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Kenia

Kenia: Gründonnerstag ein Jahr nach Massaker von Garissa

 

Open Doors erinnert an systematische Verfolgung von Christen im Nordosten

(24. März 2016) – Am 23. März kehrten Mitarbeiter von Open Doors aus Kenia zurück, wo sie Christen und Leiter verschiedener Kirchen trafen, um ihnen zum Jahrestag des Anschlags auf die Universität in Garissa Mut zuzusprechen. Es war der Gründonnerstag 2015, als dort Al Shabaab Milizen über 140 christliche Studenten gezielt und kaltblütig massakrierten.

Anschlag in Garissa: nur die Spitze des Eisberges

Kenia ist zwar zu etwa 80% christlich, im Grenzgebiet zu Somalia gibt es jedoch eine muslimische Bevölkerungsmehrheit von 90%. Die aus Somalia stammende islamistische Gruppierung Al Shabaab will in Somalia sowie der benachbarten Küstenregion von Kenia und Tansania einschließlich Sansibar ein Kalifat errichten. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgen die Islamisten eine Strategie, zu der sowohl konstanter Druck als auch massive und gezielte Anschläge gehören.

Mehrere blutige Übergriffe, zumeist durch Al Shabaab, haben Kenia seit 2012 schwer erschüttert, wobei jeweils Christen von Muslimen getrennt und teils grausam ermordet wurden. Die größten Anschläge im Überblick:
21. September 2013 – Überfall auf die Westgate Mall in Nairobi mit 67 Ermordeten;
22. November 2014 – Überfall auf einen Reisebus, 28 christliche Insassen getötet;
2. Dezember 2014 –36 christliche Arbeiter eines Steinbruchs bei Mandera ermordet;
2. April 2015 – Massaker an der Universität von Garissa.
Bei weiteren Anschlägen, zumeist auf Kirchen, wurden ebenfalls gezielt Christen ermordet.

Auswirkung auf Bevölkerung und Kirchen

Nicht erst beim Überfall auf die Universität von Garissa forderten die Angreifer alle Nicht-Muslime auf, die Region zu verlassen. Behördenmitarbeiter und beispielsweise Lehrer werden systematisch und gezielt bedroht. Viele von ihnen, auch Geschäftsleute, sind als Folge des Anschlags in andere Teile Kenias umgezogen. Etwa 2.000 Lehrer haben ihre Versetzung beantragt. Die Verunsicherung hat zu einem drastischen Einbruch der lokalen Wirtschaft in Garissa geführt.

Augenzeugen berichteten Open Doors von einem stark veränderten Straßenbild nach den Anschlägen: "Christen wagten sich kaum noch auf die Straße, alle hatten Angst." Die örtlichen Kirchen haben ihr Programm auf den sonntäglichen Gottesdienst reduziert, die Besucherzahlen liegen bis heute deutlich unter denen vor dem Anschlag. "Meine Verwandten haben mich aus Angst noch nicht wieder besucht, dass ihr heute zu uns kommt, bedeutet uns sehr viel!", betonte ein Pastor gegenüber den Open Doors Mitarbeitern aus Deutschland. Open Doors steht in engem Kontakt zu den Pastoren und leistet Hilfe.

"Wir dürfen nicht aufgeben!"

Nach Monaten der Schließung wurde Anfang 2016 der Lehrbetrieb an der Universität wieder aufgenommen. Ein Mitglied der Fakultät, selbst Zeuge des Anschlags, kommentierte: "Wir dürfen nicht aufgeben, sonst hat Al Shabaab gewonnen." Auf dem Gelände sind nun 30 Polizeibeamte stationiert, darunter der Polizeichef von Garissa. Als überzeugter Christ stellte er nüchtern fest: "Es gibt keine absolute Sicherheit, wir sind auf Gottes Hilfe angewiesen. Bitte beten Sie auch für uns Polizeibeamte!"

Open Doors Deutschland will ein Jahr nach den schrecklichen Geschehnissen in Garissa auf die Situation der bedrängten Christen in Kenia aufmerksam machen: "Die Christen leiden unter den Traumata der verheerenden Anschläge. Gerade jetzt, nach Paris und Brüssel, verstehen wir, wie wichtig es ist, denen beizustehen, die ständig mit der Angst vor weiteren Anschlägen leben müssen. Wir wollen die Christen in Kenia deshalb zu Ostern besonders ermutigen, ihren Glauben an Jesus Christus nicht zu verstecken", sagt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland.

Auf dem Open Doors Weltverfolgungsindex 2016 belegt Kenia Rang 16, im Jahr 2014 war es noch auf Platz 43. Die Christen im Land bitten um Gebet – nicht nur zu Ostern.

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Bild (Link zu hoher Auflösung): Beim Doppelanschlag auf die Städte Mpeketoni und Poroko tötete Al Shabaab 52 Christen und zerstörte ihre Häuser. Wer keine muslimischen Gebete aufsagen konnte, hatte keine Chance.

Für Fotos und Interviews mit Markus Rode wenden Sie sich bitte an unser Pressebüro.

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Über Open Doors
Weit mehr als 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Open Doors ist als überkonfessionelles christliches Hilfswerk seit über 60 Jahren in rund 60 Ländern im Einsatz für verfolgte Christen. Jährlich veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Projekte von Open Doors umfassen Hilfe zur Selbsthilfe, Ausbildung von christlichen Leitern, Engagement für Gefangene, Nothilfe und Trauma-Arbeit, die Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur sowie die Unterstützung von Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf.
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