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Islamischer Extremismus in Indonesien

Hintergrundbericht - Immer wieder Angriffe auf Kirchen

(Open Doors) - In Indonesien nimmt der islamische Extremismus zu, warnt das Hilfswerk Open Doors. Immer wieder kommt es zu Anschlägen gegen Kirchen und christliche Gemeinden in einzelnen Landesteilen. Mitte September zündete ein Selbstmordattentäter auf der Insel Java vor einer Kirche in Solo seinen Sprengsatz. 27 Menschen wurde dabei verletzt. Der 31-jährige Täter soll der Terroristengruppe "Jammah Ansharut Tauhid" (JAT, Partisanen des Einsseins Gottes) nahe stehen. Erwartet wird nun, dass die indonesische Regierung hart gegen Gruppen wie den JAT vorgeht. Doch in der Praxis, so Beobachter, ist die Regierung eher zurückhaltend, was wiederum radikalen Kräften in die Hände spielt. Beobachter sehen in dem Anschlag in Solo ein neues Niveau bei Angriffen auf religiöse Minderheiten.

Indonesien nimmt auf dem Weltverfolgungsindex des überkonfessionellen Hilfswerks für verfolgte Christen Open Doors Platz 48 ein. Das Hilfswerk, das Christen und Gemeinden in Indonesien unterstützt, ruft zum Gebet für die schätzungsweise 15 Prozent Christen auf. Indonesien ist - gemessen an seiner Bevölkerungszahl - das größte muslimisch geprägte Land. Die große Mehrheit der indonesischen Muslime ist gemäßigt.

Radikalisierung fördert Terrorismus

Dem Setara-Institut für Demokratie und Frieden in Jakarta zufolge kam es im Jahr 2010 zu mindestens 75 Übergriffen auf Christen. Insgesamt wurden mehr als 216 Fälle ausgemacht, in denen die Religionsfreiheit verletzt wurde - ein Anstieg von acht Prozent gegenüber dem Jahr 2009. "Ein Problem in Indonesien ist die Radikalisierung des islamischen Selbstverständnisses und islamischer Lehren", so Dr. H. Nasaruddin Umar vom Religionsministerium gegenüber dem Informationsdienst Compass Direct. Extremistische Gruppierungen sind Gegner der von Indonesiens erstem Präsidenten Sukarno begründeten und immer noch anerkannten Doktrin der "Pancasila". Diese schreibt als ein Ziel der indonesischen Verfassung eine "Einheit in der Vielfalt" fest, zu der auch Religionsfreiheit und Demokratie gehören. Keine religiöse Gruppe soll laut Verfassung bevorzugt und keine diskriminiert werden.

Die bekannteste der Extremistengruppen ist die "Front Pembela Islam" (FPI – Islamische Verteidigungsfront), die 1998 vom in Saudi-Arabien ausgebildeten Muhammad Rizieq Syihab gegründet wurde. Im März wurden ein FPI-Anhänger und acht weitere schuldig gesprochen, im September 2010 eine Pastorin der "Batak Christian Protestant Church" in West-Java mit einem Knüppel niedergeschlagen und auf einen Leiter dieser Gemeinde eingestochen zu haben. Christen und Menschenrechtsaktivisten haben die milden Urteile von nur fünf bis sieben Monaten Haft verurteilt. Laut einer WikiLeaks-Veröffentlichung wurde die US-Botschaft im Mai 2006 darüber informiert, dass ein ranghoher Beamter der nationalen Polizei der FPI Gelder zugespielt habe. Der FPI nahe stehende Gruppen und Beamte setzen sich über bestehende Gesetze hinweg und verletzen die Rechte von Minderheiten, ohne eine Bestrafung fürchten zu müssen.

Härteres Vorgehen gefordert

Um der Bedrohung durch den wachsenden Extremismus Herr zu werden, müssten staatliche Behörden auf allen Ebenen eine aktive Rolle spielen. Doch in der Praxis, so Beobachtungen von Open Doors, verhalten sie sich besonders auf lokaler Ebene eher passiv. Die protestantische "Yasmin-Kirche" in Bogor südlich von Jakarta (Westjava) beispielsweise bleibt entgegen einer höchstrichterlichen Anweisung weiterhin vom Bürgermeister Diani Budiarto versiegelt. Ein Gemeindemitglied beklagte, dass gegen den Bürgermeister nicht eingeschritten wurde. Bei seiner Wahl im Jahr 2008 soll er von der größten islamischen Partei Indonesiens, der "Prosperous Justice Party" (PKS), unterstützt worden sein. Die PKS will, dass der Islam eine zentrale Rolle im öffentlichen Leben spielt, und steht in dem Ruf, einige extremistische Gruppen stillschweigend zu unterstützen. Die Yasmin-Gemeinde versammelt sich nun jeden Sonntagmorgen auf der Straße.

Wachsender Druck auf die Politik

Untersuchungen des Setara-Instituts für Demokratie und Frieden zeigen, dass Extremistengruppen alle Gesellschaftsschichten durchsetzt haben, darunter den MUI, den indonesischen Ulema-Rat. Dieses Gremium vertritt alle indonesischen muslimischen Gruppen gegenüber der Regierung. Aufgrund des wachsenden Einflusses extremistischer Gruppierungen auf einige etablierte muslimische Organisationen scheint die Regierung mit Gegenmaßnahmen außerordentlich zurückhaltend zu sein. Doch sich allein um Terroristen zu kümmern, hilft möglicherweise nicht viel. Zunächst müsse der Extremismus gestoppt werden, der den Nährboden für Terrorismus bildet, so Rumadi vom Wahid-Institut in Jakarta, einer Nichtregierungsorganisation, die eine liberale Ausrichtung des Islam propagiert. "Die Regierung ist nicht willens, die Extremistengruppen zu kontrollieren", sagte er. Sie wolle nicht als "anti-islamisch" gelten.

Regierungsstellen spielen die Bedrohung durch islamische Extremisten herunter und weisen darauf hin, dass diese zahlenmäßig sehr gering seien. Ein einheimischer Christ, Mitglied der Studentenbewegung, sagte, dass die Extremisten zwar die Demokratie benutzten, um ihre Absichten durchzusetzen. Ihr langfristiges Ziel sei jedoch, die Demokratie zu beseitigen und einen islamischen Staat zu errichten: "Wenn sie nicht gestoppt werden, können die Radikalen das gemäßigte Indonesien in ein weiteres Pakistan oder Afghanistan verwandeln."

Gebetsanliegen:

  • Bitte beten Sie für die Opfer der Anschläge auf Kirchen und Gemeindehäuser.
  • Beten Sie für die Pastoren und Leiter, dass sie ihren Gemeinden Mut machen und ihnen klare Wegweisung geben können.
  • Beten Sie für die indonesischen Behörden, dass sie dem Druck der extremistischen Muslime standhalten und gerechte Entscheidungen im Sinne der Verfassung treffen.
Quelleu.a. Compass Direct