Persönliche Berichte

Ägypten: Das Trauma abschütteln

Marco und Mina sahen ihren Vater sterben und lernen jetzt, ohne ihn zu leben

(Open Doors, Kelkheim) – Der Anruf am 27. Mai 2017 markierte einen Wendepunkt im Leben von Hanaa und ihren vier Kindern. Am anderen Ende hörte sie, wie ihr in Tränen aufgelöster Sohn berichtete, Islamisten hätten soeben seinen Vater niedergeschossen. Auf dem Weg zur Arbeit in einem Kloster war Hanaas Mann Ayad in einen Hinterhalt von Islamisten geraten (Open Doors berichtete). Als er sich weigerte, den islamischen Glauben anzunehmen, wurde er vor den Augen seiner beiden Söhne Marco (14) und Mina (10) tödlich verwundet.
 

Hanaa mit Söhnen und einer Tochter
Bild: Hanaa mit ihren Söhnen Mina und Marco und einer ihrer Töchter (v. rechts nach links) mit einem Bild von Ayad

Zu spät

„Ich erinnere mich, dass es ein sehr heißer Tag war. Deshalb fuhren Ayad und die beiden Jungs schon sehr früh zum Arbeiten ins Kloster. Er hatte dort mit den Glocken zu tun,“ berichtet die 42-Jährige. „Als das Telefon klingelte, saß ich gerade beim Frühstück mit unseren Töchtern.“ So schnell wie möglich fuhr Hanaa zusammen mit Verwandten zum Ort des Geschehens, und da noch kein Krankenwagen eingetroffen war, luden sie den schwer Verwundeten in ihr Auto. Doch er starb noch auf dem Weg zum Krankenhaus.

Angst davor, allein zur Toilette zu gehen

Der Schmerz des plötzlichen Verlustes war für Hanaa kaum zu ertragen. Doch sie sagt: „Während dieser Zeit habe ich Gottes Trost erlebt durch die vielen Besuche von Priestern und anderen, die sich um uns kümmerten.“ Sie schildert, dass auch der inzwischen 15-jährige Marco dadurch sehr ermutigt wurde und tapfer wie sein Vater sei. Und genau wie früher Ayad fährt Marco jetzt regelmäßig ins Kloster und arbeitet an den Glocken. „Er hat eine starke Beziehung zu Gott und besucht regelmäßig die Gottesdienste, besonders seit dem Tod seines Vaters.“ Doch Hanaa macht sich Sorgen um Mina: „Er hat immer Angst und traut sich kaum, irgendwo alleine hinzugehen – nicht einmal zur Toilette. Er kann auch nicht alleine schlafen, also schläft er neben mir.“

„Unser Herr ist stärker als ihre Verfolgung“

Ayads Tod ist für Hanaa eine schwere Bürde. „Er war nicht nur mein Ehemann, er war auch mein Freund, mein Bruder.“ Dennoch sagt sie im Blick auf ihr muslimisches Umfeld: „Obwohl wir hier in Oberägypten sehr verfolgt werden, lieben wir unsere muslimischen Nachbarn. Weil unsere Religion auf Liebe basiert und unser Gott ein Gott der Liebe ist. Diese harte Verfolgung selbst erlebt zu haben, hat meine Sichtweise nicht verändert: Ich bete immer noch für die Muslime und liebe sie. Unser Herr ist stärker als ihre Verfolgung.“

Bitte beten Sie für Marco, Mina und ihre Familie:

  • Beten Sie für Marco und Mina, dass Jesus beiden hilft, das Trauma des Erlebten zu überwinden – ganz besonders Mina.
  • Beten Sie auch um Trost für Hanaa, ihre beiden Töchter und die anderen Hinterbliebenen des Anschlags (insgesamt kamen 28 Christen ums Leben).
  • Danken Sie für die erstaunliche Vergebungsbereitschaft, die Hanaa wie so viele ägyptische Christen zeigt.
  • Beten Sie für alle extremistischen Muslime in Ägypten, dass Jesus ihnen die Augen öffnet und sie vor weiteren Bluttaten zurückschrecken.

 

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