Nachrichten

Bhutan: „Friedliche Christenverfolgung“

Schließung eines Versammlungshauses nach Beschwerden von Anwohnern

 

(KELKHEIM, 26. August 2016) – Am 8. August hat eine lokale Behörde im buddhistischen Bhutan die Schließung eines Gebäudes angeordnet, das seit dem Jahr 2008 als informelles Gebetshaus genutzt wurde. Die Räumung und Zerstörung des Hauses musste ohne jeden Aufschub erfolgen, nachdem bereits am 7. August ein Aufgebot von 15 Polizisten den laufenden Gottesdienst unterbrochen hatte. Die über 100 Mitglieder umfassende Gemeinde hat zurzeit keine Möglichkeit, sich zu versammeln. Open Doors hat die Betroffenen besucht.

Buddhistischer Glaube als Basis für Anwohnerbeschwerden

Das als Versammlungshaus genutzte Gebäude war im November 2008 inmitten einer Arbeitersiedlung zu dem Zweck errichtet worden, den Christen einen Ort zum gemeinsamen Gebet zu bieten. Bereits seit längerem hatte diese Nutzung des Gebäudes nach Aussagen der Polizei zu Beschwerden von Anwohnern geführt. In der Anordnung vom 8. August heißt es nun: "Die Bewohner der Ortschaften […]* haben den Behörden wiederholt zur Kenntnis gebracht, dass Sie und Ihre Gruppe das Christentum praktizieren … Dies hat bei den Anwohnern Anstoß erregt, und sie haben ihre Missbilligung über diese Praxis angesichts hier üblicher Glaubensüberzeugungen zum Ausdruck gebracht. […] Da die Dorfgemeinschaft die genannte Situation nicht gutheißt, ist diese Behörde nicht in der Lage, irgendwelche Unterstützung [bei der Suche nach einem alternativen Versammlungsort] zu leisten."

Erstmals schriftliche Anordnung

Wegen des offenkundigen Missfallens der Anwohner hatte der zuständige Pastor Jeremiah* bereits am 16. Juli ein Schreiben an die Behörden gerichtet. Darin bat er um die Genehmigung, das Haus auch weiterhin für die gemeinsamen Gebetstreffen nutzen zu dürfen. Diese Hoffnung wurde nun durch die Anordnung der Behörden zunichte gemacht. Nach Auskunft des örtlichen Kirchenleiters Pastor Tenzin* ist dies der erste Fall, bei dem die Anordnung in einem formellen Schreiben übermittelt wurde. "Die Christen loszuwerden ist offenbar für die zuständigen Behörden von höchster Priorität", schlussfolgert der Geistliche.

Landesweit keine einzige Kirche – drastische Mieterhöhungen

Obwohl die Zahl der Christen in Bhutan zunimmt, ist der christliche Glaube offiziell nicht als Religion anerkannt. Es gibt im ganzen Land kein einziges Kirchengebäude. Gemeinden treffen sich heimlich in Privathäusern und sind darum bemüht, keinen Anstoß bei ihren Nachbarn zu erregen. Denn sobald christliche Aktivitäten entdeckt werden, drohen unangenehme Konsequenzen – nicht nur vonseiten der Regierung: "Nachdem wir in der zweiten Augustwoche ein Seminar für Ehepaare bei Pastor Andro* durchgeführt haben, erhöhte der Vermieter plötzlich seine Miete von 11.500 auf 25.000 Ngultrum [entspricht von 152 auf 330 Euro]", berichtet ein weiterer Pastor.

"Die Verfassung Bhutans gewährt Religionsfreiheit, aber der Buddhismus ist untrennbar mit der nationalen Identität verknüpft. Wir rühmen uns, ein friedliches Land zu sein. Deshalb übt die Regierung fast keine Gewalt gegen Christen aus. Sie verfolgen uns ‚friedlich‘", konstatiert ein weiterer Christ.

Open Doors unterstützt die Christen in Bhutan durch Schulungsprogramme und materielle Hilfe. Auf dem Weltverfolgungsindex rangiert das Land aktuell an 38. Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quelle: Open Doors

* Namen von Personen und Orten aus Sicherheitsgründen geändert oder nicht veröffentlicht

Bitte beten Sie für die betroffenen Christen!

  • Beten Sie für Pastor Jeremiah und seine Gemeinde, dass sie einen neuen Versammlungsort finden und im Glauben gestärkt werden.
  • Beten Sie für Pastor Andro und in ähnlicher Weise Betroffene, dass sie Gottes Versorgung erleben, gleich in welcher Form.
  • Beten Sie um Gunst für die Christen bei lokalen Behörden und bei der Regierung, damit Gottesdienste ungehindert stattfinden können.