Persönliche Berichte

ZAR: Gefangen „zwischen Hammer und Amboss“

Präsidentschaftswahlen am 27. Dezember – Christen hoffen auf einen guten Wahlausgang

(Open Doors, Kelkheim) – Um ein Uhr mittags, während der Feldarbeit, beschlich Pastor Zoundji* eine seltsame Vorahnung. „Ich weiß nicht, warum, aber ich dachte nur an meine beiden jüngsten Kinder und meine Nichte zu Hause.“ Er brach die Arbeit ab, um nach den Kindern zu sehen. An diesem Tag im Jahr 2013 überfielen Séléka-Rebellen seine Heimatstadt und hinterließen eine Spur von Tod und Verwüstung; Pastor Zoundji und seine Familie wurden zu Flüchtlingen. Wenn am 27. Dezember der neue Präsident der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) gewählt wird, hoffen er und viele andere auf eine neue, stabile Regierung, die dem Land Frieden und Versöhnung bringen wird.

Pastor Zoundji sprach mit Mitarbeitern von Open Doors die ihn im Flüchtlingslager von Bria besuchten
Pastor Zoundji sprach mit Mitarbeitern von Open Doors, die ihn im Flüchtlingslager von Bria besuchten

Tägliche Not und schmerzhafte Erinnerungen

Pastor Zoundji*, ein Mann in den 50ern, betreut eine Gemeinde von etwa 200 Menschen im größten Lager für Binnenvertriebene in der Zentralafrikanischen Republik. Das Lager befindet sich in der zentral gelegenen Stadt Bria und beherbergt etwa 30.000 Menschen. Die meisten von ihnen sind Christen. „Wir leben hier zwischen Hammer und Amboss“, beschreibt Zoundji im Gespräch mit Mitarbeitern von Open Doors ihre Lage. Sie müssen die Not des Lagers in Kauf nehmen, weil in der umliegenden Wildnis weitgehend Anarchie herrscht. Die Rebellen verlangen „Mautgebühren“ und erpressen jeden, dem sie begegnen. Wer ins Krankenhaus muss, ist auf die Unterstützung von Hilfsorganisationen angewiesen.

Pastor Zoundji erinnert sich gut an die überstürzte Flucht von seiner Farm im Jahr 2013, als er und seine Familie um Haaresbreite den angreifenden Rebellen entkamen und über Wochen im Dschungel ums Überleben kämpften.

Für Zoundji und viele andere Christen steht außer Zweifel, dass ihre muslimischen Nachbarn den Aufstand von langer Hand vorbereitet und mit Hilfe von externen Söldnern durchgeführt haben.

Unterdrückung, Misstrauen und eine Überraschung

Bria war früher eine christlich geprägte Stadt, aber das hat sich geändert. Viele Séléka-Anhänger sind hierher geströmt. Vor der Krise gab es in der Stadt 11 Moscheen, mittlerweile sind es über 20, einige von ihnen sogar zweistöckig. Die christlichen Gemeinden haben mindestens sieben Pastoren und leitende Mitarbeiter verloren, die meisten ihrer Gebäude liegen in Trümmern. Vier Gemeinden haben geschlossen. „Die Muslime wollen nicht, dass wir beten. Sie sagen, wir müssen Muslime werden. Das geht schon seit Beginn der Krise so und dauert bis heute an“, beschreibt Pastor Zoundji den stetigen Druck auf seine Gemeinschaft.

Es wird Jahre dauern, bis das Vertrauen wiederhergestellt ist. „Mein muslimischer Nachbar hat versucht, mich anzurufen, damit ich mir mein Zuhause anschaue, aber ich weigerte mich zu gehen, weil ich wütend und verängstigt war.“ Schließlich gab Zoundji nach und machte sich zu Fuß auf den Weg. „Als ich zu meinem Nachbarn kam, waren andere Muslime bei ihm. Er stand auf, kam auf mich zu und stellte mich seinen Freunden vor. Ich war so verängstigt. Aber zu meiner Überraschung legten sie etwas Geld zusammen, kauften Tee und Zucker und bedienten mich! Er berichtete, wie er die Kirchentür verbarrikadiert und sein eigenes Leben riskiert hatte, um zu verhindern, dass andere Muslime sie plündern! Aber irgendwann im Jahr 2017 konnte er sie nicht mehr fernhalten.“

Vertrauen auf Gott – Gebet für die Wahlen

„Ich danke Gott, dass er mich bis heute beschützt und unterstützt hat“, sagt Zoundji. „Es war sehr schwer, aber wir sind immer noch da. Wir werden weitergehen in dem Wissen, dass nur Gott uns beschützen kann.“

Auch die Präsidentschaftswahlen am 27. Dezember können großen Einfluss auf die Lage im Land haben. Die Christen in der Zentralafrikanischen Republik bitten uns, für diese wichtige Weichenstellung zu beten.

*Name geändert

Bitte beten Sie für die verfolgten Christen in der Zentralafrikanischen Republik:

  • Danken Sie Jesus dafür, dass er Pastor Zoundji und seine Familie bislang bewahrt und versorgt hat.
  • Beten Sie für die vielen geflohenen Christen in Bria und an anderen Orten, dass sie wieder in ihre Heimatdörfer und Häuser zurückkehren können.
  • Beten Sie um Versöhnung zwischen den verfeindeten Parteien und vor allem ein gutes Miteinander von Muslimen und Christen.
  • Beten Sie, dass die Wahlen am 27. Dezember friedlich verlaufen und die neue Regierung sich mit aller Kraft für Frieden und Versöhnung im Land einsetzt.
  • Beten Sie, dass die Christen wie Pastor Zoundji die Botschaft der Versöhnung in Christus unerschrocken ausleben und verbreiten.

Vielen Dank für Ihr Gebet

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