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Ägypten: Gemeinde feiert in zerstörter Kirche

Polizei verhindert bereits genehmigten Wiederaufbau

(Open Doors, Kelkheim) – In Ägypten findet das Weihnachtsfest gemäß dem julianischen Kalender am 7. Januar statt. Rechtzeitig zu diesem Tag wollte in diesem Jahr eine koptisch-orthodoxe Kirchengemeinde nahe der Stadt Bani Suwif (Oberägypten) ihr neues Kirchengebäude fertigstellen. Doch die Polizei verhinderte das Projekt, so dass die Christen ihr höchstes Fest des Jahres in einem auf den Ruinen notdürftig errichtetem Zelt begehen mussten.

Festtagskleidung und Düngemittelsäcke

Das Weihnachtsfest der Koptisch-Orthodoxen Kirche liegt am Ende einer traditionellen 40-tägigen Fastenzeit und wird mit einem oft vierstündigen Gottesdienst am Vorabend des Weihnachtstages begangen. Viele Christen kleiden sich zu dem besonderen Anlass neu ein, für die Frauen ist ein Friseurbesuch obligatorisch. Die Kirchen sind festlich geschmückt und erstrahlen in hellstem Lichterglanz. Anders in der erwähnten Ortschaft bei Bani Suef: Hier bestanden die Vorbereitungen im eifrigen Aneinandernähen von Düngemittelsäcken, aus denen große Decken zur Nutzung als Zeltplanen gefertigt wurden. Über die zerstörte Kirchenruine gespannt, boten sie der Gemeinde ein Mindestmaß an Schutz vor dem Elementen – ein mehr als kärglicher Rahmen für das diesjährige Weihnachtsfest.

Sozialer Friede angeblich durch Wiederaufbau gefährdet

Im vergangenen Jahr war das baufällige Kirchengebäude von den Behörden zum Abriss freigegeben worden. Gleichzeitig wurde dem örtlichen Priester "Vater George" eine Baugenehmigung für eine neue Kirche erteilt. Doch örtliche Sicherheitskräfte widerriefen bald darauf die Genehmigung und bestellten Vater George auf die Polizeistation. Dort wurde er aufgefordert schriftlich zu beeiden, dass die Gemeinde auf einen Wiederaufbau verzichten werde. Der leitende Polizeibeamte begründete dies damit, "den sozialen Frieden im Dorf wahren" zu wollen. Derartige Formulierungen werden in der Regel verwendet, wenn es um die Beschwichtigung ortsansässiger muslimischer Extremisten geht.

Präsident Al-Sisi stellt Wiederaufbau zerstörter Kirchen in Aussicht

Die Schwierigkeiten, in Ägypten eine Genehmigung für den Bau oder auch nur die Renovierung von Kirchgebäuden zu bekommen, existieren bereits seit langem. Ähnliches gilt für Fälle wie den oben geschilderten, wo bereits Genehmigungen vorliegen, der Druck von extremistischen Muslimen oder aus der Bevölkerung jedoch eine Umsetzung des Bauvorhabens vereitelt.

Ein ganz anderes Signal sandte jetzt der amtierende Präsident Abd al-Fattah al-Sisi, selbst Muslim, bei dem Besuch eines Weihnachtsgottesdienstes in Kairo aus. Er versprach, alle in den vergangenen Jahren bei Ausschreitungen zerstörten Kirchengebäude wieder aufbauen zu lassen und bat sogar um Entschuldigung für das zögerliche Vorgehen der Regierung in dieser Hinsicht. Ein ähnliches Versprechen hatte al-Sisi bereits nach der Zerstörungswelle gegen koptische Kirchen im August 2013 gegeben.

Auf dem Weltverfolgungsindex rangiert das Land aktuell an 23. Stelle unter den Ländern, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quelle: Open Doors

Bitte beten Sie für die Christen in Ägypten

  • Danken Sie für den unerschütterlichen Glauben vieler ägyptischer Christen
  • Danken Sie für einen Präsidenten, der Gottesdienste besucht und die Christen schützt
  • Beten Sie für einen Rückgang des Einflusses muslimischer Extremisten auf das Land und besonders die Behörden

Hinweis: Weltverfolgungsindex 2016 - Am 13. Januar 2016 veröffentlicht Open Doors den neuen Weltverfolgungsindex. Bitte beten Sie mit, dass viele Entscheidungsträger in Kirchen, Medien und Politik dadurch bewegt werden, sich für verfolgte Christen einzusetzen.