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Blutbad in Ägypten: Christen jetzt nicht alleine lassen

Open Doors befürchtet weitere Eskalation - Interesse am Evangelium wächst

(Open Doors) - Nach dem Blutbad vom vergangenen Sonntag in Kairo ist die Stimmung in Ägypten weiterhin sehr gereizt. Es wird eine weitere Eskalation der Situation befürchtet, die die Kluft zwischen Muslimen und Christen vertiefen könnte. Denn auch nach dem Sturz von Machthaber Mubarak ist es immer wieder zu Angriffen auf Kirchen gekommen. Das Hilfswerk Open Doors appelliert, den Christen in Ägypten gerade jetzt beizustehen und für sie zu beten. Es gelte, sie in dieser schwierigen Zeit nicht alleine zu lassen.

In Kairo waren am 9. Oktober überwiegend koptische Demonstranten vor dem als Maspero bekannten Sitz des staatlichen Fernsehens gezogen, um dagegen zu protestieren, dass immer wieder Kirchen und Christen angegriffen werden. Aus der friedlich begonnenen Kundgebung wurde ein Gewaltexzess: Schlägertrupps griffen Christen an; das Militär ging mit Panzern gegen die Menschengruppen vor. 26 Menschen starben, hunderte wurden verletzt. Die meisten Opfer sollen Christen gewesen sein.

Ägypten: Christen beim Gebet in der el Dobara Kirche in KairoGebetsbewegung weltweit

Nach dem Gewaltakt vom vergangenen Sonntag haben Leiter koptischer Kirchen und anderer christlicher Gemeinden in Kairo zu dreitägigen Trauer- und Fastengebeten von Mittwoch bis Freitag (12. bis 14. Oktober) aufgerufen. "Diesem Beispiel sollten Christen in aller Welt nun folgen, und mit einer Gebetsbewegung geschwisterliche Verbundenheit zeigen", sagt Markus Rode, Leiter des Hilfswerkes Open Doors in Deutschland. "Wir sind schockiert über das Vorgehen gegen die Christen und unser Mitgefühl gilt den Familien der Opfer und den Verletzten. Wir hoffen und beten, dass sich dieser blutige Sonntag nicht wiederholt." (Foto: Gebetsgottesdienst in einer Kairoer Kirche/Open Doors)

Sorge um Eskalation

Zuletzt hatten extremistische Muslime am 30. September die koptische Kirche "Mar-Gerges" in Elmarenab im oberägyptischen Assuan niedergebrannt sowie Häuser und Geschäfte von Christen in der Umgebung geplündert und zerstört. Der Angriff erfolgte kurz nach dem muslimischen Abendgebet, bei dem Geistliche in über 20 Moscheen zur Zerstörung der Kirche aufgerufen hatten. Die "Mar-Gerges" ist die dritte Kirche, die in den vergangenen sieben Monaten niedergebrannt wurde.

Enttäuschte Hoffnung

Nach der Öffnung des Landes war gerade unter der christlichen Minderheit die Hoffnung gewachsen, künftig besser vor Angriffen islamistischer Fanatiker geschützt zu werden. Doch die unverminderten Angriffe auf Christen und Kirchen in den Monaten nach dem Sturz Mubaraks haben diesen Hoffnungen einen empfindlichen Dämpfer versetzt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation "Egyptian Union for Human Rights" sind in den vergangenen Monaten mehr als 100.000 koptische Christen aus Ägypten ausgewandert. Sie fühlten sich von Islamisten eingeschüchtert und fürchteten, deren Angriffen schutzlos ausgesetzt zu sein.

Ägypten: Kinder vor einer Kirche/Open DoorsEinsatz für Ägypten und positive Signale

Das christliche überkonfessionelle Hilfswerk Open Doors unterstützt seit Jahren Christen in Ägypten, die wie Bürger zweiter Klasse behandelt oder aufgrund ihrer Entscheidung, den christlichen Glauben anzunehmen von muslimischen Familienangehörigen verfolgt werden. Zu den Projekten gehören u.a. Glaubenskurse, die Verteilung von Bibeln von Kinderbibeln sowie Ausbildungs- und Hilfsprogramme für verarmte christliche Familien. Mitarbeiter berichten von positiven Entwicklungen: Viele Pastoren, Gemeindeleiter und -mitglieder wollen aktiv ihre Fähigkeiten in die Entwicklung ihrer Heimat einbringen.

Unter Muslimen steige das Interesse am christlichen Glauben, nicht zuletzt aufgrund christlicher Programme im Fernsehen via Satellit und Internet. So seien die Downloads der online-Bibel auf christlichen Websites in den vergangenen Monaten gestiegen. Die Zahl der Christen muslimischer Herkunft sei in den vergangenen fünf Jahren stark gewachsen. Auch wurde in mehreren Fernseh-Talkshows das Thema Christenverfolgung zum ersten Mal öffentlich diskutiert. Gemeinden im ganzen Land halten spezielle Gebetstreffen ab, um für die politische, gesellschaftliche und geistliche Entwicklung des Landes zu beten. (Foto: Kinder vor einer Kirche/Open Doors)

Gebetsanliegen:

  • Beten Sie für die Christen in Ägypten und besonders für die Kirchenleiter, damit sie besonnen und im Sinne des Evangeliums gute Zeugen Jesu sind und ihre Gemeinden durch diese angespannte Zeit führen.
  • Beten Sie für Zurückhaltung unter den Jugendlichen und jungen Männern. Nach jedem Angriff kochen die Emotionen auch unter Christen hoch.
  • Beten Sie für die Regierung in Ägypten.
  • Danken Sie für die zahlreichen Projekte, die die Christen in Ägypten in ihrem Glauben stärken.