Für den Gemeindebrief

Iran: Keine bleibende Stadt für Christen

(Open Doors, Kelkheim) – „Ich glaube, die Christen im Iran sind in ihrem eigenen Land fremder als ich hier als Flüchtling bin. Ich weiß, was es bedeutet, nicht willkommen zu sein, jeden Tag seine wahre Identität verbergen zu müssen, ständig auf der Hut zu sein, um sich und die Familie zu schützen.“ Das sagt Negar*, eine iranische Christin, die seit ihrer Flucht im Ausland lebt. Ihre Worte erinnern an die Perspektive des Hebräerbriefes, wo es heißt: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ (Hebr. 13,14).

Menschen auf einer Straße
Straßenszene aus dem schiitischen Wallfahrtsort Ghom (Symbolbild)

Seit Kriegsende mindestens 43 Christen verhaftet

Die Situation im Iran hat sich seit dem Ende des Krieges mit Israel im Juni weiter verschärft. Mit einer Reihe neuer Maßnahmen hat das Mullah-Regime den Druck auf alle Gruppierungen erhöht, die als Bedrohung wahrgenommen werden. Innerhalb von 12 Tagen gab es über 700 Verhaftungen – darunter mindestens 43 Christen (Stand 16. Juli) –, 10 standrechtliche Erschießungen wegen „Spionage“ sowie eine Reihe neuer gesetzlicher Regelungen. Diese sehen bei Zuwiderhandlung lange Haftstrafen oder die Todesstrafe vor. Im Fokus der Maßnahmen: die angebliche Zusammenarbeit mit „feindlichen Staaten“ wie den USA oder Israel. Gerade christliche Konvertiten, die sich vom Islam abgekehrt haben, werden in Gerichtsurteilen seit Jahren regelmäßig als „Zionisten“ gebrandmarkt und beschuldigt, die Sicherheit des iranischen Staates zu gefährden. Negar denkt oft an die Christen im Gefängnis: „Es bricht mir das Herz, wenn ich an sie und ihre Familien denke – so allein, abgeschnitten von der Kirche, ohne jede Möglichkeit, einen anderen Christen auch nur einmal anzurufen. Sie leben in Angst und werden ständig beobachtet. Dennoch bin ich tief bewegt und ermutigt durch ihren unerschütterlichen Glauben an den Herrn. Bitte beten Sie für sie.“

Geld verdienen oder Gottesdienst feiern – entweder, oder

Die schwierige wirtschaftliche Lage im Land bringt viele Menschen an den Rand der Armut. Umso glücklicher war die Christin Fatemeh*, als sie vor Kurzem endlich eine Arbeitsstelle fand und sie wieder das dringend benötigte Geld verdienen konnte. Um am Online-Gottesdienst ihrer Gemeinde teilnehmen zu können, erbat sie sich, einmal wöchentlich eine Stunde früher Feierabend machen zu dürfen. Vergeblich. Für Fatemeh war klar, dass sie ohne eine christliche Gemeinschaft nicht in der Lage sein würde, geistlich zu überleben. Die Online-Kirche war – wie für viele Christen muslimischer Herkunft im Iran – Fatemehs einzige Möglichkeit, Gemeinschaft mit anderen Christen zu haben und geistlich zu wachsen. Schweren Herzens kündigte sie deshalb ihre Arbeit. Fatemehs Beispiel zeigt, welche Entbehrungen viele iranische Christen für ihren Glauben an Jesus bereit sind zu ertragen.

Derzeit leben im Iran ca. 800.000 Christen, zumeist Konvertiten aus dem Islam. Das Land steht aktuell an 9. Stelle des Weltverfolgungsindex. Trotz jahrelanger intensiver Verfolgung durch das islamische Regime kommen immer mehr Iraner zum Glauben an Jesus. Sie wünschen sich unser Gebet.

*Name geändert

 

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