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Indonesien: Erneute Demonstrationen gegen christlichen Gouverneur

Mehr als hunderttausend Demonstranten fordern Anklage wegen Blasphemie

(Open Doors, Kelkheim) – In der indonesischen Hauptstadt Jakarta sind zum zweiten Mal innerhalb eines Monats zehntausende Demonstranten gegen Basuki Tjahaja Purnama, den einzigen christlichen Gouverneur des Landes, auf die Straße gegangen. Sie forderten eine Anklage wegen Blasphemie und die Amtsenthebung Purnamas.

Manipuliertes Video sorgt für Blasphemie-Vorwürfe

Auf Plakaten waren Sätze zu lesen wie: „Eine muslimische Mehrheit will keinen Ungläubigen als Führer“. Jugendliche zeigten Bilder Purnamas im Fadenkreuz mit Einschussloch zwischen den Augen. Die Situation war durch eine Äußerung Purnamas ausgelöst worden, in der er eine Sure des Koran zitiert, die es Muslimen untersagt, den Koran für politische Zwecke zu nutzen. Ein manipuliertes Video der Rede Purnamas war im Internet aufgetaucht und hatte viele Muslime erzürnt, die Purnama vorwarfen, den Koran beleidigt zu haben.

Der Gouverneur hatte sich daraufhin entschuldigt und moderate muslimische Geistliche hatten zur Beruhigung aufgerufen. Doch die durch islamistische Gruppierungen aufgeheizte Stimmung hatte bereits zu große Kreise gezogen. Inzwischen hat auch die Polizei die Ermittlungen aufgenommen und Purnama zu der Situation befragt.

Indonesien

Richtungsweisende Situation für indonesische Christen

Beobachter fürchten nun um die Situation für religiöse Minderheiten in dem Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Trotz Anstrengungen der Regierung ist es nicht gelungen, die Radikalisierung moderater Muslime einzudämmen. Viele liefen bei den Demonstrationen gegen Purnama Seite an Seite mit islamistischen Hardlinern. Laut Experten besteht die Sorge, dass das Land in Richtung eines extremistischen Islam steuern könnte, sollte Purnama tatsächlich wegen Blasphemie verurteilt werden oder die anstehenden Wahlen aufgrund der Anschuldigungen verlieren.

Extremistische Islamisten versuchen immer mehr Einfluss in Indonesien zu gewinnen und schrecken auch vor Attentaten nicht zurück. Im August hatte ein Jugendlicher einen Pastor während des Gottesdienstes mit einer Axt attackiert, Anfang November war bei einem Brandanschlag auf eine Kirche ein zweijähriges Kleinkind gestorben. Indonesien nimmt aktuell Rang 43 auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors ein.

Bitte beten Sie

  • dass die Ermittlungen der Polizei ungestört vorangehen können und Gouverneur Purnama nicht wegen der Blasphemie-Anschuldigungen verurteilt wird.
  • um Schutz für die Christen im Land während dieser aufgeheizten Situation.