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Nigeria: Traurige Weihnachten ohne entführte Töchter

Boko Haram verübt weiterhin Überfälle rund um Chibok

(Open Doors, Kelkheim) – Während bei Christen in aller Welt die Vorfreude auf die Feiern anlässlich der Geburt Jesu wächst, bereiten sich im nigerianischen Chibok zahlreiche Familien auf das zweite Weihnachtsfest ohne ihre entführten Töchter vor. Im April 2014 hatte die islamistische Boko Haram die "Chibok Government Secondary School" überfallen und 276 überwiegend christliche Mädchen in den nahgelegenen Sambisa Wald verschleppt. Open Doors traf den Sprecher einer Elterninitiative von Betroffenen.

Rettungsversuche mit Jagdwaffen

"Am 14. April 2014 war ich zu Hause", erinnert sich Yakubu Nkiki Maina, dessen 18-jährige Tochter Maimuna zu den Entführten gehört. "Als wir den ersten Schuss hörten, verließen alle Bewohner fluchtartig das Dorf, weil wir damit rechneten, dass Boko Haram auch uns angreifen würde." Nachdem die Nachricht von der Entführung bekannt wurde, eilten die Eltern der Mädchen zu dem Schulkomplex. "Alle Gebäude waren niedergebrannt. Wir waren in Tränen aufgelöst, einige brachen zusammen." Nachdem sich die meisten wieder gefasst hatten, beschlossen die Männer, die Verfolgung der Entführer aufzunehmen – ausgerüstet mit den traditionellen Jagdwaffen. Doch im nächsten Dorf warnte man sie eindringlich: Die Boko-Haram-Kämpfer seien schwer bewaffnet, man solle die Befreiung der Mädchen lieber der Armee überlassen. Eilig informierten die Eltern die Behörden in der Hoffnung auf eine sofortige Reaktion. Doch es sollte der Beginn einer langen, schmerzhaften Zeit voller Enttäuschungen und Ungewissheit sein.

Traumatisierte Familien

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Seit 18 Monaten ist die Situation nahezu unverändert: Zahlreiche Versprechungen der Regierung blieben unerfüllt, gute Nachrichten erwiesen sich als Falschmeldungen. Verlautbarungen der Boko Haram über die Islamisierung, den Verkauf und die Verheiratung der Mädchen sorgten für weiteren Schmerz. Wie kann man damit leben? "Alle betroffenen Familien leben in ständiger Unruhe. Oft sind es alltägliche Situationen wie die gemeinsamen Mahlzeiten, wenn Geschwister oder Eltern plötzlich innehalten, sich nach der entführten Schwester oder Tochter umsehen und in Tränen ausbrechen oder nicht mehr essen können. Einige Mütter haben Herzinfarkte erlitten oder Magengeschwüre entwickelt. Viele leiden unter Traumata und benötigen dringend medizinische Hilfe, die unser örtliches Krankenhaus nicht bieten kann. Bisher haben wir 18 Eltern beerdigt." (Open Doors berichtete)

Von der Regierung enttäuscht

Yakubu Nkiki Maina spricht von der Hoffnung, die man auf die neue Regierung gesetzt habe. Aber: "Ich bin überrascht, dass Boko Haram bis heute in unserem Gebiet Angriffe durchführen kann. Wie ist das möglich, nach allem, was geschehen ist? Wenn irgendein Schuss zu hören ist, suchen immer noch alle Zuflucht im Unterholz, obwohl Soldaten in der Gegend stationiert sind. Denn bevor sie etwas mitbekommen, ist Boko Haram schon fertig und verschwunden. Deshalb leben wir in Angst."

Aufgrund der herrschenden Unsicherheit sind die Schulen in den Bundesstaaten Yobe und Borno geschlossen. Nigeria belegt auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors aktuell den zehnten Rang unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden.

Quellen: World Watch Monitor, Open Doors

Bitte beten Sie für die Christen im Norden Nigerias

  • dass das Leiden dieser Mädchen bald ein Ende hat und sie frei kommen
  • um Kraft für die Eltern und Geschwister, dass sie die Ungewissheit aushalten
  • für Regierung und Armee, dass Jesus ihnen die nötige Entschlossenheit und Gelingen gibt, die Christen zu schützen und die Mädchen zu befreien
  • für die Boko-Haram-Kämpfer, dass Gott sie überwältigt und ihnen die Augen öffnet

Hinweis: Weltverfolgungsindex 2016 - Am 13. Januar 2016 veröffentlicht Open Doors den neuen Weltverfolgungsindex. Bitte beten Sie mit, dass viele Entscheidungsträger in Kirchen, Medien und Politik dadurch bewegt werden, sich für verfolgte Christen einzusetzen.