Persönliche Berichte

Nigeria: Unruhen im Vorfeld der Wahlen

Viele Tote und Verletzte bei Unruhen in Plateau

 

(Open Doors) – Im Vorfeld der für April anstehenden Wahlen in Nigeria befürchtet das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors weitere Unruhen. Besonders angespannt sei die Lage im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau. In dessen Hauptstadt Jos herrsche ein Klima der Angst vor erneuten Anschlägen, berichten einheimische Mitarbeiter. In Teilen der 900 000-Einwohnerstadt sei das Geschäftsleben zum Erliegen gekommen. Plateau liegt an der Grenze zwischen dem vorwiegend muslimischen Norden und dem christlich-animistischen Süden Nigerias.

In Nigeria kamen allein im vergangenen Jahr bei Unruhen etwa 2000 Christen und 500 Muslime ums Leben. Die kommenden Wahlen werden daher mit Spannung erwartet. Nach dem überraschenden Tod des Präsidenten Umaru Yar`Adua, ein Muslim, führt seit Mai 2010 sein Stellvertreter Goodluck Jonathan, ein Christ, die Regierungsgeschäfte. Open Doors befürchtet, dass die Wahlen kaum zur dauerhaften Befriedung des Landes beitragen werden, da auch mit den Wahlen das Grundproblem der Spannungen in Nigeria nicht gelöst wird.

Jos - Brennpunkt der Unruhen

An Heiligabend 2010 starben bei Bombenexplosionen und Angriffen auf Kirchengebäude in der Bundeshauptstadt Abuja, die wahrscheinlich von muslimischen Extremisten verübt wurden, mindestens 80 Menschen. Zeitgleich wurden bei sieben Sprengstoffanschlägen in zwei Bezirken von Jos weitere 32 Menschen getötet und 74 verletzt. Diese Anschläge zeigen einmal mehr, dass Jos auch in diesem Jahr ein Brennpunkt der Unruhen bleiben wird, so Open Doors. Die jüngsten Gewaltakte haben im Vergleich zu den Unruhen des vergangenen Jahres eine neue, besorgniserregende Dimension erreicht: die Häufigkeit und Intensität der Angriffe versetzt immer mehr Christen in Angst. Präsident Goodluck Jonathan äußerte seinen Schmerz über die Anschläge, welchen "viele unschuldige Nigerianer, Christen wie Muslime, zum Opfer gefallen sind". In einem offenen Brief appelliert der anglikanische Erzbischof der Diözese Kaduna, Dr. Josiah Idowu-Fearon, an die Leiter des Nordens, ehrlicher, weniger selbstsüchtig und bereit zu sein, einander als Nigerianer mit unterschiedlichen religiösen Überzeugungen zu akzeptieren: "Die Lösung liegt in den Händen der religiösen und politischen sowie der Stammesführer. Besonders in Jos, doch auch im gesamten Norden des Landes".

Gewalt zu Jahresbeginn

In der Umgebung von Jos wurden Medienberichten zufolge am 9. Januar mehrere Häuser niedergebrannt. Sicherheitskräfte wurden veranlasst, dort die Ruhe wieder herzustellen. Wie das Büro von Open Doors in Jos berichtet, kam es in den Bezirken Katako und Sabon Layi zu mehreren Schusswechseln. Unklar ist, ob es sich hierbei um Soldaten oder um Angreifer gehandelt hat. In dem kleinen Dorf Kuru Station nahe Jos wurden nach einem Bericht von CNN am 11. Januar 13 Einwohner ermordet. Gegen Mitternacht waren unbekannte Angreifer ins Dorf eingedrungen und gingen auf die Bewohner los.

Gespannte Stille

Augenzeugenberichten zufolge seien Teile von Jos derzeit "wie ausgestorben". In Bezirken, in denen üblicherweise geschäftiges Treiben herrscht, blieben die Menschen in ihren Häusern. Viele Läden seien geschlossen. Auslöser der Unruhen in der Stadt war mutmaßlich der Angriff auf einen Bus mit muslimischen Hochzeitsgästen. Sieben Insassen wurden getötet. Muslimische Jugendliche zogen daraufhin demonstrierend durch die Straßen.

Die Wahlen zur Nationalversammlung finden am 2. April statt. Einige Tage später am 9. April wird dann der neue Präsident Nigerias gewählt. Über die Nominierung eines Präsidentschaftskandidaten ist die Regierungspartei gespalten. Die regionalen Gouverneurs- und Parlamentswahlen finden am 16. April statt. Open Doors ruft die Politik dazu auf, die Wahlen in Afrikas bevölkerungsmäßig größtem Land gerade angesichts der religiösen und ethnischen Unruhen intensiv zu begleiten.

Gebetsanliegen:

  • Beten Sie für die Christen in Nigeria und für unsere Mitarbeiter um Schutz und Weisheit. Denken Sie auch an die Familien, die Angehörige verloren haben. Witwen bleiben mit ihren Kindern oft mittellos zurück.
  • Beten Sie um eine Befriedung der Lage und um einen friedlichen Verlauf der Wahlen.
  • Beten Sie mit, dass Christen auf Anschläge nicht mit Gegengewalt antworten. Beten Sie darum, dass die Kirchen sich gegen eine Beteiligung an Gewalt aussprechen und ihren Jugendlichen beibringen, wie sie auf solche Attacken friedlich reagieren können.