Persönliche Berichte

Nordkorea: Der stille Kampf

Druck auf Christen in Nordkorea nimmt weiter zu

(Open Doors, Kelkheim) – In Nordkorea wird jeder Staatsbürger dazu gezwungen, seine Ergebenheit gegenüber der herrschenden Familie zu bekunden. Von klein auf wird Kindern beigebracht, sich vor den Portraits von Kim Il Sung und Kim Jong Il zu verneigen, die in jedem Haus, jeder Schule und jeder Arbeitsstelle zu finden sind. Für die Christen in Nordkorea kollidiert diese Anordnung mit ihrer Überzeugung, dass Gott allein die Anbetung gebührt. Sowohl die Propaganda um den Führerkult als auch die Abschottung der Grenze sind in den vergangenen Jahren stärker geworden, sodass der Druck auf nordkoreanische Christen weiter zunimmt.

Nordkoreaner verbeugen sich vor einer Statue
Nordkoreaner müssen sich vor der Statue von Kim Il Sung beugen

Innere Zerrissenheit

Der Alltag der Nordkoreaner ist von Ritualen geprägt, die ihre Loyalität und ihren Respekt gegenüber dem Regime bezeugen. Sie müssen Parolen rezitieren, Blumen an Denkmälern ablegen und an Zeremonien teilnehmen. Die Verweigerung der Teilnahme wird nicht als Gewissensentscheidung, sondern als Verrat gegenüber dem Staat angesehen. Für Christen stellen diese Rituale ein schmerzhaftes Dilemma dar. Sie wissen, dass das erste Gebot sie dazu auffordert, allein Gott anzubeten. Doch wenn sie sich nicht dem Führerkult beugen, bedeutet das für sie Folter und Tod. Auf diese Weise wird jede Verbeugung zu einem Moment des stillen Gebets: „Herr, du allein bist mein Gott.“

 

Stiller Widerstand

Bruder Simon* koordiniert den Dienst von Open Doors für nordkoreanische Christen. Er unterstützt sie seit vielen Jahren über Netzwerke in China und tauscht sich mit ihnen über diesen inneren Zwiespalt aus: „Einerseits wissen sie, dass man sich vor Götzen nicht verneigen sollte. Andererseits würden alle Christen verhaftet werden, wenn sie sich öffentlich weigerten. Es gäbe keine Kirche mehr.“ Simon schildert, dass den nordkoreanischen Christen in ihrer Verzweiflung die Geschichte von Naaman in 2. Könige 5 besonders wichtig wurde: „Er diente einem fremden König und wurde gezwungen, dessen Arm zu halten und sich mit ihm vor einem bestimmten Götzenbild zu verneigen. Der Prophet Elisa sagte ihm, er solle ‚in Frieden‘ gehen. Mit anderen Worten: Gott wusste, dass Naaman das Götzenbild nicht anbetete.“ Christen in ganz Nordkorea bewegen sich heute auf diesem schmalen Grat, und viele orientieren sich in ihrem inneren Zwiespalt an dieser Bibelstelle. Sie ertragen die Zeremonien mit gesenkten Köpfen, doch ihre wahre Anbetung richtet sich gen Himmel. Ihre Treue zu Jesus wird vor diesem Hintergrund täglich auf die Probe gestellt, und ihr Mut bleibt vor der Welt verborgen. Ihr Widerstand findet in der Stille statt.

Noch stärkere Grenzüberwachung

Nicht nur die Propaganda zu Ehren des Regimes, sondern auch die Grenzüberwachung Nordkoreas werden weiter ausgebaut. Dies spiegelt sich in den abnehmenden Zahlen der nordkoreanischen Flüchtlinge, die in Südkorea ankommen, wider. Während vor der Corona-Pandemie jährlich noch zwischen 1.000 und 3.000 nordkoreanische Flüchtlinge Südkorea erreichten, erfasste das südkoreanische Vereinigungsministerium in diesem Jahr bis Juni nur 96 Geflüchtete aus Nordkorea. Derzeit führen nordkoreanische Behörden eine Inspektion der gesamten Grenze zu China durch. Laut der Internetzeitung Daily NK ist dies Teil eines Fünfjahresplans zur vollständigen Abschottung der Grenze. Die Flucht aus Nordkorea wird dadurch weiter erschwert. In Anbetracht der Lebensmittelknappheit stellt die Verschärfung der Grenzüberwachung eine zunehmende Last für die Bewohner des Landes dar, weil ein Großteil der lebensnotwendigen Güter über China nach Nordkorea geschmuggelt wird.

Darüber hinaus hören Flüchtlinge aus Nordkorea in China häufig zum ersten Mal das Evangelium. Lokale Partner von Open Doors betreiben hinter der Grenze Zufluchtshäuser für geflüchtete Nordkoreaner. Dort erhalten diese neben einer Unterkunft und dringend benötigter Verpflegung auch biblische Schulungen und Literatur. Viele der dort untergebrachten Christen entschließen sich nach einiger Zeit wieder, in ihr Heimatland zurückzukehren, um dort die Untergrundkirche zu stärken. Jetzt, da die Grenzen lückenlos geschlossen werden sollen, sind Christen nun auch von diesen Orten der Unterstützung abgeschottet.

*Name geändert

Bitte beten Sie für die verfolgten Christen in Nordkorea:

  • Beten Sie dafür, dass Christen trotz äußerem Druck standhaft an ihrem Glauben festhalten.
  • Beten Sie, dass Gott die Untergrundkirche stärkt und den Glauben trotz der Isolation am Leben erhält.
  • Beten Sie für die Nordkoreaner, deren Leben durch die strenge Kontrolle der Grenze noch schwieriger geworden ist – bitten Sie Gott um Versorgung mit lebensnotwenigen Gütern.
  • Beten Sie um Gottes Leitung in den Dilemmas, die zum Leben in Nordkoreas Diktatur gehören.
 

Vielen Dank für Ihr Gebet

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