Persönliche Berichte

Nordkorea: Hunger, Naturkatastrophen und die „Geisterkrankheit“

Die humanitäre Situation verschlimmert sich weiter, Christen leiden unter verstärkter Überwachung

(Open Doors, Kelkheim) – Überschwemmungen verschlimmerten Anfang August die in Nordkorea herrschende humanitäre Notsituation noch weiter. Und auch wenn das Regime weiterhin erklärt, dass es keinen einzigen Covid-19-Fall im Land gebe, kämpfen die Behörden zudem gegen eine Ausbreitung des Virus, das die Nordkoreaner „Geisterkrankheit“ nennen. „Die Menschen können krank sein, ohne es zu wissen. Sie sind meist schon unterernährt. Dann sterben sie plötzlich schnell. Manche fallen sogar einfach tot auf den Boden“, sagt Bruder Simon*, der Koordinator von Open Doors für den Dienst unter Nordkoreanern. „Es ist ein unsichtbarer Killer.“ Die nordkoreanische Regierung hat keine medizinischen Möglichkeiten, dagegen vorzugehen – sie kann das Leben der Bevölkerung nur noch stärker überwachen und einschränken, als sie es ohnehin schon tut.

Eine Nordkoreanerin sammelt Gras um daraus eine Mahlzeit zuzubereiten (Archivbild)
Eine Nordkoreanerin sammelt Gras, um daraus eine Mahlzeit zuzubereiten (Archivbild)

Überflutungen gefährden die Ernte

Schwere, anhaltende Regenfälle führten Anfang August zu Überflutungen in den Provinzen Hwanghae-Nord und Hwanghae-Süd, den wichtigsten Reisanbaugebieten Nordkoreas. Hunderte Häuser wurden durch die Fluten beschädigt und große Anbauflächen überschwemmt. Zehntausende Helfer wurden in die betroffenen Regionen entsandt, um die Evakuierung der Anwohner zu unterstützen. Die Europäische Kommission geht davon aus, dass durch die Regenfluten und Wirbelstürme die Wohnungen von mehr als 5 Millionen Menschen beschädigt werden könnten. Die Naturkatastrophe gefährdet die diesjährige Reisernte, was die humanitäre Krise weiter zu verschlimmern droht. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen sind mehr als 40 % der Bevölkerung unterernährt und auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Keine Hilfe aus dem Ausland erwünscht

Am 14. August erklärte Staatschef Kim Jong Un, dass Nordkorea aufgrund der Covid-19-Pandemie die infolge der Flut entstandenen Schäden ohne ausländische Hilfe bewältigen werde, um zu vermeiden, dass so das Virus ins Land gelange. Nach offiziellen Angaben gibt es bislang immer noch keine Covid-19-Fälle in Nordkorea, obwohl die bislang ergriffenen Maßnahmen nahelegen, dass das Land sich in einem erbitterten Kampf gegen die Ausbreitung des Virus befindet.

Die Vereinten Nationen erklärten, bereit zu sofortiger Nothilfe in den Überschwemmungsgebieten zu sein, wenn Nordkorea darum bitte. Das nordkoreanische Regime sei jedoch nicht willens, Vertretern der Vereinten Nationen freien Zugang ins Land zu gewähren, weil es verhindern wolle, dass die zahlreichen Menschenrechtsverstöße bekannt würden, erklärte Timothy Cho*, ein geflüchteter Nordkoreaner. Nordkorea nimmt auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors seit Jahren den ersten Platz ein und ist somit das Land, in dem Christen aufgrund ihres Glaubens am härtesten verfolgt werden. Allein der Besitz einer Bibel kann dazu führen, dass eine ganze Familie hingerichtet wird oder zumindest in eines der gefürchteten Straflager kommt. Dort sind Folter und Tod allgegenwärtig; die Menschen müssen harte Zwangsarbeit unter gefährlichen Umständen leisten, hungern und manche werden für chemische Tests missbraucht.

Grenzschutz verschärft

Bereits vor der Corona-Pandemie war es für die heimlichen Christen in Nordkorea nur unter äußersten Vorsichtsmaßnahmen möglich, sich zu treffen; die zusätzliche Einschränkung der Bewegungsfreiheit macht geheime Treffen außerhalb der Kernfamilie nahezu unmöglich. Um die Verbreitung von Covid-19 zu verhindern, wurden auch die Sicherheitsmaßnahmen an der Grenze zu China weiter verschärft, nachdem in den vergangenen Wochen Schmuggelversuche und illegale Grenzübertritte zwischen China und Nordkorea zugenommen hatten. Dadurch ist es für die nordkoreanischen Christen schwieriger, durch Kontakte zu Christen in China lebensnotwendige Hilfe und geistliche Stärkung zu erhalten. Über Untergrundnetzwerke stehen in China Essen, Medikamente, Winterkleidung und andere Hilfsgüter bereit. Doch Bruder Simon erklärt: „Zuerst muss Gott eine Tür öffnen. Sobald die Menschen aus dem Land herauskommen können, können wir ihnen die Mittel zum Überleben geben. Kürzlich hatten wir eine Gelegenheit, etwas Nothilfe weiterzugeben. Wir warten auf die nächste.“

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

Bitte beten Sie für Nordkorea:

  • Beten Sie um Schutz der nordkoreanischen Bevölkerung vor Covid-19 und darum, dass sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet.
  • Beten Sie um Versorgung für die hungernden Nordkoreaner und darum, dass Christen genug haben, um mit anderen teilen zu können und so Jesu Liebe weiterzugeben.
  • Beten Sie, dass die Grenze zu China wieder durchlässiger wird, und um offene Türen, um dringend benötigte Hilfsgüter ins Land zu bringen.
  • Beten Sie, dass die Christen Jesu Nähe und Fürsorge erleben und in ihrem Glauben gestärkt werden.

Vielen Dank für Ihr Gebet

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