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Indien: Fast jeden Tag Angriffe auf Christen

Angeblich 500.000 Christen von Hindu-Extremisten "zurückbekehrt"

 

(Open Doors, Kelkheim) – Im Jahr 2015 gab es in Indien mit 355 gemeldeten Übergriffen nahezu einen Angriff auf Christen pro Tag. Das berichtete das "Catholic Secular Forum", eine christliche Interessenvertretung mit Sitz in Mumbai. Nur wenige Tage vor der Veröffentlichung des Berichts am 18. Januar waren im Bundesstaat Madhya Pradesh 12 Personen unter dem Vorwurf verhaftet worden, gegen das dort geltende Anti-Bekehrungsgesetz verstoßen zu haben.

Antibekehrungsgesetze, Morde, Vergewaltigungen

Während die in Madhya Pradesh Verhafteten allerdings keine Christen waren und die Polizei in ihrem Fall vermutlich einer unzureichend geprüften Anschuldigung nachging, dienten Anti-Bekehrungsgesetze landesweit als Basis für hunderte Verhaftungen von Christen. Die Gesetze richten sich offiziell gegen jeglichen Wechsel der Religionszugehörigkeit, der mittels "Verführung" oder "Gewaltanwendung" herbeigeführt wurde. In der Praxis liefern sie häufig allerdings nur den rechtlichen Rahmen, um gegen Christen mit hinduistischem Hintergrund vorzugehen.

Joseph Dias, Hauptverantwortlicher des "Catholic Secular Forum", erklärte im Gespräch mit Open Doors: "Unter den 355 Übergriffen waren 200 schwere Vorfälle." Dazu gehörten die Ermordung von sieben Pastoren, Vergewaltigungen von Nonnen sowie zahlreiche Verhaftungen. Die unrühmliche Rolle der Regierung illustrierte er an zwei Beispielen.

Auch ausländische Kirchenmitarbeiter schikaniert

Schwester Bertilla Capra, eine italienische Nonne, arbeitet seit über 40 Jahren unter Leprakranken. Kürzlich verwehrten ihr die Behörden die fällige Erneuerung ihres Visums. Der russisch-orthodoxe Priester Hegumen Seraphim wurde bei der Ausreise am Flughafen von Chennai in Gewahrsam genommen und sieben Stunden lang von den Sicherheitsbeamten ohne Nahrung festgehalten. Die eingeschaltete russische Botschaft nannte den Vorgang "inakzeptabel". Dias sieht in der Häufung und Schwere der Vorfälle "ein gezieltes Vorgehen gegen Christen auf allen Ebenen."

Hass auf Christen gezielt geschürt

Die Hauptverantwortung für den Negativ-Trend sieht er bei der indischen Regierung, die von der Bharatiya Janata Party gestellt wird und als hindu-extremistisch gilt. "Ihre Machtergreifung hat hindu-nationalistischen Randgruppen starken Auftrieb verliehen", konstatiert Dias. "Sie sehen in den Christen leichte Opfer, gegen die man unter der BJP-Regierung ungestraft vorgehen kann."

Unterdessen gibt es weiterhin starke Anstrengungen, zum christlichen Glauben übergetretene Hindus zum Hinduismus zurückzubringen. So verkündete der Präsident des Welt-Hindu-Rates (VHP) Praveen Togadia am 8. Januar, innerhalb der letzten 10 Jahre habe man erfolgreich 500.000 Christen und 250.000 Muslime im Rahmen der zu diesem Zweck veranstalteten "Ghar Whapsi" Feste "zurückbekehren" können. Jedoch nur zwei Tage später, am 8. Januar, warnte VHP-Generalsekretär Y. Raghavulu, jedes Jahr würden 800.000 Hindus zu einem anderen Glauben "bekehrt". In den Augen des christlichen Aktivisten John Dayal nicht viel mehr als propagandistische Rhetorik, um die eigenen Anhänger aufzuwiegeln: "Solche Aussagen sind Ausdruck von unverhohlenem Hass, um weitere Gewalt zu provozieren … Tatsächlich soll die Bevölkerung weiter polarisiert und gegen religiöse Minderheiten aufgebracht werden, besonders gegen Christen."

Auf dem Open Doors Weltverfolgungsindex rangiert Indien aktuell an 17. Stelle unter den Ländern, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quellen: Open Doors, World Watch Monitor

Bitte beten Sie für die Christen in Indien

  • Danken Sie für die zahlreichen mutigen Christen in Indien, die ihren Glauben trotz aller Anfeindungen unerschrocken leben
  • Beten Sie für die Opfer der zahlreichen Übergriffe und ihre Familien
  • Beten Sie für die indische Regierung und die zuständigen Behörden, dass Gott ihre Herzen bewegt, sie jeglichem Unrecht entgegentreten und die Christen schützen
  • Beten Sie für die Hindu-Extremisten, dass Jesus ihnen begegnet und sie von Hass und Gewalt ablassen