. Das Verfolgungsmuster zeigt das Ausmaß von Druck und Gewalt, welche durch das Zusammenwirken der Triebkräfte hervorgerufen werden.
Privatleben
Christen muslimischer Herkunft erfahren von allen christlichen Gruppen in Mali die größten Schwierigkeiten in ihrem Privatleben, da sie von Familienangehörigen und Menschen aus ihrem sozialen Umfeld unter Druck gesetzt werden, ihren Glauben zu widerrufen. Allerdings müssen im Norden des Landes auch alle anderen Christen mit Schikanen und gewalttätigen Übergriffen rechnen, sollte ihr Glaube allgemein bekannt werden.
Familienleben
Der anhaltende militärische Konflikt in Mali hat die Ausübung des christlichen Glaubens zu einem Risiko gemacht. Anders als in vielen Ländern mit muslimischer Mehrheit ist der christliche Glaube in Mali zwar nicht per Gesetz verboten oder eingeschränkt, aber mit der Ausübung eines anderen Glaubens als des wahhabitischen Islam geht das Risiko gewaltsamer Repressalien von islamistischen Gruppen einher. Im Norden des Landes wurden Lehrkräfte eingeschüchtert und Kinder gezwungen, am Koranunterricht teilzunehmen; die islamistischen Gruppen forderten außerdem, dass Schulen, von denen viele von christlichen Organisationen betrieben werden, in Koranschulen umgewandelt werden. Muslimische Familien dulden die Abwendung eines Familienmitglieds vom Islam aus Gründen der Familienehre nicht und üben häufig Druck auf einen christlichen Konvertiten aus, damit er seinen christlichen Glauben aufgibt.
Gesellschaftliches Leben
Feindseligkeit und Gewalt sind zwar im Norden am schlimmsten, aber sie nehmen überall zu. Obwohl die Behörden Versuche unternommen haben, feindselige religiöse Propaganda zu verbieten, wird in den Moscheen immer entschiedener gegen Christen gepredigt. Der Druck auf die Bevölkerung in Zentralmali wächst, sich der Scharia unterzuordnen, obwohl diese in direktem Widerspruch zum säkularen Staatsgesetz steht.
In Regionen, die unter der Kontrolle islamistischer Gruppen stehen, werden Kirchen abgerissen und es wird jeder überwacht, der im Verdacht steht, Christ zu sein. Christen sind der Gefahr von Entführung, Vergewaltigung, Zwangsheirat und Ermordung ausgesetzt.
Leben im Staat
Mali ist offiziell ein säkularer Staat, der die Religionsfreiheit respektiert. Die islamisch-extremistischen Kämpfer im Norden lehnen jedoch dieses Konzept und die damit verbundene Freiheit ab. Da es nahezu keine politische und soziale Interessenvertretung für Christen in der Gesellschaft gibt, werden sie häufig unter Druck gesetzt, zum Islam zu konvertieren. Dieser Druck ist vor allem in der malischen Armee, den Sicherheitsbehörden sowie im Gesundheitswesen und Bankensektor zu spüren. In Mali zu reisen, ist als Christ, insbesondere als Missionar, extrem gefährlich geworden, nachdem sich in den letzten Jahren mehrfach Entführungen und Morde ereignet haben.
Kirchliches Leben
Christen, die versuchten, in den Norden zurückzukehren und beschädigte Kirchen zu reparieren, wurden schikaniert und angegriffen. Außerdem wurden christliche Binnengeflüchtete unter Androhung von Gewalt daran gehindert, Behelfskirchen zu bauen. Oft wird der Kontakt zu westlichen Nichtregierungsorganisationen, UN-Friedenstruppen oder verbündeten ausländischen Streitkräften von islamistischen Gruppen als „Evangelisierung“ ausgelegt. Unter diesem Vorwand greifen Ortsvorsteher und aufständische Gruppierungen wehrlose christliche Bevölkerungsgruppen oder deren Eigentum an.
Beispiele für Auftreten von Gewalt
- Viele Christen mussten aufgrund von Angriffen von Dschihadisten aus ihren Häusern fliehen, einige von ihnen leben nun in Lagern für Binnenvertriebene.
- Christliche Schulen und andere Einrichtungen wurden zerstört oder geschlossen. Für die Eröffnung und den Betrieb von Schulen forderten einige muslimische Religionsführer, es müsse eine muslimische Kleiderordnung und die Vermittlung des Koran in den Lehrplan aufgenommen werden.
- Am 6. Mai 2022 entführten unbekannte Bewaffnete einen Geistlichen des Dorfes Heremakono (in der Nähe der Stadt Diabaly im Kreis Niono).
6. Entwicklung in den letzten 5 Jahren
Jahr |
Platzierung |
Punktzahl |
2023 |
17 |
76 |
2022 |
24 |
70 |
2021 |
28 |
67 |
2020 |
29 |
66 |
2019 |
24 |
68 |
Die Punktzahl für Mali stieg um sechs Punkte im Vergleich zum Weltverfolgungsindex 2022. Dieser Anstieg und die damit verbundene Zunahme des Drucks auf die Christen in Mali begründet sich in verschiedenen Faktoren: Zum einen spielt die Präsenz von Söldnern eine Rolle; zudem versucht die schwache und korrupte, antiwestliche Regierung einige christliche Gruppen mit westlichen Regierungen in Verbindung zu bringen; und schließlich gibt es die dschihadistischen Gruppen, die ihre Aktivitäten ausgeweitet haben und das von der Regierung hinterlassene Sicherheitsvakuum nutzen.
7. Sind Frauen und Männer unterschiedlich von Verfolgung betroffen?
Frauen
Die wiederkehrenden Angriffe durch islamisch-extremistische Gruppen bedrohen Christinnen mit Entführung und Zwangsheirat. Dies betrifft zwar nicht nur christliche Mädchen, ist aber gängige Taktik islamisch-extremistischer Gruppen, um den Islam zu verbreiten, und deshalb eine weithin gefürchtete Bedrohung. Insbesondere Christinnen muslimischer Herkunft stehen in der Gefahr, belästigt, bedroht, sexuell missbraucht, körperlich misshandelt und sogar ermordet zu werden. Alleinstehende christliche Konvertitinnen werden zwangsverheiratet, und verheiratete Konvertitinnen werden zwangsgeschieden und verlieren möglicherweise ihre Kinder. Die Vertreibung aus dem Elternhaus bedeutet für eine Christin eine erhöhte Schutzlosigkeit, weil sie damit den Rückhalt und die Hilfe ihrer Familie verliert. Im Allgemeinen müssen Frauen sich an die islamische Kleiderordnung halten.
Männer
Während die Angriffe islamisch-extremistischer Gruppen in ganz Mali unvermindert andauern, sind vor allem christliche Männer aufgrund ihres Glaubens Morddrohungen und gewalttätigen, körperlichen Angriffen ausgesetzt. Für Männer in ländlichen oder abgelegenen Gebieten besteht die Gefahr, dass sie von gewalttätigen Gruppen – häufig Dschihadisten – entführt, getötet oder zwangsrekrutiert werden. Mit gezielten Angriffen auf Häuser und Geschäfte von Christen werden deren Familien in die Armut getrieben, und so wird die christliche Gemeinschaft geschwächt. Christen, insbesondere Konvertiten, werden durch soziale Ausgrenzung oder eingeschränkten Zugang zu Arbeit und Bildung unter Druck gesetzt. Verheiratete Konvertiten können auch zwangsweise von ihren Frauen geschieden werden.
8. Verfolgung anderer religiöser Gruppen
Neben Christen sind auch die Anhänger ethnischer Religionen eine religiöse Minderheit in Mali. Obwohl diese Glaubensrichtungen seit jeher mit dem Islam koexistierten, bedroht der Vormarsch islamischer Extremisten diese Koexistenz. Auch werden Schiiten auf örtlicher Ebene diskriminiert. Zudem werden Mitglieder der Fulani ins Visier genommen, weil einige Angehörige ihrer Volksgruppe in militante islamistische Gruppen verwickelt sind, die die Region terrorisieren.
9. Gebetsanliegen
Bitte beten Sie für Mali:
- Bitten Sie für Stabilität und für eine Normalisierung des Lebens in Mali, was entscheidend ist für die Verdrängung der extremistischen Gruppen und die Rückkehr des Friedens.
- Beten Sie für vertriebene Christen aus nördlichen Teilen Malis, die versuchen, ihr Leben in einer neuen Umgebung von vorne zu beginnen, nachdem sie alles verloren haben. Bitten Sie Jesus Christus darum, sie zu trösten und ihnen durch andere Christen praktische Hilfe zuteilwerden zu lassen.
- Beten Sie für die islamischen Extremisten, die sich gegen die Christen in Mali wenden. Beten Sie, dass Gott ihre Herzen erweicht und sie die Herrlichkeit seines Evangeliums und seiner Gnade wahrnehmen.
- Beten Sie für die malischen Christen, die erschöpft sind von einem Leben unter ständiger Bedrohung, Diskriminierung und Verfolgung. Beten Sie, dass der Heilige Geist sie stärkt, leitet und ihren Glauben neu entfacht.
- Beten Sie um Weisheit, Kraft und Gottes Leitung für die lokalen Partner von Open Doors, die Christen aufsuchen und diejenigen betreuen, die Hilfe, Trauma-Seelsorge, Bibeln und Schulungen zum Umgang mit Verfolgung benötigen.