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Baldiger Machtwechsel in Nordkorea?

BERICHT: Volk leidet unter großer Hungersnot - Glaube im Untergrund im Christenverfolgerstaat Nr. 1

(Open Doors) - Nordkorea bereitet sich auf die Einsetzung des Nachfolgers des bisherigen Staatschefs Kim Jong-Il vor. Es wird erwartet, dass sein dritter Sohn Kim Jong-Un ins Zentralkomitee der Arbeiterpartei gewählt wird. Dies wird vermutlich ohne großes Aufsehen während des Parteitages - möglicherweise - vom 9. und 12. September 2010 in der Hauptstadt Pjöngjang geschehen.

Unterdessen leidet das nordkoreanische Volk an den Folgen der Lebenmittelknappheit. Immer wieder bringen sich Menschen aus Verzweiflung um, berichten einheimische Kontaktpersonen dem Hilfswerk Open Doors. In mehr als 50 Ländern - darunter auch Nordkorea - unterstützt das überkonfessionelle Werk verfolgte Christen. Nordkorea gilt seit Jahren als Christenverfolgerstaat Nummer 1. Nahezu 70.000 Christen sind in Straflagern unter grausamen Bedingungen eingesperrt. Derzeit läuft die Gebetskampagne "Bete für Nordkorea", mit der Open Doors dazu aufruft, für das geschundene Land zu beten.

Nordkorea: monumentale Statue des verstorbenen Kim Il SungEin Volk leidet
Wie einheimische Kontaktpersonen Open Doors berichteten, ist es landesweit schwer, lebensnotwendige Waren zu bekommen. Deshalb hungern die Menschen und viele sterben an Unterernährung. Im vorigen November ließ das Regime im Rahmen einer Währungsreform zwei Stellen der Landeswährung Won streichen. Die Bevölkerung durfte ihr Geld wechseln. Der Wechselkurs lag bei 100:1. "Im besten Fall bekam man 100 Won zurück. Das ist gerade genug, um ein paar Kilo Reis zu kaufen", sagt Simon (Name geändert) Open Doors-Kontaktmann für Nordkorea. "Die Preise schossen in die Höhe. Die Menschen waren verzweifelt. Eine Frau verkaufte Lebensmittel, doch am nächsten Tag war ihr Geld wertlos. Daraufhin brachte sie sich aus Verzweiflung um. Kurz vor der Währungsreform kauften viele Luxusgüter wie Fernseher. Nutzloses Zeug, aber im Endeffekt bekam die Regierung, was sie wollte: Geld, das benötigt wird, um das Regime zu stärken", so Simon.

Berichtet wurde Open Doors auch, dass die Bevölkerung keine Lebensmittelrationen mehr von der Regierung erhält. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2010 seien Lebensmittel nur zeitweise und nur in einigen Städten verteilt worden. Zu allem Übel wurde das Land während dieser Zeit auch noch von starken Regenfluten heimgesucht. Einheimische Kontaktpersonen berichteten, dass in den Regionen Hamkung, Yanggang und Jagang Menschen verhungert sind. Einige Koreaner verglichen die letzten Monate mit den schlimmsten Phasen der Hungersnot in den 1990er Jahren.

ein nordkoreanischer BauerProteste von Bürgern
Nach Einschätzung von Nordkoreanern droht die Gesellschaft in Nordkorea auseinander zu fallen. Die Wirtschaft sei vollständig zum Erliegen gekommen. Schon jetzt protestierten Bürger offen gegen Entscheidungen der Regierung. Diese Proteste führten gelegentlich zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Bevölkerung und der Polizei. Derartige Zusammenstöße sind ein seltenes Phänomen in dem Überwachungsstaat Nordkorea, der ein weitreichendes Netz an Spitzeln hat. "Noch vor 15 Jahren wurde Kim Jong-Il wie ein Gott angesehen, doch all die Jahre des Hungers haben die Menschen desillusioniert", sagt Simon. "Die Menschen haben aufgehört, den Lügen zu glauben. Immer, wenn sie ihre Hoffnung in den Führer gesetzt haben, hat er sie enttäuscht."

Erst kürzlich habe Nordkorea wieder Dutzende von Geheimagenten nach China ausgesandt, um Flüchtlinge aufzuspüren. "Jeder Überläufer soll aufgespürt werden". Abtrünnige würden als destabilisierende Kräfte gesehen. Wenn sich die Spitzen der Partei jetzt im September und vor dem Gründungstag der "Partei der Arbeit" im Oktober treffen, steige auch der Druck auf Flüchtlinge, sagt Simon weiter.

Glauben im Untergrund
Trotz all dieser Gerüchte über einen bevorstehenden Machtwechsel konzentrieren sich nordkoreanische Christen nicht auf die Politik. Die jetzige Generation der Christen kennt nichts anderes als Verfolgung. Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors steht Nordkorea an der Spitze der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Seit über zehn Jahren ist das Werk mit nordkoreanischen Christen in Kontakt und hilft Untergrundgemeinden mit Bibeln, Schulungen sowie Nahrungsmitteln. In der sogenannten freien Welt ruft Open Doors mit Gebetskampagnen zur geistlichen Unterstützung der verfolgten Christen in Nordkorea auf.

Nordkorea: eine HausgemeindeIn einem aus dem Land geschmuggelten Brief schreibt ein Gemeindeleiter: "Nachdem ich euer Studienmaterial erhalten haben, sind die Gläubigen hier voller Freude. Euer Vertrauen, eure Liebe und euer Glaube uns gegenüber treibt uns in unserer Liebe zu Jesus Christus noch mehr an. Wir werden immer besser in der Organisation unserer Gemeinde und darin, den Gläubigen mit Hilfe eurer Unterstützung zu dienen. Ich bin sehr stolz darauf, zu sehen, dass sich das geistliche Leben der Christen mehr und mehr stabilisiert. Ihr Leben ist jeden Tag in Gefahr und dennoch folgen sie Jesus nach. Das wäre ohne die unermüdliche Unterstützung niemals möglich gewesen." (Bild: ein Hausgemeinde in Nordkorea)

Die dritte Generation der Familie Kim könnte nun die Regierungsgewalt übernehmen. Seit Kim II Sung in den vierziger Jahren zum Führer des Landes wurde, haben die Kims versucht, die christliche Gemeinde im Land auszurotten. Ohne Erfolg. Rund 200.000 Christen treffen sich heimlich im Untergrund - die Zahl könnte noch höher liegen.

Gebetsanliegen:

  • Beten Sie für die Menschen in Nordkorea, die verzweifelt sind und teilweise nicht wissen, wie sie den morgigen Tag überleben sollen.
  • Beten Sie für die Christen im Untergrund. Möge Gott sie immer wieder ermutigen. Sie geben Hilfslieferungen auch an Landsleute weiter. Beten Sie für Weisheit und für Schutz bei der Verteilung.
  • Beten Sie für die Regierung, dass sie Entscheidungen zum Wohl des Landes und besonders der Christen trifft.