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Sudan: Kirchenkomplex mit Bibelschule angegriffen

Christen fühlen sich isoliert und schutzlos - Südsudanesen an Ausreise gehindert

(Open Doors) - Im Sudan geraten Christen immer stärker unter Druck. Auch in der Hauptstadt Khartum kommt es vermehrt zu Angriffen. Wie Open Doors erfahren hat, haben islamische Extremisten am vergangenen Wochenende das Gelände der Anglikanischen Kirche in der Wohngegend Sawafi in Khartum angegriffen und mehrere Gebäude zerstört. Auf dem Komplex befinden sich auch mehrere Gemeinderäume, die von anderen Denominationen genutzt werden sowie eine Bibelschule. Zerstört wurden die Versammlungsräume der äthiopischen sowie der indischen Gemeinde und ein Gemeindehaus, das vorwiegend von südsudanesischen Christen genutzt wird. Zudem gibt es auf dem Komplex ein Altersheim, eine Klinik, Klassenräume und Unterkünfte für Studenten und Mönche.

Sudan: zerstörte Unterkünfte der Studenten der Bibelschule auf dem Kirchenkomplex in Khartum/Open DoorsDie Bibelschule der "Sudan Presbyterian Evangelical Church" wurde von den Extremisten niedergebrannt. Das Feuer in der "Gerief Bible School" am 21. April vernichtete die gesamte Büroausstattung, Bibliotheksliteratur und persönliche Habseligkeiten von Studenten. Verletzt wurde niemand. Bereits am 9. April hatte ein Mob aus radikalen Muslimen damit gedroht, die Schule zu zerstören. Das Gebäude stehe auf dem "Land des Islam". Zwar konnte die Polizei die Menge vom Kirchengelände vertreiben, doch die Männer drohten damit, sich das Land mit Gewalt zu nehmen. Wie Augenzeugen der "Sudan Tribune" berichteten, habe es sich bei dem Angriff am Wochenende um dieselbe Gruppe gehandelt. (Foto Open Doors: zerstörte Schlafräume)

Wie ein örtlicher Kontaktmann von Open Doors, der das Gelände nach dem Angriff besucht hatte, berichtete, habe ein Imam der nahegelegenen Moschee die Männer zu dem Angriff angestachelt. Muhammad Abdel Kareem gelte als äußerst extremistisch. Bei dem Angriff sei es nicht um die Aneignung des Grundstücks gegangen, hieß es, sondern vielmehr darum, südsudanesische Christen anzugreifen. "Das Ausmaß der Zerstörung zeigt deutlich, dass der wütende Mob es darauf angelegt hat, das Gelände zu zerstören", so der Kontaktmann.

Open Doors bittet um Gebet für die Christen im Sudan. Denn die Berichte über Vorfälle und Übergriffe gegen Christen, insbesondere in Khartum, häufen sich. Ihre unsichere rechtliche Stellung im Norden fördert die Feindseligkeit gegenüber Südsudanesen.

Sudan: zerstörter Versammlungsraum der äthiopischen Gemeinde auf dem Kirchenkomplex in Khartum/Open Doors

Bereits am Freitag, dem 13. April, kam es in Omdurman (Khartum) zu einem Zwischenfall. Drei Polizisten unterbrachen einen Gottesdienst und forderten dessen Beendigung. Es habe Beschwerden vonseiten der örtlichen Moschee gegeben; die christliche Gemeinde mache während ihrer Gebetszeiten zu viel Lärm. Trotz der polizeilichen Verwarnung setzte die Gemeinde ihren Gottesdienst fort. (Foto Open Doors: zerstörter Raum der äthiopischen Gemeinde in Khartum)

Wie das "Sudan Catholic Radio Network" berichtete, sind in Nyala (Dafur) Mitarbeiter der kirchlichen Hilfsorganisation "SudanAid" verhaftet worden. Gemeindeleiter der Gegend fühlen sich schutzlos und isoliert und fürchten, dass sich die Aggressionen gegen Christen weiter verstärken.

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Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rückte der Sudan um 19 Positionen gegenüber dem Vorjahr nach oben auf Platz 16. Die Gründe hierfür sind vor allem eine höhere Zahl von Übergriffen gegen Christen und Kirchen. Die sudanesische Regierung strebt die strikte Anwendung des islamischen Rechts (Scharia) an. Nach der Abspaltung des Südens vom Norden des Landes im Juli 2011 sehen sich Christen im Norden zunehmend Angriffen und einer regelrechten Vertreibungsstrategie ausgesetzt. Viele haben den Sudan bereits in Richtung Südsudan verlassen. Schätzungsweise 500.000 Menschen, die südsudanesischen Volksgruppen entstammen, gelten im Norden nun als Ausländer. Viele von ihnen haben jedoch nie im Süden gelebt. Am 8. April ordneten sudanesische Behörden an, dass sich alle Südsudanesen binnen 30 Tagen registrieren oder das Land verlassen müssen. Hunderte von Südsudanesen wurden jedoch in den darauffolgenden Tagen daran gehindert, Flugzeuge Richtung Juba (Südsudan) zu besteigen. Zur Begründung hieß es, für die Ausreise seien besondere Dokumente nötig.

Bitte stellen Sie sich im Gebet hinter die Christen im Sudan, um sie zu ermutigen und zu stärken.

  • Beten Sie, dass die Christen im Sudan ihre Gottesdienste ungehindert feiern können.
  • Beten Sie für die betroffenen Studenten der niedergebrannten Bibelschule. Sie sind jetzt anderweitig untergebracht, doch die meisten von ihnen haben ihren Besitz und ihre Studienunterlagen verloren.
  • Beten Sie, dass die Kirche im Sudan immer wieder die Gelegenheit hat, ein Zeugnis für Jesus zu sein und selbst in ihrem Glauben gestärkt wird. In der Bibelschule wurden vor allem Gemeindeleiter unterschiedlicher Konfessionen für ihren Dienst geschult.