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Nigeria: Bischöfe „schockiert“ über Untätigkeit der Regierung

Angriffe auf christliche Dörfer fordern zahlreiche Opfer / Amnesty International klagt Regierung an

(Open Doors, Kelkheim) – Am 8. Februar traf eine 11-köpfige Bischofsdelegation der katholischen Kirche von Nigeria mit Präsident Muhammadu Buhari zusammen. Hauptthema der Gespräche waren die fortgesetzten Angriffe auf überwiegend christliche Dörfer in zentralen Teilen des Landes. Mit ungewöhnlich deutlichen Worten klagten die Geistlichen Buharis Regierung an, „entweder unfähig oder unwillig“ zu sein, die Bevölkerung dort zu schützen. Ein jüngst veröffentlichter Bericht von Amnesty International (AI) beschuldigt die Armee, am 4. Dezember 2017 von Fulani-Hirten angegriffene Dörfer bombardiert und dabei viele fliehende Einwohner getötet zu haben, statt sie zu beschützen.
 

Ein Pastor vor seiner zerstörten Gemeinde
Bild: Ein Pastor vor der Ruine seiner Kirche, die letztes Jahr durch Fulani-Hirten zerstört wurde.

Gezielte Angriffe mit immer moderneren Waffen

Im Januar besuchten Mitarbeiter von Open Doors die zwei am stärksten betroffenen Dörfer Dong und Lawaru. Die Dörfer bilden gemeinsam mit anderen in der näheren Umgebung eine christliche Enklave in dem ansonsten überwiegend muslimischen Bundesstaat Adamawa. Es ist zu befürchten, dass auch Christen vereinzelt Gewalt angewendet haben. Allerdings sind die Opferzahlen auf Seiten der Christen dramatisch höher als auf der anderen Seite. Presseberichte über „Zusammenstöße zwischen Christen und Muslimen“ sind irreführend, da es sich in der Regel um Angriffe auf Siedlungen wehrloser christlicher Bauern handelt. Die Angreifer sind meistens Viehhirten des Fulani-Stammes, die im Schutz der Nacht zuschlagen. Auffällig ist, dass dabei immer modernere, teure Waffen zum Einsatz kommen, während den Christen jegliche Bewaffnung untersagt wird – für viele Beobachter ein Indiz für die Unterstützung durch Dritte.

Christen von Sicherheitskräften im Stich gelassen

Christen beklagen angesichts der seit Jahren anhaltenden und zusehends eskalierenden Übergriffe die Rolle der Regierung. So haben Augenzeugen von Überfällen mehrfach berichtet, dass Sicherheitskräfte sich unmittelbar vor Angriffen zurückzogen oder zu spät eintrafen, um Schutz bieten zu können. Ermittlungen nach Übergriffen ziehen sich oft über Monate hin und bleiben zumeist ergebnislos. Demgegenüber setzte die Regierung nach der kürzlichen Ermordung von sechs Fulani-Hirten den zuständigen Behörden eine Frist von sieben Tagen, um die Schuldigen ausfindig zu machen.
 

Video zum Thema: „Tödliche Hirten“ dokumentiert die massiven Folgen der Angriffe von Fulani-Hirten auf Christen in Nigeria.


Betroffene Christen benötigen dringend Hilfe

Open Doors führt in den von Fulani-Angriffen betroffenen Gebieten seit Jahren Hilfsprojekte durch; dazu gehört der Aufbau von Kliniken und Schulen und Nothilfeprojekte für Flüchtlinge. Von großer Wichtigkeit sind auch Schulungen für Gemeinden, wie sie mit der herrschenden Verfolgung umgehen sollen. Für besonders stark betroffene Dörfer ist ein Wiederaufbau-Programm in Vorbereitung, das in diesem Jahr starten soll.

Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert Nigeria aktuell auf Platz 14 unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quellen: World Watch Monitor, Open Doors

Bitte beten Sie für die Christen in Nigeria

  • Beten Sie für die Verletzten und Hinterbliebenen, dass Gott sie tröstet und umfassend wiederherstellt – an Leib, Seele und Geist.
  • Beten Sie um ein Ende der Überfälle.
  • Beten Sie um Vollmacht für alle Pastoren und geistlichen Leiter, die Christen im Glauben zu stärken und Rufen nach Rache weise zu begegnen.
  • Beten Sie für die Regierung und die zuständigen Sicherheitsbehörden, dass sie endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und die Christen schützen.
  • Beten Sie für die Angreifer: dass sie Gottes Reden hören und umkehren von ihren bösen Taten.