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Irak: Mord an 29-jährigem Familienvater
(Open Doors) – Der jüngste Mord an einem Christen im Nordirak zeige erneut, wie anhaltend gefährdet Christen im Irak sind. Jederzeit können sie Opfer von Entführungen und grausamer Gewalt werden, so das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors. Am 16. Mai fanden Polizisten in Kirkuk den grausam entstellten Leichnam des 29-jährigen Ashur Issa Yaqub. Der Ehemann und dreifache Familienvater gehörte einer chaldäisch-katholischen Gemeinde an. Laut Medienberichten wies sein Körper grausame Foltermale und Bisswunden auf. Beine und Arme waren gefesselt, sein Kopf war fast abgetrennt. Yaqub war Tage zuvor entführt worden. Wie ein örtlicher Pastor dem Informationsdienst Compass Direct mitteilte, hatten mutmaßlich Al Kaida-Anhänger Yaqubs Arbeitgeber unter Druck gesetzt. Der Bauunternehmer solle den Mann entlassen, weil dieser Christ war. Mitglieder des Terrornetzwerkes sollen ein Lösegeld in Höhe von rund 70.000 Euro für die Freilassung des Bauarbeiters gefordert haben.
Nur Al Kaida sei zu einer derartig "bestialischen Tat" fähig, so der Generalsekretär der chaldäisch-assyrischen Studenten- und Jugendunion, Kaldo Oghanna. Auch der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako, reagierte mit Entsetzen auf den Tod des Christen. Er sehe jedoch kein religiöses Motiv hinter der Tat. Es könne vielmehr das Werk von Kriminellen gewesen sein, die an Geld kommen wollten. Dennoch, so Sako, würden Entführer ihre Opfer normalerweise nicht auf diese Art ihre Opfer foltern und töten. Der Erzbischof befürchtet, dass nun viele Christen die Stadt verlassen wollen.
Blickpunkt Christen im Irak
Die Situation für die Christen im Irak hat nach Einschätzung von Open Doors sich extrem verschlechtert. Auf dem aktuellen Weltverfolgungsindex des überkonfessionellen Hilfswerkes steht der Irak auf Platz 8, in der Rangliste der Länder, in denen Christen weltweit am stärksten verfolgt werden - im Vorjahr stand das Land noch auf Platz 17. Open Doors bittet, für Christen im Land und besonders für die Kinder, die inmitten von Gewalt und Terror aufwachsen, zu beten. Viele leiden unter einem Trauma, haben Alpträume und blicken in eine ungewisse Zukunft. (Foto: Frau in einem Flüchtlingsdorf im Norden/Open Doors)
Fragen an Dr. Daniel Ottenberg, Leiter Referat Menschenrechte bei Open Doors Deutschland e.V.
Kommt der Druck auf Christen nur vonseiten extremer Islamisten und Terroristen?
Gewaltsam gehen tatsächlich vor allem islamistische Gruppen gegen die christliche Minderheit vor. Hinzu kommt noch, dass Christen wie viele ihrer Landsleute auch unter den instabilen politischen Verhältnissen und der schlechten Sicherheitslage leiden. Seit Jahren sehen sie sich von der Regierung alleingelassen. Nur ein Beispiel: Trotz anderslautender Versprechen haben die Hinterbliebenen der Opfer der blutigen Geiselbefreiung in einer Kirche in Bagdad im Oktober 2010 bisher keine Entschädigung oder auch nur finanzielle Hilfe erfahren.
Wie bedrohlich ist die Lage für Christen derzeit im Irak?
Sie ist ohne Übertreibung dramatisch. Es sieht zunehmend danach aus, dass die christliche Bevölkerung des Landes systematisch vertrieben werden soll. Inzwischen geht Open Doors davon aus, dass nur noch deutlich unter 300.000 Christen im Land leben. Und der Exodus von irakischen Christen hält an. Nach jedem Übergriffe packen weitere Familien ihre Koffer und verlassen ihre Heimat.
Wie verhält sich die irakische Regierung?
Natürlich werden alle Morde und sonstigen Übergriffe auf das Schärfste verurteilt. Tatsächlich aber ist die Regierung nicht willens - und vermutlich auch nicht in der Lage - die christliche Minderheit wirksam zu schützen. Insgesamt bleibt die irakische Politik sehr passiv.
Wie kann die Gemeinde Jesu im Irak überleben? Was brauchen irakische Christen am Nötigsten?
Als Erstes brauchen die Christen im Irak die Gewissheit, vom Rest der Welt und besonders von ihren Glaubensgeschwistern nicht vergessen zu sein. Diese Solidarität sollte bei Christen weltweit zunächst in Gebet für den Irak und die dortige Gemeinde Jesu münden. Füreinander zu beten, ist unsere Verantwortung vor Gott. Schließlich gibt es auch Christen, die im Irak bleiben wollen, um die Gemeinde Jesu lebendig zu halten. Andere haben schlichtweg nicht die Mittel, sind zu alt oder krank, um fliehen zu können. Sie brauchen unsere Hilfe und Ermutigung. Daher sollte alles unterstützt werden, was Hoffnung vermittelt und Perspektive gibt. Das reicht von praktischer Hilfe über Ausbildung und Hilfe zur Selbsthilfe bis zur Trauma-Begleitung, gerade bei Kindern. Open Doors unterstützt seit Jahren mit verschiedenen Projekten bedrohte Familien und Gemeinden etwa in Bagdad oder Mossul sowie Binnenflüchtlinge im Norden des Landes. Politiker sollten ihr Augenmerk und ihre Anstrengungen darauf richten, dass sich die Sicherheitslage im Land verbessert. Denn ohne Verbesserung wird es schwer sein, den Christen eine Perspektive zum Bleiben zu geben.
Gebetsanliegen:
- Beten Sie für die Familie von Ashur Issa Yaqub. Die Familie ist sehr arm. Neben dem schweren Verlust hat die Familie nun auch kein Einkommen mehr. Die Witwe muss alleine die Kinder durchbringen.
- Beten Sie um Schutz und Weisheit für die Christen in Kirkuk.
- Beten Sie für die irakische Regierung, damit sie das Volk und besonders die Christen hinreichend schützt.