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Algerien: Berufungsverfahren für Abdelkrim Siaghi vertagt

Christ kämpft gegen Urteil wegen religiöser Anklagen

 

(Open Doors) - In Algerien hat ein Gericht das Berufungsverfahren des nach dem geltenden Antibekehrungsgesetz verurteilten Christen Abdelkrim Siaghi auf unbestimmte Zeit vertagt. Einziger positiver Aspekt dabei ist: Siaghi bleibt bis zur endgültigen Urteilsverkündung auf freiem Fuß. Es ist das jüngste Beispiel für die Taktik der algerischen Behörden, Christen ohne offizielles Gerichtsurteil durch Ungewissheit unter Druck zu setzen. Das Land belegt auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors den 22. Platz unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden.

Strafe trotz fehlender Beweise

Der 29-Jährige Christ muslimischer Herkunft aus Oran hatte Berufung eingelegt, nachdem er Ende Mai wegen Beleidigung des islamischen Propheten und der Weitergabe einer christlichen CD zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war - die Höchststrafe bei Verstößen gegen Artikel 144 des Strafgesetzbuches. Er hatte einem interessierten Nachbarn eine CD mit christlichem Inhalt geschenkt. Der zuständige Richter hat bislang vergeblich versucht, Beweise für die Anschuldigungen beizubringen und deshalb den Anhörungszeitpunkt mehrfach verschoben. Für den 1. Dezember war nach Angaben von Siaghi's Anwalt mit der Urteilsverkündigung gerechnet worden. Doch die entsprechende Anhörung wurde auf unbestimmte Zeit vertagt. "Das Prozedere der Anhörung zu unserem Einspruch ist eigenartig, da der erste Richter aufgrund derselben Aktenlage schon die Höchststrafe verhängt hat – fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von umgerechnet etwa 2.040 Euro", kommentiert Mustapha Krim, Präsident der Protestantischen Kirche von Algerien. Bemerkenswert an dem Urteil sei nicht nur die Schwere der Strafe, sondern auch die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft lediglich zwei Jahre Haft und 510 Euro Strafe gefordert hatte. Wird das Urteil bestätigt, muss Siaghi die Haftstrafe antreten.

Verzögerungstaktik

Nach Angaben von Experten haben die Gerichte in der Vergangenheit üblicherweise Urteile zugunsten von Christen hinausgezögert, um Unruhen unter örtlichen Muslimen zu vermeiden. Gleichzeitig ließen sich die Richter auch bis zur abschließenden Urteilsverkündung immer viel Zeit, um internationalen Kritikern keine Angriffsfläche wegen Verstoßes gegen Grundrechte und mangelnder Religionsfreiheit zu geben. Im Fall von Habiba Khouider, die im Jahr 2008 wegen illegaler Religionsausübung angeklagt wurde, hat die Staatsanwaltschaft von Tiaret seither keine weitere Anhörung angesetzt. Behörden hatten bei Khoider christliche Literatur gefunden. Nach Einschätzung von Krim scheuen die Richter möglicherweise eine klare Entscheidung in Siaghi's Fall. "Das bietet dem Richter einen ehrenhaften Ausweg. Er kann das Verfahren für mehrere Monate oder sogar Jahre schweben lassen, wie etwa bei Habiba Khouider aus dem Jahr 2008, und immer darauf verweisen, dass der Fall noch nicht abgeschlossen ist", erklärt Krim.

Das Hilfswerk Open Doors, das in Algerien verschiedene Projekte zur Unterstützung verfolgter Christen unterhält, bittet, für den Christen sowie die kleine christliche Minderheit in dem nordafrikanischen Land zu beten.

Gebetsanliegen:

  • Beten Sie um Gottes Trost und Kraft für Abdelkrim Siaghi sowie für einen fairen Prozessausgang.
  • Beten Sie für die algerischen Christen, von denen viele in kleinen Dörfern leben und dort großem Druck durch Familie und Nachbarn ausgesetzt sind.
  • Beten Sie für die christlichen Leiter um Weisheit und Mut im Umgang mit den Behörden und gesetzlichen Restriktionen.

 

 

QuelleCompass Direct