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Türkei: Der Fall Andrew Brunson zeigt schwierige Lage der Christen

Protestantische Kirchen berichten von Unterdrückung und massiven Einschränkungen

(Open Doors, Kelkheim) – Christen in der Türkei werden in ihrem Recht auf Religionsfreiheit massiv eingeschränkt. Der sehr starke religiöse Nationalismus in der Gesellschaft sorgt für hohen Druck auf die Christen. Zahlreiche ausländische Mitarbeiter christlicher Gemeinden mussten in den letzten Jahren das Land verlassen oder ihr Visum wurde nicht verlängert. 2019 hat sich dieser Trend fortgesetzt [Open Doors berichtete], mehr als 30 Pastoren und Gemeindemitarbeiter waren betroffen. Dass sogar mit Verhaftungen gegen ausländische Christen vorgegangen wird, erlebte Andrew Brunson aus den USA, der gemeinsam mit seiner Frau Norine 23 Jahre als Pastor einer Gemeinde in der Türkei gedient hatte. Sein Prozess erregte weltweit Aufsehen. Wegen einer konstruierten Anklage auf Grundlage falscher Zeugenaussagen drohte ihm lebenslange Haft.

Am 23. Mai spricht Pastor Brunson via Livestream beim Open Doors Tag über seine Zeit im Gefängnis und wie Gott ihn lehrte, den Menschen zu vergeben, die ihm Unrecht angetan haben.

Andrew Brunson diente 23 Jahre gemeinsam mit seiner Frau Norine als Pastor in der Türkei (Foto: Josh and Alexa Adams)
Andrew Brunson diente 23 Jahre gemeinsam mit seiner Frau Norine als Pastor in der Türkei (Foto: Josh and Alexa Adams)

Vereinigung Protestantischer Kirchen in der Türkei berichtet von andauernder Diskriminierung

Die im Januar 2009 gegründete Vereinigung Protestantischer Kirchen fördert deren Einheit und vertritt nach außen deren Anliegen gegenüber der Regierung. Jährlich veröffentlicht die Vereinigung einen Bericht zur Situation der Religionsfreiheit für Christen. Der aktuelle Bericht vom März 2020 meldet gegenüber den Vorjahren einen Rückgang der Vorfälle von Hassrede, die zu Gewalt gegen Christen sowie deren Kirchen und Organisationen führte. Durch die scharfe Rhetorik der Regierung haben jedoch Misstrauen sowie Widerstand der Gesellschaft gegen die Christen zugenommen, die Verkündigung des Evangeliums ist schwieriger geworden. Ende 2019 gab es landesweite Kampagnen mit Verbreitung von Broschüren und Plakaten mit Hassparolen gegen das Weihnachtsfest.

Für die mehr als 170 großen und kleinen Gemeinschaften der Vereinigung ist es weiterhin schwierig, Räume für Gottesdienste und Versammlungen zu finden, auch weil sie rechtlich nicht anerkannt sind. Es konnten zwar Stiftungen oder Vereine gegründet werden, doch deren Versammlungsräume gelten nicht als Stätten für das Feiern von Gottesdiensten. Da eine eigene Ausbildungsstätte für Geistliche nicht erlaubt ist, hatten oft ausländische Mitarbeiter Leitungsaufgaben in Gemeinden übernommen. Nun wurden viele von ihnen ausgewiesen oder man verweigerte ihnen die Wiedereinreise in die Türkei. Ihnen wird eine „Bedrohung der öffentlichen Ordnung und/oder der nationalen Sicherheit“ vorgeworfen.

Die 173.000 Christen im Land brauchen unser Gebet

Michael Bosch, Analyst der Abteilung World Watch Research von Open Doors, sagt dazu: „Dies kann nur als Vergeltungsmaßnahme für den Fall Brunson gewertet werden, weil Präsident Erdogan dem Druck der amerikanischen Regierung nachgeben musste [die USA hatte die Freilassung von Pastor Brunson gefordert und die Türkei mit Sanktionen mit schwerwiegenden Folgen für die Wirtschaft des Landes überzogen]. Es scheint, dass in Präsident Erdogans Augen Christen Teil einer westlichen Invasion der islamischen Türkei sind, denen Vergeltung gebührt.“

Unter den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex 2020, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden, steht die Türkei aktuell auf Rang 36. Von den 83 Millionen Einwohnern sind etwa 173.000 Christen. Sie brauchen unsere Unterstützung und Gebete.

Bitte beten Sie:

  • für die leitenden Mitarbeiter der christlichen Gemeinden, dass sie im Glauben gestärkt werden, um weiterhin das Evangelium des Friedens zu verkünden.
  • für die Einheit aller christlichen Kirchen und Gemeinschaften, damit sich allen Menschen in der Türkei Gottes Liebe und Erkenntnis offenbart.
  • für alle Christen im Land, dass sie trotz Einschüchterungen und Feindseligkeiten nicht in ihrer Liebe nachlassen und weiter die Botschaft der Errettung durch Jesus Christus verkünden.

Vielen Dank für Ihr Gebet

Unser Gebet macht einen Unterschied – wie viel es unseren verfolgten Geschwistern bedeutet, lesen Sie hier

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