Persönliche Berichte

Syrien: Neue Gewalt nach einem friedlichen Osterfest

Eine syrische Christin berichtet, welche Ängste und Hoffnungen sie bewegen

(Open Doors, Kelkheim) – Die christliche Gemeinschaft in Syrien lebt weiterhin in großer Anspannung. Obwohl sich Berichte von Massakern an Christen im März als Falschmeldung erwiesen haben, kommt es immer wieder zu Drohungen und vereinzelten Übergriffen gegen sie. Auf der anderen Seite konnten die Christen Ostern ohne Zwischenfälle oder Einschränkungen feiern. Die syrische Christin Juliette* blickt auf die letzten Wochen zurück und gibt einen Einblick in die Situation in ihrer Heimat.

Eine Kirche in Damaskus
Die Kirchen wollen Zufluchtsorte sein - doch nach dem Anschlag auf eine Kirche fühlen sich Christen auch dort unsicher. (Symbolbild)

Neue Ängste nach Brandanschlag auf Kirche

Anfang April übergossen Unbekannte die Wände der St. Georgskirche in der Gegend des Dorfes Bloudan mit Benzin und setzten das Gebäude in Brand. Außerdem warfen sie zwei Sprengsätze durch das Fenster der Kirche, die allerdings durch Gottes Gnade nicht explodierten. Anwohner halfen zusammen mit den Sicherheitskräften, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Anschließend trafen sich die Beamten mit örtlichen Kirchenleitern, um die Identität der Angreifer zu ermitteln.

„Dieser Anschlag hat mich zutiefst erschüttert,“ sagt Juliette. „Ich mache mir Sorgen, dass er sich in einer anderen Kirche wiederholen könnte, vielleicht sogar während eines Gottesdienstes, wenn wir alle dort versammelt sind. Der Vorfall hat mir neu den Blick für meine Ängste geöffnet, insbesondere was die Sicherheit der christlichen Gemeinschaft in ganz Syrien betrifft. Zum Glück war dieser Angriff bisher ein Einzelfall. Dass die Angreifer aber bis heute unbekannt sind, hinterlässt bei mir ein tiefes Unbehagen.“

Osterfeierlichkeiten wie gewohnt

Trotz dieser Erschütterung gingen die Feierlichkeiten der Osterwoche ihren gewohnten Gang. Es herrschte eine Atmosphäre der Zuversicht und es blieb friedlich. Einheiten des Militärs zeigten sichtbare Präsenz und sorgten für die Sicherheit der Gottesdienstbesucher. In vielen Städten überbrachten Regierungsvertreter den örtlichen Bischöfen Grüße. Auch als kurz darauf Papst Franziskus starb, sprach man von Regierungsseite den katholischen Geistlichen das Beileid aus. Ein Bischof der der chaldäischen Kirche berichtete daraufhin: „Ich glaube, dass die neuen Behörden beginnen, uns zu verstehen. Es scheint, dass unsere Entscheidung, Ostern normal zu feiern, richtig war.“

23 christliche Familien zur Flucht gezwungen

Ende April kursierte in den sozialen Medien eine Sprachnachricht, an der viele Muslime Anstoß nahmen. Sie wurde fälschlicherweise der drusischen Gemeinschaft zugeschrieben und löste sofort Unruhen aus. Bewaffnete Gruppen griffen in Drusengebieten die Bewohner an und töteten einige von ihnen. Als drusische Soldaten begannen, ihre Familien zu verteidigen, eskalierte die Lage und über 100 Menschen kamen ums Leben.

„Ich kenne eine Mutter aus Dscharamana, einer drusisch geprägten Stadt,“ sagt Juliette. „Als sie mir einige Tage nach den Angriffen davon erzählte, zitterte ihre Stimme immer noch. Sie berichtete: ,Wir hatten alle große Angst, und obwohl niemand aus unserer Familie zu Schaden gekommen ist, fühlen wir uns immer noch unsicher. Wir haben Angst, dass der Kreislauf der Gewalt niemals enden wird.‘ Viele Eltern fühlen sich ohnmächtig und fragen sich, wer ihre Kinder schützen kann“, ergänzt Juliette.

In dem Dorf Sawara al-Kubra, das an der Straße zwischen Damaskus und Suweida liegt, brannten Unbekannte Häuser von Christen nieder und plünderten sie. Etwa 23 christliche Familien verloren so ihre Geschäfte und Häuser; etwa 80 Personen mussten Zuflucht in der örtlichen Kirche suchen, da sie nach dem Brand ihrer Häuser obdachlos waren.

Juliette schließt: „All das zeigt, wie prekär die Lage in meinem Land ist. Bitte betet weiter für Syrien.“

*Name geändert

Bitte beten Sie für die Christen in Syrien:

  • Danken Sie Jesus für die lebendige christliche Gemeinschaft in Syrien und für ein gesegnetes Osterfest.
  • Danken Sie für alle Bemühungen der neuen Regierung bislang, die Christen zu schützen und ihnen respektvoll zu begegnen.
  • Beten Sie um Versorgung, Heilung und eine neue Perspektive für die 23 obdachlos gewordenen Familien.
  • Beten Sie um Schutz für die Christen angesichts der unveränderten Bedrohung durch extremistische Gruppierungen und Einzelpersonen.
  • Beten Sie, dass die Christen nicht von Angst bestimmt werden, sondern dass sie all ihre Hoffnungen auf Jesus richten und im Glauben gestärkt werden.
  • Beten Sie um göttliche Weisheit und Unterscheidungsvermögen für alle Kirchenleiter und Verantwortlichen.

 

Vielen Dank für Ihr Gebet

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