Nordafrika: „Papa, warum werfen die Leute Steine nach uns?“

Der Stein verfehlt Simons* Gesicht nur knapp. Erschrocken klammert er sich noch fester an die Hand seines Vaters, mit dem er unterwegs ist. Ein weiterer Stein fliegt an ihnen vorbei; sie können gerade noch ausweichen. Muslih* erwidert den Blick seines fünfjährigen Sohnes, der ängstlich zu ihm aufsieht. „Lass uns nach Hause gehen“, sagt er. Simons Angst verwandelt sich in Enttäuschung. Es ist ein heißer Tag und die beiden wollten in der Stadt zusammen ein Eis essen. Tröstend streicht Muslih seinem Sohn über den Kopf, während er im Stillen betet. „Es ist so schwer, Vater. Ich möchte nicht, dass mein Sohn so leiden muss.“
 

Nordafrika
Symbolbild

Als Muslih und seine Frau Fadila* vor einigen Jahren den Entschluss gefasst hatten, in diese Gegend am Rand der Sahara zu ziehen, hatten sie damit gerechnet, dass man ihnen feindselig begegnen würde. Die nächste Kirche lag mehrere Autostunden entfernt. Doch sie wagten diesen Schritt im Vertrauen auf Jesus, ihren Herrn, dem sie als Pastorenehepaar dienen wollten. Wie erwartet, stießen sie auf erbitterten Widerstand. Die Leute warfen Steine nach ihnen und versuchten, ihr Haus anzuzünden. Eines Tages wurde Fadila auf der Straße so sehr verprügelt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste. Verglichen damit waren Muslih und Simon an diesem Tag noch glimpflich davongekommen.

„Papa, warum werfen die Leute Steine nach uns? Warum mögen sie uns nicht, was haben wir falsch gemacht?“, fragt Simon, nachdem sie auf kürzestem Weg nach Hause zurückgekehrt waren. Muslih lächelt. „Simon, wir sind anders, weil wir Jesus nachfolgen. Die Menschen in unserer Stadt haben einen anderen Glauben.“ Als Fadila eintritt, erzählt Muslih ihr kurz, was geschehen ist. Sie seufzt. „Ich dachte, es würde besser werden.“

Als die drei anschließend zusammen beten, wie sie es immer nach solchen Erlebnissen tun, bat auch Simon um Vergebung für die Angreifer. Nachdem er das Zimmer verlassen hat, um mit seinen Autos zu spielen, beginnt Fadila zu weinen. „Warum lassen sie uns nicht in Frieden, warum muss Simon unter all dem leiden?“, schluchzt sie.

Die Sorge um ihren Sohn ist das Schlimmste für die Eltern. Wenn der Druck zu groß zu werden droht, fahren sie für ein paar Tage weg, um sich zu erholen und zusammen etwas Schönes zu erleben. „Zu wissen, dass Jesus uns berufen hat, hilft mir sehr“, sagt Muslih. „Manchmal haben wir Angst, aber Jesus ist immer bei uns. Es hilft mir zu wissen, dass andere Menschen für uns beten.“

*Name geändert

Blickpunkt Kinder