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Indien: Hindu-Extremisten drangsalieren Christen

Die jüngsten Übergriffe im Überblick

(Open Doors) - Zahlreiche Christen in der gemessen an der Bevölkerungszahl größten Demokratie der Welt müssen jederzeit mit tätlichen Angriffen wegen ihres Glaubens rechnen. Auch in den ersten Wochen des neuen Jahres setzte sich diese Entwicklung fort, wobei sich die Situation in den einzelnen Bundesstaaten sehr unterschiedlich darstellt. Die folgende Übersicht über jüngst dokumentierte Vorfälle aus mehreren Bundesstaaten unterstreicht einmal mehr die hervorgehobene Rolle des radikalen Hinduismus als Hauptquelle von Verfolgung. Indien rangiert auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors auf Platz 32.

Bundesstaat Andhra Pradesh: Mitglieder der hindu-extremistischen Jugendorganisation Bajrang Dal warfen einem Pastor und einem Gemeindemitglied Zwangsbekehrung vor und verprügelten sie. Nach einem Bericht des Gesamtindischen Christenrats (AICC) waren Pastor Kiran und ein weiterer Christ am 17. Dezember 2011 auf dem Weg zu einem Gemeindemitglied, das beim Fremdenverkehrsamt des Hindu-Wallfahrtsortes Yadagirgutta, Bhogri, arbeitet. Als die Extremisten die Besucher bemerkten, riefen sie eine Menschenmenge zusammen, um die beiden zu attackieren. Wie in Indien weit verbreitet, nahm die Polizei zunächst die Opfer fest. Nach dem Einschreiten christlicher Leiter erkannten die Behörden die Haltlosigkeit der Anschuldigungen und ließen die beiden Christen ohne Anklage frei.

Bundesstaat Karnataka I: Hindu-Extremisten der hindu-nationalistischen Organisation Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) platzten am 23. Januar in Haliyal/Kanara in ein Gebetstreffen der "New Life Fellowship". Sie begannen, Pastor Chandrakanth Chavan zu schlagen und ihm die Kleidung herunterzureißen. Wie der Globale Rat indischer Christen (GCIC) meldete, beschimpften die Extremisten die Christen während des Angriffes mit rüden Worten. Neben Pastor Chavan prügelten und traten sie auch auf den Christen Kishore Kavalekar ein. Danach zogen die Angreifer mit dem nackten Pastor in einer Prozession durch den Ort. Gegen Mitternacht banden sie ihn in der Nähe eines Tempels an einen Baum und holten die Polizei. Unterinspektor Umesh Shet und ein Dutzend Beamter nahmen den Pastor und Kavalekar vorläufig fest und brachten sie zur Vernehmung auf die Polizeiwache. Beide wurden noch in derselben Nacht freigelassen.

Bundesstaat Karnataka II: Am 9. Januar verprügelten bewaffnete Hindus bei einem Gebetstreffen in Anekal/Bangalore den Pastor und weitere Christen und fügten ihnen damit Verletzungen zu. Einem GCIC-Bericht zufolge hatte Pastor Shanthakumar den Gottesdienst im Privathaus eines Christen organisiert. Rund 20 Beter waren dort zusammengekommen, als gegen halb elf Uhr nachts etwa 20 Hindu-Extremisten die Versammlung mit schweren Knüppeln und Eisenstangen angriffen. Die Angreifer beschimpften die Anwesenden mit unflätigen Ausdrücken und warfen ihnen Zwangsbekehrungen von Hindus vor. Durch die heftigen Schläge verlor Pastor Shanthakumar einen Finger; das Gemeindemitglied Yashodamma musste u.a. wegen Kopfverletzungen stationär behandelt werden. Ein weiterer Christ namens Vijay wurde schwer am Bein verletzt. Die Christen erstatteten Anzeige, woraufhin die Polizei Ermittlungen gegen die Angreifer aufnahm. Zu Festnahmen ist es jedoch bislang nicht gekommen.

Indien: Teilnehmerin eines Verfolgungssemiars von Open Doors/ODBundesstaat Karnataka III: Anhänger der hindu-extremistischen Jugendorganisation Bajrang Dal stürmten in Humnoor/Bagalkot am 1. Januar in eine Neujahrsgebetsversammlung der "Blessing Youth Mission Church". Sie verprügelten Pastor Pastor Siddu Seemanth Gunike und warfen ihm vor, er sei an Zwangsbekehrungen von Hindus beteiligt gewesen. Nach der Misshandlung der Christen holten die Extremisten die Polizei von Jamkhandi hinzu die umgehend mit der Vernehmung der Anwesenden begann. Aufgrund der Intervention christlicher Leiter aus der Gegend verlangte die Polizei von den Extremisten eine schriftliche Erklärung, in der sie versprechen mussten, die Christen nicht noch einmal anzugehen. (Foto: Teilnehmerin eines Verfolgungssemiars von Open Doors/OD)

Bundesstaat Karnataka IV: Im Bezirk Nord-Kanara drang ein Dutzend extremistischer Hindus gewaltsam in eine Silvestergebetsversammlung ein. Sie schlugen auf die Christen ein und befahlen ihnen, mit dem Beten aufzuhören. Die von Biju Nair und seinem Freund Venkatesh angeführten Extremisten warfen den Christen Zwangsbekehrungen vor und informierten die Polizei. Die beiden kurz darauf eingetroffenen Polizisten beteiligten sich jedoch an der Drangsalierung der Christen und drohten, ihnen etwas anzutun. Der Pastor wurde für den nächsten Morgen auf das Polizeirevier einbestellt. Die Christen erstatteten daraufhin Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen die Angreifer und gegen die Polizisten aufgrund ihres Vorgehen. Später informierten die Christen Unterinspektor Babu Madar von der Polizei in Ramnagar. Dieser rügte die beiden Beamten und ermutigte den Pastor, er solle die Gebetsversammlungen "ohne Furcht" fortsetzen.

Orissa I: Im Bezirk Kandhamal bewarf ein Hindu-Extremist am 25. Januar die Hütte von Pastor Patiba Mohan Kota in Adigar/Phulbani mit Steinen. In Abwesenheit des Pastors beschimpfte Jaleshwar Pradhan die Frau des Pastors und ging seine Töchter an. Dabei schrie er: "Ihr Christen dürft hier nicht wohnen, es ist nicht euer Land. Letztes Mal wurden nur eure Häuser kaputt gemacht, dieses Mal werdet ihr hier alle begraben!" Zwar wurde nur ein geringer Schaden am Haus verursacht, doch der Pastor und seine Familie sind sehr verängstigt. Er war bereits einmal von Radikalen gefoltert worden. Dabei verlor er einen Teil seines Augenlichts und seines Gehörs. Der Pastor gehörte zu den Opfern des Gewaltausbruchs im Jahr 2008, bei dem die Häuser vieler Christen zerstört wurden. Pradhan wurde verhaftet und verschiedener Vergehen gemäß dem indischen Strafrecht beschuldigt.

Orissa II: Die Polizei von Raikia nahm am 9. Januar Pastor Sukadeb Digal aus Tiangia im Bezirk Kandhamal fest. Dem Pastor von der Danekbadi Baptist Church wird zu Last gelegt, Menschen unter Zwang oder aufgrund unlauterer Versprechen zum christlichen Glauben verleitet zu haben.

Stellen Sie sich bitte mit Ihrem Gebet an die Seite der Christen in Indien. Haben Sie vielen Dank dafür!

  • Danken Sie Gott für die vielen engagierten Christen und Gemeinden in ganz Indien. Sie sind mit verschiedenen Diensten für ihre Landsleute aktiv.
  • Beten Sie um Trost und Gottes Frieden für alle von Übergriffen Betroffenen. Möge Gott ihnen neuen Mut und neue Freude schenken, Jesus weiterhin nachzufolgen.
  • Beten Sie für die indischen Sicherheitskräfte, dass sie sich nicht von radikalen Hindus beeinflussen oder gar einschüchtern lassen, sondern sich für Recht und Gerechtigkeit einsetzen.
QuelleCompass Direct